Stoeberjaeger schrieb:
..Wie könnte ein Jäger auch nur annähernd so gut und wertvoll selektieren, wie Raubwild oder harte Winter? Sollen dann um den vertrampelten und verkoteten Futterplatz auch noch Antibiotika und Anthelminthika verstreut werden?
...Wir sind in einer Zeit mit unvergleichlich hohen Schalenwildbeständen, schaffen oft nicht mehr die erforderlichen Abschusszahlen und wollen in dieser Situation noch darüber diskutieren, die dringend nötige Winterselektion mit Futter zu torpedieren?
Hi,
als jemand, der schon paarmal bei Dir mitjagen durfte, sei Dir
- @ DMW attestiert:
Rot- und Rehwild sind bei Euch im Griff. Zu den Sauen kann ich selbiges nicht ganz so überzeugt aussprechen - die wären mir als 1:4 Wald-Feld-Pächter zuviele.
Was Du für klar hältst beim Thema Cervidenfütterung, bezweifle ich hingegen ziemlich: wenn einer Mitte Januar bis Ende Februar Futter im hüfttiefen Schnee in den Wald befördert, dann nützt das dem Reh- und Rotwild m.E. überhaupt nix. Wie schon in alten Anleitungen kaiserlicher Berufsjääger nachzulesen ist, muss man das Wild in eine Topkondition mästen ab Herbst, wenn die Fütterung was nützen soll.
Es ist sinnlos, auf atrophierte Verdauungstrakte und vollreduzierten Stoffwechsel mit saurem Apfeltrester, Kraftfutter und ziehrendem Öhmd einzuwirken in bitterkalten Tiefschneeverhältnissen - das ist netto eher schädlich.
Und meine Erfahrungen mit 15 Jahren Nullfütterung nach - nur- 16 Jahre lang betriebener großzügiger Tresterkirrung und davor 18 Jahren Jugend mit Kraftfutter/Öhmd/Rübenfütterung laufen darauf hinaus, dass eine merklich gesteigerte Mortalität durch unterlassene Fütterung/Kirrung in keinem Fal zu spüren waren hier auf der Hochfläche Schwäbisch Sibiriens. Selbst nach dem saubrutalen Winter vor 5 Jahren mit Schnee bis Mitte Mai, wo kleine Frischlinge draufgingen, legten wir danach eine Rekordstrecke von Rehen hin.
Fütterung ist nur gut gemeint. Nützen tut sie nur dort was, wo man das Viehzeug mit Gewalt einsperren will (Rotwild in Hochlagen) - in normalem Habitat aber ist sie völlig doof und sinnlos.
Genauso doof und sinnlos wie eine "Ablenkkirrung in der Milchreife" : habe das jahrelang versucht und die Sauen mieden meine Kirrungen im Wald wie die Pest, wenn draußen milchreifer Hafer und Weizen stand. Die leben nämlich dann in Rapsfeldern und überhaupt nimmer im Wald - da kann man lange und viel Mais in den Wald fahren.
Es ist denn aber trotzdem ne Schande, dass wir Jäger die zweitbesten Körnermaisabnehmer in der Republik sind. Weil Sauenmast so zu erhöhter Reproduktion führt, weil dies verbotene Schwarzwildhege darstellt, weil es schlicht mies ausschaut, im Schnee Blut und Mais unter nem Hochsitz zu hinterlassen und wir als täglich durch den Wald kübelnde Idioten angesehen werden. Und weil wir die Maisproduktion eigentlich lieber ein wenig runterkühlen sollten anstatt die Nachfrage hochzudrehen.
Auch wenn es für Eigenjagdbesitzer und auch Genossenschaften statthaft sein mag, Jagd als intensivierte landwirtschaftliche Wildproduktion und -verkauf zu betreiben, so wollen das die meisten verpachtenden Jagdgenossenschaften eigentlich so nicht auf ihren Flächen. Und drum werden diese Mannen halt traditionell mit volldoofen und durch überhaupt nichts erhärtete Jägerlügen zugekleistert.
In diesem Werkstatt-Zwischenbericht erfolgt eine klare Abkehr von dieser Strategie und das ist immerhin mal ein Nagel in der Wand vor den Politikern, an dem sie sich vor dem jetzt einsetzenden lautstarken Protest des LJV mal ein wenig festhalten können. Bevor sie sich im Bewusstsein eines - wirklich vieles inzwishen veränderndes - Menschenrechtsgerichtshofurteils an mögliche Einschnitte
heran machen.
Dank klar zurückgestutzter Freiheit des Gesetzgebers, im Eigentumsrecht Jagd so herumzusäbeln wie bisher mit Ge- und Verboten, aber auch aus selbst GRÜNEN nicht fremdem reinem Populismus ("Bambi muss für die Ökonomie verhungern!") ist meine Prognose : die Ba-Wue- Politiker werden keine Wildfütterung in ausgerufener Notzeit verbieten. Dafür aber die zulässigen Mengen runter auf das täglich erlaubte Kirrungsniveau setzen und vielleicht noch ein wenig Klartext dranbinden, dass im Falle Fütterung = Notzeit.. jedwede Jagd auch automatisch tierschützerisch ruhen muss.
Tierlieb halt, wie`s das Volk mag. Und dabei heimtückisch die Weidgerechtigkeit gegen die Praxis der Mast, der "Revierbindung" und stockdoofes "Habmwerimmerschonsogemacht" instrumentalisierend.
Gruß,
Martin