Wald vor Wild?

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Völliger Blödsinn, weil es der DDR aufgrund ihrer rückständigen Technisierung generell massiv an Arbeitskräften mangelte und auch jeder Forstbetrieb personell unterbesetzt war.

Ich habe das zugegeben überspitzt formuliert, aber selbst auf die Gefahr hin, Weltbilder zu zerstören: die DDR hatte viele Menschen in (betriebswirtschaftlich) unnötigen und überflüssigen Arbeiten beschäftigt, auch um des lieben sozialen Friedens willen. Wenn die entsprechende Arbeit erstmal eingeplant ist, dann muss auch der Arbeitsplatz gefüllt werden - egal, ob die Arbeit sinnvoll ist oder nicht. Und wenn man Soldaten zur Deckung von Arbeitsspitzen einsetzen muss, dann spricht das nicht gegen eine generelle "verdeckte Arbeistlosigkeit".

Sooo unterbesetzt können die Forstbetriebe auch nicht gewesen sein (regional vielleicht schon), denn mir haben mehr als ein Forstamtsleiter nach der Wende erleichtert gesagt, dass sie jetzt bestimmte nicht gerade kleine Kontingente an "Werkuntätigen" loswerden konnten. Wenn man die Arbeiten damals und heute bei anderem Waldbau vergleicht, dann sieht man auch sehr gut, wieviel Personen damals beschäftigt waren, die man in einem modernen Forstbetrieb schlichtweg nicht braucht. Die Klagen über einen gewissen "Bodensatz" an Leuten, die zwischen "LPG" und "Forst" hin- und hergeschickt wurden, bis sie "da" wieder unerträglich wurden, kamen auch aus mehreren Ecken.
 
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Viele der vom Wald bereitgestellten Dienstleistungen und Funktionen sind für den Waldbesitzer mit Opportunitätskosten verbunden, weil sie in der Regel mit einer Einschränkung der Holzproduktion bzw. Holznutzung einhergehen. Dadurch kann die Waldeigentümerin und der Waldeigentümer theoretisch mögliche höhere Erlöse oder Gewinne nicht erzielen. Nach einem Urteil des Bundesverfassungsgerichts soll der öffentliche Wald, das ist Staats- und Körperschaftswald, in erster Linie der Erhaltung der Umwelt- und Erholungsfunktionen des Waldes dienen.

Quelle Umweltbundesamt: https://www.umweltbundesamt.de/site...achhaltige_holznutzung_in_deutschland_web.pdf
 
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Gelöschtes Mitglied 13565

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Nach einem Urteil des Bundesverfassungsgerichts soll der öffentliche Wald, das ist Staats- und Körperschaftswald, in erster Linie der Erhaltung der Umwelt- und Erholungsfunktionen des Waldes dienen.

Das spielt natürlich den Interessenten hinter dem UBA (nein nicht die Bürger der BRD) in die Hand, denn wer soll das finanzieren?
Zuerst kostet es die Waldarbeiter und Förster vor Ort den Kopf/Job. Alle höheren Chagen werden irgendwie versorgt und den Wald übernehmen dann die Umweltverbände- großzügig gefördert vom Steuerzahler.
Die gähnende Lücke in der Holzversorgung wird durch Import zertifizierter Hölzer vom Nordpol kompensiert.


CdB
 

z/7

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Das spielt natürlich den Interessenten hinter dem UBA (nein nicht die Bürger der BRD) in die Hand, denn wer soll das finanzieren?
Zuerst kostet es die Waldarbeiter und Förster vor Ort den Kopf/Job. Alle höheren Chagen werden irgendwie versorgt und den Wald übernehmen dann die Umweltverbände- großzügig gefördert vom Steuerzahler.
Die gähnende Lücke in der Holzversorgung wird durch Import zertifizierter Hölzer vom Nordpol kompensiert.


CdB
Interessant wird es, wenn man sich die Größenordnungen vor Augen hält. Mehr als die Hälfte des deutschen Waldes ist in öffentlicher Hand...
 
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Während eines intensiven Jagdwochenendes sowohl im eigenen als auch im Wald eines Freundes bleibt mir nach vollständigen Lesen eigentlich nur zu sagen:

Früher war ich diplomatischer, das ist mir mittlerweile zu müßig

Das Meiste wurde schon angesprochen deshalb lass ich die derzeitige ökonomische Lage des Waldes außen vor; ziemlich interessant finde ich die Haltung vieler stereotyper "Rehretter"-zumindest wie ich sie kenne: in mehr oder weniger angenehmer Position arbeitend, einen eher ressourcenverbrauchenden Lebensstil nachgehend, nie in der Land- und Forstwirtschaft händisch tätig, geschweige denn ökomisch abhängig gewesen (letztere höchstens am Ende als verarmte Adelige).
Gegen die Grünen besteht eine starke Ablehnung, wenns ums Hobby Rehlein jagen geht ist der naturnahe Wald aber plötzlich doch wieder toll.

Und weil es so aktuell ist: Unsere Industrie, unser Lebensstil und die damit verbundenen netten (überbezahlten) Jobs bei BMW und Co. verbraucht massiv Ressourcen jedweder Art. Aber wenn wir die nahezu einzig verfügbare regenerative Ressource Wald nachhaltig und - klar- dem Menschen angepasst bewirtschaften wird geplärrt-oder sind die hier anwesenden Heger auch der Meinung, dass wir unsere Wirtschaft schrumpfen lassen sollten?

Es steht jeden frei wieder zu leben wie 1920, dann bleibts egal, bis dahin ist der Tannenbalken im Haus für mich dem Stahlträger und dem Beton allein schon aus Sicht der Nachhaltigkeit jeder Zeit vorzuziehen.

Und zugegebenermaßen, eine schlechte Waldbewirtschaftung wird natürlich auch die Büchse nicht richten, allerdings fehlt hier offenkundig die Kausalität-oder sollte man Altöl weiterhin in der Flur legal in der Flur entsorgen dürfen weil es manche noch machen?

Abschließend kann ich nur sagen-ich will meinen Nachfolgern einen intakten, klimastabilen und nutzbaren Wald hinterlassen der ausser Buchenbrennholz auch weitere Stoffe liefern kann. Was in 60 Jahren ist weiß niemand, ausgehend vom Ressourcenhunger und weiteren Ansprüchen unserer Gesellschaft gehe ich jedoch fest davon aus, dass nur ein ordentlicher Wirtschaftswald Sinn macht-die Rehe werden mit dichterer Verjüngung ohnehin wieder mehr und Zäune für 4 Euro Stundenlohn stellt mir im Großraum einer süddeutschen Großstadt niemand auf-prost
 
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...
ziemlich interessant finde ich die Haltung vieler stereotyper "Rehretter"-zumindest wie ich sie kenne ...
Gegen die Grünen besteht eine starke Ablehnung, wenns ums Hobby Rehlein jagen geht ist der naturnahe Wald aber plötzlich doch wieder toll.

...
Also für mich bedeutet "naturnaher Wald" DIE Bewirtschaftungsform, die wir benötigen [edit: allerdings inklusive einiger Neophyten wie Douglasie & Co ;) ]; und er scheint mir im Besonderen betroffen zu sein, durch das hier diskutierte Thema. Wer sich den wünscht, der zählt dann vermutlich nicht zu dieser Gruppe der "Rehretter", wie du sie siehst, oder? Ich weiß auch nicht recht, was das mit den Grünen zutun hat; vielleicht weil noch am ehesten im grünen Lager der Wunsch nach umbewirtschafteten "Urwäldern" wächst ... die dann mit einem geringerem Niveau des Wildtiermanagements zurecht kämen? :unsure:

Vielleicht habe ich den Teil deines Posts auch einfach nicht gut genug verstanden :)
 
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Also für mich bedeutet "naturnaher Wald" DIE Bewirtschaftungsform, die wir benötigen [edit: allerdings inklusive Douglasie etc. ;) ]; und er scheint mir im Besonderen betroffen zu sein, durch das hier diskutierte Thema. Wer sich den wünscht, der zählt dann vermutlich nicht zu dieser Gruppe der "Rehretter", wie du sie siehst, oder? Ich weiß auch nicht recht, was das mit den Grünen zutun hat; vielleicht weil noch am ehesten im grünen Lager der Wunsch nach umbewirtschafteten "Urwäldern" wächst ... die dann mit einem geringerem Niveau des Wildtiermanagements zurecht kämen? :unsure:

Vielleicht habe ich den Teil deines Posts auch einfach nicht gut genug verstanden :)

Vermutlich meinen wir den selben Wald ;)

Naturnah ist so eine komische Begrifflichkeit. Wenn ich damit die Verjüngung mit autochonen Tannen,Eichen etc beschreibe passts schon, bei Douglasien (ich liebe sie ja) halte ich ihn für den Laien irreführend, aber ich will kein Sprachwissenschaftler sein.

Wie ich es in den Diskussionen erlebe heißt das für viel (! Leider auch Wald Ferne Jäger) überspitzt gesagt astige Buche einfach wachsen lassen, Laubholz 50%+-> also nah an den von dir beschriebenen Wunsch nach "Urwäldern".

Mit den Grünen wollte ich auf so manchen Doppelmoralisten hinweisen,
(wieder bewusst etwas überspitzt, aber garnichr so weit hergeholt): mit dem polierten Chayenne aus Mitte München zur Jagd fahren, politisch definitiv zwischen gelb und schwarz denkend, aber eben bei der Forstwirtschaft wird plötzlich die grüne Ader entdeckt. Da wird dann von der Erhaltung der Schöpfung philosophiert, während das eigene Firmengelände wieder ein paar Hektar Brache versiegelt. Diese Gesinnungsoptimierung halte ich insbesondere von genannter Gruppe für mehr als fragwürdig und eben jene bringt sich in der öffentlichen Debatte besonders stark ein.

Verständlicher? :)
 
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Gelöschtes Mitglied 15848

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Wie groß iwird wohl die Gruppe sein, die mit Cayenne zur Jagd fährt und ihr hektargroßes Firmengelände zwischen Jagd und Rehrettung versiegelt?

ziemlich interessant finde ich die Haltung vieler stereotyper "Rehretter"-zumindest wie ich sie kenne: in mehr oder weniger angenehmer Position arbeitend, einen eher ressourcenverbrauchenden Lebensstil nachgehend, nie in der Land- und Forstwirtschaft händisch tätig, geschweige denn ökomisch abhängig gewesen


Dein Lebensstil ist vermutlich ressourcenaufbauend und das Leben haut dir jeden Tag voll auf die Fresse?

Zäune für 4 Euro Stundenlohn stellt mir im Großraum einer süddeutschen Großstadt niemand auf-prost
Warum auch, dafür gibts in München nicht mal ein Bier.

Hör auf vor dem Mittag zu saufen und deinem Weltschmerz nachzuheulen. Dann werden auch nicht die Mücken zu Elefanten.
 
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Wie groß iwird wohl die Gruppe sein, die mit Cayenne zur Jagd fährt und ihr Firmengelände zwischen Jagd und Rehrettung versiegelt?

Hör auf vor dem Mittag zu saufen.

Ganz konkrete Frage: Wann hast du das letztemal eine Borkenkäferfläche geräumt und einen Hohlspaten in der Hand gehabt?

Dem aufmerksamen Leser ist der Hinweis auf die überspitzt Formulierung vermutlich nicht entgangen, für die entsprechende Transferleistung fühle ich mich nicht verantwortlich.

Danke für die Blumen, ich geh jetzt zu meinen Freunden bei den Staatsforsten und den Spitzen der privaten Waldbesitzer, evtl haben Frau Kaniber und Frau Klöckner noch Zeit-mit etwas Glück und viel Alkohol (in den richtigen Kneipen gibst sogar für 3,40 Augustiner vom Fass) schaffen wir es hoffentlich unseren Weltschmerz zu überwinden.
 
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Das spielt natürlich den Interessenten hinter dem UBA (nein nicht die Bürger der BRD) in die Hand, denn wer soll das finanzieren?

Och, ich erinnere die einfach daran, dass Klimaschutz eine Umweltleistung ist und dann haben die auf einmal ganz, ganz große Bauchschmerzen und manche von denen fangen sogar mit glasigem Blick an, "Zuwachsleistung", "Nadelholz", "Holzverwendung", "vital und zuwachsstark" und ganz, ganz leise auch "Douglasie" zu stammeln ... ;)
 
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Gelöschtes Mitglied 13565

Guest
Das ist richtig, aber nicht ausreichend. Da muß bares Geld in harter Währung fließen, sonst begreift das keiner.
Das wurde schon vor Jahren vermurxt, als es um die "Kielwasserleistungen" ging ( damals eher Erschließung und Erholung) das muß konsequent verfolgt und umgesetzt werden.
Dann können sie sich auch die lächerlichen Fördermaßnahmenprofilierungsversuche sparen.
Für jede Tonne Holz aus dem Wald gibts 20€ Zuschuß für den Waldbesitzer.
Oder ähnlich


CdB
 

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