Ich habe mir zwei Deferegger Zielstöcke auf meine Körpergröße 1,82m anfertigen lassen. Einen langen Stock für die Pirsch und einen kurzen für den Schuss vom 60 cm hohen Sitzstock. Ich habe sie über ein Jahr in einem Bergrevier genutzt und zwar immer auch als Bergstock. Sie sind leichter als der typische Haselstecken und mindestens genauso belastbar. Und nun die Nachteile: Das Handling ist sehr gewöhnungsbedürftig und bedarf einiger Übung. Man muss gerade beim Schuss auf schrägem Untergrund die Beine des Stockes relativ weit abspreizen und das geht nicht schnell und geräuschlos (gerade auf Geröll oder auch bei starker Vegetation). Nahestehendes Wild und besonders Rotwild bekommt das mit. Hinzu kommt, dass mit der in der Vordergabel fest eingelegten Waffe kein ziehendes Wild verfolgt werden kann. Die gesamte Konstruktion muss dann leicht angehoben und „nachgerückt“ werden, was unter Revierbedingungen in schwierigem Gelände nicht funktioniert. Das betrifft nicht nur das eben erwähnte Bergrevier sondern z.B. auch Situationen wie die hier bereits erwähnte Nachtpirsch auf Schwarzwild im Weizen. Mit dem Deferegger Pirschstock kann man nicht geräuschlos im Weizenfeld pirschen. Der Aufbau und das Einrichten geht nicht geschmeidig und schnell genug und eben auch nicht leise und man kann mit diesem Pirschstock nicht gut auf nähere Distanzen schiessen. Das ist aber bei der Nachtpirsch im Feld oft der Fall. Der Deferegger Pirschstock ist ein Berg- und Zielstock für die Jagd im Gebirge auf weite Distanzen. Er ist für den Schuss auf Wild in weiter Entfernung, z.B. im Gegenhang und auf Freiflächen gedacht. Man hat Zeit sich vor dem Schuss mit dem aufgeklappten Stock einzurichten - und das Wild bekommt aufgrund der Entfernung davon weniger mit. Der gravierenste Nachteil bei diesem Zielstock ist die mangelnde Möglichkeit der seitlichen Korrekturen, wenn das Wild zieht. Auch hier spielt die Schussentfernung eine grosse Rolle. Hinzu kommt, dass sich dieser Zielstock nicht für verschiedene Längen einstellen lässt und dadurch auch der Transport im Fahrzeug ein Problem ist. Im Jimny konnte ich problemlos nur die kurze Variante ständig mitführen, die aber für den stehenden Schuss ungeeignet ist. Ich habe mir diesen kurzen Deferegger auch nur für die Jagd im Schirm oder vom Bodenansitz zugelegt und hatte einen viel häufigeren Nutzungsbedarf für den langen Stock (der nur sperrig quer ins Auto passte und den Beifahrersitz blockierte). Beide Deferegger Zielstöcke machten beim Angehen im Revier konstruktionsbedingt leichte, federnde Klappergeräusche, besonders wenn ich mit der geöffneten Bandfixierung unterwegs war um den Stock bei Bedarf schnell aufzuklappen und sofort Schussfertig zu sein. Der grosse Stock hat sich dann im Gebrauch zudem schnell durch Nässe und Feuchtigkeit offenbar leicht verzogen, jedenfalls sind die einzelnen Holzelemente nicht mehr ganz parallel und somit hat der zusammengelegte Stock einen gewissen störenden Spalt im oberen Bereich gebildet, der sich unangenehm greift. Ausserdem beginnt bei intensiver Benutzung, die etwas rauhe Oberfläche aus Holz und Glasfaser zu splittern. Ich habe mir schon Splitter in die Finger gerissen, da ich ihn bei Gehen im Berg in der Hand rauf und runter gleiten lasse um meinen Griff an die unterschiedlichen Höhen anzupassen. Meine Reviersituation hat sich inzwischen völlig verändert. Ich jage nicht mehr dauerhaft im steilen Gelände eines Bergreviers und benötige keinen Bergstock mehr, der mich im Hang stützt. Ich bejage jetzt ein flaches, kleinteiligeres Revier mit geringeren Schussdistanzen. Ich benötige jetzt eher einen leichten, flexibel und lautlos einsetzbaren Zielstock für die Frühpirsch im Wald, für die Blattjagd und für die Nachtjagd an der Wald-Feldkante und im Weizen auf Schwarzwild. Dafür ist m.E. der Deferegger Zielstock ungeeignet. Ich werde deshalb auf einen anderen Zielstock umsteigen (Viper Flex). Zusätzlich habe ich seit Jahren den sehr schnell einsetzbaren aber nicht sehr stabilen Primos Triggerstick als Einbein-Variante. Ich habe diesem Mono-Zielstock aber auf Distanzen über 50 Meter nie vertraut. Abschließend noch etwas Positives zum Deferegger Zielstock. Er macht optisch und in der handwerklichen Verarbeitung einen sehr wertigen und soliden Eindruck. Wenn man die Oberfläche regelmäßig mit Öl behandelt und pflegt, bilden sich vielleicht keine störenden Splitter und die Holzsegmente verwerfen sich nicht. Gerade in der Kombination als Bergstock und Zielstock ist er durch seine Robustheit und sein natürliches Material eine gute Wahl. Allerdings, so finde ich jedenfalls, muss ein solcher Stock (gerade auch wenn er als Bergstock dient) allwettertauglich und so unaufwendig sein, dass er im Gebrauch keiner besonderen Pflege bedarf. Insofern wäre der Jakele-Stock vielleicht die bessere aber sicher auch nicht so „zünftige“ Alternative zum Deferegger.