Waldzustandsbericht - Lage ist katastrophal

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Du meinst also, wir hätten die Bestände schon vor Erreichen der Umtriebszeit alle umbauen sollen?
Bitte, denk noch mal nach: Wir bewirtschaften 7 bis 12 Altersklassen, also Bestände zwischen 1 Jahr und 140 bis 240 Jahre. Und wir haben nur ein Mal die Chance, die Baumart zu wechseln, nämlich wenn der Bestand geerntet wird. Gehen wir mal von einem altersmäßig normal verteilten Revier aus, dann kann jeder Förster im Laufe seines Berufszeit 2 Alterklassen umbauen.

Bei den Beständen, die nicht bestandesweise, sondern einzelstammweise bewirtschaftet werden und die somit keiner Altersklasse zugeordnet werden, ist das noch langfristiger.

Das sieht dann so aus (Das Revier ist gewählt, weil es die aktuellste Inventur hat.)


Bestandesschicht 1, im Jahr 1993

Anhang anzeigen 172518


Bestandesschicht 1, 28 Jahre später

Anhang anzeigen 172519

Bestandesschicht 2, 28 Jahre später. Von 4.500 ha sind rund 1000 unterbaut.
Anhang anzeigen 172517
Du hast mich gründlich mißverstanden. Mir geht es lediglich darum,daß die historische Rolle der Försterschaft richtig eingeordnet wird. Forstwirtschaft hatte und hat immer was mit jeweils vorherrschender Ideologie und Wirtschaftlichkeit zu tun. Ökologiegerechter Wald entsteht von selbst,ohne Zutun der Forst .Will ich Geld verdienen,pflanze ich heute z.B. Douglasien statt Fichten, Ökologie hin und her.
 
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Und genau darum geht's ja!!
Ich übernehme von meinen Vorgängern und übergebe an meine Nachfolger!
Ich wirtschafte-betreue maximal 30-40 Jahre die mir anvertrauten Flächen.
Bei der Douglasie ist das von der Pflanzung bis zur zweiten Durchforstung.
Ich bringe mein Wissen und fachliches Können auf die Fläche,jetzt,am heutigen Tag!!
Was meine Nachfolger dazu sagen,kriege ich nicht mehr mit.
Ob das alles richtig ist ,weiß ich auch nicht!
Wer weiß,in 40 Jahren gibt's einen Pilz für Douglasie,eine Raupe für kaukasische Flügelnuß,die Buche stirbt durch einen Gendefekt im Alter 50 ab.....
Waldbau ist spannend und zum Glück nicht zum Ende planbar......
 
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is doch unsinn. Dinge wie Dauerwald/Plenterwald/naturgemäße Bewirtschaftung etc. sind doch schon seid Jahrhunderten teil der forstlichen Lehre nur wie es auf der Fläche umgesetzt wird/werden kann liegt halt an vielen Parametern und nicht nur dem einen doofen Förster. Sicherlich muss sich die Forstpartie berechtigterweise Vorwürfe gefallen lassen. Aber Polemik und dummes gewäsch hilft halt auch nicht.

Ich kann hier in den Kommunal und Privatwäldern nur Erle ohne Schutz pflanzen der rest wird komplett zerlegt da kann ich Nachts soviel von Dauerwäldern träumen wie ich will das ist auch eine Tatsache.

Und nach den Rehen kommen dann die Kollegen vom 2. Bild ;)

Schreckliche Vorstellung ... schnell weg damit ...
 
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Ich beschäftige mich beruflich viel mit Ursachen/ Wirkung Analyse, in der Betrachtung von ca 1000 Fällen, sind alle gemachten Fehler zu 100 % von Menschen gemacht, zu ca 90% aus Gewinnoptimierung, Profitgier, Kosteneinsparungen, die anderen 10% Dummheit, Nichtwissen usw.
Im Nachgang verbinden sich die Punkte der Entscheidungen und ihrer Wirkung, leider kann man das nicht für die Zukunft so voraussagen.
Lange Rede kurzer Sinn, noch vor 40 Jahren gab es das Lied "Wann wird es wieder Sommer...." und ne Warnung vor einer kleinen Eiszeit, wer da auf Trockeneichen gesetzt hat war damals der Depp und heute der Held.
 
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eh hier alle auf die armen Förster eindreschen, das sie wohl alles falsch gemacht haben, es ist eher ein gesamtgesellschaftliche Problem

Langfristige, Generationen übergreifende Vorsorge zählt offenbar nicht zu den Stärken der menschlichen Zivilisation. Wenn selbst eine so massive Bedrohung wie der sich gerade vollziehende Klimawandel uns nur unter größten Widerständen dazu bringt, die kommenden Jahrzehnte überhaupt in den Blick zu nehmen – von den gesellschaftlichen Umwälzungen und Verhaltensänderungen, die zur Abschwächung der katastrophalen Entwicklung erforderlich wären, ganz zu schweigen – , kann es kaum überraschen, wenn nachhaltige Konzepte bei technischen Entwicklungen wie Robotik und Künstlicher Intelligenz (KI) noch weniger Resonanz finden.
 

z/7

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Reviergrösse rd. 5.200 ha, davon 960 ha mit eigenem Personal
organisierte Fläche: 3.400 ha
Waldbesitzer 392
davon organisiert 189
Hiebsatz 4,1 Efm/ha/Jahr
Damit nutzt ihr grade mal die Hälfte vom Zuwachs. Oder sind eure Bonitäten derart bescheiden? Oder ist das nur der Einschlag der organisierten?
 
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Muss man relativieren
Bester Karnickelsand drunter. Die Kiefer kommt auf dgz - max von 7, im Schnitt 6.
Ist aber auch etwas getürkt, ich hatte in den letzten zwei Jahren der vorletzten Einrichtungsphase ziemlich rein gehauen und alles, was Kiefer heißt, durch geflöht und unterbaut. Ich denke, in der nächsten Einrichtung gehts wieder Richtung 6 - 7. Das Revier war in keinem besonders guten Pflegezustand, als ich übernommen habe. In den ersten zwei Jahren kam ich auf jeweils fast 30.000 fm. Das drückt natürlich die Planung für die nächsten 10 Jahre.

Aber im Schnitt kommen wir hier oben nicht wesentlich über 6 fm/Jahr/ha.
 
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So ganz verstehe ich die Kritik (Bashing) an den Förstern nicht. Zum einen wird der ("wildfreundliche") Waldbau mit Nadelholzmonokulturen kritisiert, der ja offensichtlich zu den heutigen Problemen führen musste (nur dass die heutigen Probleme zu den Zeiten, da die heutigen Problembestände - aus welchen Gründen auch immer - angelegt wurden, noch weitestgehend unbekannt waren). Zum anderen werden die Förster dafür kritisiert, dass sie einen Wald(um)bau betreiben, der auf die sich abzeichnenden Probleme reagieren soll/kann, weil das halt ohne angepasste Schalenwildbestände nicht geht. Und dabei werden ganz gerne überzeichnete wildverachtende Bezeichnungen gebraucht. Polemik at it's best. Die anderen sind an allem Schuld, aber ne lösung haben wir auch nicht...
A bissl schitzo seids aber scho oder?;)
Was genau sollen die Förster jetzt eigentlich machen??? Den wildfreundlichen (Nadelholz)Monokulturwaldbau, der uns die heutigen Probleme bereitet, oder einen Waldumbau hin zu gemischten Beständen, aber bitte ohne Zäune und ohne Schalenwildreduktion.
Irgendwie hab ich den Eindruck, die Förster können eigentlich machen was sie wollen - in den Augen der Jäger ist das immer falsch...

Vergleicht man mal den Waldbau mit den Schalenwildbeständen gibt es da übrigens auch eine enge Korrelation: Die Nadelholz-Monokulturen sind nahezu alle in den Zeiten der (Über)Hege beim Schalenwild entstanden (warum wohl???) Ein Schwerpunkt der Alttannen ist nachweislich noch der 1848er Revolution mit der einhergehenden Liberalisierung der Jagdgesetze entstanden. Wer also die Monokulturen kritisiert sollte sich also auch über die Konsequenzen bewusst sein und entsprechend die Schalenwildbestände anpassen (reduzieren).

Und für alle, die jetzt wieder Schnappatmung bekommen: Ich kenn viele Reviere, da sieht man dem Wald an, dass dort scharf gejagt wird. Ich kenne kein Revier, bei dem die Schalenwildhege im Vordergrund steht und man dort ohne Zäune auskommt oder anderwertig deutliche Abstriche beim Waldbau machen muss.

BTW: Den einen Waldbau gibt es nicht, gab es nie und wird es vermutlich auch nie geben. Was in Brandenburg richtig sein kann, wird in Oberbayern ziemlich sicher ein riesen Schmarrn sein, und umgekehrt. Allein in meinem Revier gibt es drei unterschiedliche Geologien mit total unterschiedlichen Standorten und Ausgangsbeständen. Allein da gibts keine alleinseeligmachende Lösung für alle Bestände. Von den unterschiedlichen Zielsetzungen der einzelnen Waldbesitzer mal ganz abgesehen. Dazu kommt, dass auch meine Reviernachbarn jeder seine eigene Handschrift hat und vergleichbare Problemstellungen unterschiedlich angehen wird. Genauso hat auch mein Vorgänger Dinge anders gelöst, als ich das tue, auch wenn wir die selbe Richtung und ähnliche Ziele haben/hatten. Und mein Nachfolger wird ebenfalls sich wieder seine Gedanken machen, machen müssen.

Unterm Strich kommt so übers Land und über die Zeit eine bunte Mischung heraus: Gemischte Wälder mit vielen Baumarten und unterschiedlichsten Strukturen. Und wenn es eine Gemeinsamkeit im aktuellen - wegen mir auch "modernen" Waldbau gibt, dann den, dass man mit einer möglichst breiten Mischung am besten für jegliche Veränderungen aufgestellt ist. Denn eines ist auch klar: Wir haben eine relativ genaue Vorstellung von dem, was nimmer funktionieren wird, welche Veränderungen aber kommen werden und welche Baumarten noch damit umkönnen, das wissen wir jetzt noch nicht. Je breiter die Wälder aufgestellt sind, um so wahrscheinlicher sind Baumarten dabei, die mit den veränderten Bedingungen umgehen können.
Allein auf einen natürlichen Baumartenwechsel zu setzen ist dabei nicht zielführend. Die Veränderungen kommen so schnell wie noch nie. Vermutlich brauchen wir mehr Baumarten oder Herkünfte aus dem Mittelmeerraum/Balkan. Die Besiedlung aus diesen Räumen (mit unseren heutigen Baumarten) nach der letzten Eiszeit hat mehrere Jahrhunderte bzw. sogar Jahrtausende gedauert. die Zeit haben wir heute leider nicht mehr.
 
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Wenn das Zielsystem einfach und die Rahmenbedingungen fix und gut sind, kann man den Wald genau in die Richtung entwickeln, die man mag.
Wenn Witterung, Klima, Nutzungsbedürfnisse, Eigentümerstruktur, Standorte, Zielsysteme komplex sind oder sich alle paar Jahrzehnte verändern, wird es schwierig. V.a., weil man mit einer grundlegenden Entscheidung etwas für Jahrzehnte, nicht selten für ein Jahrhundert, festlegt.
…die ersten 15 Briefe an private Kleinwaldeigentümer bzgl. Käferbefall sind draußen, 14 Tage Zeit, dann kommt die „forstaufsichtliche Anordnung mit Sofortvollzug und Ersatzvornahme“. Neben Schlamperei, Jagverweigerung und Niederschlagsdefizit ist der Kleinprivatwald derzeit das größte Risiko: immer weniger Eigentümer schauen regelmäßig nach ihrem Wald und wären selbst auch gar nicht mehr in der Lage, dort tätig zu werden. Einen Forstunternehmer wollen oder können sie nicht bezahlen, den Wald verkaufen wollen sie aber auch nicht…
 
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Kennst du die: (stammt aus dem Thünen - Institut)

  • Feil P, Neitzel C, Seintsch B, Dieter M (2018) Privatwaldeigentümer in Deutschland: Ergebnisse einer bundesweiten Telefonbefragung von Personen mit und ohne Waldeigentum. Landbauforsch Appl Agric Forestry Res 68(3/4):87-130, DOI:10.3220/LBF1547703799000
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Demnach wäre alle mit weniger als ca. 5 ha aussetzende Betriebe.
Bei uns sind das die Borkenkäfer - Hochzuchtgebiete.
 
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Nein, die kannte ich noch nicht, bestätigt aber meine Erfahrung. (Grade noch schnell einen Brief an eine Erbengemeinschaft fertiggemacht…).
Danke fürs verlinken!
 
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OVS, das wäre hier echt witzig! Nachdem der Forst massiv und doch relativ erfolgreich
hier für die "bezahlte" Beförsterung geworben hat, schafft er es schon geraume Zeit nicht
mehr das Schadholz aufarbeiten zu lassen! Die Mahnung wandert also von der linken
auf die rechte Schreibtischseite. Mal sehen wann der erste Wbs nach Haftung schreit.
 

z/7

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OVS, das wäre hier echt witzig! Nachdem der Forst massiv und doch relativ erfolgreich
hier für die "bezahlte" Beförsterung geworben hat, schafft er es schon geraume Zeit nicht
mehr das Schadholz aufarbeiten zu lassen! Die Mahnung wandert also von der linken
auf die rechte Schreibtischseite. Mal sehen wann der erste Wbs nach Haftung schreit.
Mein Lieber. Ihr seid die ersten, die schreien, das ist Eigentum, das muß der Eigentümer entscheiden und kein anderer.

Fakt ist, daß die Bewirtschaftung des Kleinprivatwaldes ein zunehmendes Problem ist, seit Jahrzehnten. Man hat es bisher auf freiwilliger Basis versucht, die Besitzer zu aktivieren, über Zusammenschlüsse, über Beratungsangebote, es kostet mich als Kleinprivatwaldbesitzer praktisch nix, wenn ich die Bewirtschaftung der WBV und dem AELF überlasse. Trotzdem steht etwa die Hälfte ungepflegt herum, die Zahlen von @pudlich sind repräsentativ. Und verursacht zunehmend Probleme. Eigentlich ist das ganze ein Paradebeispiel dafür, was passiert, wenn man Waldflächen in großem Stil stillegt. De facto ist dieser Teil des deutschen Waldes seit Jahrzehnten stillgelegt.
 

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