Werter Mohawk-
Ich gestehe, daß ich Sie nicht ganz so sauber angesprochen habe, wie es Ihr Posting eigentlich verlangt hätte- ich bitte Sie daher um Entschuldigung!
Wie Sie wissen, bin ich schon bald nach der Prüfung den "sportlichen Vettern" in die Hände
gefallen- letztendlich war das eher ein Zufall denn eine Willensentscheidung.
Auch daß ich das Prädikat "waffenaffin" sehr wohl verdiene , leugne ich ganz gewiß nicht.
Es ist ein Teil meines Stolzes und meines Lebensweges.
Jedenfalls haben die sportlichen Vettern meine reichlich unbeholfenen Übungen über ein halbes
Jahr beobachtet, bis sie mich doch einmal fragten, worauf meine verbissenen Bemühungen
eigentlich basierten. Meine Antwort basierte auf dem Tierschutz, und das hat bei den
Leuten natürlich einen enormen Eindruck hinterlassen.
Fortan wurde ich jeden Freitag in Gespräche verwickelt, und mit kleinen Tips oder
Tricks gefüttert, die ich in der folgenden Woche exakt nach Wortlaut erprobte.
Die Streuung schrumpfte, und ich wurde als Schütze besser, und sicherer.
Erst mit der Zeit wurde mir klar, daß meine niederbayrische Heimat Niederbayern gespickt ist
mit Leuten, die "Silber" ablehnen, und zwar auf allen Ebenen, vom Vereinsfest bis Europaweit.
Als mein Mentor und wichtigster Lehrer Klaus Öller (Ruhe in Frieden, mein Freund) verstarb,
war ich aber bereits den wahren Königen bekannt, und etwas später erkannte ich, daß sich
die "Englandfahrer" über mich berichten ließen.
Freillich schmeichelt das, aber es gelang mir, nicht abzuheben- ich vermute, das liegt daran,
daß ich gelegentlich die Streukreise der Wettkampfschützen und ihrer Waffen sah.
Man wird ernüchtert, und zwar gründlich.
"Wie macht der Kerl das bloß?"
Das ist die zentrale Frage, die sich mir von Anbeginn meines Schießens stellt.
Und jetzt will ich auch endlich zum Vergleich zwischen Sport und Jagd kommen.
Das Training jenseits des Wettkampfes zeigt uns den eigenen Standort auf, und zwar am schlechtesten, nicht am besten Ergebnis. Das dürfte der einfachste Nenner sein.
Ohne das kontinuierliche Training verfällt das Können, bei mir sogar recht schnell.
Der eigene Standort im Können verschiebt sich.
Jedem jagdlichen Schuß geht eine Einschätzung voraus, eine kalte Berechnung,
ob der Treffer die höchstmögliche Chance auf eine saubere Erlegung bietet.
Abgesehen vom technischen Kram, der Umwelt und dem Wild ist der
eigene Standort einer der wichtigen Punkte, die in das Kalkül einfließen.
Das Orientieren an Vorbildern dient mir selbst ausschließlich der Sicherheit.
Der Sicherheit einer Kalkulation, welche über Wohl und Wehe entscheidet.
Einen sportlichen Ehrgeiz im Sinne von "Kriegen" habe ich bei sportlich aktiven Jägern
noch nicht gesehen, aber mit eigenen Augen bereits zwei Mal das Absenken der Waffe,
begleitet von dem Wort "Naa!" und Kopfschütteln.
Der sportliche Ehrgeiz scheint mir auch bei den Leuten, die dem Zugzwang auf DJ
ausgesetzt sind, nicht vorherrschend zu sein, sondern tatsächlich der "Zugzwang" selbst
als gelegentlich vorkommendes Übel für Ärgernisse zu sorgen.
Dieser Zugzwang scheint mir bei größerer Distanz zum Wild und besten Kenntnissen und
brauchbaren Bedingungen überhaupt nicht vorzukommen.
Man erntet.
Es scheint mir überhaupt der Feldschuß (oder "jagdliches LR" meinetwegen)
neben dem Ansitz und der Pirsch als Tertia Optio eine sehr gute Methode zu sein,
die Notwendigkeit der Drückjagd überhaupt zu vermeiden!
Denn es kann einfacher gelernt werden als der Schuß auf flüchtiges Wild, "Geduld und Spugge".
Das Training steigert die Präzision, die Genauigkeit kommt mit der Verantwortung und
in der Praxis gibt es entschieden zu viele Rabenkrähen.
Ich gebe zu, das sind nur meine Gedanken, und ich bin noch nicht allzu lange dabei.
Und obwohl ich durchaus eine heftige Sehnsucht nach dem Süden Englands verspüre,
kann ich dieses Verlangen durchaus nicht auf die Jagd übertragen.
Warum soll ich auf eine Krähe schießen, die ich nicht sicher treffen kann?
Bin ich Amateur, oder was?
derTschud