"Warum es immer weniger Feldhasen gibt"

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Irrtum, lieber Bollenfeld, großer Irrtum. Mein Revier: 390 ha Feldrevier, intensive Landwirtschaft, somit recht einseitige Nahrung. Seit ca. 15 Jahren Frühjahrsdichten um die 80 Hasen/100 ha, Herbstdichten ca. zwischen 120 - 180 Hasen/100 ha, schwankt von Jahr zu Jahr. Nahrung: das, was die konventionelle Landwirtschaft dem Hasen so bietet. Aber: wir schützen unsere Hasen, Fasanen und die ebenfalls sehr zahlreichen Rebhühner davor, aufgefressen zu werden. Da, und nur da, liegt der Schlüssel für gute Niederwildpopulationen. Wie sagte noch mein Freund Werner K.: Vor "schöner wohnen" kommt "nicht aufgefressen werden".
Mein persönliches Motto: "Alles, was nicht aufgefressen wird, hat auch in der heutigen Kulturlandschaft allerbeste Chancen zu überleben".
Hört sich für viele monocausal an, trifft aber den Nagel auf den Kopf. Es gibt mittlerweile viele Reviere, die genau das erkannt und umgesetzt haben. Stetig steigende Niederwildpopulationen sind der Lohn dieser Mühen, trotz sog. einseitiger Nahrung.
VG rotfuchs2
Du jagst aber nicht in einer Agrarsteppe.
 
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Die größte Sauerei an den wildlebenden Tieren ist Grünroggen, -triticale usw. für Biogas. Mit "Ernte" im Juni, dann sind die Kitze gesetzt, Junghasen, Gesperre etc.
Ich geh sogar einen Schritt weiter und sage das ist mitunter eine der größten Sauereien an unserem Planeten.

Alles super. Letztendlich entscheidet der Profit, wer was macht. Wie immer. Punkt.

Die Nachfrage ist ja da. Alles gut, wie beim Sprit "E10" .... lieber hack ich mir die Hand ab, bevor je ein Tropfen davon in meine Tanks fließt. Aber das wird sich mit dem Elektro-Wahn sowieso über kurz oder lang erledigen.

Geiz ist geil - alle machen mit. Hurra!
 
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JiB April 2021 - Auszug:
"Wo sind die Junghasen?"
Eine Masterarbeit von Max Mohr TUM, promoviert z.Zt. am Institut Wildbiologie:
"von 18 besenderten Junghasen überlebten 3 !
Verluste: im März starben Junghasen durch Greifvögel
im April starben Junghasen durch landwirtschaftliche Maschinen, insges. wurden die
Hälfte der Junghasen durch landw. Maschinen getötet
ab Mai starben Junghasen durch Haarraubwild
Je übersichtlicher das Gelände aus der Vogelperspektive desto schneller waren
Junghasen weg. I.d.R, fanden Greifvögel Junghasen so schnell, dass dem Haarraubwild
fast keine Zeit zum Fressen blieb."

Ich denke schon eine Erklärung zur Abnahme des Hasenbesatzes, zum Gesamtbild meine ich dass die Problematik multifunktionell begründet ist.
 
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Vogelschutz weniger, ja die auch. Aber sonst meist Landwirte. Da hilft nur Aufklärung. Bei uns stehen auch heuer seit kurzem welche, muss mit dem Betreffenende Reden. Sind nicht anders gepolt als Förster, die mit dem Fuchs die Mäuse bekämpfen wollen. Dann müsste es ja mit Meisennistkästen auch gegen den Borkenkäfer möglich sein.
Einen typischen R-Strategen wie die Maus kann man nicht so schnell mit Fressfeinden bekämpfen. Wir hatten heuer im Winter Pisse was runterging. Die Mäuse sind alle ersoffen. Man braucht nur über die Wiesen laufen, keine Gänge, keine Fuchslöcher (naja kann auch andere Gründe haben). Dann brauch ich auch keine Krücken.
 
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Das Erkenntnis vom Luchs und den Schneeschuhhasen sitzt einfach überall in den Köpfen. Nur gelten eben in einer von Menschen unberührte Natur andere Gesetze als in der Kulturlandschaft. Wenn als Beispiel die Wechselbeziehungen zwischen einem Spezialisten wie der Schleiereule oder dem Turmfalken und Mäusen herangezogen werden, dann ist das okay. Viele Mäuse, viele junge Turmfalken. Im Winter wenig Mäuse, viele tote Turmfalken. Auch wenn wir jetzt auf den landwirtschaftlichen Flächen vielleicht noch einen eisernen Bestand haben, so geht der wie beim Borkenkäfer auch schnell wieder in die Höhe, mit Bussarden oder Kohlmeisen.
 
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Als die Winter noch schneereich und lang waren, haben wir doch einige Waldkäuze und Waldohreulen gefunden, die schlicht verhungert waren. Höhenlage war 500-600m.
500 ha Feld/Wald. Ob Eulen auch der Nahrung "nachwandern", habe ich noch nicht gehört.
Schleiereulen waren dort (Fr.Schweiz) nicht bekannt.
 
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Als im Staatswald noch Rehwild gefüttert wurde oder wir an der Rotwildfütterung zur Zählung saßen, war dort immer ein ein hohes Aufkommen an Sperlingskauz, Raufusskauz und Waldkauz. Im Spätwinter hörte man sie beim Sauansitz. Irgendwann war Schluss mit den Balzrufen. Wo waren sie geblieben?

Dann bekam ich die Möglichkeit in einem weiteren Privatrevier auf Sauen mitzugehen. Dort gab es eine sehr hohe Dichte an Rehwildfütterungen und einen sehr hohen Bestand an Rehwild.
Der Wald war reiner Nadelwald, ohne Totholz oder Naturhöhlen. Ordnung muss sein, sagt der Opa. Die Dürren müssen raus. Also unterm Strich ein nicht sehr gutes Biotop für Nachtgreife. Trotzdem war da jede Nacht Musik von allen Arten.

Ich habe daher den Eindruck, dass es ein "Nachwandern" doch gegeben hat. Im Sommer sah man dort nicht mehr Eulen und Käuze. Die Fütterungen sind eben - auch wenn es manchen nicht in den geistigen Horizont passt - mit der dortigen Konzentration an Mäusen ein wichtiger Baustein für die Überwinterung von Spezialisten. Ja ich will noch einen Schritt weiter gehen: Vielleicht gibt es diese Art in der Kulturlandschaft nur weil es Fütterungen gibt. Früher war eben der Kornspeicher oben offen. Da hat die Schleiereule in der Scheune Mäuse jagen können. Die Goldammern sind auf den Misthaufen über den Winter gekommen oder haben die Pferdeäpfel auf der Straße nach unverdauten Haferkörnern durchsucht. Jetzt überwintert er an den Fasanenfütterungen.
 

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