Weniger Jagddruck auf Rehe

G

Gelöschtes Mitglied 23774

Guest
Warum sollte ich ein Stück, das ich auf jeden Fall sofort strecken könnte laufen lassen, nur um es dann wann anders tun zu können?
Seh ich ja auch so aber:
wenn einfach mal das liegen würde, was kommt.
impliziert so den Eindruck auf alles zu schießen was die Lauscher aus dem Bewuchs streckt.
Ab wann brauchen Kitze denn die Ricke nicht mehr Deiner Meinung nach?
Die Antwort darauf würde mich auch interessieren .
 
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Warum sollte ich ein Stück, das ich auf jeden Fall sofort strecken könnte laufen lassen, nur um es dann wann anders tun zu können?

Abgesehen davon, dass ich es nicht Geballer nennen würde, was ist falsch daran? An den Tierschutz halte ich mich genauso wie du. Ich laufe nur nicht jahrelang einem Bock hinterher, bis ich der Meinung bin, dass er seine Gene genug weitergegeben hat.


Ich weiß recht gut, ab wann ein Kitz alleine zurecht kommt und danach handle ich auch ohne jedes schlechte Gewissen.


Da sehe ich das ein bisschen anders, aber zum Glück gibt es bei uns kein Rotwild.


Wenn du das wirklich "abartig" und "grausam" findest, solltest du deine Motivation zur Jagd überdenken.


Welchen anderen Weg zu unserem offensichtlich gemeinsamen Ziel schlägst du denn vor? Und jetzt komm bitte nicht mit Ablenkfütterungen oder ähnlichem Blödsinn...


Da magst du Recht haben, immerhin wurde ich ja von so einem "abartigen" und "grausamen" Förster ausgebildet. Aber das nimmt mir nicht die Fähigkeit, mir eigene Gedanken zu machen, was ich glaube ich reichlich getan habe. Und wenn mein Handeln doch so grundlegend falsch sein sollte, warte ich noch immer auf die katastrophalen Auswirkungen, auf den Wald und/oder auf das Wild, die momentan beide einen recht gesunden Eindruck machen.;)

Erstmal musst du so jagen, dass hauptsächlich sehr junges/junges und sehr altes Wild zur Strecke kommt. Warum? Weil das evolutionär offensichtlich so vorgesehen ist. Deine MEINUNG dazu (und meine) ist ohne Belang. Ziel muss sein, jungen und mittelalten Ricken den Zugang zu den Top-Habitaten zu ermöglichen.
  • Ricke mit Einzelkitz: peng, peng (beide)
Entweder ist es eine alte Ricke (weg, alt genug), die nur noch ein Kitz setzt oder die richtige Ricke, die aber auf Grund überhöhten Bestandes nur ein Kitz setzt (weg, Reduktion). Beides richtig. Damit hast du die Ricken in angemessener Zahl, die du eigentlich haben willst.
Und nun denke in diesem Lichte darüber nach, was dabei raus kommt, wenn du alles umballerst, was du siehst.

  • Ricke mit Zwillingen: kommt drauf an
Bei offensichtlich nötiger Reduktion (Revier von Zoodirektor übernommen, Wintersprünge mit 40 Köpfen) möglichst erlegen. Wenn die Masse der Ricken Zwillinge führt (mein Maß: 80%), werden die erlegt, wenn sie in den jährlichen (selbst gesetzten) Abschussplan passen. Dieser wird anhand der Weiser Gewicht und Zwillingshäufigkeit bestimmt - kriegt man in drei Jahren schon ganz gut raus.
  • Jährlinge, Schmalrehe
Werden in gleichem Verhältnis erlegt. Da Schmalrehe schwer anzusprechen sind, wird Anfang Mai bei jedem sicher erkannten Stück losgefeuert. Und dieses Programm betreibt man auf Grund des kleinen Zeitfensters mit Nachdruck. Ab Mitte Juni ist spätestens Schluss. Danach erlegst du genauso viele Jährlinge wie Schmale liegen. Kommt auf exakte Zahlen nicht an, kommen genug beiden Geschlechtes durch, passt schon.
  • Böcke
Muss man keinen Voodoozauber damit betreiben, aber jeden Bock abzuknallen, der sich zeigt, ist falsch (siehe oben) und auch nicht nötig, da es sich nicht um Zuwachsträger handelt. Insofern schießt man sie alt. Wie geht das? Man zeichnet die Bockterritorien in eine Karte und bestätigt die Besetzung derselben nebenbei beim Schmalrehansitz. Dann schießt man diese Böcke wie man will, egal wie. Ab diesem Zeitpunkt weiß man (Jahr darauf) GANZ GENAU wie alt die Böcke sind. Den nächsten Bock in dem Bockterritorium schießt man dann in vier Jahren. Dann ist er mindestens fünf, sehr wahrscheinlich sechs. Kriegst du ihn nicht, dann eben ein Jahr drauf.
  • Ricke ohne Kitzabschuss
Da die Natur vorgesehen hat, dass die Kitze bis nach dem Winter der Mutter hinterher latschen, ist sonnenklar, dass eine Führung durch den ersten Winter nötig ist. Insofern verbietet es sich eindeutig, den Kitzen die Mutter wegzuknallen. Diskussion darüber nicht zulässig.
Nach meinem Dafürhalten ist der Abschuss des weiblichen Rehwildes die anspruchsvollste jagdliche Aufgabe. Ethisch sauber an die Ricke zu kommen, ist eben schwierig. Sich darum ausreichend Gedanken zu machen, sichert den Erfolg. Am wichigsten erscheint mir hierbei, dass Anfang September der Hammer sehr lautstark niederfallen muss. Das ist der Schlüssel! Schon Mitte Oktober ändern sich die Verhältnisse so negativ, dass man nicht mehr hinterherkommt.
  • Tier ohne Kalbabschuss
Es gilt das Gleiche wie für die Ricken und Kitze gesagte, nur noch ausgeprägter. Tier ohne Kalb zu erlegen, ist eine Freveltat. Ende.


Das alles ist dir zu anstrengend? Dann lass es andere machen. *zeigt auf die Ausgangstür*

PS: Es gibt auf der Jagd keine absoluten Wahrheiten, das ist mir bewusst. Jede Ausnahme von Standardweißheiten kann sinnvoll sein. Wenn wir uns aber bei so einer Diskussion in Besprechungen von Ausnahmefällen verlieren, kommen wir vom Hölzchen aufs Stöckchen.
 

z/7

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Gratuliere zum Röntgenblick.

Das mit dem Hinterherlatschen erleb ich übrigens anders. Brauchen und Haben sind zwei Paar Stiefel.
 
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Mannlicher764

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Was wusste schon Heinz Erhardt: " Das Reh springt hoch, das Reh springt weit, warum auch nicht, es hat ja Zeit!"
 
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Also die Antwort auf die September Frage hat Rehschreck doch schon an anderer Stelle gegeben, für ihn sind ab 01.09. die Kitze überlebensfähig ohne Ricke.

Habt ihr schon genug gestritten oder könnt ihr noch?

https://wildundhund.de/abschussplan-nicht-erfuellt-jaeger-drohen-strafen/

50 Euro für jedes fehlende Kitz im Abschussplan ...

Den letzten Satz mit der hohen Erfolgsaussicht bei Wiederspruch gegen den Bescheid relativiert das ganze natürlich wieder.
 
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Erstmal musst du so jagen, dass hauptsächlich sehr junges/junges und sehr altes Wild zur Strecke kommt. Warum? Weil das evolutionär offensichtlich so vorgesehen ist. Deine MEINUNG dazu (und meine) ist ohne Belang. Ziel muss sein, jungen und mittelalten Ricken den Zugang zu den Top-Habitaten zu ermöglichen.
Warum das denn? Die natürliche Altersstruktur einer Population wäre ein Pyramide (relativ hoher Anteil an jungen Tieren, relativ geringer Anteil an alten uns sehr alten Tieren), weil: je Länger das Stück lebt, desto höher die Wahrscheinlichkeit, dass es irgendwann, warum auch immer, stirbt. Gezielt mehr sehr altes als mittelaltes Wild zu erwischen dürfte als recht schwierig werden.
Angenommen ich schieße jedes Reh, das ich sehe (und nehmen wir an, dass ich die einzige Lebensgefahr für das Wild bin). Dann hat jedes Reh jedes Jahr die gleiche "Chance" von mir erschossen zu werden, womit sich mit der Zeit automatisch oben genannte Pyramidenstruktur einstellen wird. Sollte es in irgendeiner Altersgruppe eine Überhang geben, wird sich dieser nach dem selben Prinzip ausgleichen.

  • Ricke mit Einzelkitz: peng, peng (beide)
Entweder ist es eine alte Ricke (weg, alt genug), die nur noch ein Kitz setzt oder die richtige Ricke, die aber auf Grund überhöhten Bestandes nur ein Kitz setzt (weg, Reduktion). Beides richtig. Damit hast du die Ricken in angemessener Zahl, die du eigentlich haben willst.
Und nun denke in diesem Lichte darüber nach, was dabei raus kommt, wenn du alles umballerst, was du siehst.

  • Ricke mit Zwillingen: kommt drauf an
Bei offensichtlich nötiger Reduktion (Revier von Zoodirektor übernommen, Wintersprünge mit 40 Köpfen) möglichst erlegen. Wenn die Masse der Ricken Zwillinge führt (mein Maß: 80%), werden die erlegt, wenn sie in den jährlichen (selbst gesetzten) Abschussplan passen. Dieser wird anhand der Weiser Gewicht und Zwillingshäufigkeit bestimmt - kriegt man in drei Jahren schon ganz gut raus.
  • Jährlinge, Schmalrehe
Werden in gleichem Verhältnis erlegt. Da Schmalrehe schwer anzusprechen sind, wird Anfang Mai bei jedem sicher erkannten Stück losgefeuert. Und dieses Programm betreibt man auf Grund des kleinen Zeitfensters mit Nachdruck. Ab Mitte Juni ist spätestens Schluss. Danach erlegst du genauso viele Jährlinge wie Schmale liegen. Kommt auf exakte Zahlen nicht an, kommen genug beiden Geschlechtes durch, passt schon.
Ich glaube, wir haben eine sehr unterschiedliche Vorstellung davon, was ein angepasster Wildbestand ist. Wenn ich so viele Rehe sehen würde, dass ich all das vernünftig beurteilen könnte, würde ich mir Gedanken machen.
Meiner Meinung nach ist ein nach Altersklassen Gegliederter Abschussplan absoluter Nonsens, weil um so einen vernünftig aufstellen zu können bräuchte man eine Vorstellung davon, wie der Bestand aussieht. Da wir uns aber hoffentlich einig sind, dass man Rehe absolut nicht zählen kann, braucht man sich auch nicht einbilden, man wüsste, wie viel von was da ist. (Das Gleiche gilt für Geschlechteraufteilung). Wie genau du deinen persönlichen Abschussplan anhand von Gewicht und Zwillingshäufigkeit festlegst, kann ich ehrlich gesagt noch nicht ganz nachvollziehen. Und auch hier: Wie viele Geißen laufen bei dir eigentlich rum, dass du eine Zwillingshäufigkeit bestimmen kannst?

  • Böcke
Muss man keinen Voodoozauber damit betreiben, aber jeden Bock abzuknallen, der sich zeigt, ist falsch (siehe oben) und auch nicht nötig, da es sich nicht um Zuwachsträger handelt. Insofern schießt man sie alt. Wie geht das? Man zeichnet die Bockterritorien in eine Karte und bestätigt die Besetzung derselben nebenbei beim Schmalrehansitz. Dann schießt man diese Böcke wie man will, egal wie. Ab diesem Zeitpunkt weiß man (Jahr darauf) GANZ GENAU wie alt die Böcke sind. Den nächsten Bock in dem Bockterritorium schießt man dann in vier Jahren. Dann ist er mindestens fünf, sehr wahrscheinlich sechs. Kriegst du ihn nicht, dann eben ein Jahr drauf.
Wenn ich die Böcke eh schieße, wie ich will, kann ich mir das Bestätigen doch sparen oder?
Und warum weiß ich, nachdem ich einen Bock weggeschossen habe genau, wie alt der folgende ist? Das würde doch voraussetzen, dass jedes freie Revier von einem Jährling besetzt wird und dass genau dieser Bock im nächsten Jahr wieder an genau der selben Stelle sein Revier hat. Zumindest von ersterem weiß ich sicher, dass es Blödsinn ist, denn nachdem man einen Bock erwischt hat kann es eine sehr effektive Strategie sein, an der gleichen Stelle nochmal zu sitzen und zu warten, ob ein neuer Bock kommt und sein Revier markiert und ich kann dir sagen: der zweite Bock ist nicht unbedingt ein Jährling!
Insgesamt finde ich diese Theorie sehr zweifelhaft, aber wenn du denkst, du würdest "deine" Böcke so gut kennen...Einbildung ist ja auch eine Bildung.

  • Ricke ohne Kitzabschuss
Da die Natur vorgesehen hat, dass die Kitze bis nach dem Winter der Mutter hinterher latschen, ist sonnenklar, dass eine Führung durch den ersten Winter nötig ist. Insofern verbietet es sich eindeutig, den Kitzen die Mutter wegzuknallen. Diskussion darüber nicht zulässig.
Nach meinem Dafürhalten ist der Abschuss des weiblichen Rehwildes die anspruchsvollste jagdliche Aufgabe. Ethisch sauber an die Ricke zu kommen, ist eben schwierig. Sich darum ausreichend Gedanken zu machen, sichert den Erfolg. Am wichigsten erscheint mir hierbei, dass Anfang September der Hammer sehr lautstark niederfallen muss. Das ist der Schlüssel! Schon Mitte Oktober ändern sich die Verhältnisse so negativ, dass man nicht mehr hinterherkommt.
Ich habe mir vor einiger Zeit unfreiwillig selbst den Beweis erbracht, dass ein Kitz auch mitte September schon durchaus in der Lage ist, selbst zurechtzukommen ohne irgendwelche Erscheinungen von Mangelernährung oder Entwicklungsstörungen. Wenn du da anderer Meinung bist zwingt dich ja niemand, schon so früh eine Geiß ohne das Kitz zu schießen.
Wenn die Führung durch den Winter so bitter nötig wäre, müssten bei uns im Frühjahr ja massenweise Kümmerlinge und extrem schwache Stücke rumlaufen. Konnte ich so aber noch nicht feststellen, eher im Gegenteil.

Das alles ist dir zu anstrengend? Dann lass es andere machen. *zeigt auf die Ausgangstür*
Wenn du schonmal wo jagen warst, wo man nicht nach einiger Zeit so viele Rehe gesehen hat, dass man darüber statistische Erhebungen darüber machen kann, so wie es bei dir offensichtlich der Fall ist, würdest du das nicht fragen.
 
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Also die Antwort auf die September Frage hat Rehschreck doch schon an anderer Stelle gegeben, für ihn sind ab 01.09. die Kitze überlebensfähig ohne Ricke.

Habt ihr schon genug gestritten oder könnt ihr noch?

https://wildundhund.de/abschussplan-nicht-erfuellt-jaeger-drohen-strafen/

50 Euro für jedes fehlende Kitz im Abschussplan ...

Den letzten Satz mit der hohen Erfolgsaussicht bei Wiederspruch gegen den Bescheid relativiert das ganze natürlich wieder.
Ich glaube die 50€ zahlen die meisten Pächter dort aus der Kaffeekasse. Den wahren Preis dafür zahlen andere...
 
G

Gelöschtes Mitglied 3257

Guest
Rehschreck, du bist zumindest bezogen auf die Jagd ein ziemliches Charakterschwein ohnen jedweden Respekt vor der Kreatur. Wer den Abschuss von Ricken im September propagiert hat sie echt nicht mehr alle. So einem Jagdscheinimhaber gehört der Schein genommen, und zwar für immer.

Wie willst du Naseweiß allen Ernstes die Entwicklung der Kitze nachvollziehen?!? Hängt denen ein Personalausweis um den Hals? Vielleicht sind die Kitze ja auch elendig verreckt?

Auch auf die Gefahr hin, dass ich dafür Punkte kassiere, aber das gehört jetzt einfach mal gesagt!
 
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Rehschreck, du bist zumindest bezogen auf die Jagd ein ziemliches Charakterschwein ohnen jedweden Respekt vor der Kreatur. Wer den Abschuss von Ricken im September propagiert hat sie echt nicht mehr alle. So einem Jagdscheinimhaber gehört der Schein genommen, und zwar für immer.

Wie willst du Naseweiß allen Ernstes die Entwicklung der Kitze nachvollziehen?!? Hängt denen ein Personalausweis um den Hals? Vielleicht sind die Kitze ja auch elendig verreckt?

Auch auf die Gefahr hin, dass ich dafür Punkte kassiere, aber das gehört jetzt einfach mal gesagt!

(y)
 
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Das ist doch der übliche Brennpunkt: Wald vor Wild, Wild vor Wald. Was war zuerst da: Das Ei oder das Huhn?

Ganz ehrlich, Jedem das seine.
Wenn man forstlich geprägt ist, dann jagd man auch ganz anders. Vor allem, wenn man sich mal mit dem Erhalt/Pflege geeigneter Naturverjüngungsvorräte und naturnahem Waldbau beschäftigt.
In den Augen der Jäger sind die Förster Metzger und andersrum eben Tierpfleger:whistle: das war doch schon immer so und ist auch paar Beiträge weiter oben so.

Ich seh auch keinen Sinn drin irgendwelche starken Böcke zu züchten, weil er das Jahr drauf noch kräftiger oder mehr drauf haben könnte. Oder in der Reviermitte manches Stück laufen zu lassen, das man an der Nachbargrenze dann doch schießen darf. Könnte ja dann woanders erlegt werden und dem Nachbarn gönnt man es ja schließlich nicht.:sneaky: Trotzdem ist es m.M.n. einfach nur logisch, dass man bei Anblick mehrerer Tiere halt zuerst das Schwächste auswählt.

Einen ethischen Gedanken und Respekt vor solchen edlen Tieren sollte man trotzdem haben. Dazu zählt auch kein Kitz alleine über den Winter zu lassen, weil man "zufällig" die Ricke abgeschossen oder andere Stücke präferiert hat. Kann man sagen was man will: Aber den Kleinen fehlt hinterher einfach die Erfahrung, die es noch gebraucht hätte. Ganz egal, ob es das Jahr drauf schwach oder stark oder sonst was ist. Wird wohl seinen Grund haben, wenn ein Kitz der Geiß deutlich länger als den ersten Winter folgt und dabei steht, auch wenn die Bindung zum Ende des Winters zunehmend nachlässt. Das zählt für mich mehr zu einer gewissenhaften und waidgerechten Ausübung der Jagd, also dem Umgang mit dem Wildtier (woran sich jeder halten sollte), statt über die Diskussion ob bestimmte Vorgehensweisen zur Bestandesregulierung nun geeignet oder ungeeignet sind! Oder hab ich da jetzt was falsch verstanden? Man kann auch aus allem eine Wissenschaft machen.
 
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Angenommen ich schieße jedes Reh, das ich sehe (und nehmen wir an, dass ich die einzige Lebensgefahr für das Wild bin). Dann hat jedes Reh jedes Jahr die gleiche "Chance" von mir erschossen zu werden, womit sich mit der Zeit automatisch oben genannte Pyramidenstruktur einstellen wird. Sollte es in irgendeiner Altersgruppe eine Überhang geben, wird sich dieser nach dem selben Prinzip ausgleichen.

Ich werde mich hier jetzt schrecklich unbeliebt machen, aber unser Rehschreck hat bzw könnte recht haben.
Vor vielen Jahren war ich in der Toskana jagen. Damals war es in Deutschland ein absolutes Verbrechen eine führende Bache zu schießen.
In der Toskana wird über Jagdgemeinschaften bzw. Jagdvereinen gejagt. Sauen werden über viele bzw. ausschließlich über Drückjagden (2x die Woche) gejagt und das mit wirklich grossen Hundemeuten.
D.h. will man jagen so muss man sich einem ortsansässigen Jagdverein anschließen.
Der Wildschaden wird vom Staat gezahlt, der sich das Geld über die Jagdscheine und von den Jagdvereinen wieder reinholt.
D.h. viel Wildschaden = höhere Kosten für die Jäger.

Mein Jagdführer befahl mir JEDES Wildschein was ich sehe, sofort zu erschiessen!!! Einzige Ansprache: Es sieht aus wie ein wildes Schein = SOFORT draufschiessen.

Für mich als deutscher waidgerechter Lodenjockel war das sehr befremdlich, deshalb schaute ich mir die Strecke genauer an.

Ca. 60% - 65% Frischlinge, ca. 25%-30% Überläufer und weniger als 10% Keiler und Bachen.
Mal eine bescheidene Frage in die Runde: Könnte dies die natürliche Altersstruktur sein?;)
 
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G

Gelöschtes Mitglied 3063

Guest
Gut erkannt Spezi... ;-)

Paar Aspekte dazu:
- bei reiner Ansitzjagd verschiebt sich der Erlegungsschwerpunkt Richtung jung, weil älteres Wild gelernt hat, dem Jäger auszuweichen. Auf der Wilkamera tauchen dann plötzlich Uraltböcke auf, die noch nie jemand gesehen hat. Soviel dazu, dass bei straffer Bejagung keine alten Böcke mehr da sind. Hat aber auch den Nachteil, dass diese Rehe die sind, die den meisten Schaden verursachen, weil dass die Sind, die nicht zum Äsen auf Wiesen und Wildäcker ziehen...klar, da wird man am ehesten totgeschossen. War ganz auffällig bei uns: mit Verschiebung des Abschusses Richtung Bewegungsjagden (nicht Erhöhung!) und damit einhergehender gleichzeitiger Erlegung der heimlichen alten Rehe, die eher in Deckung bleiben und da oft stark für den Tannenverbiss ursächlich sind, ist der Verbiss kräftig gesunken.

- Zum Thema Geißabschuss: pragmatisch bleiben... je mehrs n den Winter geht, desto weniger achte ich drauf... desto mehr sind auch die Kitze allein unterwegs. September/Oktober: Geiß nur mit Kitzen.. Richtung November: Wenn Geiß allein kommt und sich nix tut, schieß ich die auch. Kommen Kitze mit, schieß ich die zuerst. So Handhaben wirs seit Jahren, und obgleich natürlich das Gegenteil behauptet wird, von Kümmerlingen merken wir gar nix. Die Sehe ich eher zwei Reviere Weiter in der üppig besetzten Privatjagd, wo man jeden März über Fallwild des Winters stolpert...

- Man merkt, das hier unterschiedliche Grundannahmen aufeinander prallen:
In der Waldjagd kann man nicht davon ausgehen, wie im Feld das selbe Reh jemals wieder zu sehen. Selbst in der Feldjagd erliegt man oft Verwechslungen. Oft ist mans anders gewöhnt bzgl. der Sichtbarkeit des Rehwildes. vor 30 Jahren war der Wald dunkel und ohne Äsung. Die Rehe lagen nur zum Ruhen drin. Zum Äsen mussten sie raus auf die Wiesen der angrenzenden Privatjagd. So kam es zu den Bildern mit 30 Rehen auf der Wiese, die unser alter Pächter noch nachtrauert. Heut stellen sich kaum Rehe unnötig auf die Wiese. Warum auch, wird man ja nur gestört und totgeschossen und im Wald gibt's genug. So sinds da vor allem die Jährlinge und Schmalrehe, die da geschossen werden und der Eindruck des Angrenzers, dass kaum mehr was da ist, und schon gar nix altes... Wie gesagt: Die Wildkamera im Bestandesinneren lehrt einem anderes...

- zum Thema Jungjäger die Böcke schießen lassen: Kann bei uns jeder für lau! Nur ist die Waldjagerei nicht so einfach, wie viele sich das vorstellen, und so reichts bei vielen nicht über ein Jagdwochenende. Da geht man doch lieber zu den Feldjägern, wo die Rehe aufn Tablett stehen und man sich das richtige raussuchen muss. Damit aber die Rehe derart dastehen, ist oft eine Dichte nötig, die nicht mehr ganz Tannenverträglich ist...

- zum Verbiss und Zerstörung durch Forstmaschinen
So Pauschal kann man das eben nicht gleichsetzen: Das Problem ist ja nicht der Verbiss allgemein, sondern was und wann Verbissen wird. Üppige Fichten- und Buchenverjüngung ist Verbiss egal, zumal sie schon oft aufläuft, bevor der Bestand verjüngt werden soll. Sprich, da ist 10 oder 20 Jahre Zeit, dass weitere Verjüngung aufläuft, selbst wenn Reh oder Holzrücker die Hälfte plattgemacht hat. Kann man vergleichen, wie wenn nach der Ernte aus dem Druschabfall Getreide aufläuft, dann aber wieder untergepflügt wird.
Das Problem ist viel mehr, dass gerne die seltenen Baumarten, welche für die Bestandesstabilität und Risikominimierung und vor allem auch aus Biodiversitätsgründen besonders wertvoll sind als "Schmankerl" gezielt herausgeknuspert werden. Das sich dieser Schaden in Grenzen hält, erfordert gar keine so drastischen Mittel, keine Ausrottungsfeldzüge oder dergleichen. Nur eine halbwegs straffe Bejagung. Das klappt aber nicht mit diesen oder jeden Bock stehen lassen, Schmalrehe nicht schießen oder nur schwache Kitze erlegen. Damit kommt man nicht mal in Zuwachsnähe. Ich empfehle jedem Mal, ein Zähltreiben in 5ha Wald zu machen, das wirklich mit 2-3 Hunden und 30 Treibern, zweimal gehobelt durchzumachen und die Rehe zu zählen, die da rausspringen, und nur ein drittel davon auf 100ha hochgerechnet als Abschuss zu nehmen... Da würden einige mit den Ohren schlackern... :) Entspannt jagen! Und nicht alles so hoch kochen. Dann klappts auch mit den Nachbarn... :)
 
G

Gelöschtes Mitglied 3063

Guest
Vielleicht heizt dieses schießen aber erst die Bestandsgröße an indem man die Reproduktionrate ans Limit hebt.
Aber es ist immer noch zu wenig:
https://www.youtube.com/watch?v=ebEQAU05-q0

Das ist ja genau die Logik der Jagdgegner. Also Jagd einstellen. Damit wäre jegliche Legitimation der Jagd, nämlich die Bestandesreduktion zur Schadensvermeidung dahin.
Natürlich reagiert Wild auf günstigen Lebensraum mit noch ausreichenden Ressourcen - also noch freier Lebensraumkapazität - mit Reproduktion. Aber an den Punkt muss man beim Rehwild oftmals erstmal hinkommen.
 

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