Waldbau - Austausch ohne Forstbashing und ohne Wilddebatten!

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Kann sein......muss aber nicht....... ;)
Aber so richtig vorstellen, dass wir die Fichte komplett verlieren werden, kann ich mir ehrlicherweise nicht so recht. Es wächst doch noch viel junge Fichte (ca. 20 Jahre alt) überall. Bin totaler Laie, daher die Fragen. Man möge es mir nachsehen.
 
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In den niederschlagsreiche Hochlagen bleibt sie vorhanden. Das ist ihre urspr. "Heimat".
Wenn die Klimaveränderungen kommen, wie prognostiziert, fällt sie eben in den unteren Höhenstufen zunehmend aus. Auch die jungen Alterklassen....
Dickungen frisst hier mittlerweile schon der Kupferstecher auf...
 
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Der schlechte Ruf des Nadelholzes ist auf die im Wesentlichen als Reinbestände begründeten Fichten oder Kiefernforsten zurückzuführen. Diese stamm in erster Generation meist aus den 1850er Jahren, wenn es sich um verlichtete, übernutzte Wälder handelte. Beide Baumarten sind spätfrosthart und produzieren viele Samen, man kann also große Stückzahlen nachziehen. Die nächste Welle stammt aus den 1890er Jahren, als Reichskanzler v. Caprivi die Zollpolitik des deutschen Reiches veränderte mit der Folge, dass viele landwirtschaftliche Betriebe aufgeben mussten und die Flächen aufgeforstet wurden. Die nächste Welle war die Wiederaufforstung der Reparations- und Exporthiebe 1946 ff. und anschließend in den Mittelgebirgen die Aufforstung landwirtschaftlicher Ungunstflächen. Reinbestände aus Fichte, besonders die mäßig durchforstete Variante hat große Rohhumusvorräte aufgebaut und dadurch den Nährstoffkreislauf unterbrochen. Dank kräftiger Durchforstung und Stickstoffeinträgen (so problematisch diese insgesamt auch sind), ist das nur noch reliktisch zu beobachten. Das sind die vom Naturschutz geschmähten Flächen, heute würde auch niemand mehr auf die Idee kommen, solche Wälder zu begründen. Um die Wälder umzubauen braucht man Baumnarten, die schattenertragend sind (und dann unter dem Altholz begründet werden können) oder spätfrostharte Baumarten, wenn es auf der Freifläche geschehen soll. Schattenertragende Klassiker sind Weißtanne und Buche, die Buche ist sehr konkurrenzstark und wird weniger verbissen und bietet eine leicht abbaubare Laubstreu, kein Wunder also, dass man überall Buchenvorbauten sieht und diese auch gefördert werden. Aus diesen Vorbauten - da sollte man sich keinen Illusionen hingeben, wird überwiegend in der ersten Generation Brennholz und Zellstoffholz erwachsen, aber auch Samenbäume für die nächste Generation. Die Tanne braucht niedrige Rehwildbestände, Zäune oder Einzelschutz. Ohne eine dieser Maßnahmen braucht man es mit Tanne gar nicht erst versuchen, was schade ist, denn die Tanne bietet ein wertvolles sehr dauerhaftes Holz, ist dank Pfahlwurzel sturmfester und kommt mit der Wurzel auch an tiefere Wasser und Nährstoffvorräte.
Auf der Freifläche könnte man an Traubeneiche denken, die ist aber ebenso verbissempfindlich wie die Tanne.
Die Buche schwächelt im Alter aber, auch wenn der Lebewohl anderes behauptet. Ein vielgestaltiger Wald (holzig, krautig, Licht und Schatten, usw.) bietet ökologisch natürlich immer mehr als ein dunkler Reinbestand und sollte deshalb, mit regionalen Anpassungen, das Leitbild sein. Wenn man nun das Klimathema einbezieht, dann sollte dieser Wald auch langlebig nutzbares Holz produzieren.
Küstentanne fällt in Süddeutschland häufig im Alter +- 40 aus, das Holz ist von schlechter Qualität, wie schon beschrieben. Aber dort, wo sie gut wächst, ist sie zumindest ein CO2-Speicher für einige Jahrzehnte, das ist ja auch ein Wert an sich, zumal ja auch > 50 % der Buche im Ofen landen, auch wenn es ersnthafte Versuche gibt, zukünftig mehr daraus zu machen ("Laubholztechnikum").
 
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Ich möcht Euch ja keine Angst machen, aber...

Ich hab hier bereits die ersten Gemarkungen, die (bis auf einige ganz wenige) keine Fichten mehr haben. Das ging in den letzten drei Jahren ratzfatz mit selbiger den Bach runter.
Die Prognosen der Landesanstalt in Freising sehen da für die Fichten bei uns leider komplett schwarz (eigentlich tief dunkel rot in der entsprechenden Signatur) und das fatale: Es sieht für die Weißtanne nicht viel besser aus, auch die hat bei uns keine Chance.

Die neuere Forschung sieht für die Weißtanne bei uns ebenfalls bei spätestens 8°C Jahresmitteltemperatur das Limit. Auch im süddeutschen Raum, wo die Wiederbesiedlung nach der letzten Eiszeit erfolgte, fehlt sie in der natürlichen Vegetation und läßt sich wohl auch über Pollenanalysen in Mooren für diese Gebiete (Kaiserstuhl z.B.) nicht nachweisen.
Die einzige Hoffnung sehe ich für sie durch andere Herkünfte. Der Genpool "unserer" autochtonen Weißtannen ist diesbezüglich vermutlich zu eng und eher auf Kälteresilienz gepolt (gepoolt?)

PS: Merci übrigens für die Ausführungen zur Küstentanne. Dass die in den vergangenen Jahren vertrocknet ist, hatte ich nicht auf dem Schirm. In der Klimarisikokarte ist die KüTa regelmäßig die günstigste Nadelbaumart, ggf. gemeinsam mit der Schwarzkiefer.
 
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Dachstuhl aus Buche bald praktikabel oder noch Zukuftsvision?

Ich kann’s mir nicht vorstellen, aber gut, wer dachte schon 1940, dass man keine 30 Jahre später auf den Mond fliegt. Es wird auf jeden Fall wegen der Faserlängen sehr aufwändig.
Die Forschung geht wohl in Richtung Schälfurnier und Mehrfachverleimung. Ich sehe die Probleme nicht nur bei der Tragfähigkeit und erhöhtem Gewicht, auch die Witterungsbeständigkeit ist ein riesen Problem. Og. Verfahren ist zudem ziemlich energieaufwändig.

Andererseits, vor 200 Jahren gabs hier bei uns auch kein Nadelholz (kleinflächig) und Häuser hat man trotzdem mit viel Holz gebaut. Die Fachwerkhäuser dieser Zeit sind alle aus Eiche, mit Lehm und Stroh verfüllt. Ständerbauweise quasi...

Da die Buche in den vergangenen drei Jahren teilweise auch extrem gelitten hat, sind viele inzwischen auch von dem Buchentripp wieder runter. Ist halt vergleichsweise einfach diese hochzubringen, gerade im Halbschatten.

Bei mir bin ich froh, dass wir auf mehreren Köäferflächen bereits die Buchen unter dem Fichtenschirm eingebracht hatten und die Verluste durch die Zwangshiebe überschaubar sind und wir keine Freiflächenkulturen anlegen müssen.
 
G

Gelöschtes Mitglied 13565

Guest
Dachstuhl aus Buche bald praktikabel oder noch Zukuftsvision?

Ich kann’s mir nicht vorstellen, aber gut, wer dachte schon 1940, dass man keine 30 Jahre später auf den Mond fliegt. Es wird auf jeden Fall wegen der Faserlängen sehr aufwändig.

Es ist auch das Gewicht entscheidend.


Buche ist bei mir komplett raus, Niederschläge und Grundwasser geben es schlicht nicht mehr her.

Die Kiefer soll eigentlich dem Laub-Mischwald weichen, aber momentan sieht es nicht so aus.

Flächen die bisher mit Fichte oder mit Lärche bestockt waren werden zukünftig Kiefer tragen - im besten Fall in Mischung mit Eiche + Birke. Selbst die Douglasie verliert.


CdB
 
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Komplett? Oder Eiche mit Nadelholzdachstuhl?

Mit freundlichen Grüßen und Waidmannsheil
Wie hätten die hier Nadelholz herbringen sollen? Wasserweg scheidet aus, Fuhrwerke unwahrscheinlich über zig km. Eisenbahn, Lastwagen etc gab es noch nicht. Die haben mit dem gebaut, was vor Ort verfügbar war. Eichenholz war halt entsprechend haltbar und ist deswegen zum Einsatz gekommen. Das Übliche Waldbauverfahren war der Mittelwald. das Schwache Holz wurde alle 20 bis 30 Jahre abgehackt und verschürt, einzelne Bäume blieben als "Lassreitel" für drei bis 6 Umtriebe stehen und wurden dann als Bauholz verwendet.

Das Aschaffenburger Schloss wurde der Dachstuhl mit Spessarteichen gebaut. Wenn ich mich richtig erinnere, haben Sie für den abgebrannten Dachstuhl vom Notredamm in Paris auch wieder starke lange Eichen gesucht...
 
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Es ist auch das Gewicht entscheidend.


Buche ist bei mir komplett raus, Niederschläge und Grundwasser geben es schlicht nicht mehr her.

Die Kiefer soll eigentlich dem Laub-Mischwald weichen, aber momentan sieht es nicht so aus.

Flächen die bisher mit Fichte oder mit Lärche bestockt waren werden zukünftig Kiefer tragen - im besten Fall in Mischung mit Eiche + Birke. Selbst die Douglasie verliert.


CdB
Ich wünsch Dir viel Erfolg mit der Kiefer. Hier verreckt die ebenfalls. Prachtkäfer und Waldgärtner sind zwar nach wie vor Sekundärschädlinge, aber Triebsterben und die hohen Temperaturen im Hochsommer machen den Kiefern schwer zu schaffen. Auf Kalk kommt die Chlorose dazu.

Ich seh die Zukunft der Kiefer ebenfalls nicht rosig...
 
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Buche ist bei mir komplett raus, Niederschläge und Grundwasser geben es schlicht nicht mehr her.

Die Kiefer soll eigentlich dem Laub-Mischwald weichen, aber momentan sieht es nicht so aus.

Flächen die bisher mit Fichte oder mit Lärche bestockt waren werden zukünftig Kiefer tragen - im besten Fall in Mischung mit Eiche + Birke. Selbst die Douglasie verliert.

Vielen Dank für die Einschätzungen und Erfahrungen, auch wenn die Aussichten eher trübe sind.

Mit freundlichen Grüßen und Waidmannsheil
 
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@Diplomwaldschrat
Ich hatte nur nachgefragt, da es hier mitunter eine Kombination aus Eichenfachwerk und Nadelholzdachstuhl, heimisch oder geflößt, gibt.

Mit freundlichen Grüßen und Waidmannsheil
 
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Buche ist bei mir komplett raus, Niederschläge und Grundwasser geben es schlicht nicht mehr her.

Die Kiefer soll eigentlich dem Laub-Mischwald weichen, aber momentan sieht es nicht so aus.

Flächen die bisher mit Fichte oder mit Lärche bestockt waren werden zukünftig Kiefer tragen - im besten Fall in Mischung mit Eiche + Birke. Selbst die Douglasie verliert.


CdB
Brandenburgische Sandbüchse???

Das wird schwierig, da bei Euch bei Wassermangel auch noch der Nährstoffmangel in den sandigen Böden zum Ausschlussfaktor von so manchen Trockenheitskünstlern wird. Das ganze trockene Edellaubholz scheidet da wohl aus. Nur mit der Kiefer auf solch armen Böden wird es halt auch mit der Nährstoffanreicherung schwierig.
Da wäre die Eiche schon günstiger.

habt Ihr es mal mit Roteiche, Esskastanie, Robinie versucht? OK, Robinie ist jetzt eher n Unkraut.
Und bitte nicht nen dienenden Nebenbestand aus Schattlaubhölzern vergessen, die Traubenkirsche mein ich übrigens nicht damit... ;)
 

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