Gut erkannt Spezi... ;-)
Paar Aspekte dazu:
- bei reiner Ansitzjagd verschiebt sich der Erlegungsschwerpunkt Richtung jung, weil älteres Wild gelernt hat, dem Jäger auszuweichen. Auf der Wilkamera tauchen dann plötzlich Uraltböcke auf, die noch nie jemand gesehen hat. Soviel dazu, dass bei straffer Bejagung keine alten Böcke mehr da sind. Hat aber auch den Nachteil, dass diese Rehe die sind, die den meisten Schaden verursachen, weil dass die Sind, die nicht zum Äsen auf Wiesen und Wildäcker ziehen...klar, da wird man am ehesten totgeschossen. War ganz auffällig bei uns: mit Verschiebung des Abschusses Richtung Bewegungsjagden (nicht Erhöhung!) und damit einhergehender gleichzeitiger Erlegung der heimlichen alten Rehe, die eher in Deckung bleiben und da oft stark für den Tannenverbiss ursächlich sind, ist der Verbiss kräftig gesunken.
- Zum Thema Geißabschuss: pragmatisch bleiben... je mehrs n den Winter geht, desto weniger achte ich drauf... desto mehr sind auch die Kitze allein unterwegs. September/Oktober: Geiß nur mit Kitzen.. Richtung November: Wenn Geiß allein kommt und sich nix tut, schieß ich die auch. Kommen Kitze mit, schieß ich die zuerst. So Handhaben wirs seit Jahren, und obgleich natürlich das Gegenteil behauptet wird, von Kümmerlingen merken wir gar nix. Die Sehe ich eher zwei Reviere Weiter in der üppig besetzten Privatjagd, wo man jeden März über Fallwild des Winters stolpert...
- Man merkt, das hier unterschiedliche Grundannahmen aufeinander prallen:
In der Waldjagd kann man nicht davon ausgehen, wie im Feld das selbe Reh jemals wieder zu sehen. Selbst in der Feldjagd erliegt man oft Verwechslungen. Oft ist mans anders gewöhnt bzgl. der Sichtbarkeit des Rehwildes. vor 30 Jahren war der Wald dunkel und ohne Äsung. Die Rehe lagen nur zum Ruhen drin. Zum Äsen mussten sie raus auf die Wiesen der angrenzenden Privatjagd. So kam es zu den Bildern mit 30 Rehen auf der Wiese, die unser alter Pächter noch nachtrauert. Heut stellen sich kaum Rehe unnötig auf die Wiese. Warum auch, wird man ja nur gestört und totgeschossen und im Wald gibt's genug. So sinds da vor allem die Jährlinge und Schmalrehe, die da geschossen werden und der Eindruck des Angrenzers, dass kaum mehr was da ist, und schon gar nix altes... Wie gesagt: Die Wildkamera im Bestandesinneren lehrt einem anderes...
- zum Thema Jungjäger die Böcke schießen lassen: Kann bei uns jeder für lau! Nur ist die Waldjagerei nicht so einfach, wie viele sich das vorstellen, und so reichts bei vielen nicht über ein Jagdwochenende. Da geht man doch lieber zu den Feldjägern, wo die Rehe aufn Tablett stehen und man sich das richtige raussuchen muss. Damit aber die Rehe derart dastehen, ist oft eine Dichte nötig, die nicht mehr ganz Tannenverträglich ist...
- zum Verbiss und Zerstörung durch Forstmaschinen
So Pauschal kann man das eben nicht gleichsetzen: Das Problem ist ja nicht der Verbiss allgemein, sondern was und wann Verbissen wird. Üppige Fichten- und Buchenverjüngung ist Verbiss egal, zumal sie schon oft aufläuft, bevor der Bestand verjüngt werden soll. Sprich, da ist 10 oder 20 Jahre Zeit, dass weitere Verjüngung aufläuft, selbst wenn Reh oder Holzrücker die Hälfte plattgemacht hat. Kann man vergleichen, wie wenn nach der Ernte aus dem Druschabfall Getreide aufläuft, dann aber wieder untergepflügt wird.
Das Problem ist viel mehr, dass gerne die seltenen Baumarten, welche für die Bestandesstabilität und Risikominimierung und vor allem auch aus Biodiversitätsgründen besonders wertvoll sind als "Schmankerl" gezielt herausgeknuspert werden. Das sich dieser Schaden in Grenzen hält, erfordert gar keine so drastischen Mittel, keine Ausrottungsfeldzüge oder dergleichen. Nur eine halbwegs straffe Bejagung. Das klappt aber nicht mit diesen oder jeden Bock stehen lassen, Schmalrehe nicht schießen oder nur schwache Kitze erlegen. Damit kommt man nicht mal in Zuwachsnähe. Ich empfehle jedem Mal, ein Zähltreiben in 5ha Wald zu machen, das wirklich mit 2-3 Hunden und 30 Treibern, zweimal gehobelt durchzumachen und die Rehe zu zählen, die da rausspringen, und nur ein drittel davon auf 100ha hochgerechnet als Abschuss zu nehmen... Da würden einige mit den Ohren schlackern...
Entspannt jagen! Und nicht alles so hoch kochen. Dann klappts auch mit den Nachbarn...