So ganz verstehe ich die Kritik (Bashing) an den Förstern nicht. Zum einen wird der ("wildfreundliche") Waldbau mit Nadelholzmonokulturen kritisiert, der ja offensichtlich zu den heutigen Problemen führen musste (nur dass die heutigen Probleme zu den Zeiten, da die heutigen Problembestände - aus welchen Gründen auch immer - angelegt wurden, noch weitestgehend unbekannt waren). Zum anderen werden die Förster dafür kritisiert, dass sie einen Wald(um)bau betreiben, der auf die sich abzeichnenden Probleme reagieren soll/kann, weil das halt ohne angepasste Schalenwildbestände nicht geht. Und dabei werden ganz gerne überzeichnete wildverachtende Bezeichnungen gebraucht. Polemik at it's best. Die anderen sind an allem Schuld, aber ne lösung haben wir auch nicht...
A bissl schitzo seids aber scho oder?
Was genau sollen die Förster jetzt eigentlich machen??? Den wildfreundlichen (Nadelholz)Monokulturwaldbau, der uns die heutigen Probleme bereitet, oder einen Waldumbau hin zu gemischten Beständen, aber bitte ohne Zäune und ohne Schalenwildreduktion.
Irgendwie hab ich den Eindruck, die Förster können eigentlich machen was sie wollen - in den Augen der Jäger ist das immer falsch...
Vergleicht man mal den Waldbau mit den Schalenwildbeständen gibt es da übrigens auch eine enge Korrelation: Die Nadelholz-Monokulturen sind nahezu alle in den Zeiten der (Über)Hege beim Schalenwild entstanden (warum wohl???) Ein Schwerpunkt der Alttannen ist nachweislich noch der 1848er Revolution mit der einhergehenden Liberalisierung der Jagdgesetze entstanden. Wer also die Monokulturen kritisiert sollte sich also auch über die Konsequenzen bewusst sein und entsprechend die Schalenwildbestände anpassen (reduzieren).
Und für alle, die jetzt wieder Schnappatmung bekommen: Ich kenn viele Reviere, da sieht man dem Wald an, dass dort scharf gejagt wird. Ich kenne kein Revier, bei dem die Schalenwildhege im Vordergrund steht und man dort ohne Zäune auskommt oder anderwertig deutliche Abstriche beim Waldbau machen muss.
BTW: Den einen Waldbau gibt es nicht, gab es nie und wird es vermutlich auch nie geben. Was in Brandenburg richtig sein kann, wird in Oberbayern ziemlich sicher ein riesen Schmarrn sein, und umgekehrt. Allein in meinem Revier gibt es drei unterschiedliche Geologien mit total unterschiedlichen Standorten und Ausgangsbeständen. Allein da gibts keine alleinseeligmachende Lösung für alle Bestände. Von den unterschiedlichen Zielsetzungen der einzelnen Waldbesitzer mal ganz abgesehen. Dazu kommt, dass auch meine Reviernachbarn jeder seine eigene Handschrift hat und vergleichbare Problemstellungen unterschiedlich angehen wird. Genauso hat auch mein Vorgänger Dinge anders gelöst, als ich das tue, auch wenn wir die selbe Richtung und ähnliche Ziele haben/hatten. Und mein Nachfolger wird ebenfalls sich wieder seine Gedanken machen, machen müssen.
Unterm Strich kommt so übers Land und über die Zeit eine bunte Mischung heraus: Gemischte Wälder mit vielen Baumarten und unterschiedlichsten Strukturen. Und wenn es eine Gemeinsamkeit im aktuellen - wegen mir auch "modernen" Waldbau gibt, dann den, dass man mit einer möglichst breiten Mischung am besten für jegliche Veränderungen aufgestellt ist. Denn eines ist auch klar: Wir haben eine relativ genaue Vorstellung von dem, was nimmer funktionieren wird, welche Veränderungen aber kommen werden und welche Baumarten noch damit umkönnen, das wissen wir jetzt noch nicht. Je breiter die Wälder aufgestellt sind, um so wahrscheinlicher sind Baumarten dabei, die mit den veränderten Bedingungen umgehen können.
Allein auf einen natürlichen Baumartenwechsel zu setzen ist dabei nicht zielführend. Die Veränderungen kommen so schnell wie noch nie. Vermutlich brauchen wir mehr Baumarten oder Herkünfte aus dem Mittelmeerraum/Balkan. Die Besiedlung aus diesen Räumen (mit unseren heutigen Baumarten) nach der letzten Eiszeit hat mehrere Jahrhunderte bzw. sogar Jahrtausende gedauert. die Zeit haben wir heute leider nicht mehr.