Bin durch Onkel August, den Mann meiner Tante, zur Jagd gekommen. Der wer zwar Bauer, aber eigentlich Jäger. Im Flur und Treppenhaus bei ihm hingen damals, vor über 60 Jahren, gezählte 573 Rehgehörne. Tun sie übrigens immer noch. Meine Cousinen wachen jetzt über sie.
Angetan hatten es mir als kleines Mädchen die überall herumliegenden Wilden Hunde.
Meine eigene Familie hatte mit Jagd wohl nichts am Hut. Lediglich mein Urgroßvater hatte wohl etwas Wildererblut, gemäß den Erzählungen meine Oma. Er hatte im Winter beim Mistfahren wohl immer eine Vorderlsderflinte , geladen mit gehackten alten Löffeln und ähnlichem unter der Mistladung versteckt. Der Mist wurde damals, auch ich kenne das noch, vom Ackerwagen häufchenweise mittels Misthaken heruntergezogen. Tauchte dann ein argloser Hase auf, zog er die Flinte unter dem Mist hervor und füsilierte den Hasen. Diese Flinte besitze ich immer noch.
Irgendwie bin ich dann auf dem Hof mit allen damals gehaltenen Tieren integrierrt worden, ganz selbstverständlich. Von Zeugung ,Geburt , Aufwachsen bis zur Schlachtung. Meiner Oma mußte ich schon im Vorschulalter beim Schlachten ,Rupfen und Ausnehmen des Geflügels helfen. Später, so ab Alter 7 oder 8 , waren die Treibjagden das Highleight des Jahres.
Schießübungen mit LG und Flobert und deren echte Anwendung bei der "Jagd" auf alles was wir kriegen konnten, Spatzen , Mäuse, Kanninchen, Hasen in der Weide, Rebhühner im Gemüsegarten, folgten, blieben den Jagdpächtern nicht verborgen und als ich 16 wurde überredeten sie meinen Vater dazu mich im Jagdkurs anzumelden. Sie hofften wohl, mich dadurch unter "Kontrolle" zu bringen. Naja, Hoffen ist nict verboten.
Und dann bekam einen Erlaubnischein den ich 41 Jahre lang behielt.
Aber das alles erfolgte so selbstverständlich, emotionslos, nicht nachdenkendswert,wie das Leben auf einem Hof halt so war.
Jagd gehörte ganz selbstverständlich zum täglichen Leben. Selbstverwertung des Wildes natürlich auch.
War genug im Gefrierschrank, war Hahn in Ruh. Verwertung von Nose to Tail war selbstverständlich.
Wenn jetzt jüngere Jäger zu mir kommen, ich habe die entsprechenden Räumlichkeiten und Ausstattung, mit "kannste Mal", also nackig machen und Zerlegen, und es dann heißt, ach die Beine brauch ich nicht, was soll icih denn mit dem Bauch, die Rippen kannste wegscheißen, mit dem Hals kann man ja doch nichts anfanen, das Blatt lohnt sich doch nicht, dann kassiere ich all diese Teile ein, frarge mich aber, was soll das mit Jagd zu tun haben.
Nachdem ein neuer Pächter kam mit dem es nur Querelen gab und der mir fast die Jagd verleidet hat, habe ich meinen Schein zurückgegeben .
Gute Freunde haben mich dann überredet bei ihnen mitzumachen was ichgerne angenommen habe. Aber auch da habe ich mich nach spätestens 3 Jahren zurückgezogen, nicht wegen Differnzen oder Problemen.
Es war nur einfach so, daß es nicht meine "Heimat"war. Es war halt "nur" Jagd.
Wer über 4 Jahrzehnte ein viertel seines Reviers vom Bett aus überblickte, nach passieren des Gartentores im Revier war, mal im Laufe des Tages 20 Minuten Zeit hatte, den Püster ins Auto warf und eine Runde im Revier drehte, für alle Leute Ansprechbar war, der hat wie ich nun mal andere Ansichten.
Ich bin nach wie vor sehr glücklich, das ich das alles erleben durfte und zu sehr großen Teilen noch darf.