Wie kann ich es erreichen, dass Jagdhunde auf Prüfungen gerecht bewertet werden.

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Ein Auszug vom jetzigen Jagdgebrauchshund, bei dem Richter einen DD auf einer Richterschulung bewertet haben.

Ich habe sehr ähnliche Richterschulungen vor 20 Jahren mit den gleichen Ergebnissen durchgeführt.

Richter geben ohne Absprache mit anderen Richtern ihre Bewertung ab.

Auf der realen Prüfung sind immer drei Richter und es könnte im positiven Fall folgendes passieren:

Richter eins ist für 8 Punkte bei der Spurarbeit, Richter zwei für 9 Punkte und Richter drei für 10 Punkte. Das Ergebnis: Es wird geteilt 9 Punkte.

Das ist aber nicht immer so, ist Richter drei dominant, dann gibt es 10 Punkte.

Hat der Führer Pech, sind bei ihm drei Richter, die für 6 Punkte sind.

Also hat die Zusammensetzung der Richter den größten Einfluss auf die Bewertung.

Da der Verein möglichst die Richtergruppe

harmonisch zusammensetzt, wird es noch schwieriger.

Sehr deutlich wird, es brauchen keine Seilschaften da sein, keine guten Bekannten, im Grundsatz ist eine gerechte Bewertung schwierig.

Sind vier Hunde in der Gruppe, ist die Wahrscheinlichkeit recht hoch, dass die Unterschiede in der Bewertung der Hunde in der Gruppe gerechtfertigt ist.

Ganz anders jedoch schon zu den anderen Gruppen. Ist man in der Gruppe eins geschlossen der Meinung, eine gute Spurarbeit über 300 Meter mit wenig

Bewuchs ist mit Wiederholung eine 11, kann es sogar sein, dass die andere Gruppe ein unteres sehr gut 9 Punkte für richtig hält.

Beim Beispiel oben ist im Extremfall einmal 10 und in der anderen Gruppe 6 möglich.

Es ist sehr erfreulich, dass der JGHV Herr Westermann dieses Problem mal dargestellt hat.

Ich bin sicher, dass diese unterschiedlichen Auffassungen nicht durch Schulungen groß verbessert werden können.

Was könnte da helfen?
 
Zuletzt bearbeitet:
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Gegen die "Gruppendynamik" hilft nur, wenn die Noten geheim abgegeben werden und nicht darüber geredet werden darf. Ob das praktikabel ist?

Bezüglich Schulungen zur Vereinheitlichung von teils subjektiven Ansprachen gibt es einiges z.B. bei der Waldzustandsansprache. Da finden jedes Jahr entsprechende Schulungen statt und wenn ihr das im Hundewesen ernst meint müsstet ihr sowas auch organisieren. Schlimmstenfalls (ich spinne mal rum) per Beurteilung gefilmter Prüfungsdurchläufe per "virtual reality", an denen dann alle Prüfer "geeicht" werden.

Erfahrung aus dem Hochschulbereich: Die Ansprache von "Schulnoten" ohne objektivierbare Kriterien ist schlechter und un-objektiver, je mehr Stufen die Notengebung hat. Also entweder reduziert man die Stufen deutlich ("durchgefallen" und "bestanden", vielleicht noch "sehr gut bestanden") oder man findet messbare, objektive Kriterien und kommt von der Subjektivität der Bewerter weg.
 
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Es würde ja schon einiges bringen, wenn der aktuelle Stand der PO ausreichend bekannt wäre und man sich daran hielte.
Ausreißer wird es immer mal geben, wo nichts genaues definiert ist, aber das gros der Ergebnisse war doch im grünen Bereich, wenn ich den Artikel richtig in Erinnerung habe.
 
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Aus den subjektiven sportlichen Bereichen werden neben geheimer Abgabe auch Streichwertungen (niedrigste / höchste Wertung) genutzt.
 
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2470

Guest
Ich hab den Bericht auch gelesen und mich an eigene Prüfungen als Führer und als Richter erinnert. Letztes Jahr Hegewald, ich richte mit einem einem anderen Gruppenvorsitzenden. Wo es bei uns tendenziell eine 10 geben würde, sind es in der anderen Gruppe tendenziell 11. Das liegt mE in der üblichen Toleranz. Schlimm wird es wenn wie im Bericht dargelegt fast alle Richter den Waidlaut nicht erkennen. Oder auf einer Anlagenprüfung (VJP) ein junger Hund in der Führigkeit auf genügend runtergestuft wird, weil er das erste Mal richtig an Wild kommt und die Suchen vor Begeisterung etwas ausdehnt.

Der Prüfungsleiter hat viel Verantwortung. Es gibt Richter, da weiß ich vorher, 11er in Arbeitsfreude und Führigkeit vergeben die nie. Andere fast immer, wenn die Spuren und die Suche sehr gut sind. Es gibt Richter, die kennt man als "11er raus". Idealerweise kennt man die Richter und ihre Voreinstellung und setzt die Gruppen gut zusammen. Bei bestimmten Fächern hilft eine klare Ansprache in der Richtersitzung; Vorstehen 11 nur bei Manieren an Wild und nicht schon bei zweimal sauber Stehen etc.

Mir hat der Artikel zwar nicht die Augen geöffnet, aber mich an unsere Verantwortung erinnert möglichst faire Bedingungen zu schaffen.
 
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Ein Auszug vom jetzigen Jagdgebrauchshund, bei dem Richter einen DD auf einer Richterschulung bewertet haben.

Ich habe sehr ähnliche Richterschulungen vor 20 Jahren mit den gleichen Ergebnissen durchgeführt.

Richter geben ohne Absprache mit anderen Richtern ihre Bewertung ab.

Auf der realen Prüfung sind immer drei Richter und es könnte im positiven Fall folgendes passieren:

Richter eins ist für 8 Punkte bei der Spurarbeit, Richter zwei für 9 Punkte und Richter drei für 10 Punkte. Das Ergebnis: Es wird geteilt 9 Punkte.

Das ist aber nicht immer so, ist Richter drei dominant, dann gibt es 10 Punkte.

Hat der Führer Pech, sind bei ihm drei Richter, die für 6 Punkte sind.

Also hat die Zusammensetzung der Richter den größten Einfluss auf die Bewertung.

Da der Verein möglichst die Richtergruppe

harmonisch zusammensetzt, wird es noch schwieriger.

Sehr deutlich wird, es brauchen keine Seilschaften da sein, keine guten Bekannten, im Grundsatz ist eine gerechte Bewertung schwierig.

Sind vier Hunde in der Gruppe, ist die Wahrscheinlichkeit recht hoch, dass die Unterschiede in der Bewertung der Hunde in der Gruppe gerechtfertigt ist.

Ganz anders jedoch schon zu den anderen Gruppen. Ist man in der Gruppe eins geschlossen der Meinung, eine gute Spurarbeit über 300 Meter mit wenig

Bewuchs ist mit Wiederholung eine 11, kann es sogar sein, dass die andere Gruppe ein unteres sehr gut 9 Punkte für richtig hält.

Beim Beispiel oben ist im Extremfall einmal 10 und in der anderen Gruppe 6 möglich.

Es ist sehr erfreulich, dass der JGHV Herr Westermann dieses Problem mal dargestellt hat.

Ich bin sicher, dass diese unterschiedlichen Auffassungen nicht durch Schulungen groß verbessert werden können.

Was könnte da helfen?

letztendlich gibt es nur zwei Möglichkeiten:
1. die PO ist schlecht (Differenzierungen unscharf formuliert)
oder
2. die Richter halten sich nicht an die Vorgaben (aus fehlendem WOLLEN oder fehlenden KÖNNEN)

In beiden Fällen gibt es Lösungsansätze.
 
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Je länger ich darüber nachdenke, um so sichererer bin ich, daß das feine Ausdifferenzieren im 12er System die meisten Richter überfordert. Das 4er System mit den Prädikaten 4 = sehr gut, 3 = gut, 2 = genügend, 1 = mangelhaft und 0 = nicht ausreichend ist einfacher zu handhaben. Das 12 er System braucht mehr Profis und die haben wir einfach nicht mehr.

Die in Billerbeck beschriebene DD-Hündin kenne ich und in Prädikaten ist sei meist zutreffend beschrieben worden. Auch das ist für mich ein Argument für das 4er System.
 
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2470

Guest
Das 12 er System braucht mehr Profis und die haben wir einfach nicht mehr.
Da ist was dran. Es gibt in jeder Gruppe einige aktive Führer/Züchter, die jedes Jahr oder wenigstens alle 2 Jahre einen Hund durchführen. Dann gibt es diejenigen die Hundeführerkurse /Ausbildungstage etc durchführen. Wenn die richten ist die Wahrscheinlichkeit für reelle Ergebnisse hoch.

Dann gibt es die die schon ewig keinen Hund mehr geführt oder ausgebildet haben. Und diejenigen, die gerade Richter geworden sind, jetzt meinen sie wüssten alles und die anderen belehren wollen.

Wenn ich auf VJP bspw. 30 Hunde prüfen muss aber nur bspw. 8 Richter der ersten Kategorie habe ist klar, dass ich Probleme habe genug Kompetenz in die Gruppen zu bekommen. Ich lade da lieber "fremde" Richter ein, aber das gibt auch mal böses Blut, besonders wenn ich die dann auch noch zum Obmann mache.

Das 4 Punkte System funktioniert auf den Leistungsprüfungen gut, weil es da sehr klare Vorgaben gibt. Auf den Anlageprüfungen würde es die Bewertung sicher vereinfachen. Aber Du weisst ja; zwischen einer hohen 11 und einer schwachen 9 liegen Welten. Für die Zucht ist die Differenzierung wichtig.
 

Rotmilan

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Ich überzeichne mal etwas und behaupte, dass das die ganzen Benotungen nur menschliche Eitelkeiten befriedigen, wenn man finanzielle Aspekte außen vor lässt.

Entweder ist ein Hund bzw das Gespann jagdlich gewissen Aufgaben gewachsen oder eben nicht. Also bestanden oder nicht bestanden. Fertig.

Denn den perfekten Richter kann es nicht geben. Perfekt wäre:
  • Immer objektiv
  • Bezüglich der Prüfungsordnung immer up to date
  • kann fast genauso schnell rennen wie die Hunde
  • hat große kynologische Erfahrung
  • das Gehör eines Fuchses
  • die Augen eines Adlers
Selbst im Profifußball bekommt man trotz eines immensen Aufwands keine Bewertungen durch die Schiedsrichter mit der alle Beteiligten zufrieden wären.

Für die Zucht ist die Differenzierung wichtig.
Warum?
 
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Weil ein Hund, der mit ach und krach bestanden hat mit höherer Wahrscheinlichkeit keine Champions-League Nachkommen zeugen wird als ein Hund mit Bestnoten in allen Fächern.

Auf dem Papier wären dann aber beide gleich (bestanden)
 
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2470

Guest
Bestanden ist bei einer Anlagenprüfung ohne jede Aussagekraft. Wir wollen ja wissen, wie gut sind angewölfte Eigenschaften bspw. die Spursicherheit, der Spurwille, oder die Führigkeit etc. ausgeprägt.

Bei manchen Leistungsprüfungen, konkret Brauchbarkeitsprüfungen wird bewertet: Bestanden oder nicht. Das ist eine wenig belastbare Aussage, übersetzt: "Gerade so jagdlich vertretbar oder besser". Also eine black Box; ich wollte keinen solchen Hund kaufen/haben. Das 4-Punkte System erlaubt hier eine Abstufung nach der Qualität der gezeigten Arbeit.
 
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Ich überzeichne mal etwas und behaupte, dass das die ganzen Benotungen nur menschliche Eitelkeiten befriedigen, wenn man finanzielle Aspekte außen vor lässt.
So schwarz brauchst Du das nach meiner Wahrnehmung nicht sehen. Meine Erfahrungen zeigen schon i.d.R. ein realistisches Bild der am Prüfungstag gezeigten Leistungen.

Entweder ist ein Hund bzw das Gespann jagdlich gewissen Aufgaben gewachsen oder eben nicht. Also bestanden oder nicht bestanden. Fertig.
Das ist am Ende zu eng gesteckt. Bei Anlagenprüfungen sollte schon gut unterschieden werden, da hier Vorgaben/Voraussetzungen für eine Zuchtzulassung liegen.
Denn den perfekten Richter kann es nicht geben. Perfekt wäre:
  • Immer objektiv
  • Bezüglich der Prüfungsordnung immer up to date
  • kann fast genauso schnell rennen wie die Hunde
  • hat große kynologische Erfahrung
  • das Gehör eines Fuchses
  • die Augen eines Adlers
Selbst im Profifußball bekommt man trotz eines immensen Aufwands keine Bewertungen durch die Schiedsrichter mit der alle Beteiligten zufrieden wären.


Warum?
Das ist natürlich wahr. Der perfekte Richter ist aber auch nicht erforderlich um eine Arbeit vernünftig zu bewerten. Teilweise sieht kein einziger einzelne Richter die gesamte Arbeit, sondern z.B. die Hasenspur wird durch mehrere Richter gesehen, die auf der Strecke verteilt jeweils einen Teil der Arbeit gut bewerten und ihre Beobachtungen bei der Bewertung mit einbringen können.
Dabei ist es unbedeutend, wenn am Ende die Bewertung in der Richtergruppe leicht differiert und man sich letztlich auf eine Note einigen muss. Die im Jagdgebrauchshund dokumentierten Ausreißer sind allerdings nicht akzeptabel.
Hier gilt es durch Aus- und Fortbildung die Richter permanent auf ein möglichst hohes Niveau bei den Beurteilung zu bringen/halten.

Weshalb eine Differenzierung für die Zucht wichtig ist?

Weil die Potenziale innerhalb der Rassen schon sehr stark schwanken. Es macht Sinn Mindestanforderungen für eine Zuchtzulassung durch die Zuchtvereine nachweisen zu müssen. Es ist leider noch sehr viel subjektiver wenn jeder einzelne Hundeführer das Leistungspotenzial seines Hundes beurteilt und selbst über eine Zucht entscheiden darf.

wipi
 
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Je länger ich darüber nachdenke, um so sichererer bin ich, daß das feine Ausdifferenzieren im 12er System die meisten Richter überfordert. Das 4er System mit den Prädikaten 4 = sehr gut, 3 = gut, 2 = genügend, 1 = mangelhaft und 0 = nicht ausreichend ist einfacher zu handhaben. Das 12 er System braucht mehr Profis und die haben wir einfach nicht mehr.

Die in Billerbeck beschriebene DD-Hündin kenne ich und in Prädikaten ist sei meist zutreffend beschrieben worden. Auch das ist für mich ein Argument für das 4er System.

Das kann ich nur unterschreiben, bei den Foxeln und Parson-Russel-Terriern haben wir das schon, bei den Jagdterriern glaube ich auch (bin mir aber nicht sicher).

Wer will ernsthaft behaupten, dass man eine 10 von einer 11 absolut sicher unterscheiden kann?
 
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Ob ich jetzt 100 oder 1000 Punkte zur Bewertung heranziehen ist doch völlig Banane, wenn praktisch keine 0 Punkte vergeben werden. Wie bei Arbeitszeugnissen, wenn man nicht die Wahrheit schreiben darf ist’s unnötig.

4 Stufen sind völlig ausreichend, wie auch „ausreichend“ für einen Gebrauchshund. Ein Zuchthund sollte Sehr gut sein.
 

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