Wald - einfach mal nichts tun?

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z/7

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Der Eigentümer staatlicher und kommunaler Wälder (öffentlich sind alle Wälder) hat leider bis auf zahlenmäßig irrelevante Ausnahmen weder von Naturschutz, noch von Forstwirtschaft, noch von irgendeiner der anderen vielfältigen Funktionen des Waldes den blassesten Schimmer. Wenn wir die Äußerungen in diesem Forum mal als repräsentativ betrachten wollen. Darum machen sich die gewählten Repräsentanten des Eigentümers, sofern sie sich ihrer Ahnungslosigkeit bewußt sind, auch gern bei kundigen Personen schlau. Jagdverbände sind da nicht die erste Adresse.
 
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Da hat einer noch nicht mitbekommen, daß forstliche Planstellen in den letzten 30 Jahren auf die Hälfte geschrumpft sind. Was dem Wald im übrigen nicht immer gut bekommt.

Nein, aber der Waldrendite! :D Schließlich gabs bei uns ja mal ne Zeit, da waren die Grünen noch nicht so erfolgreich und die Schwarzen folglich nicht so grün. Je grüner die Schwarzen werden (müssen) desto wichtiger die grüne Waldrendite und somit auch wieder mehr Planstellen oder gehe ich da irr?
 

z/7

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Ha. Das meinst Du? Wer's glaubt.

Außerdem ist das wie schon CdB anmerkte, eine Frage der Struktur der gesamten Wertschöpfungskette, angefangen damit, daß unsere Wälder harvester-tauglich sein müssen, bis hin zum Unternehmer des geringsten Mißtrauens. Schön wär's. Der billigste macht das Rennen. Mit angelernten Osteuropäern. Da nutzen mehr Förster auch nix.

Oder doch. Man könnte die Kontrollfunktionen wieder wahrnehmen, wichtiger Bestandteil der Arbeit eines Revierleiters, durch Präsenz in der Fläche und wenig auffällig in der Papierform, weshalb sie "Verschlankungen des Arbeitsprozesses" als erstes zum Opfer fällt.

DAS würde dem verbleibenden Bestand helfen.
 
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:unsure:

Der Söder sagt doch, Gewinnorientierung wird aufgegeben und Erhalt und Ausbau der Wälder ist jetzt wichtigste Aufgabe.
Und da hat es doch mal geheißen, dass wir dafür mehr Förster brauchen/kriegen.

Vergiss es. Es ist Job der Politik, dir weiszumachen, dass sie dir was gibt, während sie dir eigentlich etwas nimmt. Das ist oft versteckt.
Stellenabbau ist als Wort schon unpopulär, deswegen wird das nicht gemacht. Es werden Stellen einfach nicht neu besetzt, sobald deren Inhaber verrentet werden. Dann labert man was von Aufgabenneuverteilung und Strukturreform - am besten vor dem Hintergrund technischer Entwicklungen im Berufsbild - und schon findet jeder logisch, völlig nachvollziehbar und absolut legitim, was mit dem anderen Begriff "Stellenabbau" ein No-Go wäre.

Besonders gut geht das mit Leuten, die keine Lobby haben. Ich rechne dir das mal für meine Berufsgruppe (Lehrer, höherer Dienst in BW) vor.
Wir haben eine Woche mit 41 Stunden. Die bekommen wir bezahlt. Das deckt 25 Unterrichtsstunden + Vorbereitung, Konferenzen und Korrekturen (natürlich nicht für jedes Fach gleich). Zusätzlich steigt der Verwaltungskram, die sogenannten Querschnittsaufgaben, die man machen muss, für dies aber nix gibt. Also bleibt unterm Strich eine Arbeitszeit von um die 50 Stunden/Woche. Ursprünglich waren das mal 22 Stunden. Gut, die Anzahl der Klassenarbeiten hat sich verringert, da hat man zwei Stunden draufgepackt. Die 25. Unterrichtsstunde kam dann durch die Hintertür:
Man wol... äh "musste" sparen (185 Mio waren angestrebt). Also hat man den Lehrern versprochen, man nutzt die 25. Stunde nur 5 Jahre, dann bekommt man die "zurück". Das war vor über 10 Jahren. Die Allgemeinheit findet das gut, weil die Lehrer eh nix schaffen.
So weit, so gut. Jetzt kommt die Rechnung. Was wird moniert? - Dass immer mehr Unterricht ausfällt.
Wenn 10000 Leute eine Stunde mehr arbeiten, stellt das bei 25 Unterrichtsstunden eine Ersparnis von 400 ganzen Lehrerstellen dar. Wenn man nun weiß, dass jeder dazu verpflichtet ist, unentgeltlich bis zu drei Vertretungsstunden im Monat zu leisten, dann bedeutet das, dass jeden Monat durch diese eine Stunde mehr 1200 Vertretungsstunden fehlen.
Das kriegt man aber nicht gesagt und so ist es mit allem. Wer nicht mitdenkt, wird über den Tisch gezogen und einseitige Information reicht heute einfach nicht mehr aus, um sich wirklich ein Bild zu machen.
 
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Moin,
Immer dieses sinnbefreite Gequatsche über die böse Forstpartie!
Wenn sich die Herren, die hier im Forum immer so vehement auf die Förster einschlagen, einfach mal trauen würden einen Blick auf die vergangen 100 Jahre zu werfen. Mehr will ich ja gar nicht...
Der deutsche Wald musste als Reparation für Engländer, Franzosen und Russen herhalten. Hierfür sind nach dem Kriege mehrere 100000ha kahlgeschlagen worden. Es musste die Bevölkerung mit Brennholz versorgt werden, gleichzeitig kam der Wiederaufbau. Allerdings konnte man die Lücken meistens nur mit Nadelholz aufforsten. Es gab halt nichts anderes und im Rückblick betrachtet, brauchte man dieses Holz auch am meisten. Im Kriege haben unsere Wälder auch ordentlich gelitten.
Vielleicht sollten unsere werten antiförster sich mal etwas mehr Gedanken darüber machen, als ständig nur dumm daher zu quatschen. In diesem Falle kann auch der W. mal nachdenken.
Rein hypothetisch betrachtet, würden unsere Wälder zum jetzigen Zeitpunkt deutlich gemischter sein, wenn diese elenduge Störung nicht gewesen wäre.
Ganz zum Schluss fällt mir noch ein Spruch ein, den ich hier aber lieber nicht zitiere...

Angefressene Grüße
Das interessiert mich jetzt. Hast du dazu Literatur oder Detailwissen?

mein Stand war, dass im Krieg die Forstwirtschaft vernachlässigt wurde, Jagd im Krieg und insbesondere danach kaum stattfand.

ich weiß, dass die Fichte auf Anpflanzungen gesetzt wurde weil sie schnell wuchs und für den Wiederaufbau schnell Holz lieferte.

Aber hast du genaueres? Danke!
 
G

Gelöschtes Mitglied 16028

Guest
Die Forstideologie ändert sich alle 20 Jahre, gilt in dem Zeitraum aber als die absolute Wahrheit und wird bürokratisch penibel gnadenlos durchgezogen.
Eine normaler Umtriebszeitraum wird also von ca. 5 verschiedenen Forstideologien "beglückt", so dass hinterher niemand mehr genau sagen kann, wer am Desaster am meisten schuld ist.
Und jede Änderung wird so begründet, dass man ja nur aus den Fehlern der Vorgänger gelernt hat (selbstverständlich haben diese aber vorher immer nach dem damals aktuellen "Wissensstand" und damit "fachlich" absolut korrekt gehandelt) - so basteln sich die in der Eigenwahrnehmung unfehlbaren Forstideologen ihr Weltbild zurecht.

Eigentlich wird jedem im ersten Semester Forstwirt-/ wissenschaft beigebracht, dass Monokulturen Blödsinn sind, aber in den nächsten Semestern folgen dann die höheren Weihen ...

- Egal ob Kiefern- oder Fichtenmonokulturen,
- der z.B. mittels Ringeln versuchten Ausrottung der in Mitteleuropa in potentiellen natürlichen bzw. naturnahen Waldgesellschaften eigentlich dominierenden Baumart Buche als "Waldschädling",
- die Zerstörung wichtiger Wildäsungsbereiche (und vieler selbst gepflanzter Bäume) durch flächenhafte Bekämpfung von Brombeeren und damit hausgemachte Verbissprobleme an Hauptbaumarten,
- unzählige verschiedene "revolutionäre" Pflanzvarianten, die mit hohem Aufwand durchgezogen und nach kurzer Zeit wieder verworfen werden,
- oder der Spleen mit der Einschleppung ausländischer Baum-, Strauch- und Tierarten (sog. "Fremdländerversuchsanbauten") wie Douglasie oder Amerikanische Traubenkirsche (Prunus serotina) und sogar Waschbär.

Betriebsblindheit und Beratungsresistenz verbunden mit ausgeprägter Arroganz sind zentrale Elemente im hermetisch abgekapselten forstlichen Mikrokosmos, aber die Umsetzung selbst der grössten Verirrungen erfolgt selbstverständlich immer auf fachlich höchstem Niveau.

Wir brauchen richtige Wälder mit komplettem Artenspektrum und keine Forstplantagen !
(y)(y)(y)(y)(y)
 

z/7

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Das ist ein solchener Blödsinn :rolleyes:. Seit der Reinertragslehre gab es keine "Moden" mehr. Die Verfahren entwickeln sich weiter, die Naturwissenschaft bleibt auch nicht stehen, und in dem Zuge paßt sich der Waldbau im Rahmen seiner Möglichkeiten an. Experimentierfreudigere Betriebe probieren neues aus, was sich bewährt wird beibehalten, was nicht läßt man wieder sein. Wie überall im Leben. Mit dem kleinen Unterschied, daß es im Wald halt ein paar Jahre dauert, bis man weiß, ob es so in der Stärke mit diesen Baumarten auf solchem Standort funktioniert. Glaskugeln gehören nicht zur Standardausrüstung des Försters. Gelehrt wird, was sich bewährt hat, sowie solide naturwissenschaftliche Kenntnisse als Rüstzeug zur Beurteilung von Verfahren.

Die Entscheidungen über ideologische Ausrichtungen treffen in der Regel nicht die Förster. Das passiert weiter oben. Stichwort Eigentümer.
 
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Bin weder ein Grüner, noch ein gewinnorientierter Forstbesitzer, auch kein Jäger. Kann deshalb mit bestem Wissen und Gewissen frei von Zwängen das Buch von Peter Wohlleben, "Das geheime Leben der Bäume" empfehlen. Habe ich in einem Zug gelesen. Es veränderte meinen Blick auf den Wald.

Na klar. Endlich wieder eine Sicht auf die Dinge, wie sie Stadtmenschen lieben. Man spendet für den Naturschutz - ist somit Maturschützer per Überweisungsbeleg. Nun gerade aber überrennt man die Wälder in Scharen und dreht jede Dickung um, damit aber auch kein Pilz stehen bleibt. Was man dem Wild antut, interessiert ja nicht.
Wohlleben nun schafft die endgültige intellektuelle Basis für die Waldversteher: Endlich ein Grund, jedem Baum einen Namen zu geben!
Wenn du den Wald verstehen willst, geh 3 Monate mit einem harzer Waldarbeiter zur Arbeit und schau es dir dort mal an!
 

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