Wie wird eine SEM gefertigt ?

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Moin zusammen,

kennt jemand Literatur in der die Herstellung einer SEM beschrieben wird ? Büchsenmacherlehrlinge müssen es ja auch irgendwie lernen und ich kann mir nicht vorstellen, dass die Herstellung nur in der Praxis überliefert wird.

Besten Dank und Gruß
 
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Die Teile werden zugekauft. Geht es Dir um die Paßarbeiten?
 
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Grundlagen derb Feinmechanik. Die SEM- Oberteile hat 32 Passflächen die alle Exakt angepast werden müsse. Der Feinschliff erfolgt durch Russen und einpassen bis alle Flächen sauber Tragen. Das Nach dengeln wen zuviel abgenommen wurde ( ich selber hab gesehen wie ein Büchsenmontierer; ich nene ihn nicht Büchsenmacher) Verhunzte Vorderfüss aufgerschweißt hat um sie dann wieder Abzzufeilen; vieles der Feilarbeiten machte er mit einem Winkelschleifer...

Ein Grauß.

Ein gute SEM ( welche immer noch eione sehr gute Montage ist ) geht Saugebd in die Passung; die Verriegelung rastet hörbar ein ohne das der Hinterfuß Luft hat. Weil die Fehlerquellen bei der SEM so Groß sin; hat die Schnwenkmontage , auch mit Blick auf die leichtere Möglichkeit für Wechseloptiken; der SEM mitlerweile den Stellenwert abgenommen.

Nur bei einer Schwenkmontage kann auch noch vieles Falsch gemacht werden....
 
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Meine Ausführung hier soll bitte nicht als allgemeingültig angesehen werden. Ich möchte damit nur wiedergeben wie mir das mal auf Nachfrage vermittelt wurde und es so auch selbst mal ausgeführt habe.


Den Vorderfuß kauft man als Gesteck zu. Platte und Fuß trennen. Die sitzen sehr stramm zusammen.
Hakeneintritt rundherum entgraten/anfasen. Haken ebenfalls entgraten/anfasen und alle Hakenflächen polieren. Wirklich nur polieren, damit die Flächen sauber sind und praktisch kein Material abgetragen wird. Vorderplatte in den Schwalbenschwanz anpassen (wir gehen davon aus der Sockel ist bereits vorhanden und der Schwalbenschwanz mit Vorneigung gefräst).
Vorderfuß mit ZF verbinden, Tröpfchen Öl an die Haken und einsetzen. Wenn die rundherum kein Lichtspalt zusehen ist alles gut. Wenn vorne einer ist, dann ist das schlecht. Wenn hinten einer ist, dann geht der Fuß noch nicht weit genug hinein. Entweder ist irgendwo noch ein Grat oder man muss den vordern Radius minimal nachpolieren und das ist kniffelig. Die Auflagefläche lässt sich mit Ruß oder Tuschierpaste prüfen.
Höhe des Hinterfußes ausmessen. Am besten mit verschiedenen Kanteln oder irgendwelchen Lehren. Den Lauf auf etwas entferntes richten, durchschauen und das Absehen mit der Laufseele vermitteln und Höhe messen. Es sollte geringfügig (wenige 1/10) Spannung zu spüren sein.

Schlösschen zerlegen und vermessen. Tiefe, Breite, Länge, Keileintritt. Hinterfuß ausfräsen. Die gibt es in 0,5mm Abstufungen und sind (für Standartschlösschen) etwas übermaßig an den Haken oder man fräst aus dem Vollen.
Haken ins Schlösschen einpassen. Feilen und polieren (wenn man sauber gefräst hat dann nur polieren), langsam und sorgfältig. Die Haken müssen außen und innen Kontakt mit dem Schlösschen haben, aber in der Länge nicht. Oberseite des Schlösschens mit Ruß oder Tuschierpaste sehr dünn versehen. Mit Hinterfuß am ZF so lange runterpassen bis die Auflageflächen außenrum aufliegen. Danach den Keileintritt konisch einfeilen (oder Schlitzfräser, habe ich auch schon mal gesehen) und anpassen.

Form an Vorderplatte und Hinterfuß nach belieben feilen, polieren, Vorderplatte gravieren und alles brünieren. Sowohl vordere als auch hintere Haken werden ganz am Ende noch einmal vorsichtig, nur blank, poliert, damit alles sauber läuft und mit etwas fett eingesetzt.
Beim Öffnen soll der Hinterfuß 0,1-0,2mm auffedern, der Schieber soll nicht bis nach vorne in Endposition rutschen. Am Anfang ist der "Suhler Klapps" noch in Ordnung, aber dauerhaft ist das sowas wie den Verschluss von Kipplaufwaffen zuzudonnern.
Wichtig ist außerdem, dass beim Einpassen die Flächen immer sauber sind, weil die sonst fressen bzw sich Riefen an den Flächen bilden können. Und Späne in den Ecken das Einpassen behindern können. Es läuft zu stramm und die Flächen liegen nicht sauber an. Man wundert sich wieso, stellt die Passung noch mehr frei und am Ende hat man Luft. Oder man presst die Haken in die Schlitze und drücken einen Grat hoch. Schon sind die Flächen doof.
 
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12 Jul 2016
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Ich hab das 3x mit gebrauchten Teilen gemacht.
NIE WIEDER!
Hat jedes mal super funktioniert, aber es hat gefühlt EWIG gedauert.
Heute würde ich eher auf Schwenkmontage umbaun, das spart Nerven.
 
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4 Jun 2016
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Vielen Dank für die schnellen Antworten. Insbesondere an @Treibholz für deine Ausführung.

Leider sind bei vielen Vorkriegswaffen die ZF im Laufe der Zeit abhandengekommen. Ich hätte eine Handvoll die wieder ein passendes ZF bekommen sollen. Daher spiele mit dem Gedanken mich mal daran zu probieren. Auf Dauer wird das günstigster werden...

Recknagel oder wer fertigt die Gestecke ?
 
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Recknagel, EAW, Henneberger. Macht nicht jeder jede Ausführung und Bauhöhen und man kriegt nicht alle Maße. Das macht es gerade mit alten Objektivdurchmessern schwierig.
Für gebrauchte Teile einfach mal den Lieblingsbüchsenmacher befragen. Insbesondere Vorderfüße mit Fußplatte für 70° Schiene wird man dort fündig.

Eine Montage für Sparfüchse, die Gestecke sind günstiger als Schwenkmontage :LOL:
 
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11 Nov 2012
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Ich habe im Dezember einen neuwertigen Bühag Drilling 3/80 erworben, alleine die saugende SEM war ein Genuss.
Eine vergleichbare Neuanfertigung würde den Kaufpreis der Waffe übersteigen.
Schade das so etwas genaues nur in unbezahlbarer Handarbeit hergestellt werden kann.
 
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Leider gibts da mehr Müll auf dem Markt als gute Arbeit.
Zum Glück ist es teuer und es gibt genug Alternativen, sonst wären immer noch einige unterwegs und würden ihren Schrott unbedarften Kunden andrehen.
 
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@ Treibholz.
Kompliment ! Sehr gut beschrieben. Du findest heute ja kaum mehr Leute , die eine derartige Arbeit beschreiben, geschweige anfertigen können.
Besonders wichtig ist wie du beschreibst,dass vorne . Lötring , Klemmring oder ZF mit Schiene fertig montiert sein muss , bevor der Hinterfuß angepasst und befestigt wird.
Bei Lötringen bedeutete das, daß das Zf . zwei mal zerlegt und zusammengestellt werden musste ( sehr hoher Zeitaufwand ) was sich natürlich auf den Preis auswirkte.
Habe in meinem vorderen Leben als BM.mehrere Hundert SM angefertigt.
 
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Genauso sieht die Arbeit aus. Und dann wundern sich Leute, dass es kostet. Als ich mir Mitte der 60er aus einem Militär 98 meinen Stutzen baute mit neuem Lauf usw, hab ich die SEM von Grund auf gemacht. Vorgefräste Teile fand ich damals nicht. Die meist Arbeit machte die hintere Platte mit dem gefederten Riegel. GsD hatte ich Vaters 98 als Vorlage. Ich machte das ganze aber mit Klemmringen. Das Glas auseinander zu bauen, dafür hatte ich keine Lust bei einem neuen Helia. Aber meine BBF aus Östereich hat Lötringe. Auch Helia. Den 98er hab ich damals mit H-Mantel RWS eingeschossen. Als ich dann selber laden anfieng, habe ich dieselbe Treffpunktlage mit Barnes gemacht. Seit1966 hab ich nicht neu einschiessen müssen und trots 55 Jahre langem häufigem Gebrauch Ist die SEM immernoch in Ordnung. Sind extrem haltbare Teile.
 
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@Treibholz
Absolutes Premium-Posting!

Bitte, wie siehst Du das:

Mit „Suhler Klapps“ meinst Du die Methode wie bei der fertiggestellten Montage der Waffenbesitzer das ZFR hinten ins Schlösschen die letzten Millimeter reindrückt? (Nicht: Erläuterung der Büma-Arbeit)?

Du rätsts von diesem Klapps also ab?

Wie macht man es am besten? Einfach sanft und gleichmäßig reindrücken bis das Schlösschen in die Verriegelungsposition springt?

Bei einer alten SEM, wo das Schlösschen etwas langsam und kraftlos in die Verriegelungsposition springt: schiebe ich das Schlösschen dann nochmal in die Endposition oder lässt man das bleiben?

Vielen Dank für Deinen Rat.
 

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