Weihnachtsgedicht von Loriot

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21 Jan 2011
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Es blaut die Nacht, die Sternlein blinken
Schneeflöcklein leis' herniedersinken.
Auf Edeltännleins grünem Wipfel
häuft sich ein kleiner, weißer Zipfel.
Und dort, vom Fenster her, durchbricht
den tunklen Tann ein warmes Licht.

Im Forsthaus kniet bei Kerzenschimmer
die Försterin im Herrenzimmer.
In dieser wunderschönen Nacht
hat sie den Förster umgebracht.
Er war ihr bei des Heimes Pflege
seit langer Zeit schon sehr im Wege.
Drum kam sie mit sich überein:
Am Niklasabend muß es sein.

Und als das Rehlein ging zur Ruh'
das Häslein tat die Augen zu,
erlegte sie - direkt von vorn -
den Gatten über Kimm' und Korn.
Vom Knall geweckt rümpft nur der Hase
zwei, drei, viermal die Schnuppernase
und ruhet weiter süß im Dunkeln
derweil die Sterne traulich funkeln.

Und in der guten Stube drinnen,
da läuft des Försters Blut von hinnen.
Nun muß die Försterin sich eilen,
den Gatten sauber zu zerteilen.
Schnell hat sie ihn bis auf die Knochen
nach Waidmannssitte aufgebrochen.
Voll Sorgfalt legt sie Glied auf Glied,
was der Gemahl bisher vermied,
behält ein Teil Filet zurück
als festtägliches Bratenstück
und packt darauf - es geht auf vier -
die Reste in Geschenkpapier.

Da tönt's von fern wie Silberschellen,
im Dorfe hört man Hunde bellen.
Wer ist's, der in so später Nacht
im Schnee noch seine Runden macht?
Knecht Ruprecht kommt mit goldnem Schlitten
auf einem Hirsch herangeritten.
"He, gute Frau, habt Ihr noch Sachen,
die armen Menschen Freude machen?"

Des Försters Haus ist tief verschneit,
doch seine Frau ist schon bereit:
"Die sechs Pakete, heilger Mann,
's ist alles, was ich geben kann."

Die Silberschellen klingen leise,
Knecht Ruprecht macht sich auf die Reise.
Im Försterhaus die Kerze brennt,
ein Sternlein blinkt - es ist Advent!
 
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Man kann höchst witziges auch zu Tode reiten, so dass es niemandem mehr gefällt.
Noch ein Beispiel ist der Freddie Frinton Sketch.
 
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Mir gefällt es jedes Jahr wieder.

Wiederholte Aufführungen sind bei guten Gedichten üblich.
Analog verhält es sich mit dem Fernsehprogramm zur Adventszeit oder Sylvester.
 
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21 Jan 2011
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solmspruefung schrieb:
Man kann höchst witziges auch zu Tode reiten
Es soll auch Leute geben die nich schon bei der gründung der Welt dabei waren und für die daher ein alter Witz was neues ist :31:
Obwohl ich einiges von Loriot kennen, war mir dieses Gedicht bis gestern unbekannt :21:
 
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solmspruefung schrieb:
Man kann höchst witziges auch zu Tode reiten, so dass es niemandem mehr gefällt.
Noch ein Beispiel ist der Freddie Frinton Sketch.


Wir sind alle Niemand !! :18:
Und ohne 90. Burzeltag ist nicht Sülwesta :28:
 
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17 Mrz 2010
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matzeHH schrieb:
Und ohne 90. Burzeltag ist nicht Sülwesta :28:

Kennst du "Das Streichquartett" in der überwiegenden Besetzung der damaligen Lach- und Schießgesellschaft?
Warum wiederholen sie das nicht mal? (Ich habs gottseidank auf DVD).
Ist mindestens so humorvoll wie der 90. Geburtstag. Ich mag den ja auch, aber im Übermaß...
 

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