Wie schnell geht eine Sau ins Wundbett?

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19 Feb 2018
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Guten Tag,
Hier eine Erfahrung, die bei mir einige Fragen aufwirft (ist eine längere Geschichte):

Ich wurde gestern zu einer - im Nachhinein betrachtet - ziemlich verzwickten Nachsuche auf eine Sau geholt, die im Endeffekt auch leider erfolglos blieb.
Dazu möchte ich vorausschicken, dass wir in unserem Revier überhaupt keine Erfahrung mit Schwarzwild haben und dieses eine Stück das erste ist, das je bestätigt wurde.
Es gab Schäden auf Wiesen und daraufhin wurde eine Sau bestätigt.
Ein Sammelansitz an den betreffenden Stellen war schnell organisiert und ein Jagdkollege schoss mit einem untermotorisierten Kaliber auf ca. 90m im Mondschein um ca. 00:30 Uhr auf die Sau. Seinen späteren Angaben zufolge hielt er mitten drauf, um ja zu treffen. Er untersuchte den Anschuss und fand nichts. Dann fuhr er noch ca. 80m bis zum Waldrand, um evtl. den Einwechsel zu finden. Zu den betreffenden Stellen fuhr er jeweils mit dem Auto. Da er auch da nichts fand, packte er zusammen und fuhr heim (das ist die einzig lobenswerte Aktion an dieser Sache).

Ich wurde nächsten Tag gerufen, nachdem sich unser Jagdleiter bereits mit seinem Hund versucht hatte. Jagdleiters Aussage war, dass sein Hund wahrscheinlich ob der unbekannten Wittrung die Fährte nicht weiterbringt.
Ich sagte schon mit komischem Gefühl zu. Um 09:30 war ich am Anschuss. Ohne ein Pirschzeichen gefunden zu haben, legte ich um ca. 10:00Uhr meinen Hund zur Fährte.
Dieser nahm die Fährte gut an und die Reise ins Ungewisse ging los.
Wir waren augenscheinlich auf einer Fährte, fanden aber keinen Tropfen Schweiß oder ähnliches, was einen Treffer auf die Sau bestätigt hätte. Am Verhalten des Hundes war aber klar zu erkennen, dass er weiter wollte. Und endlich, nach ca. 1000m zwei Tropfen Schweiß und ca. 2m weiter eine Drecklache in der sich die Sau gebettet haben muss. Es war für mich aber nicht erkennbar ob dieses Bett ganz frisch war oder nicht. Also Hund am Riemen gelassen und weiter gings. Der Waldboden wurde trockener und es war kein Unterwuchs mehr vohanden, an dem man gemerkt hätte, dass wir auf einer Fährte sind. Der Hund ging aber wie auf Schienen. Nach weiteren ca. 1000m kamen wir auf einen Weg, den der Hund annahm. In einigen halb ausgetrockneten Pfützen fährtete sich die Sau. Wir sind drauf!
Nach weiteren 200m querten wir eine Forststraße und dann ging es steil bergab Richtung eines Baches. Ich wurde immer zuversichtlicher.
Leider war am Wasser dann Endstation. Mein Hund brachte die Fährte nicht mehr aus dem Bach heraus. Ich habe noch dreimal zurückgegriffen, wo man die Sau eindeutig gefährtet hat, aber am Bach war immer Schluss. Schweren Herzens brach ich die Suche nach ca. 2,5km ab.

Mein Jagdkollege verständigte daraufhin den Jagdleiter und da er sein Telefon auf Lautsprecher hatte, bekam ich mit, dass dem Jagdleiter bei seinem Versuch bei der Nachsuche der Riemen entglitten ist und der Hund samt Riemen ausgekommen ist. Möglicherweise könnte der Hund dabei die Sau hochgemacht haben – ca. 150m vom Anschuss entfernt und ca. 80m im Waldesinneren. Der Anschuss war auf freiem Feld. Beide, der Jagdleiter und der Jagdkollege haben im Wald etwas vorbei wischen gesehen und der Hund hat Laut gegeben.

Meine Reaktion auf diese unterschlagene Information war Gott sei Dank weniger heftig als sie hätte sein können.

Die Fragen, die sich mir jetzt stellen, auch um meine Erfahrung evtl. zu erweitern, sind aber:
Geht eine Sau schon nach so kurzer Fluchtstrecke ins Wundbett und geht dann nach dem Aufmüden noch so weit?
Wenn sie wirklich so bald ins Wundbett geht, lässt sie dann nach 15min. einen Jäger, der den Anschuss und den Einwechsel kontrolliert, so nah an sich heran, vor allem wenn er das mit dem Auto macht, das ja ziemlichen Lärm verursacht?
Ich frage das vor allem deswegen, um einschätzen zu können, ob das Gespann vor mir wirklich die Sau hochgemacht haben könnte.
 
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untermotorisiertes Kaliber...

Die Frage nach dem Wundbett sollte sich nach der Trefferlage richten. Eine mit entsprechendem Kaliber getroffene Sau geht bei mir meist früh ins Wundbett bzw. liegt entweder direkt am Anschuss oder zwischen 50-150 m...
Wenn ich aber mittendrauf (Mitte von was ?) mit einem, sagen wir nicht optimalen Kaliber, auf etwas schieße und anscheinend keinen Ausschuß habe wird es knifflig.

Zum Rest spare ich mir lieber weitere Kommentare...
Du hast nix falsch gemacht. Einzig den Bach hätte ich eventuell noch nach oben oder unten kontrolliert auf weitere Ein- oder Auswechselstellen bzw. ob Sie nicht sogar im Bach blieb.
 

Wheelgunner_45ACP

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Alleine mit dem Auto zum Anschuß und dann weiter zu dem Punkt wo die Wutz vermutlich in den Wald ist, wäre für mich ein No-Go. Zudem hätte ich erwartet, dass der Unglücks-Schütze bei der NS anwesend ist. Zumindest bei der Einweisung deinerseits als HF. Informationen aus erster Hand sind Gold wert.
 
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Ohne Wertung der ganzen Aktion......

Wir hatten schon ein Wundbett 20 Meter neben dem Anschuß in der nächsten Hecke.

Sau hat Anschußkontrolle und Telefonat am Anschuß ausgehalten.

Am nächsten morgen den Fachmann zum Anschuß, nach 20 Meter Sau aus dem Wundbett, Schnallen nicht möglich (Straße und Bahn)

2,5 km Riemenarbeit mit Schnallen, Stellen, Fangschuß.

Anschuß war am Feldrand und in der nächsten Hecke war das Wundbett.

Gruß Weichei
 

JBB

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Es ist nicht beschrieben, ob er nicht vllt den Bach schon abgesucht hat.

Sauen können unheimlich hart im Nehmen sein, selbst mit passenden Kalibern. Wenn der Treffer nicht tödlich ist, kann da locker das doppelte bis dreifache an Entfernung draus werden, ohne dass die Sau mit der Wimper zuckt.

Ich hab eine gekrellte Sau verloren (Hetze auch Dank Bahn und Straße unmöglich, Vorstehschützen gab es, bevor wer schreit), die ist erst nach gut 4,5km ins Wundbett. 8x57IS mit Teilzerleger.
 
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Untermotorisiertes Kaliber? Habt ihr vielleicht mal in Erwägung gezogen, euch Unterstützung von anerkannten Schweisshundeführern zu holen? Die die ich kenne, arbeiten auch sehr diskret und helfen wirklich sehr gerne, führen einen BGS-Hund.

Mir hat ein Jäger mal erzählt, und er war völlig verblüfft, ein TOP schütze - traf einen großen Keiler mitten durch die Kammer mit, ich glaub. 308 bleifrei war es gewesen. Anstrengende Nachsuche. Während der Nachsuche hat er dem Keiler nochmal mitten durch die Kammer getroffen und der lief nochmal weiter, erst nach einigen stunden fanden sie ihn dann. Der Jäger hatte daraus geschlossen dass die Kugel die Lebenswichtigen Organe durch einen seltsamen Zufall nicht schwer genug verletzen konnte und dass der hormonelle Status des Keilers möglicherweise eine Rolle bei seiner Konstitution gespielt haben könnte. Aber soetwas habe er nur ein einziges mal bisher erlebt.
 
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Vorallem bei Sauen kann man keine Regeln aufstellen. Wenn man denkt, jetzt hat man eine dann stellt die nächste Sau wieder alles auf den Kopf. Wird die Sau am Rand des gewohnten Einstandes beschossen, wird sie wohl nicht so weit gehen wie ein Keiler als "Wanderer zwischen den Welten". Ich erinnere mich an einen ÜLK mit Leberschuss. Nach 100 m fanden wir ein Stück Leber. Die Sau ging durch mehrere "Schweinewohnzimmer" (geläuterte Laubholzdickungen mit viel Material am Boden) über eine Strecke von 3,5 km, nur grad mal immer wieder ein Tropfbett. Die Sau wurde nicht aufgemüdet, also nichts was sie dazu veranlassen konnte.
Ich hatte einen "Kunden" bei den Nachsuchen, der ging meist nicht mal zum Anschuss. Rehe taten sich - in einer Dickung auf Schussschneise beschossen - schon nach 30 m nieder.
 
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Naja, was alles immer so palavert wird, je mehr Jäger im Spiel sind.
Da müßte man schon selbst dabei gewesen sein...
Wenn ein Stück wirklich schon nach 150 m im Wundbett angetroffen wird, ist es schwer krank. Wers dann vermurkst, kann sich natürlich warm anziehen, denn ein vom Mensch aufgemüdetes Stück geht grds. weit, weil es alles mobilisiert, was drin ist.
Vielleicht hatten sie die Sau bereits nachts hochgemacht, im Dunkeln wird ja gern viel zu weit hinterhergesucht. Das wäre für mich eher zu erklären, da war das Stück noch nicht wundsteif.
Ein morgens im Bett angetroffenes Stück müßte man eigtl kriegen !

Auf jeden Fall hast Du offensichtlich eine sehr gute Riemenarbeit (2,5 km) gemacht !
 
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G

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Guest
Guten Tag,
Hier eine Erfahrung, die bei mir einige Fragen aufwirft (ist eine längere Geschichte):

Ich wurde gestern zu einer - im Nachhinein betrachtet - ziemlich verzwickten Nachsuche auf eine Sau geholt, die im Endeffekt auch leider erfolglos blieb.
Dazu möchte ich vorausschicken, dass wir in unserem Revier überhaupt keine Erfahrung mit Schwarzwild haben und dieses eine Stück das erste ist, das je bestätigt wurde.
Es gab Schäden auf Wiesen und daraufhin wurde eine Sau bestätigt.
Ein Sammelansitz an den betreffenden Stellen war schnell organisiert und ein Jagdkollege schoss mit einem untermotorisierten Kaliber auf ca. 90m im Mondschein um ca. 00:30 Uhr auf die Sau. Seinen späteren Angaben zufolge hielt er mitten drauf, um ja zu treffen. Er untersuchte den Anschuss und fand nichts. Dann fuhr er noch ca. 80m bis zum Waldrand, um evtl. den Einwechsel zu finden. Zu den betreffenden Stellen fuhr er jeweils mit dem Auto. Da er auch da nichts fand, packte er zusammen und fuhr heim (das ist die einzig lobenswerte Aktion an dieser Sache).

Ich wurde nächsten Tag gerufen, nachdem sich unser Jagdleiter bereits mit seinem Hund versucht hatte. Jagdleiters Aussage war, dass sein Hund wahrscheinlich ob der unbekannten Wittrung die Fährte nicht weiterbringt.
Ich sagte schon mit komischem Gefühl zu. Um 09:30 war ich am Anschuss. Ohne ein Pirschzeichen gefunden zu haben, legte ich um ca. 10:00Uhr meinen Hund zur Fährte.
Dieser nahm die Fährte gut an und die Reise ins Ungewisse ging los.
Wir waren augenscheinlich auf einer Fährte, fanden aber keinen Tropfen Schweiß oder ähnliches, was einen Treffer auf die Sau bestätigt hätte. Am Verhalten des Hundes war aber klar zu erkennen, dass er weiter wollte. Und endlich, nach ca. 1000m zwei Tropfen Schweiß und ca. 2m weiter eine Drecklache in der sich die Sau gebettet haben muss. Es war für mich aber nicht erkennbar ob dieses Bett ganz frisch war oder nicht. Also Hund am Riemen gelassen und weiter gings. Der Waldboden wurde trockener und es war kein Unterwuchs mehr vohanden, an dem man gemerkt hätte, dass wir auf einer Fährte sind. Der Hund ging aber wie auf Schienen. Nach weiteren ca. 1000m kamen wir auf einen Weg, den der Hund annahm. In einigen halb ausgetrockneten Pfützen fährtete sich die Sau. Wir sind drauf!
Nach weiteren 200m querten wir eine Forststraße und dann ging es steil bergab Richtung eines Baches. Ich wurde immer zuversichtlicher.
Leider war am Wasser dann Endstation. Mein Hund brachte die Fährte nicht mehr aus dem Bach heraus. Ich habe noch dreimal zurückgegriffen, wo man die Sau eindeutig gefährtet hat, aber am Bach war immer Schluss. Schweren Herzens brach ich die Suche nach ca. 2,5km ab.

Mein Jagdkollege verständigte daraufhin den Jagdleiter und da er sein Telefon auf Lautsprecher hatte, bekam ich mit, dass dem Jagdleiter bei seinem Versuch bei der Nachsuche der Riemen entglitten ist und der Hund samt Riemen ausgekommen ist. Möglicherweise könnte der Hund dabei die Sau hochgemacht haben – ca. 150m vom Anschuss entfernt und ca. 80m im Waldesinneren. Der Anschuss war auf freiem Feld. Beide, der Jagdleiter und der Jagdkollege haben im Wald etwas vorbei wischen gesehen und der Hund hat Laut gegeben.

Meine Reaktion auf diese unterschlagene Information war Gott sei Dank weniger heftig als sie hätte sein können.

Die Fragen, die sich mir jetzt stellen, auch um meine Erfahrung evtl. zu erweitern, sind aber:
Geht eine Sau schon nach so kurzer Fluchtstrecke ins Wundbett und geht dann nach dem Aufmüden noch so weit?
Wenn sie wirklich so bald ins Wundbett geht, lässt sie dann nach 15min. einen Jäger, der den Anschuss und den Einwechsel kontrolliert, so nah an sich heran, vor allem wenn er das mit dem Auto macht, das ja ziemlichen Lärm verursacht?
Ich frage das vor allem deswegen, um einschätzen zu können, ob das Gespann vor mir wirklich die Sau hochgemacht haben könnte.
Hast du Erfahrung mit erschwerten Nachsuchen auf SW? Wenn ja verstehe ich deine Frage nicht wenn Nein Währe spätestens am Anschuss die Nummer vom Erfahrenen Nachsuchen Gespann zu wählen.
Schuldige ich will dir nix aber wenn ich sowas lese gehen mir die Nackenhaare hoch Du must deine Grenzen kennen. Aber tröste dich genau so wie du hab ich auch schon den Fehler gemacht und etwas versucht was im Nachhinein bei nüchterner Betrachtung dumm war.
Lerne daraus und lass die Finger von so Geschichten es gibt echte Profis die das können und nicht nachher im Forum Fragen müssen.
Hut ab vor deinem Hund 2500m sind beachtlich (y)
 
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