Wilde Jagd schrieb:
Webley & Scott hat mal die 700 gebaut. Gute A&D Gebrauchsflinten. Mehr aber auch nicht.
Webley & Scott .....machen wird es kurz und beschränken uns auf die Flintenproduktion der Premier Works (früher W. & C. Scott's) in der Lancaster Street, haben vor WK2 ansehnliche Gebrauchsflinten hergestellt : die Mod 400
einfach und preiswert herzustellendes Großseriendesign, aber gut verarbeitet.
Diese Waffe basierte auf alten Patenten als "Proprietary Hammerless Boxlock". Die erste in industiellen Größenordnungen hergestellte Flinte mit austauschbaren Standartteilen, dem sog. interchangeable principle.
Ab 1949 wurde die Modellreihe 700 eingeführt. Die Qualität sackte langsam mit jedem Produktionsjahr weiter ab.
In den 60er Jahren große Exporterfolge in den USA, auch durch die das Angebot aller Kaliber inkl. 16 + 20 + 28 und die niedrigen Preise aufgrund der Wechselkurse. Normalverdiener konnten sich eine "DF aus England leisten"
Um 1970 war ein qualitativer Tiefpunkt erreicht , selbst die früher hochgelobte Austauschbarkeit der Teile war nicht mehr gegeben. Schiefe Gewinde, vermurkste Bohrungen , selbst Hinterschäfte waren nicht mehr tauschbar weil jeder lustlose Fabrikmitarbeiter per Hand Bohrungen anbracht hatte, wo es ihn gelüstete. Kein Scherz: da passen Schäfte und Abzugsbügel nur noch zusammen ausgetauscht und zur Befestigung wurden die Schraube genommen, die gerade über den Tisch gekullert war.
Die qualitativen Tiefpunkte englischer Konsumwaren in den 70er Jahren waren überdeutlich: miese Ware , hohe Preise => der Siegeszug der Importwaren. Die Herstellungskosten explodierten förmlich, die Kunden wollten die Preise nicht mehr zahlen und verlangten im Low Budget Bereich nach billigen Importflinten aus Italien und Spanien wie z.B. der AYA Matador und Varianten (schon seit 1955 erfolgreiches AD Flintenmodell)
1973 übernahm die Harris & Sheldon Group und 1979 wurde die Flintenproduktion beendet.
Historisch betrachtet war die 700
das typische Basismodell der preiswerten englischen Alltagsflinte (aus heimischer Produktion = Nationalstolz) für Jedermann aus dem Eisenwarenladen ohne besondere Ansprüche inkl der optisch aufgepeppten 701 und dem Luxusmodell 702 ab 1957.
Aus meiner Sicht sind die 700er heute als Gebrauchtwaffen immer noch völlig überbewertet, nur weil es immer noch genügend Käufer für eine erschwingliche Flinte aus England gibt. Schaft abbauen, Funktionsteile ausbauen und sichten....
Für eine typische einfache Suhler Kombinatsdoppelflinte sind in gutem Zustand werden kaum 200 € gezahlt , aber bei einer englischen Flinte gleich welcher Güte setzt bei vielen :26: der Verstand scheinbar aus