Wer schützt die Bauern vor Ökoextremisten und hysterischen Städtern?

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So funktioniert halt die Öffentlichkeitsarbeit und Generierung derselben.
Ganz ehrlich..nachdem ich vergangene Woche lesen durfte, dass diese unsäglich rückwärtsgewandte und status-quo erhaltende EU-Agrar"REform" angenommen wurde,
kann ich den Satz nachvollziehen.
Und "den Bauern" gibts ja huet schon kaum noch... und mit dieser Reform wirds ihn in Zukunft noch viel weniger geben... es sind Agrar-Multis, Großkonzerne und dann halt Ernte- und Lohnfahrer.

Wow!

Also ich arbeite in einem mittelständischen Betrieb, ca. 150 Milchkühe. Circa nur aus dem Grunde weil die Zahl schwankt, durch Trockensteller und krankheitsbedingte Abgänge. Dazu kommen noch ungefähr 300 Mastbullen und 30 Mastkühe (aus Rassen, die sich als Milchkühe kaum, oder nur sehr bedingt eignen wie zum Beispiel BB-Mix) 10 % der Mastkühe gehen in unseren Eigenverbrauch. Wir bewirtschaften auch noch 250 ha Land, 180 ha davon sind eigenes Land.

Es gibt uns Bauern noch, auch noch mit den Aufgaben, die wir vor 30, 40, 50 und 60 Jahren noch hatten, allerdings ist das Berufsbild mittlerweile so vielschichtig, dass Du von der städtischen Bevölkerung kaum noch wahrgenommen wirst - höchstens mal beim Güllen, oder beim Pflügen beides sind Arbeiten die geruchsintensiv sind. Gerade bei uns in der Marsch... und dreh mal alten durchsetzten Moorboden um.

Auch wenn wir viele Geräte haben, ist die Handarbeit bei uns immer noch sehr dominant. Es ist mitunter wirtschaftlicher, Ampfer auszustechen, anstatt ihn chemisch oder biologisch zu bekämpfen, auch wenn der Rücken dir diese Arbeit ein paar Tage nicht verzeihen wird.

Agrar-Multis, das betrifft nicht die Mehrheit der Betriebe, es gibt einzelne Betriebe die für einen "Konzern" arbeiten, die sind aber eher die Ausnahme in Niedersachsen denn die Regel, das ist etwas, was in Mecklenburg-Vorpommern, Brandenburg und Teilen von Sachsen-Anhalt eher vertreten ist - aber eben auch da eher die Ausnahme.

Auch wir haben auf dem Betrieb noch zusätzlich ein Lohnunternehmen, und auch da arbeiten wir häufig auf familiengeführten mittleren und kleinen Betrieben. Die sind teilweise auch schon größer geworden. Es gibt nahe der Elbe einen Landwirt, der ist Bioland-Bauer, er hat über 300 Milchkühe und hat seinen Betrieb so synchronisiert, dass alle Kühe in einem Zeitrahmen von 45 Tagen abkalben. Das ist viel Stress für einen Familienbetrieb, darum leistet er sich zwei Angestellte und einen Lehrling pro Lehrjahr. Kein Großbetrieb... Ein anderer Bio-Landwirt hier betreibt Ackerbau mit Mutterschaf-Haltung, bewirtschaftet ungefähr 100 ha Land und hat Sonderkulturen und einen Hofladen, während der Pflanz, Pflege und Ernte-Saison arbeiten bei ihm ungefähr 10 Leute, und er leiht sich Leute von anderen Betrieben aus... auch kein Großbetrieb...

Wir haben aber auch Betriebe mit 600 oder 800 Milchkühen, die ständig Leute suchen, aber kaum Leute bekommen - weil heutzutage kaum einer bereit ist um 4 Uhr Morgens aufzustehen, die erste Schicht einzuleiten und dann bis um 14 oder 15 Uhr durchzuarbeiten... dann kommt die zweite Schicht, dafür Leute zu finden ist leichter. Alleine um die Kälber zu versorgen brauchen die Kräfte dort ein Milchtaxi, und die andere Seite der Medaille, diese Betriebe bilden ihre Lehrlinge umfassend aus, und geben den Lehrlingen sogar die Möglichkeit auf Sonderlehrgänge wie Klauenpflege oder Kälbergesundheit zu gehen, derartige Betriebe arbeiten sehr oft mit zwei bis drei Lehrlingen pro Lehrjahr, die oft auch auf dem Betrieb untergebracht sind.

Zudem, man sollte sich mal Gedanken machen wie nüchtern ein Frühstückstisch ohne Bauern aussähe... es stände nämlich nur der Salzstreuer da - mehr nicht. Kein Brot, keine Butter, keine Margarine, keine Cornflakes, kein Orangensaft, keine Wurst, kein Käse einfach nur Salz.

Darüber sollte man einmal nachdenken.
 

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