Wenn selbst hochqualifizierte Tierärzte nicht mehr weiter wissen......

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Hallo zusammen,

eventuell liest das hier jemand, der einen guten Rat weiss.

Ich beginne mal der Reihe nach: vor etwas mehr als sechs Wochen zeigte meine Teckelhündin erste leichte Störungen im Bewegungsablauf, sie ging in der Hinterhand "staksig" und mit kleinen Trippelschritten. Wir gingen mit ihr in eine grosse Tierarztpraxis mit angeschlossener Tierklinik. Einer der diensthabenden Tierärzte vermutete "etwas im Rücken/Bandscheiben", weil Teckel das bekanntlich gerne haben. Spritzte ein Schmerzmittel und schickte uns wieder nach Hause. Übers Wochende verschlechterte sich der Zustand des Hundes, er ging immer schwerfälliger und begann mit Erbrechen. Am Montag musste ich beruflich für eine Woche weg, meine Frau ging am Dienstag wieder mit dem Hund in die Tierarztpraxis, da er mittlerweile im Stundenrhytmus erbrach. Da keine eindeutige Diagnose erstellt werden konnte, blieb der Hund stationär dort für vier Tage. In diesen Tagen erhielt er Anti-Kotz-Mittel gespritzt sowie Flüssigkeit intravenös gegen die Dehydrierung. Wir bekamen den Hund mit nach Hause, das Anti-Kotz-Mittel in einer Einweg-Spritze zur oralen Eingabe. Es ging ungefähr zwei Tage gut, danach kotzte der Hund wieder im Stundentakt. Die Bewegungsstörungen wurden schlimmer. Da wir nicht sicher waren, ob das Anti-Kotz-Mittel vielleicht deshalb nicht wirkte, weil der Hund das Medikament wieder erbrach, stellten wir wieder um auf die Injektion des Anti-Kotz-Mittels. Davon ging aber nur die Häufigkeit des Erbrechens zurück, nicht die Intensität. Mittlerweile waren auch die Werte der Bauchspeicheldrüse auffällig, was auf eine Pankreatitis hindeutete. Was tatsächlich Linderung gegen die Kotz-Anfälle brachte war ein Mix aus Nux Vomica, Ipeccuanha und Gentiana lutea (homöopathische Mittel) oral verabreicht anfangs alle fünfzehn Minuten, später stündlich. Eine erste Röntgenaufnahme des ganzen Hundes (Verdacht auf verschluckte Fremdkörper) blieb ohne Befund. Eine zweite Röntgenaufnahme mit Kontrastmittel war geplant, unterblieb aber weil das Kontrastmittel eine eventuelle Endoskopie behindert hätte. Es folgte ein weiterer stationärer Aufenthalt in der Tierklinik, dann endlich eine CT-Untersuchung. Befund: Mega-Ösophagus, nicht angeboren. Der Chefarzt der Tierklinik vermutete eine Miastenia Gravis, was die Bewegungsstörungen erklären würde und in Folge davon eine Erschlaffung der Muskulatur der Speiseröhre/des Schlundes, was zur Bildung des Mega-Ösophagus geführt haben dürfte. Dem Hund wurde eine weitere Blutprobe abgenommen zur Bestätigung dieser Diagnose. Befund: negativ, keine Miasthenie.
Wieder gab man uns den Hund aus der stationären Behandlung mit nach Hause, wo es ihm auch zusehends besser ging. Gassi-Runden von ein paar hundert Metern Länge absolvierte er zwar sichtlich angestrengt, jedoch ohne Bewegungsstörungen. Die erste Nacht verlief ohne Erbrechen relativ ruhig. Aktuelle Medikation / Behandlung: morgens und abends je 10 mg Mestinon, sollen wir auch beibehalten nach Aussage Chefarzt der Tierklinik. Weiters füttern wir fettarmes Futter von Royal Canin Gastrointestinal, sowohl Naß- als auch Trockenfutter eingeweicht. Die Fütterung erfolgt in aufrechter Stellung, damit das Futter geradlinig in den Magen rutscht und nichts in der Aussackung des Mega-Ösophagus steckenbleibt. Danach wird der Hund mindestens fünfzehn Minuten in aufrechter Stellung gehalten (zum Glück ist es ein Dackel...).
Wie gesagt, die Leidensgeschichte begann am 29.08. Stand heute, 26.09.: der Hund kotzt wieder im Stundentakt und kann kaum zehn Meter gehen. Was beim Erbrechen auffällig ist: es kommt kaum Futter, dafür dicker weisser Schleim. In der Menge mehr, als der Hund tatsächlich gefressen hat. Wir haben den Eindruck, dass bei ausschliesslicher Fütterung von Nassfutter / Dosenfleisch die Kotzerei ein bißchen besser ist. Der Hund bekommt je Mahlzeit 400 gramm Dosenfutter vom oben erwähnten Diätfutter. Er kotzt dann alle Stunde in etwa einen Viertelliter weissen, dicken Schleim aus.
Weiter hat sich seine Stimme verändert, er bellt nicht mehr sondern krächzt nur noch ein bißchen. Und seit gestern fällt uns ein schnarrendes Geräusch beim Atmen auf.

Wenn also sich die Diagnose Miastenia gravis sich nicht bestätigt hat, und wenn die Aussackung der Speiseröhre diese Mengen an Futter-Resten und Schleim gar nicht enthalten kann - was fehlt meinem Hund? Wer hat so etwas schon mal gesehen oder erlebt?
 
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Hallo zusammen,

eventuell liest das hier jemand, der einen guten Rat weiss.

Ich beginne mal der Reihe nach: vor etwas mehr als sechs Wochen zeigte meine Teckelhündin erste leichte Störungen im Bewegungsablauf, sie ging in der Hinterhand "staksig" und mit kleinen Trippelschritten. Wir gingen mit ihr in eine grosse Tierarztpraxis mit angeschlossener Tierklinik. Einer der diensthabenden Tierärzte vermutete "etwas im Rücken/Bandscheiben", weil Teckel das bekanntlich gerne haben. Spritzte ein Schmerzmittel und schickte uns wieder nach Hause. Übers Wochende verschlechterte sich der Zustand des Hundes, er ging immer schwerfälliger und begann mit Erbrechen. Am Montag musste ich beruflich für eine Woche weg, meine Frau ging am Dienstag wieder mit dem Hund in die Tierarztpraxis, da er mittlerweile im Stundenrhytmus erbrach. Da keine eindeutige Diagnose erstellt werden konnte, blieb der Hund stationär dort für vier Tage. In diesen Tagen erhielt er Anti-Kotz-Mittel gespritzt sowie Flüssigkeit intravenös gegen die Dehydrierung. Wir bekamen den Hund mit nach Hause, das Anti-Kotz-Mittel in einer Einweg-Spritze zur oralen Eingabe. Es ging ungefähr zwei Tage gut, danach kotzte der Hund wieder im Stundentakt. Die Bewegungsstörungen wurden schlimmer. Da wir nicht sicher waren, ob das Anti-Kotz-Mittel vielleicht deshalb nicht wirkte, weil der Hund das Medikament wieder erbrach, stellten wir wieder um auf die Injektion des Anti-Kotz-Mittels. Davon ging aber nur die Häufigkeit des Erbrechens zurück, nicht die Intensität. Mittlerweile waren auch die Werte der Bauchspeicheldrüse auffällig, was auf eine Pankreatitis hindeutete. Was tatsächlich Linderung gegen die Kotz-Anfälle brachte war ein Mix aus Nux Vomica, Ipeccuanha und Gentiana lutea (homöopathische Mittel) oral verabreicht anfangs alle fünfzehn Minuten, später stündlich. Eine erste Röntgenaufnahme des ganzen Hundes (Verdacht auf verschluckte Fremdkörper) blieb ohne Befund. Eine zweite Röntgenaufnahme mit Kontrastmittel war geplant, unterblieb aber weil das Kontrastmittel eine eventuelle Endoskopie behindert hätte. Es folgte ein weiterer stationärer Aufenthalt in der Tierklinik, dann endlich eine CT-Untersuchung. Befund: Mega-Ösophagus, nicht angeboren. Der Chefarzt der Tierklinik vermutete eine Miastenia Gravis, was die Bewegungsstörungen erklären würde und in Folge davon eine Erschlaffung der Muskulatur der Speiseröhre/des Schlundes, was zur Bildung des Mega-Ösophagus geführt haben dürfte. Dem Hund wurde eine weitere Blutprobe abgenommen zur Bestätigung dieser Diagnose. Befund: negativ, keine Miasthenie.
Wieder gab man uns den Hund aus der stationären Behandlung mit nach Hause, wo es ihm auch zusehends besser ging. Gassi-Runden von ein paar hundert Metern Länge absolvierte er zwar sichtlich angestrengt, jedoch ohne Bewegungsstörungen. Die erste Nacht verlief ohne Erbrechen relativ ruhig. Aktuelle Medikation / Behandlung: morgens und abends je 10 mg Mestinon, sollen wir auch beibehalten nach Aussage Chefarzt der Tierklinik. Weiters füttern wir fettarmes Futter von Royal Canin Gastrointestinal, sowohl Naß- als auch Trockenfutter eingeweicht. Die Fütterung erfolgt in aufrechter Stellung, damit das Futter geradlinig in den Magen rutscht und nichts in der Aussackung des Mega-Ösophagus steckenbleibt. Danach wird der Hund mindestens fünfzehn Minuten in aufrechter Stellung gehalten (zum Glück ist es ein Dackel...).
Wie gesagt, die Leidensgeschichte begann am 29.08. Stand heute, 26.09.: der Hund kotzt wieder im Stundentakt und kann kaum zehn Meter gehen. Was beim Erbrechen auffällig ist: es kommt kaum Futter, dafür dicker weisser Schleim. In der Menge mehr, als der Hund tatsächlich gefressen hat. Wir haben den Eindruck, dass bei ausschliesslicher Fütterung von Nassfutter / Dosenfleisch die Kotzerei ein bißchen besser ist. Der Hund bekommt je Mahlzeit 400 gramm Dosenfutter vom oben erwähnten Diätfutter. Er kotzt dann alle Stunde in etwa einen Viertelliter weissen, dicken Schleim aus.
Weiter hat sich seine Stimme verändert, er bellt nicht mehr sondern krächzt nur noch ein bißchen. Und seit gestern fällt uns ein schnarrendes Geräusch beim Atmen auf.

Wenn also sich die Diagnose Miastenia gravis sich nicht bestätigt hat, und wenn die Aussackung der Speiseröhre diese Mengen an Futter-Resten und Schleim gar nicht enthalten kann - was fehlt meinem Hund? Wer hat so etwas schon mal gesehen oder erlebt?

Ich kann Dir leider nicht helfen, kann aber nachfühlen wie es Dir und Deinem Hund geht, ich wünsche baldige Genesung, vieleicht hat @ Löffelmann #2 mit seinem Post eine Möglichkeit der Erkrankung genannt!
D.T.
 
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Wenn ich Deinen ausführlichen Bericht lese, stellts mir wieder die Nackenhaare auf.

Als erstes mal mein ganz herzliches Mitgefühl !

Meine Tirolerbrackenhündin konnte am Anfang Juni dieses Jahres plötzlich nicht mehr richtig laufen, bis zum völligen Funktionsausfall der Läufe. 3 Tage Klinik zur Diagnostik brachte ebenfalls den Befund:
Myastenia gravis (oder evt. Polyradikuloneuritis; eine ähnl. neuromuskuläre Erkrankung), jedoch gab es außer der Bewegungsunfähigkeit keine anderen übereinstimmenden Symptome. Schlundprobleme traten nicht auf, dennoch fütterte ich der Hündin nur noch Naßfutter im Stehen aus hochgebautem Napf mit totaler Unterstützung. Blutprobe auf AK-Nachweis wurde nach San Diego geschickt, Ergebnis auf M.g. nach 6 (!) Wochen negativ - also Fehldiagnose. Mestinon hab ich auch wochenlang gegeben. Während der ganzen Wochen im Liegen, waren Wohlbefinden (schmerzfrei!), Nahrungsaufnehme und auch Ausscheidung nicht beeinträchtigt. Eine Cortison-Therapie führte zum totalen Muskel-Verfall und Wassereinlagerung im Bauch - wieder abgesetzt und schon klangen diese Veränderungen ab !

Insgesamt hat der Hund sich ab der 4.-5. Woche ganz von alleine wieder regeneriert, durch allmähliche Anzeichen der Besserung erst der Vorderläufe, dann der Hinterläufe. Ich hätte nur noch eine Woche gewartet mit Einschläfern, Grab war schon vorbereitet....Man wartete dann doch noch und jede kleinstes Veränderung hatte ich registriert, weil der Hund 24 h mit mir zusammen ist.
Mittlerweile zeigt die Hündin völlig normales Verhalten, springt aus dem Wagen, trabt neben Fahrrad, rennt streckenweise usw...
Gut, mit 11 Jahren ist alles etwas anders, das weiß man ja.

Zum Zeitpunkt, als ich den neg. Blut-Befund der Klinik erhielt, lief die Hündin bereits wieder wacklig ein paar Schritt - der Neurologe war total verwundert, daß sie überhaupt noch lebte !
Mein Haustierarzt vermutet einen Rückenmarks-Infarkt mit Regeneration, kann es aber auch nicht belegen - er freut sich einfach mit mir, wie die Lage jetzt ist, ist auch Jäger !

Kurzum, ein etwas anderer Fall als bei Deinem Teckel - aber seitens der TAe wohl eine ähnlich unsichere (!!) Diagnose...!
Die M.g. ist im übrigen eine sehr seltene neuromusk. Erkrankung, mein Tierarzt berichtete von ingesamt gerade mal 2 Fällen in seiner Praxis bzw Ausbildung...!

Einzige Erkenntnis aus dem Ganzen, im medizinischen Bereich gibts keine 100 % ...

Ich wünsche Euch, daß es doch zu einer positiven Veränderung kommt, wie auch immer !

Ansonsten wäre es für mich klar, ein Hund mit solchen massiven Problemen (Bewegungsfähigkeit, Nahrungsverarbeitung) über Monate hat kein hundegerechtes Leben mehr und wir sind verpflichtet, unseren Vierbeinern Schlimmeres zu ersparen, so traurig das ist.

Ich drücke die Daumen, unbekannterweise ganz fest !
 
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Auf Genesung hoffen wir schon gar nicht mehr, ein bisschen Lebensqualität vielleicht. Dann macht der Hund halt künftig den Hüter von Haus und Hof, damit kann ich leben. Aber den Hund weiterhin so leiden zu sehen, das fällt schwer. Aber ohne sichere Diagnose fälle ich keine Entscheidung, die u.U. falsch sein könnte.
 
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Ich bin da bei @Löffelmann, einer meiner Hunde hatte auch mal Borreliose mit ähnlichen Symptomen.
War ein glücklicher Zufall das einer der TA auf die Idee kam den Vierläufer dahingehend zu untersuchen, die Behandlung war dann recht einfach.

Drück euch jedenfalls auch die Daumen!
 
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Borreliose ist mit Fieber verbunden, hatte mein Hund zu keiner Zeit. Blutbild wurde mindestens drei Mal gemacht in dieser Zeit, nichts festgestellt.
 
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Auf Genesung hoffen wir schon gar nicht mehr, ein bisschen Lebensqualität vielleicht. Dann macht der Hund halt künftig den Hüter von Haus und Hof, damit kann ich leben. Aber den Hund weiterhin so leiden zu sehen, das fällt schwer. Aber ohne sichere Diagnose fälle ich keine Entscheidung, die u.U. falsch sein könnte.
Eventuell noch andere Tierärzte konsultieren. An irgent etwas muss es doch liegen. Auf jeden Fall wünsche ich deinem Hund alles erdenklich Gute und drücke euch alle (y)
MfG.
 
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Auf Genesung hoffen wir schon gar nicht mehr, ein bisschen Lebensqualität vielleicht. Dann macht der Hund halt künftig den Hüter von Haus und Hof, damit kann ich leben. Aber den Hund weiterhin so leiden zu sehen, das fällt schwer. Aber ohne sichere Diagnose fälle ich keine Entscheidung, die u.U. falsch sein könnte.
Eventuell mal ein paar KM fahren http://tierarztpraxis-neckar-enz.de/
 
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Das ist die Tierärztin, die bei mir zur Zwingerabnahme war. Kenne ich, nehme ich Kontakt auf. Vielen Dank für den Hinweis.
 
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>Tierklinik Heilbronn - Team um Dr. Lutter, falls es die noch gibt - haben meinen straßenverunfallten Franzosen wieder top auf die Beine bekommen...war 2006...
 
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Acetylcholin-Antikörper können nicht immer bei der Myasthenia Gravis festgestellt werden.
Es gibt auch eine seronegative Myasthenie - beim Menschen sind das 10 bis 20%. Die haben dann oft muskuloskelettale Antikörper.
Deswegen ist die MG für mich nicht ganz raus.
Entscheidend ist der Tensilon-Test.
Zur "schnarrenden" Atmung: Der Hund wird wohl etwas aspiriert haben - leider kein gutes Zeichen.
 
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