Oft habe ich mir bis zur Wende das Mitnehmen einer eigenen Waffe nach Polen erspart. Die alte Brünner Büchse in 7X57 mit dem billigen S&B Geschoss meines langjährigen polnischen Freundes hat für den kapitalsten Keiler und für die Hirsche gereicht.
In der Zeit vor der Wende haben die meisten Waffen der ostdeutschen Jäger das Kaliber 7X57R (Bbfl. oder Drillinge) gehabt. Das Schalenwild wurde trotzdem sauber und sicher erlegt.
Das mag ja alles prinzipiell richtig sein, am Ende muss man halt nur richtig treffen können...
Der legendäre Karamojo Bell hat alleine mit der .275 Rigby und seinem "Bell Shot" im kolonialen Afrika über 800 Elefanten gesteckt und seinen Lebensabend dann dennoch mit intakten Gliedmaßen ganz friedlich in Schottland genossen.
Aber viele Jäger, und dazu rechen ich intuitiv besonders solche wie den Initiator dieses Fadens, die sich mal als Highlight mit der vom findigen BüMa aufgeschwatzten aber sonst eher selten nutzbaren 6,5er Blaser oder der eher an ein Fiskars-Werkzeug erinnernde, preiswerten Plastikratsche von Merkel auch mal einen Hirsch in Polen gönnen und vermutlich eher wenig jagdliche Erfahrung haben, bekommen beim Anblick selbst eines Kronenträgers der Einsteigerklasse ein ausgesprochenes Hirschfieber.
Sie schwitzen sich die Patschhändchen nass und japsen wie ein Husky beim Schlittenhunderennen und die Mündung wackelt hin und her wie ein Lämmerschwanz.
Wenn die Kugel nicht das Ziel findet, dann hilft die dickste Pille eh nicht, wirst Du Dir richtig denken und dem stimme ich zu.
Aber hier mit einem dem schwächsten jagdlichen Schalwildkaliber auf eine der größten und gewichtigsten Schalwildarten zu waidwerken, womöglich noch mit einem darob mäßig begeisterten und innerlich aufgrund befürchteter und vermeidbarer Nachsucheh die Faust in der Tasche ballenden, unwirschen polinischen Berufsäger an der Seite, weiten Schußdistanzen und in psychisch und physisch herausforderndem Rahmen ... ist einfach fahrlässig.
Habe genug Nachsuchen für jagdliche Eventler im Kontext großer Jagden machen ..ähm...dürfen... und deren Technik, Erfahrung und Material erlebt.
80% ist sicher Selbstüberschätzung bei mangelnder Erfahrung und Übung. Aber zur mangelhaften Erfahrung gehört eben oft auch insuffiziente Ausrüstung. Entweder in unpraktischen Spielkram investiert, der mangelnde Praxis auch nicht wettmachen kann, oder einfach unpassende Kaliber in beide Richtungen (zu groß oder zu klein).
Ich werde nie den natürlich nicht frei gegebenen Hasen auf der Hochwildjagd vergessen, der mit der .375 von einem just vom Kurzurlaub aus Afrika zurück gekommenen Insolvenzanwalt "gestreckt" wurde..("haha..wiieee wiiitzig").. oder den nachgesuchten und ebenfalls nicht freigegbenen Eissprossenzehner, den der Schütze ganz bewußt unter Berechnung der ausgelobten "Strafen" als "billiger als im Jagdreise-Katalog" angesprochen und mit der 7x57 Edel-Ferlacherin nur angeflickt hatte.
"Nun such mir meinen Hirsch mal, der hat bestimmt was von mir ab bekommen...sonst muss ich hier noch völlig umsonst Geld abdrücken..."
Und, mit Verlaub, mit den Erfahrungen eines bereits in der VR Polen und somit offensichtlich seit Jahrzehnten geübten alten Jäger ist unser Fragensteller sicher nicht zu vergleichen