Wie hat man früher das Wildfleisch behandelt?

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Oder - wenn du Rezepte willst z.B. vom Reh:

Das Reh hat das beste Fleisch unter allen Hirscharten; wenigstens übertrifft es das Hirschfleisch an Zartheit und Wohlgeschmack. Doch kommt sehr viel auf die Beschaffenheit des Thiergartens und der Weide an, wo das Thier sich aufhält. Wo die Rehe auf sumpfigem Boden gehen müssen, da ist das Fleisch fast ganz ungenießbar. Aber auf hohen und mit Buschwerk bewachsenen Orten erlangen sie ein ungemein schmackhaftes Fleisch, vorzüglich die Rehspießer und Schmalrehe. Rehe aber, die über zwey Jahre alt sind, haben ein trockenes und unschmackhaftes Fleisch. Besonders gut ist das Fleisch der Ricken und der Kützchen oder Jungen unter einem Jahre.

<121, 684>
Rehkeule, Rücken oder Bauch zu braten. Man bratet die Rehkeule, Rücken oder Bauch, wenn die zähe Haut abgeschnitten worden, am Spieße. Will man, daß sie bald mürbe werden, so sticht man oft mit einem Messer darein, und begießt sie immer mit heißer Butter, so wird sie bald mürbe und braun. Indessen macht man eine kurze Brühe, nimmt einige Aepfel, schneidet sie dünn und klein der Länge nach, und röstet sie in Schmalz; thut dann einen guten Theil kleine Rosinen dazu, und röstet sie mit, damit es braun wird. Endlich würzt man es mit Ingber, Pfeffer, Zimmt und Zucker, gießt ein gutes Glas Wein daran, röstet auch einen guten Löffel voll Mehl in Schmalz, und thut es darein, läßt es dann über Kohlen mit einander sieden, jedoch nicht gar zu dick. Wenn man es bald anrichten will, so färbt man es mit Saffran gelb, und gibt es über die Rehkeule oder Rücken.

Rehkeule mit Mandelgescherbe. Man schneidet eine gute Hand voll abgezogene Mandeln der Länge nach klein, gießt ein Glas Wein, oder ein Paar Löffel voll Rindfleischbrühe daran, thut einen guten Theil kleine Rosinen, und ein wenig geriebenen Pfefferkuchen dazu, würzt es mit Ingber, Pfeffer, Zimmt und Zucker, und läßt es aufsieden, schüttet es sodann über die gebratene Hirsch= oder Rehkeule, oder richtet es in einer Schüssel besonders an, und legt die Keulen darauf, will man aber die Sauce lieber kalt geben, so thut man anstatt der Rindfleischbrühe soviel Essig zum Wein, oder nimmt nur den Wein allein, nachdem es beliebt.

Rehkeule mit Rosenessigbrühe. Man nimmt Rosenessig, gestoßenen Zucker, Trisenet, Zimmt, und würflich geschnittenen Citronat, läßt <121, 685> es aufsieden, und richtet diese Brühe über das Gebratene an. Statt des Rosenessigs kann man auch Hollunderbeeressig nehmen. -- Oder man gießt ein wenig Rosenessig in Wein, streuet Zucker, Pfeffer, Kardamom, Zimmt und Muscatenblüthen daran, läßt es alles zusammen aufsieden, und gießt zuletzt ein wenig Nägeleinsaft dazu.

Rehrücken. Man zieht von dem Rehrücken alle Häute sorgfältig ab, spickt ihn gut, und bratet ihn, nachdem er eine Stunde wohl gewässert worden ist, am Spieße. Hierbey wird er zuerst mit Salzwasser begossen, und mit Butter recht langsam gar gebraten. Man kann ihn auch in der Pfanne braten.

Rehschlägel zu braten. Man spickt den Rehschlägel, salzt, und reibt ihn mit Pfeffer, bratet ihn am Spieß, daß er gut saftig bleibt, bestreut ihn dann mit Zuckerbrot, Nelken, und klein geschnittenen Citronschalen, und gibt ihn mit brauner Butter auf den Tisch.

Brühe von Oliven über einem Reh= oder Gemsenschlägel. Man schneidet Oliven von den Kernen, hackt sie klein, brockt etwas gebähetes Rockenbrot in ein Töpfchen, gießt Wein daran, thut die gehackten Oliven dazu, und läßt es sieden. Dann zwingt man es durch ein Haarsieb, thut ein wenig Zimmt, Muskatenblüthen, Kardamom und Zucker hinein, hackt noch mehr frische Oliven, und wirft sie darein, gießt Citron= und Pommeranzenessig dazu, oder mischt Citronmark und ein wenig Trübes aus der Bratpfanne darunter, und läßt alles mit einander aufsieden. Dann legt man den Schlägel oder die Keule in eine Schüssel, und gießt die Brühe daran. Nun schneidet man frische Oliven von einander, nimmt die Kerne heraus, und garnirt den Schlägel, wie <121, 686> auch den Schüsselrand damit. Man steckt aber auch in die Mitte der halben Oliven kleine vergoldete Sträußchen von Rosmarin, und gibt es auf den Tisch.

Braunes Rehwildpret. Das Rehwildpret wird in Stücke gehauen, blanchirt, in halb Essig und halb Wasser meistens gar gekocht, dann braunes Mehl, Zwiebeln, Pfeffer, Nelken und Salz dazu gethan, und zusammen aufgekocht.

Rehwildpret in Gewürz einzumachen. Man kocht das Wildprer oder Fleisch erst in Wasser, gießt sodann die Suppe ab, und macht eine andere daran. Man nimmt dazu fette Rindfleischbrühe, ein Maß Wein, und ein Glas guten Essig, hackt einen guten Theil Aepfel oder Zwiebeln, brennt etwas gutes Mehl in heißem Schmalz, thut es daran, läßt es sieden, und treibt es hernach durch, thut kleine oder große Rosinen, auch Zucker, Zimmt, ganze Muskatenblüthen, Ingber, Pfeffer und Saffran daran, legt das Wildpret darein, und läßt es noch eine Weile sieden, richtet es darnach an, und streuet Zimmt darüber.

Will man es in brauner Brühe haben, so weicht man eine Kelle voll Kirschmus oder Kirschsaft in Wein, treibt es damit durch einen Durchschlag oder Sieb, würzt es mit Zimmt, Zucker, Ingber und Nelken, gießt auch ein gutes Glas Wein daran, legt das Wildpret oder Fleisch darein, läßt es ein wenig in der Brühe sieden, und thut geschnittene Mandeln oder Rosinen daran.

Will man es aber in einer schwarzen Brühe haben, so nimmt man die Farbe oder das Blut vom Wildpret, oder anderm Fleisch, treibt es mit Essig oder Wein durch einen Durchschlag oder Haartuch, röstet klein gehackte Zwiebeln in <121, 687> Butter, und thut sie daran, auch ein wenig geriebenes Rockenbrot, würzt es gut mit Ingber, viel Pfeffer, Nelken, Zimmt und Zucker, legt das gekochte Wildpret oder Fleisch in die Brühe, und läßt es mit einander sieden, man muß aber genau Achtung geben, daß es nicht anbrennt, oder die Suppe dicke wird. Man kann auch anstatt des Zuckers Honig nehmen.

Rehwildpret im Ragout. Man spickt Rehfleisch mit großem Speck, und passirt es in der Casserole mit zerlassenem Speck und geröstetem Mehl, thut sodann Brühe, gutes Gewürz und ein Glas weißen Wein daran, und läßt alles wohl zusammen kochen. Wenn es gar ist, so trägt man es mit dem Saft von einer Citrone auf. Man kann auf eben diese Art auch Damhirsch= und Hirschkuhfleisch, zubereiten.

Rehwildpret sauer zu bereiten. Man kocht es im Wasser ab, und salzt es in demselben. Wenn es gehörig rein ist, thut man es wieder in einen Topf, und gießt Essig daran, doch nicht zuviel, daß es nicht zu sauer wird; läßt es wieder aufkochen, und thut alsdann Nelken, Pfeffer, klein gehackten und gebratenen Speck, ein wenig Saft von Birnen, Kirschen oder Johannisbeeren dazu, und läßt es kurz durchkochen.

Ebendasselbe auf eine andere Art. Man nimmt Wildpret, wo keine Knochen darin sind, schneidet kleine Stücke daraus, in der Länge von zwey Finger breit, und einem lang, legt sie in einen Topf, mit etwas gehackten Speck, geriebenem Rockenbrot, Nelken und Pfeffer, rührt alles wohl unter einander, und gießt ein oder zwey Löffel voll Essig dazu, bindet den Topf zu, und setzt ihn auf Kohlen, damit es gar kocht.

<121, 688>
Ebendasselbe noch anders. Man kocht das Wildpret mit Wein, Citronen, Gewürz, und abgezogenen Mandeln, oder auch wenn man will, mit kleinen Zwiebeln, und verfährt übrigens, wie bereits gezeigt worden ist.

Rehziemer auf burgundische Art. Man läßt den Rehziemer wie Tauben mariniren, läßt ihn dann am Spieße braten, und begießt ihn mit der Marinade. Wenn er gahr ist, so thut man ihn vom Spieß, und trägt ihn in einer Sauce von der Bratenbrühe nebst Kapern, weißem Pfeffer, Essig und Citronsaft und geröstetem Mehl zum Verdicken auf. Man rührt das Rehfleisch auch mit einer süßen oder Pfeffersauce zu, und zum Verdicken nimmt man die Milz davon, welche man wie eine Hasenleber durchschlägt. Wenn man anrichten will, so thut man ein Jus von Hammel, und den Saft von einer Citrone dazu.
 
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weiter geht´s
Rehziemer gebraten. Man wäscht den Ziemer mit Weinessig, und seihet ihn, wenn er nicht gar zu blutig ist, wieder durch ein Tuch, legt den Ziemer alsdann in ein Geschirr, und gießt den durchgeseiheten, oder im Fall dieser nicht tauglich seyn sollte, frischen Essig daran, und läßt ihn nach Belieben einige Tage liegen. Hierauf legt man ihn in eine Bratpfanne, gießt nur so viel von dem Essig daran, daß er nicht anbrennt, und läßt ihn beym Feuer nur ein wenig überlaufen und wieder kalt werden. Alsdann spickt man ihn wie gewöhnlich, bestreut ihn mit noch so viel Ingber als Pfeffer, und ein wenig gestoßenen Gewürznelken, thut alles dazu, was in dem Bratgeschirr noch übrig ist, und den Essig wieder daran, damit er nicht gar zu trocken ist, hält ihn noch drey bis vier Tage wohl zugedeckt, und bratet ihn dann.

<121, 689>
Rehziemer in einer Pastete. Man schneidet das Fleisch von den Knochen in Stücke, blanchirt es, spickt es mit großem Speck, und legt es nebst Nelken, Pfeffer, Ingber, Muskatenblumen, Lorbeerblättern und Salz, eine Nacht in guten Essig, schlägt es dann in eine starke Topfpastete, von gebranntem Teige, macht sie fest zu, und läßt sie in dem Backofen, wenn man zuvor oben ein Loch hineingemacht hat, damit sie nicht berstet, gahr backen. Man macht ferner, von Rockenbrot, Weinessig, guter Fleischbrühe, Citronen, Zwiebeln, Salz, und von dem, was schon darin ist, eine Sauce, welche, wenn die Pastete schon gebacken ist, von oben durch ein Haarsieb gestrichen, vermittelst eines Trichters in die Pastete gelassen, und dann das Loch oben, zugemacht wird. So läßt man sie noch etwas im Ofen stehen. Wenn sie herausgenommen ist, wird sie an einen kühlen Ort gesetzt, und alle zwey Tage umgekehrt, so daß zuerst das Unterste oben, und das Oberste wieder unten kommt, und so fährt man von zwey zu zwey Tagen fort. Diese Pastete kann sich zwey Monathe halten.

Dergleichen noch anders. Man schneidet die Knochen aus einem Rehziemer, doch so, daß das Fleisch zusammen bleibt; wenn dieß mürbe geschlagen ist, wird es mit fingerdickem Speck überall wohl durchspickt, und ein wenig in Essig gelegt, und Salz, Thymian, Rosmarin, Lorbeerblätter und Pfeffer daran gethan. Das Fleisch wird dann nebst gehackten Nelken, Muskatenblumen, klein geschnittenen Citronschalen, Lorbeerblättern, Roßmarin und Brunnsilie, in eine von gebranntem Teig aufgesetzte starke Pastete verschlossen, wenn zuvor das Fleisch mit Speckscheiben belegt ist, und sechs bis sieben Stunden lang <121, 690> in dem Backofen gebacken. Die Knochen des Ziemers werden klein gehauen, mit halb Essig und Bouillon oder statt des letztern Wasser, nebst Salz und Gewürz gahr gekocht. Beym Anrichten streicht man es durch ein Haartuch, und wenn der Speck vom Fleisch aus der Pastete genommen ist, wird diese Sauce hineingegossen, und warm zur Tafel gegeben.

Rehziemer in Pfeffer. Man schneidet einen Rehziemer in große Stücke, spickt sie mit gröblichem und mit Salz und Pfeffer gewürztem Speck, thut dieses zusammen in eine Casserole mit zerlassenem Speck, und sodann in einen Topf, thut gute Brühe und rothen Wein, Lorbeerblätter, grüne Citronen und das gewöhnliche Gewürz daran, und läßt alles zusammen kochen. Wenn es gahr ist, so röstet man ein wenig Mehl, die Sauce damit dick zu machen, thut einen Löffel voll Weinessig daran, und richtet es warm an.
 
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In diesem Zusammenhang, wenn es um alte Rezepte geht, empfehle ich das Buch "Rehragout und Schnepfendreck".

Und das mit dem Botulismus kann ich für mich auch nicht so recht einordnen. Im Einweckbuch wird auch darauf hingewiesen, weshalb lange Einkochzeiten angegeben sind, soweit okay.
Andere weisen wieder darauf hin, dass man Fleisch nur mit einem Dampfdrucktopf bei 120 Grad einkochen soll. Letztens sogar gehört, dass diese fiesen Bakterien auch auf Paprika sein sollen. Also nix mit selber eingeweckten "Mixed-Pickles".
Ich denke, wenns mal soweit ist, dass wir den Holzherd zum einkochen nutzen müssen, interessiert keine Sau mehr der Botulismus.
 
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Großer Dampfdrucktopf ist das Mittel der Wahl, da man ja leider keinen größeren Autoklaven zu Hause herumstehen hat.
 
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Bei allen Wildrezepten von früher fällt auf, dass das Wildbret nach unseren heutigen Maßstäben fast immer überwürzt wurde. Wohl um den zwangsläufigen Hautgout zu überdecken. Auch glaubte man, auf das Beizen nicht verzichten zu können.
Auf die höfischen Tafeln kam das Wildpret meist als gegartes Mett, auch gemischt. U. a. weil es mit den Zähnen der Tischgäste nicht zum Besten stand. Ludwig XIV. wurden sie schon als Jugendlichem alle gezogen.
 
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Wenn ich daran denke, was früher war!

Mein Vater hat bei jeder bevorstehenden Treibjagd immer 1-2 Hasen bestellt, die hoch oben aus einem kleinen Fenster ca. 1 Woche an der frischen Luft hangen. Ich muss dazu sagen, dass das in den 1960ziger Jahren war und die Temperaturen deutlich kühler waren als heute!

Erst dann wurden die Hasen ausgenommen und küchenfertig hergerichtet, für Vater eine seiner Leibgerichte!

Zu den Hausschlachtungen die schon immer bei uns stattgefunden haben, kann ich @ Alligatorin nur Recht geben, so ähnlich war es bei uns auch!

Leider ist ja seit längerem die private Schweinehaltung/Hausschlachtung nicht mehr erlaubt, ( zumindest hier ) man wird gezwungen, Fleisch und Wurst zu kaufen, was geschmacklich nicht annähernd an die Qualität von "Früher" kommt!
Ist aber nur meine Meinung!!
D.T.
 
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Zur damaligen Wildreifung ein paar Worte. Auf meinem Schulweg zum Gynasium kam ich immer an einer "Delkatessenhandlung" vorbei. Ab Septemer hingen da immer erst Rebhühner, dann Fasane und Enten und Hasen und Kanin
an der Eingangstür. Egal ob Sonnenschein, Regen oder bedeckter Himmel. Die wurden manchmal ganz schön lang, so am Halse aufgehängt.
Das gabs noch bis in die 80er. Ich erinnere mich an den Händler am Ort.
Der örtliche Händler kaufte eine komplette Hasenstrecke eines Tages aus dem Ried auf.
100-200 Stück, die kamen so wie sie waren, nicht ausgeworfen im Balg ins Kühlhaus und kamen rechtzeitig zum Verkauf raus, dazu hingen sie dann im November-Dezember vor dem Laden, nicht ausgeworfen bis zum Verkauf.

Daran stirbt auch niemand, weil unser Verdauungssystem noch so funktioniert wie beim Cro-Magnon Vorfahren vor fast 50.000 Jahren, der auch gerne mal einen gefundenen Kadaver verzehrte oder einem Räuber die Beute streitig machte, die vielleicht nicht mehr ganz frisch war.
und der geschmack wurde später eben mit Gewürzen angepasst.
Im übrigen wurden so auch Fleischskandale möglich, das vergammelte Zeug schön in scharfe Sauce marinieren und neu verpacken und es wurde gegessen...
 
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Haut gout - ich erinnere mich immer noch an eine der ersten Safaris in Kamerun. Da waren mein Freund und ich mit dem Fährtensucher schon zur Pirsch vom Dorf losmarschiert. Die neun Träger sollten nachkommen und uns abends am Camp drei Marschstunden vom Dorf treffen. Von dort aus wollten wir drei Wochen durch unbesiedeltes, wildreiches Hinterland streifen, hier und da jeweils ein Lager aufschlagen.

Die Pirsch in der Nähe des Dorfes war "Beschäftigungstheorie", damit der "Patron" ruhig gestellt ist. UND diente der Kontrolle der zahlreichen Schlingen des Fährtensuchers.

In einer Schlinge war eine, ca. vor zwei Tagen verendete Antilope. Die Bauchdecken waren blau und aufgedunsen.
Paul schnitt voller Freude (!) das Wildbret heraus, in seinem Camp war ein verbeulter großer Kochtopf. Wir waren allein,; nix mit heute Träger nachkommen.. Die hatten Besseres zu tun und kamen am nächsten Tag, den "Ollen" waren sie ja los...

Also hatten wir nichts zum Essen dabei und nach der anstrengenden Pirsch durch dichte Galeriewälder einen gewaltigen Hunger.
Paul kochte das kleingeschnittene, stinkende Wildbret auf, schüttete das Kochwasser weg und kochte es noch einmal - stank immer noch.
Mein Freund weigerte sich, davon zu essen.
Nachdem Paul genüßlich davon nahm, machte ich es ihm schließlich nach. Die Durchfall erzeugenden Giftstoffe der Keime waren wohl durch das Kochen ausgeschwemmt, die Bakterien abgetötet.
Es schmeckte so wie es roch - übel, aber sättigte - und es gab erstaunlicherweise keinerlei Darm- oder sonstigen Probleme....
Hirschferkel in Schlinge k.jpg
 
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Bei Karl May habe ich auch nichts über Winnetou's Kühlzelle gelesen :LOL:
Aber Spaß beiseite - auch wenn die heutigen Hygienevorschriften sehr zu begrüßen sind: es ist interessant zu wissen wie es eben früher gemacht worden ist.
Als SP-Schütze bin ich sowieso fasziniert davon, das denen im Westen nicht gleich die Läufe weggefault sind...
 
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Das alles hat ein bisschen damit zu tun, was man von klein auf kennt. Ich kenne von klein auf den Geruch frischen Fleisches. Manch ein anderer kennt und liebt den Geruch/Geschmack des grünen Hasens, der schon einige Tage unausgeworfen gereift ist. Wenn der eigene Verdauungsapparat darauf trainiert ist, mag das funktionieren. Die Verwendung von Essig, Rotwein und Buttermilch in den alten Rezepten, hat eine gute Begründung. Rotwein benutze ich allerdings auch für die Zubereitung frischen Wildbrets. Wenn mir der einzigartige Geruch leicht verwesendes Fleisches entgegenströmt, bin ich raus. Das war schon immer so und wird sich nie ändern.
 
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■ Kochen und Lachen mit Karl May und Adolf Hitler (2)
: Born to be Wildbret​

Humor, soviel steht fest, hatte Karl May in toto keinen Funken; ein schönes Beispiel für das donnernde Harr-Harr, das May zusammenbrezelte, wenn er lustig sein wollte, findet sich in „Der Schatz im Silbersee“. Der Hobble- Frank, Mays sächsisches Alter ego, bereitet einen Elchbraten zu; in Ermangelung von Gewürz brät er das Tier in Holzkohle an: „Das Fleisch brodelte nicht nur, sondern es rauchte, und zwar nicht wenig, das Zelt war in Zeit von einigen Augenblicken von einem scharfen, brenzlichen Geruche erfüllt“, worüber dann der dicke Jemmy in Rage gerät und Old Shatterhand einige seiner typischen Besserwestmann-Bemerkungen macht, was dann kolossal komisch sein soll, aber ungefähr so komisch ist wie das „Hihihihi, wenn ich mich nicht irre“ seines Kollegen Sam Hawkens.
Den Fähigkeiten Karl Mays als Humorist ebenbürtig sind seine Talente als Koch. Auffällig häufig empfahl er seinen Lesern den Genuß von Bärenfleisch. „Den Schoschonen war der Bär eine willkommene Beute. Sein Rippenfleisch ist wohlschmeckend, die Schinken sind noch besser, und die Tatzen gelten sogar als Leckerbissen“, schrieb Karl May in „Der Sohn des Bärenjägers“ und lieferte ein paar Zeilen weiter auch gleich ein Rezept zur Zubereitung des Grizzlys: „Das Fell wurde auf eines der überzähligen Pferde der Schoschonen gebunden, und das Fleisch legte man unter die Sättel. Hier wurde es dann durch das Reiten so weich und gar, daß es am Abend verspeist werden konnte. Einem europäischen Feinschmecker würde freilich eine solche Zubereitungsart nicht sehr zuträglich erscheinen.“
Auch in „Winnetou I“ wies sich Karl May als Bärenbräter von Rang aus: „Es gibt überhaupt nichts, was über Bärentatzen geht. Sie müssen aber längere Zeit liegen, bis sie den gehörigen Wildgeschmack bekommen haben. Am feinsten schmecken sie, wenn sie schon von Würmern durchbohrt sind.“ So stellte sich Karl May das wilde, freie Leben unter Westmännern vor, von dem er soviel wußte: „Immer fällt mir, wenn ich an den Indianer denke, der Türke ein“, schreibt May in der Einleitung von „Winnetou I“. War es wirklich Indianersitte, auf tiefergelegten Breitreifenpferden zu sitzen und mit bullernden Lautsprechern in den Satteltaschen durch die Prairie zu donnern?
Trotz dieser auffälligen Mängel hat sich ein professioneller Koch der Rezepturen Karl Mays angenommen und ein „Karl-May- Kochbuch“ mit dem verlockenden Untertitel „Zu Gast an fremden Feuern“ zusammengestellt. Horst Scharfenberg, lt. Klappentext „international erfahrener Fernsehkoch“, hat aus den Reiseerzählungen Karl Mays „Rezepte aus dem Indianerland, aus dem Reiche der Kalifen und aus dem fernen Orient“ extrahiert. Von den Bärentatzen, die Karl May seinen Lesern aufbinden wollte, rät Scharfenberg allerdings ab: „Mit der Lötlampe“ müßte man nämlich „die Haare absengen, dann brühen, um die Hornhaut von den Sohlen abziehen zu können. Schließlich muß man sie vorkochen, die Krallen entfernen und die kleinen Knöchelchen im Fußinneren.“ Armer Bär.
Von den Zubereitungspetitessen wie diesen hat Karl May in seiner cuisiniären Unbedarftheit nichts geahnt; Scharfenberg aber nimmt das nicht krumm, sondern macht aus Mays wirren Essensbehauptungen genießbare Gerichte, denen er wasserimmundzusammenlaufenmachende Namen gibt: „Westmänner-Lende“, „Seeräuber bitten zu Tisch“, „Das Rumpsteak unter dem Sattel“, „Banditen-Omelette“, „Das Huhn im Stiefel“ oder „Apatschen-Frühstück“. Herrlich – das will man doch alles unbedingt gelesen und gegessen haben oder, wenn's „Ein Bier für Winnetou“ ist, auch getrunken. Allzu lange war dieses 1975 erstmals erschienene Juwel unter den Kochbüchern vergriffen – jetzt ist es wieder lieferbar, und es ist ein großer Spaß.
Der Stern aber sollte unbedingt mal wieder einen Knüller landen und jenen Karl-May-Fan neu und groß herausbringen, der – neben Karl May – wohl der größte Humorist und Kulinarier aller Zeiten war: Adolf Hitler und seine schönsten Rezepte, mit einem Interview von Alfred Biolek: „Herr Hitler, Sie waren doch damals dabei und haben das alles noch selbst erlebt – wie war das denn so? Und was haben Sie gegessen?“ Das vegane Jungvolk würde es danken. Wiglaf Droste
Horst Scharfenberg: „Karl-May- Kochbuch. Zu Gast an fremden Feuern“. Karl-May-Verlag, Bamberg 1975, 2. Aufl. 1997, 207 Seiten, 29,80 DM
 
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Es ist immer erstaunlich gewesen, was der Mensch von einer Notwendigkeit eine Gewohnheit, sogar eine Pflicht gemacht hat.

Das ist gerade so mit dem Wildessen : Wild MUSS man beizen, Wild MUSS stinken, Wild MUSS überwürzt werden, Wild MUSS streng riechen.

Na also : diese Zeit habe ich als Metzgersohn gekannt, blau-grüne Hasen habe ich für die Kunden vorbereitet, jedes Jahr ungf 100-120 Stück, Fasanen mit blauem Bauch auch, die haben draußen vor der Metzgerei gehangen tagelang bis ein Kunde eben sein Stück wählte, Unverkaufte gab es nie.

Und tatsächlich wurde gebeizt, weil es damals die Norm war.

Da früher Wildfleisch urteuer war, konnten nur wohlhabende Leute davon essen, und natürlich war dann das Stinkendste auch das Beste, weil es so in der besseren Gesellschaft gegessen wurde. Schnepfen zB. MUSSTEN am Kopf hängen, bis der Körper auf den Boden fiel, das ganze Quatsch ohne Ende.

Stücke waren nur grob zerlegt, also Rücken, Schultern, Keulen im Ganzen behalten und wurden so ‘fest’ gekocht bzw. Gebraten, die einzige Flüssigkeit, was noch gab, war diese peinlich elaborierte Soße. Anders sind ganze Stücke als Ragoût verwertet worden.

Ich war mal im Juni in Österreich, wo ein Jagdherr, auch Restaurant-Betreiber, einen Rotspießer erlegt hatte. Den habe ich dann zerwirkt, aber, wie ein Metzger ein Rind zerwirkt, also alle Muskel separat pariert ; das macht alles Ragoût sagte er damals. Wie er dann die schön und sauber präparierten Steaks gesehen hatte, war die Frage : wie vermarkte ich jetzt sowas ? meine Antwort : du hast doch Stammkunden, die essen Steaks, du servierst diese Hirschsteaks natur gebraten mit Salz und Pfeffer und Butter und sagst nichts. Nach dem Essen werden die dich fragen, was es denn als Fleisch war, dann und erst dann antwortest du die Wirklichkeit.

Danach durfte ich bei ihm kostenlos jagen, auch die Trophäen kostenlos behalten, ‘’er brauche nur das Fleisch aus seinem Berg’’

Eine irgendwie veredelte Soße darf natürlich dabei sein, nur darf das Fleisch nicht darin kochen bzw. stundenlang Köcheln.

Angefangen hat es bei mir, als ich einen Hasen vom Tag vorher, komplett zerwirkt habe : Keulen, Rücken und Schulter sauber und präzise entbeint, einzelne Muskeln pariert, salzen, in Öl-Butter Gemisch scharf anbraten, reservieren, Bratfett weg, mit einem Schuss Weißwein gelöscht, mit Butter montieren, 2 Eßlöffeln Himbeergelee, Schluss, Fertig, Bon Appétit.
 
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Die in den Rezepten reichliche Verwendung

von Essig erklärt vermutlich die hohe Überlebensrate der Verzehrer dieses solcherart abgehangenen Wildbrets…

Mbogo
 
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Nein, unser Verdauungssystem kann das, wid schon weiter vornd gexchrieben.
 
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Bei Karl May habe ich auch nichts über Winnetou's Kühlzelle gelesen :LOL:
Aber Spaß beiseite - auch wenn die heutigen Hygienevorschriften sehr zu begrüßen sind: es ist interessant zu wissen wie es eben früher gemacht worden ist.
Als SP-Schütze bin ich sowieso fasziniert davon, das denen im Westen nicht gleich die Läufe weggefault sind...
Sehe ich ganz anders und bin damit bei weitem nicht alleine:
Je "steriler" wir leben, umso anfälliger werden wir auch.
 

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