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- 28 Mrz 2013
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Hallo und Waidmannsheil vom Niederrhein.
Ich heiße Thomas, bin 43 Jahre alt, in Lohn und Brot und, wenn auch kein Jungjäger mehr, so sicher ein an Erfahrung junger Jäger.
Außer einem Onkel in der alten Heimat (dazu später mehr) habe ich keinen jagdlichen Hintergrund;
die vielen furchtlosen Borstenviecher hinter den Wällen der Warteplätze z.B. auf der Schießbahnen in Bergen und Putlos oder Kojoten und Weißwedelhirsche in Shilo fand ich jedoch schon sehr faszinierend.
Zur Jagd bin ich letztlich durch meine frühere berufliche Tätigkeit gekommen.
Mit dem Sportschießen hat es begonnen, aber irgendwie fühlte ich mich noch nicht angekommen.
Seinerzeit haben einige meiner Kunden von ihren jagdlichen Erlebnissen berichtet; einer meinte: „Herr Dosenbrot, machen Sie doch auch den Jagdschein, das ist auch was fürs Alter, sehen Sie an mir.“
Danach erzählte er mir vom Ansitz im Morgengrauen, mit blutrot aufgehender Sonne über der Wiese, auf der drei Schichten Nebel lagen und der Ricke mit Kitz, die er beim Abbaumen mit den Häuptern durch die mittlere Lage brechen sah. Er sei dann auf der Leiter stehengeblieben, habe sich einfach nur am Anblick erfreut und sagte dann noch einen weiteren Satz, der mir bis heute im Gedächtnis haften geblieben ist: „Sie können das auch einfach nur genießen; sie müssen ja nicht schießen.“
Wie dankbar bin ich diesem Herrn für diese Worte.
Das ist mir danach über Jahre hinweg immer wieder durch den Kopf gegangen, bis ich irgendwann bei einem Stadtteilfest an einer rollenden Waldschule mit den Jägern ins Gespräch gekommen bin.
Unmittelbar darauf habe ich das Projekt Jagdschein in die Tat umgesetzt.
Die achtmonatige Ochsentour mit -zum Ende hin- bis zu sechs Terminen in der Woche war anstrengend, aber hat mir eine Menge Spaß gemacht und viel Freude bereitet.
Zuerst war vieles einfach nur viel Information aber nach und nach wuchsen die Dinge und Themen zusammen, die Exkursionen in Wald, Feld und Wildgehege sowie die persönlichen Schilderungen der Dozenten formten schließlich ein Ganzes.
So manche Episode rufe ich mir immer wieder gerne vor mein inneres Auge, auch die erste Frage in der mündlichen Prüfung, die keiner von uns dreien beantworten konnte;
wir hatten schlicht noch nichts davon gehört.
Unvergessen sind auch die diversen Schießtermine mit Flinte und Büchse, das zwischenzeitliche Zweifeln an den eigenen Fähigkeiten und die Fastblamage bei der (Schieß-) Prüfung.
Nach der Prüfung sah es für mich als Stadtkind erst mal mau aus mit Jagdgelegenheit; die anderen Kursteilnehmer waren, ihrer ländlicheren Herkunft wegen, schon vorher entsprechend versorgt.
Ich hatte dann und habe das große Glück, das mich ein ehemaliger Dozent unter seine Fittiche genommen hat.
Wir haben mittlerweile so einiges gemeinsam erlebt, bis hin zu meinem ersten Stück Schalenwild (ein schönes Böckchen mit einer ebenso schönen Geschichte für sich) und es ist auch eine Freundschaft daraus entstanden, die ich nicht mehr missen möchte.
Vor allem möchte ich aber die Jagd nicht mehr missen, selbst wenn sich meine jagdlichen Erfahrungen und Erfolge durchaus noch in Grenzen halten.
Ich genieße das Gesamtpaket; die Arbeit im Revier, das Kanzelbauen, Anlegen von Wildäckern, freischneiden, Pirschwege fegen, Holz machen, das gemeinsame Arbeiten und Lachen, aber eben auch die ruhigen Momente und Stunden auf der Kanzel.
Nach einer Stunde mit Blick auf Wiese und Waldrand sind alle meine mich sonst beschäftigenden Gedanken unwichtig.
Wenn dann noch Wild in Anblick kommt, das Blut laut pochend durch die Adern rauscht, fühle ich mich wirklich lebendig und… angekommen.
Sich dann über einen Jagderfolg, sei es den eigenen oder den eines Jagdkameraden zu freuen, erfüllt mich mit großer Zufriedenheit und ich genieße jedes Mal aufs Neue die damit verbundenen Zeremonien, das Überreichen des Schützenbruchs, das Tottrinken und die immer wieder spannenden Geschichten, auch wenn ich einige schon mehrmals gehört habe.
Gerne habe ich als begeisterter Hobbykoch auch meine eigene stille Freude daran, wenn ich für meine Mitjäger kochen kann, es ihnen schmeckt und sie kräftig zulangen und noch den letzten Rest Soße aus der Pfanne zoppen oder jedes kleine Fitzelchen Salat aus der Schüssel fischen.
Meine Ablehnung von Billigfleisch bzw. überhaupt minderwertigen Lebensmitteln und des oftmals respektlosen Umgangs mit Essen im Allgemeinen war auch ein Grund, warum ich zur Jagd gefunden habe.
Heute ärgere ich mich, dass ich nicht schon viel früher die Jägerprüfung gemacht habe.
Und ja, ich hatte schon ein Naturerlebnis, das mich wieder an die Schilderung des alten Herrn erinnerte:
31. Jänner vor ein paar Jahren, wir hatten nachmittags im dichten Schneetreiben einen mobilen Sitz in den Wald gebracht, wo die Sauen wild gebrochen hatten.
Abends sind zwei wirklich junge Jungjäger und ich, die beiden mir durch ihre vorherigen Erfahrungen weit voraus zum letzten Ansitz der Saison raus.
Beim Parken des Wagens meinten die beiden, auf einer Wiese würd ne Riesensau stehen, ich hatte sie als Fahrer nicht gesehen.
Ich sollte hinter ihnen bleiben…
So schleichen die beiden langsam davon, um den dunklen Brocken per Glas näher zu inspizieren.
Dann winken sie mich heran, die Riesensau war doch nur ein Gebüsch.
Und dann stehen wir da am Rande eines Tales, bei Vollmond, sternenklarem Himmel.
Es war merdekalt und es lagen etwa 30cm Schnee.
Beim Blick in das Tal und auf den gegenüber liegenden Hang sehen wir Häuser, aus deren Fenstern in vielen Schattierungen warmes Licht scheint und in denen offenbar ein Feuer im Kamin flackert.
Kein Geräusch war zu hören und keiner von uns sagte ein Wort.
Das war auch nicht nötig, denn wir wussten alle drei, dass dies einer der Augenblicke war, für die wir Jäger geworden sind und die Jagd lieben.
Danach sind wir auf unsere Sitze und es begann wieder zu schneien.
Auf meinem Büchsenlauf lagen kurz darauf etwa 3cm Schnee, aber das Meiste war danebengegangen und hatte weitere 10cm am Boden aufgeschichtet.
Um Mitternacht baumten wir ab, die beiden Jungs waren auf ihrem mobilen Sitz regelrecht eingeschneit worden, keiner von uns hatte irgendwelchen Anblick.
Das Auto flott zu machen, erwies sich als nicht ganz einfach, es musste noch einen Hügel hochgeschoben werden, weil einfach nicht ausreichend Grip vorhanden war.
Auf dem Weg ins Jagdhaus, sahen wir dann, warum wir keinen Anblick gehabt hatten:
Die Viecher haben uns veräppelt und weiträumig umgangen; zig verschiedene Fährten und Trittsiegel waren im jungfräulichen Schnee zu erkennen, kreuzten die Fahrbahn oder führten parallel zu ihr entlang.
Mit viel Begeisterung habe ich hier in den letzten Wochen mitgelesen, hab vielfach mitgefiebert, mich an schönen Bildern erfreut, bin dabei auf mindestens einen Bekannten gestoßen, freue mich darauf, weitere Foristi kennen zu lernen, selbst viel zu lernen, aber mich in dem mir möglichen Maße auch einbringen zu können.
Mein aktiver Sprachschatz ist auch schon erweitert; Lodenjockel und Kirrdödel finde ich einfach köstlich.
Mein Nick ist übrigens darauf zurückzuführen, dass ich im zarten Alter von drei Jahren aus meinem angestammten Revier hierher an den Niederrhein verschleppt wurde.
Vor der Gebietsreform und nun wieder lautete das dortige Ortskürzel auf den Kennzeichen KÖZ.
Das ist aber schon 40 Jahre her und ich fühle mich hier gut integriert.
So, das ist nun etwas länger geworden.
Noch einen schönen Tag, Frohe Ostern und Waidmannsheil
Thomas
Ich heiße Thomas, bin 43 Jahre alt, in Lohn und Brot und, wenn auch kein Jungjäger mehr, so sicher ein an Erfahrung junger Jäger.
Außer einem Onkel in der alten Heimat (dazu später mehr) habe ich keinen jagdlichen Hintergrund;
die vielen furchtlosen Borstenviecher hinter den Wällen der Warteplätze z.B. auf der Schießbahnen in Bergen und Putlos oder Kojoten und Weißwedelhirsche in Shilo fand ich jedoch schon sehr faszinierend.
Zur Jagd bin ich letztlich durch meine frühere berufliche Tätigkeit gekommen.
Mit dem Sportschießen hat es begonnen, aber irgendwie fühlte ich mich noch nicht angekommen.
Seinerzeit haben einige meiner Kunden von ihren jagdlichen Erlebnissen berichtet; einer meinte: „Herr Dosenbrot, machen Sie doch auch den Jagdschein, das ist auch was fürs Alter, sehen Sie an mir.“
Danach erzählte er mir vom Ansitz im Morgengrauen, mit blutrot aufgehender Sonne über der Wiese, auf der drei Schichten Nebel lagen und der Ricke mit Kitz, die er beim Abbaumen mit den Häuptern durch die mittlere Lage brechen sah. Er sei dann auf der Leiter stehengeblieben, habe sich einfach nur am Anblick erfreut und sagte dann noch einen weiteren Satz, der mir bis heute im Gedächtnis haften geblieben ist: „Sie können das auch einfach nur genießen; sie müssen ja nicht schießen.“
Wie dankbar bin ich diesem Herrn für diese Worte.
Das ist mir danach über Jahre hinweg immer wieder durch den Kopf gegangen, bis ich irgendwann bei einem Stadtteilfest an einer rollenden Waldschule mit den Jägern ins Gespräch gekommen bin.
Unmittelbar darauf habe ich das Projekt Jagdschein in die Tat umgesetzt.
Die achtmonatige Ochsentour mit -zum Ende hin- bis zu sechs Terminen in der Woche war anstrengend, aber hat mir eine Menge Spaß gemacht und viel Freude bereitet.
Zuerst war vieles einfach nur viel Information aber nach und nach wuchsen die Dinge und Themen zusammen, die Exkursionen in Wald, Feld und Wildgehege sowie die persönlichen Schilderungen der Dozenten formten schließlich ein Ganzes.
So manche Episode rufe ich mir immer wieder gerne vor mein inneres Auge, auch die erste Frage in der mündlichen Prüfung, die keiner von uns dreien beantworten konnte;
wir hatten schlicht noch nichts davon gehört.
Unvergessen sind auch die diversen Schießtermine mit Flinte und Büchse, das zwischenzeitliche Zweifeln an den eigenen Fähigkeiten und die Fastblamage bei der (Schieß-) Prüfung.
Nach der Prüfung sah es für mich als Stadtkind erst mal mau aus mit Jagdgelegenheit; die anderen Kursteilnehmer waren, ihrer ländlicheren Herkunft wegen, schon vorher entsprechend versorgt.
Ich hatte dann und habe das große Glück, das mich ein ehemaliger Dozent unter seine Fittiche genommen hat.
Wir haben mittlerweile so einiges gemeinsam erlebt, bis hin zu meinem ersten Stück Schalenwild (ein schönes Böckchen mit einer ebenso schönen Geschichte für sich) und es ist auch eine Freundschaft daraus entstanden, die ich nicht mehr missen möchte.
Vor allem möchte ich aber die Jagd nicht mehr missen, selbst wenn sich meine jagdlichen Erfahrungen und Erfolge durchaus noch in Grenzen halten.
Ich genieße das Gesamtpaket; die Arbeit im Revier, das Kanzelbauen, Anlegen von Wildäckern, freischneiden, Pirschwege fegen, Holz machen, das gemeinsame Arbeiten und Lachen, aber eben auch die ruhigen Momente und Stunden auf der Kanzel.
Nach einer Stunde mit Blick auf Wiese und Waldrand sind alle meine mich sonst beschäftigenden Gedanken unwichtig.
Wenn dann noch Wild in Anblick kommt, das Blut laut pochend durch die Adern rauscht, fühle ich mich wirklich lebendig und… angekommen.
Sich dann über einen Jagderfolg, sei es den eigenen oder den eines Jagdkameraden zu freuen, erfüllt mich mit großer Zufriedenheit und ich genieße jedes Mal aufs Neue die damit verbundenen Zeremonien, das Überreichen des Schützenbruchs, das Tottrinken und die immer wieder spannenden Geschichten, auch wenn ich einige schon mehrmals gehört habe.
Gerne habe ich als begeisterter Hobbykoch auch meine eigene stille Freude daran, wenn ich für meine Mitjäger kochen kann, es ihnen schmeckt und sie kräftig zulangen und noch den letzten Rest Soße aus der Pfanne zoppen oder jedes kleine Fitzelchen Salat aus der Schüssel fischen.
Meine Ablehnung von Billigfleisch bzw. überhaupt minderwertigen Lebensmitteln und des oftmals respektlosen Umgangs mit Essen im Allgemeinen war auch ein Grund, warum ich zur Jagd gefunden habe.
Heute ärgere ich mich, dass ich nicht schon viel früher die Jägerprüfung gemacht habe.
Und ja, ich hatte schon ein Naturerlebnis, das mich wieder an die Schilderung des alten Herrn erinnerte:
31. Jänner vor ein paar Jahren, wir hatten nachmittags im dichten Schneetreiben einen mobilen Sitz in den Wald gebracht, wo die Sauen wild gebrochen hatten.
Abends sind zwei wirklich junge Jungjäger und ich, die beiden mir durch ihre vorherigen Erfahrungen weit voraus zum letzten Ansitz der Saison raus.
Beim Parken des Wagens meinten die beiden, auf einer Wiese würd ne Riesensau stehen, ich hatte sie als Fahrer nicht gesehen.
Ich sollte hinter ihnen bleiben…
So schleichen die beiden langsam davon, um den dunklen Brocken per Glas näher zu inspizieren.
Dann winken sie mich heran, die Riesensau war doch nur ein Gebüsch.
Und dann stehen wir da am Rande eines Tales, bei Vollmond, sternenklarem Himmel.
Es war merdekalt und es lagen etwa 30cm Schnee.
Beim Blick in das Tal und auf den gegenüber liegenden Hang sehen wir Häuser, aus deren Fenstern in vielen Schattierungen warmes Licht scheint und in denen offenbar ein Feuer im Kamin flackert.
Kein Geräusch war zu hören und keiner von uns sagte ein Wort.
Das war auch nicht nötig, denn wir wussten alle drei, dass dies einer der Augenblicke war, für die wir Jäger geworden sind und die Jagd lieben.
Danach sind wir auf unsere Sitze und es begann wieder zu schneien.
Auf meinem Büchsenlauf lagen kurz darauf etwa 3cm Schnee, aber das Meiste war danebengegangen und hatte weitere 10cm am Boden aufgeschichtet.
Um Mitternacht baumten wir ab, die beiden Jungs waren auf ihrem mobilen Sitz regelrecht eingeschneit worden, keiner von uns hatte irgendwelchen Anblick.
Das Auto flott zu machen, erwies sich als nicht ganz einfach, es musste noch einen Hügel hochgeschoben werden, weil einfach nicht ausreichend Grip vorhanden war.
Auf dem Weg ins Jagdhaus, sahen wir dann, warum wir keinen Anblick gehabt hatten:
Die Viecher haben uns veräppelt und weiträumig umgangen; zig verschiedene Fährten und Trittsiegel waren im jungfräulichen Schnee zu erkennen, kreuzten die Fahrbahn oder führten parallel zu ihr entlang.
Mit viel Begeisterung habe ich hier in den letzten Wochen mitgelesen, hab vielfach mitgefiebert, mich an schönen Bildern erfreut, bin dabei auf mindestens einen Bekannten gestoßen, freue mich darauf, weitere Foristi kennen zu lernen, selbst viel zu lernen, aber mich in dem mir möglichen Maße auch einbringen zu können.
Mein aktiver Sprachschatz ist auch schon erweitert; Lodenjockel und Kirrdödel finde ich einfach köstlich.
Mein Nick ist übrigens darauf zurückzuführen, dass ich im zarten Alter von drei Jahren aus meinem angestammten Revier hierher an den Niederrhein verschleppt wurde.
Vor der Gebietsreform und nun wieder lautete das dortige Ortskürzel auf den Kennzeichen KÖZ.
Das ist aber schon 40 Jahre her und ich fühle mich hier gut integriert.
So, das ist nun etwas länger geworden.
Noch einen schönen Tag, Frohe Ostern und Waidmannsheil
Thomas