An alle, die die WIldschärfe beim Labby in Abrede stellen: Ich hätte bis vor einigen Jahren das selbe behauptet. Dann kam meine Frau mit ihrem gelben Labbyrüden aus der Arbeitslinie ins Haus. Beide bis dahin von der Jagerei weitestgehend verschont. Das hat sich aber seither schlagartig geändert. Inzwschen hat der Labrados mehrere (angeschweißte) Sauen gepackt und gehalten. Rehe werden ebenfalls niedergezogen und mit Kehlgriff gehalten bzw. abgetan, wenn einer von uns nicht rechtzeitig dazu kommt. Er mag die große Ausnahme sein, aber unter denen, die Labradore häufiger zur Jagd einsetzen, erregt der Hund deutlich weniger Aufsehen als unter den übrigen Hundeführern mit ihren Vorurteilen (die ich ebenfalls hatte). Sogesehen mag dieses Vorurteil vielleicht auch eher der Aussage von "Labbymuttis" geschuldet sein, denn dem tatsächlichen Leistungsspektrums der jagdlich geführten Labradore. (Ich kann mir auch nicht vorstellen, dass der Engländer es begrüßen würde, wenn der Labrador jeden angebleiten Fuchs ziehen ließe...)
Für das, was Du als Einsatzgebiet für Deinen Hund beschrieben hast, sehe ich einen Labrador aus der Arbeitslinie als recht gut geeignet, mit Ausnahme der Drückjagden! Die Labbys sind überwiegend stumm. auch unserer bringt nur ein einzelnes "Hau" über die Leftzen und das auch nur, wenn er vorm Schwarzwildkessel steht. Spurlaut und Sichtlaut definitiv Fehlanzeige.
Alternative wäre aus meiner Sicht der Dackel. Allerdings kenne ich kaum einen Dackel, der noch Beine hat. Mein alter Herr hat Ende der 60er Jahre/ Anfang der 70er Dackel gezüchtet, die hatten aber eine gewisse Bodenfreiheit und waren 3/4 so hoch wie ein durchschnittlicher Jagdterrier. Die haben zu dritt auch einen 30kg Frischling mit einem Schuss durch die Vorderlaufschale gehalten. Ich denke, dass kann man von den heutigen tiefergelegten Dackel nimmer erwarten. Der Wäldlerdackel (???) soll wohl wieder in diese Richtung gehen, gesehen hab ich hier aber noch keinen. Leider.
Dackel sind aber Bracken, wie schon erwähnt. Die beiden Rüden von meinem Dad waren öfters mehrere Tage unterwegs. Der Labrador meiner Frau geht (wenn man ihn nicht schickt) nie weiter wie 80m weg, und dann bleibt er meist stehen und guckt, ob er wirklich so weit gehen soll. Zum Durchgehen (abgesehen vom fehlenden Laut) ein Traum, der labrador lässt sich auch auf "wweite" Entfernung per Handzeichen dirigieren. Da braucht der Durchgeher nie selbst durch den Brombeerhorst durchkrabbeln, ein Armzeichen reicht vollkommen. länger wie 2 Minuten ist der Durchgeher auch nie ohne Hund.
Darin unterscheiden sich auch diese beiden Rassen: Der "Will to Please" ist beim Labby fest verankert. Das macht ihn als Erstlingsführer auch zum "einfachen" Hund für Einsteiger. Der Dackel hingegen hat einen eigenen Kopf wie kaum ein anderer Hund. Auch dass ist Ziel der Zucht (gewesen), muss doch der Dackel unter Tage im Nahkampf mit Fuchs und Dachs die Entscheidungen auch selbst treffen. Genauso wie die Bracken (oder der Wachtel), die eigenständig auf große Entfernung Wild finden und verfolgen sollen.
Einen einzelnen Rassevertreter, den man persönlich für tauglich hält, als Beispiel zu nehmen, ist immer ein gefährlicher Rat.
Im Allgemeinen ist nämlich eben nicht davon auszugehen, dass die übrigen Rassevertreter genauso ticken, sonst stünde darüber was in der Rassebeschreibung.
Es wird auch den einzelnen Border Collie geben, der Wild niederzieht.
Dass man allerdings bei der Welpenauswahl später ausgerechnet so einen Kameraden aus der Wurfkiste zieht, ist aber eben äußerst unwahrscheinlich.
Sonst bräuchte man die gesamte Gebrauchshundezucht nicht betreiben und nicht über Jahrhunderte betrieben haben.
Man wählt also den Hundeschlag (Apportierhund, Vorsteher, Stöberhund etc) und dann die Rasse aus, die erstmal theoretisch grundsätzlich die eigene jagdliche Anforderungsliste am weitestgehenden erfüllt.
Aus dem Eingangspost lese ich zwei.
1. Totsuchen
2. DJ
Damit ist für die jagdliche Anforderung jede reine Apportierhundrasse,, also jegliche Retriever, genauso raus, wie der Mops und der Pointer (dieses Jahr hat einer 1a die komplette Brauchbarkeit abgeliefert. Aber auch das ist eben eine absolute Ausnahme und definitiv kein Hinweis, sich für die vorgesehenen Aufgaben einen zu holen)
Jagdbegleithund bedeutet eben nicht, zuverlässig einsetzbarer Jagdhund, sondern nur stört nicht weiter, wenn er dabei ist.
Einen Lab o.ä. anschaffen und sich selbst beruhigend meinen, weil der eben keinen Anschuss findet oder nach 30m die Arbeit abbricht, ist da nix, grad als unerfahrener Erstlingsführer, da wird dann Jagd mit Hund Schund.
Und noch eine Frage.
Der Will to Please beim Lab/Retriever kommt woher?
Stöbert der Labrador im dicken Schilf nach der toten Ente oder arbeitet er die Schwimmspur der noch geflügelten bis er sie hat?
Meines Wissens nicht. D.h. sowohl der Hund als auch der Hundeführer sind darauf angewiesen, den Hund via Handzeichen etc. einzuweisen, wozu eben eine enge Zusammenarbeit bzw. der Wille dazu bei beiden vorhanden sein muss. Das ist auch der Grund, weswegen in der Zucht auf Arbeit in Führernähe Wert gelegt wird.