Angeregt durch den o.g. Faden ein paar Gedanken zur Anregung und vielleicht zur Diskussion:
Nie war seit 1945 der Wandel schneller als in den letzten zwei Jahrzehnten. Neozooen, Waldsterben, Wölfe, Energiewende, Naturschutz sind nur ein paar Stichworte.
Und wie so oft nehmen fast alle von uns dies zum Anlass, die aktuelle Entwicklung zu beklagen anstatt sie als Herausforderung und Chance zu nutzen. Dabei waren die Zeiten nie besser als gerade jetzt, um unser Image und unseren Wert publikums - und politikwirksam auf zu polieren.
Nehmen wir das Thema Neozooen. Waschbär und Nutria entwickeln sich mit einer ungeahnten Rasanz und eine natürliche Populationsbegrenzung zeichnet sich nicht ab. In aller Stille forschen Einrichtungen wie das Helmholtz - Institut (
https://www.ufz.de/index.php?de=36329) oder die Uni Göttingen an den Auswirkungen der Neubesiedlung. In den Niederlanden hat die Aufwendung alleine für die Nutriabekämpfung die 50 Mill. € Grenze längst passiert.
Oder das Thema Waldsterben/Waldumbau. Eine Mammutaufgabe für alle Formen des Waldbesitzes. Die ohne Unterstützung der Jagerei kaum gelingen wird, da sind sich alle Beteiligten einig. Wir sind aufgefordert, in neuen Dimensionen zu denken, alte lieb gewordene Gewohnheiten über Bord zu werfen, uns in den Kreis der Waldbewirtschafter aktiv einzubringen und unseren Teil dazu beizutragen, neue, stabile Wälder zu begründen. Wir werden neue Jagdstrategien überdenken und entwickeln müssen, werden inhaltliche und räumliche Schwerpunkte setzen müssen. Wir werden revierlose Jäger brauchen, die uns unterstützen, Wildvermarktungswege entwickeln müssen.
Obwohl über Wölfe unzählige Beiträge geschrieben wurden:
Selbst Robert Harbeck als Mit - Vorsitzender der Grünen ist sich darüber im Klaren, dass die Wolfspopulation immer wieder gesteuert werden muss, um intolerable Schäden zu minimieren. Auch wenn er mit seiner Ansicht an der Basis einige Unruhe hervorgerufen hat, hat er als Umweltminister einige unpopuläre Entscheidungen getroffen. Dieses zu erwartende Wolfsmanagement muss jemand mit ausreichender Qualifikation in die Hand nehmen und wer könnte das besser als wir. Wer könnte das überhaupt, wenn nicht wir? Auch in diesem Punkt müssen wir mitarbeiten, dürfen uns nicht in Ablehnung und Absage abarbeiten, sondern konstruktiv mitarbeiten, so wie es unser Aufgabe ist. Nicht nur mit der Hege und Bejagung selbst, sondern auch, indem wir bei der Betrachtung der ökologischen Folgen der Wiederansiedlung mitwirken. So ist zum Beispiel nie öffentlich wirksam diskutiert worden, dass und warum sich die erwartete Reduktion des waldwirksamen Schalenwildes eben nicht eingestellt hat. Auch hier ist noch unglaublich viel zu tun.
Was hat Energiewende mit Jagd zu tun? Heute erzählte mir mein jagdlich sehr passionierter Nachbar von SW - Rotten jenseits der 50-Stück-Grenze, die allnächtlich über den Energiemais herfallen. Er berichtete, dass er mit einem halben Dutzend Mitstreiter die Jahresstrecke von 150 Sauen passiert habe. Das muss man erst einmal leisten. Die sind ja nicht nur zu erlegen, die wollen geborgen, versorgt und vermarktet werden. Hierzu ist jagdliche Infrastruktur erforderlich, die Zeit und Geld kostet.
Strecken wie die o.g. in Revierchen von um die 500 ha sind kein Einzelfälle. Ich kenne Reviere, Eigenjagden, die zu 95 % aus Energie - Maisanbauflächen bestehen und die seit Jahren unverpachtet sind, weil sich niemand findet. Die Ernteverluste liegen in manchen Revieren in manchen Jahren bei > 20 %!
Wir müssen unserer Gesellschaft klar machen, dass wir diese Aufgabe nur leisten können und wollen, wenn man uns nicht gleichzeitig als entbehrliche Randgruppe der Landnutzer betrachtet und wenn man uns die notwenigen Rahmenbedingungen schafft. Die Freigabe von Nachtsichtgerät und Schalldämpfer sind ein klares Signal, dass man uns verstanden hat. Mit dem, was hier geleistet wird, was bei der Bekämpfung der ASP geleistet wird, hinterm Berg zu halten, ist falsch.
Selbst Landkreise mit fast krankhaft anmutend überzogenen Vorstellungen von vertretbaren Forderungen zum Wohle der Naturschutzgebiete wissen, dass ihre Bemühungen ohne Jagd Stückwerk bleiben. Beispielhaft sei die Bejagung von Fuchs und Co in Vogelschutzgebieten genannt, die von den Naturschutzverbänden an einigen Orten vehement gefordert werden. Von den Land - oder Fischwirten nicht mehr akzeptierbare Schäden durch Gänse oder Kormorane können nur durch uns begrenzt werden. Hier ist konstruktive Zusammenarbeit mit den örtlichen Naturschützern gefordert.
Das sollen nur einige Beispiele sein, jedem von uns wird noch das eine oder andere dazu einfallen. Eines sollte uns allen aber klar sein - Verweigerungshaltung hilft uns nicht, alte Zöpfe weiter flechten hilft uns nicht. Wenn irgendwann in ein paar Wochen die Ministerämter in Land - und Forstwirtschaft sowie im Umweltschutz neu besetzt werden, müssen wir offensiv starten und in einen konstruktiven Dialog eintreten, um unsere Rolle in Gesellschaft und Politik für die nächsten Jahre und Jahrzehnten zu definieren. Wenn Konzerne wie VW 0,5 % ihres Jahresumsatzes in Werbung investieren, tun die das nicht ohne Grund. Da sollte es uns auf ein paar Stunden gezielter Verbandsarbeit und / oder politischer Arbeit nicht ankommen, um Werbung für uns zu machen.
Und vor allem - den Ewig - Gestrigen in unseren Verbänden dürfen wir diese, Professionalität und Freude an der Arbeit voraussetzende Aufgabe nicht überlassen.