Wild, Jäger und Gefühle?

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Gelöschtes Mitglied 6475

Guest
Bei männlichem Wild habe ich eigentlich nur bei den ganz Jungen manchmal Hemmungen , da mir ihre Unerfahrenheit unfair vorkommt.
Diese Ricke / Kitz , Alttier/ Kalb Geschichten mache ich ungern. Jedoch wenn dann beide oder alle drei .
Zur eigentlichen Frage :
Die haben definitiv irgendeine Beziehung .
- Wie die Bache den einen Frischling immer wieder anstubste und nicht weichen wollte oder das Damtier das auf einen Schuss in 300 m Entfernung hin zum Kalb lief, panisch absprang und es am Haupt leckte.

Montag hatte ich dann wohl ne Rabenricke vor .
Ricke stand mit zwei Kitzen auf den Stoppeln . Überläufer kamen hinzu. Ich schoss einen ÜBLK .
Die restlichen Sauen gingen ab und die Ricke auch . Lies ihre Zwei einfach auf den Stoppeln stehen .
 
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Die Ricke ging davon aus, dass ihr die Kitze folgen. Sie hat die beiden später sicher noch abgeholt. HH
 
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Für mich ist die klare Trennung zwischen Tier und Mensch sehr wichtig. Wenn wir in dem hier beschriebenen Sinne Gefühle gegenüber Tieren hegen, ist das m. E. gut und richtig - aber nicht um der Tiere wegen, sondern unserer wegen. Das ist für mich ganz wichtig. Nur in diesem Sinne hat m. E. auch Tierschutz (nicht Arten- oder Umweltschutz) Sinn und Berechtigung. Wir schützen damit uns selbst vor Verrohung. In Bezug auf Tiere selbst ist das m. E. dagegen sinnlos, wird aber oft falsch verstanden. Die Natur außerhalb des Menschen kennt keine Gefühle, wie wir sie haben. Da es keine Kommunikationsmöglichkeit darüber mit ihnen gibt, werden wir auch nie erfahren, ob andere Lebewesen etwas vergleichbares empfinden. In soweit (!) ist es deshalb auch irrelevant. Einfaches Gedankenspiel: Ohne Menschen auf der Erde gäbe es auch keine Grausamkeit mehr. Die Natur ist nicht grausam, das ist eine menschliche Kategorie. Konsequenterweise müssten wir uns sonst aus Gewissensgründen dort einmischen, wenn nach unseren Kategorien Grausamkeiten stattfinden - also ständig und überall! Für ein Kaninchen dürfte es wohl auch kein großer Unterschied sein, ob es bei lebendigem Leibe von einer Krähe gefressen wird, damit die ihr Überleben sichert, ob es von einem sadistischen Kind aus Spaß erschlagen oder von einem Jäger waidgerecht erschossen wird. Das hier viel zitierte Kitz, das der Geiß fehlt - reißt vielleicht kurz nach dem der mitleidende Weidmann es pardoniert hat, der nächste Wolf. Ist es für die Geiß ein Unterschied? Nur anerkannte Spinner kämen auf die Idee, der Mensch müsste hier eingreifen, um solche Grausamkeiten zu vermeiden.
Wir alle unterliegen, ob wir wollen oder nicht, i. Ü. der Wirkung des „Kleinkindchen-Schemas“. Die hier aufgeführten Beispiele zeigen es. Fuchswelpen lösen Gefühle aus - nackte junge Ratten auch?
Dazu kommt die Neigung zum Vermenschlichen. Wenn man das gelegentlich reflektiert, ist „Mitleid“ mit dem Wild durchaus nicht unangebracht - aber eben zum Schutz für uns selbst.
Allergisch bin ich gegen Sentimentalität, also den Drang, sich in eine letztlich selbstgefällige Gefühlichkeit zu steigern. Da kann es dann auch problematisch werden.
Das Gefühl überkommt mich z. B. regelmäßig, wenn die „Wertschätzung gegenüber der Kreatur“ so herausgestellt wird. Wo bleibt die Wertschätzung z. B. wenn man Ratten vergiftet?
Auf die Ausgangsfrage: Das Gefühl kenne ich sehr gut. Gelegentlich lasse ich mich auch davon beeinflussen. Ich frage mich dann aber immer: Was hat Dir da jetzt eigentlich mehr leid getan, das Tier oder du dir selbst? Warum tut dir die Geiß oder das Kitz leid, der Bock aber nicht?
Apropos Bock: Ich finde mich manchmal beim Blatten richtig fies, den übermächtigen Geschlechtstrieb der männlichen „Mit- Kreatur“ so schamlos auszunutzen…
 
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Am Ansitz, Pirsch oder generell Jagd schaue ich mir,wenn ich die Zeit habe ,die Stücke gern länger an. Ich treffe meine Wahl nach eigenen Vorstellungen.
Jage im NW und HW Revier.
Mit den Augen oder dem Glas schaue ich an, sobald ich zur Waffe greife, zählt für mich nur noch der tötliche Schuss. Wenn das Stück liegt, ist es - nach einer persönlichen Inbesitznahme, Fleisch das hochwertig verarbeitet werden muss. Danach wird Hund und Waffe versorgt und dann kümmere ich mich um mein eigenes Wohl.
Dabei ist es mir egal ob es ne Taube oder ein Hirsch ist.
Wenn mir die Jagd keinen Spaß mehr macht oder ich keine Regung mehr in mir spüre wenn ich Hund und Waffe an der Seite hab, dann gebe ich es dran! Oder ich wähle links grün und brate mir ein Tofuschnitzel.
 
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Beim SW liegst du falsch
OK, akzeptiert! Habe mir jetzt ein paar Tage lang zu diesem Thema meine Gedanken gemacht und komme bzgl. der Sauen zu folgendem Ergebnis:

1. Sauen schmecken gut, sehr gut, viel besser, als jedes Hausschwein.
2. Sauen gehen zu Schaden. Das ist für jeden Jäger, der dafür haftet, ein Grund, sie möglichst effektiv kurz zu halten, bzw, sie zu lehren, dass Wiesen kein guter Ort für sie sind. Mais und Weizen haben wir in unserem Revier zum Glück nicht.
3. Die ASP steht vor unseren Toren. Alle Schweine, die ich jetzt noch schießen kann, kann ich verwerten. Da greift wieder Punkt 1. Ist sie erst einmal hier, werde ich degradiert zum Seuchenbekämpfer und alle Schweine, die ich dann schieße, werden vernichtet, ungeachtet jeder Waidgerechtigkeit. Ich glaube nicht, dass im Ausbruchsfall noch zwischen gesund und krank unterschieden wird. Das geht alles in die Verbrennung.

Unter Berücksichtigung vorgenannter Punkte, erlaube ich mir, bei der Bejagung des Schwarzwildes, keinerlei Sentimentalitäten. Wenn mir was vorkommt, schieße ich, wenn es rechtlich vertretbar ist, ohne mir über die Trauer irgendeiner Bache irgendwelche Gedanken zu machen. Ich erlege auch eine offensichtlich beschlagene Bache, die nicht führt. Die schmeckt ebenfalls super und ich muss mich weder wegen ihr, noch wegen ihres zahlreichen Nachwuchses später quälen, indem ich Stunden über Stunden ansitze.

Bitte versteh' mich nicht falsch. Ich bin kein herzloser Schießer, beileibe nicht. Aber ich muss einige Prioritäten setzen. Beim Rehwild habe ich genug Zeit, weil es sehr viel berechenbarer ist, als Sauen. Da kann ich sehr viel zurückhaltender und selektiver herangehen (auch hinsichtlich der Zerstörung des Mutter Kind Verbundes). Die Sauen sind Vagabunden, heute hier, morgen dort. Wenn ich sie vorhabe, werde ich sie jagen und mache mir dabei kein schlechtes Gewissen! HH
 
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Die Kategorie "Mitleid" gibt es in der Natur nicht und wenn die gesetzlichen Schranken fallen, auch im menschlichen Zusammenleben nicht. Um mein jagdliches Gewissen nicht allzusehr zu strapazieren jage ich nunmehr vornehmlich selektiv, wo ich die schwächsten Stücke in der jeweiligen Altersgruppe erlege. Ebenso ältere und nichtführende Stücke. Würde heute auch keinen Bock in seiner vollen Kraft und Stärke nur wegen seiner guten Trophäe mehr erlegen (das machen aber dann eh`andere). Betrachte ich aber meine Wände so muss ich gestehen, das dies nicht immer so war. Sentimentale Gefühle dem Raubwild gegenüber hatte ich nie; die Niederwildhege erfordert nunmal eine harte Hand, sonst wird da nix draus. Gut und sauber zu schießen trägt übrigens auch nicht unwesentlich zur jagdlichen Gewissensberuhigung bei. Jetzt packe ich aber langsam meine Sachen um in Ungarn unbeschwert auf einen möglichst alten und kronenlosen Hirsch zu jagen. WH.! St.-Wolf
 
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Gelöschtes Mitglied 6216

Guest
Nur mal so am Rande und keinesfalls böse gemeint:
Seid ihr auch so emotional, wenn ihr aus einer Rotte einen Frischling, von einem Alttier ein Kalb, hinter einer Ricke den Bock weg schießt?
Ja. Vom ersten bis xten Jagdjahr. Das hängt sicherlich auch vorallem von der eigenen Persönlichkeit ab.

Nach meiner eigenen Emotionalität beim Erlegen kommt oft auch die Sinnfrage, die mich sehr viel beschäftigt.

Das gerede über Waidgerechtigkeit , schwache Stücke etc empfinde ich als innerer moralischer Rechtfertigungsreflex. Das habe ich mir abgewöhnt.

Ich habe um die Emotionalität und Sinnhaftigkeit in den Griff zu bekommen mir klare persönliche Grenzen und Jagdziele gesetzt. An diese halte ich mich und es geht mir mit meiner Jagd gut. Besser als in frühem Jagdjahren als wenig geschont wurde.

Addendum: Ja, Wildtiere haben Gefühle. Als Wirbeltiere und Säugetiere in jedem Fall. Wer das in der Wildbahn nicht zu erkennen vermag, dem entgeht etwas, dass er durch Aufmerksamkeit suchen sollte um glücklicher zu werden.

just my 5 cent. Will niemanden angreifen oder etwas absprechen. Sehr persönliches Thema um das man sich eigentlich nicht streiten kann.
 
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Die Gefühle ändern sich schlagartig, wenn die Sauen einen Acker vernichten.
 
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Schwieriges Thema... Emotionalität ist nicht so meins - weswegen ich von meinen Mitmenschen fälschlicherweise als Gefühlskalt oder früher als Mr. Spock bezeichnet wurde.

Ich bin rational - allerdings kenne auch ich das, der Verlust eine Haustieres nimmt mich wahrscheinlich mehr mit, als das Erlegen eines Wildtieres - ich werde je nach länge der Jadgperiode auf das Wild mehr oder minder nostalgische Gefühle über den Weg zur Beute, über die schönen Erlebnisse die in der Zeit sich aneinanderreihten.

Auch bei Weidetieren, die ich keulen oder einschläfern musste überkommt mich sowas, weil dem oft wochenlange Pflege vorangeht. Der Bulle mit der Nekrose, den ich drei Wochen gepflegt hatte - das Kalb mit den gebrochenen Beinen, welches ich gesund und agil bekommen habe, welches dann im Kälberdorf eines Morgens tot da lag - verendet an einer coliformen Infektion... Die Kuh welche eingeschläfert werden musste, weil das Beckenband bei der Kalbung gerissen war...

Es lässt mich nicht kalt, aber ich kann diese Emotionen nicht so ausdrücken wie andere Menschen.
 
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Natürlich hat Wild Gefühle und Emotionen. Sonst würde es keine Mutter/Kindbindung geben oder das Leben im Sozialverband. Aber das Wild, egal welches, hat auch immer schon mit Verlusten durch Krankheit oder Predation leben gelernt und kommt drüber hinweg. Wenn ich rausgehe und ich will ein Stück einer Wildart erlegen, dan tue ich das, wenn sich die Gelegenheit bietet. Dabei habe ich kein schlechtes Gewissen. Wenn ich dabei anderes Wild beobachten kann, dann erfeue ich mich daran.

Auch bei Haus und Nutztieren erfreue ich mich an ihnen. Wenn es aber so weit ist, daß man sichvon Haustieren aus Alters oder Krankheitsgründen verabschieden muß oder Nutztiere zum Schlachten gehen, dann mache ich das guten Gewissens. Natürlich fällt einem der Abschied von einen Hund, der jahrelang mit einem zusammen gelebt und gejagt hat schwer, aber es nützt nichts, wenn es so weit ist, dann ist es so weit.

Ich ziehe auch eine klare Grenze zwischen Tieren und Menschen, meine Hunde sind mir bestimmt wichtig, aber niemals so wichtig wie Menschen. Ich bin so erzogen worden, daß Menschen immer eine andere Wertigkeit haben.
 
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Ich bin so erzogen worden, daß Menschen immer eine andere Wertigkeit haben.
[/QUOTE]
Auch wenn sie es so manches Mal nicht verdient haben.
 
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Meine moralischen und ethischen Ansprüche an mich als Jäger finde ich beim spanischen Philosophen José Ortega y Gasset in den "Meditationen zur Jagd". Unter anderem wird ein guter Jäger lt. Ortega vor der Tötung eines jeden Lebewesens Zweifel haben und die Stimme seines Gewissens hören.
 

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