Wildacker, die erste.

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Nachdem sich nach der Jägerprüfung ja doch viele flott dem ersten Schuss aufs Wild hingeben, haben sich meine bessere Hälfte und ich (zugegebenermaßen auch mangels Jagdgelegenheit ;) schon mal an das Anlegen eines Wildackers im Ostfriesischen gemacht. Örtliches Wild sind Fasan, Taube, Krähe, Hase, Reh und diverses Raubwild sowie Greife aller Formen und Farben.

Ein Grundstück stand zur Verfügung und dann sollte es auch schon losgehen...

Im April begonnen die Überlegungen, wie groß das Stück werden sollte und welches Saatgut zum Einsatz kommen kann. Ende April... eher spät. Aber besser spät, als nie, oder?
Einjährige oder mehrjährige Mischung? Da es unser erster Versuch werden sollte, haben wir uns für die günstigere einjährige Mischung entschieden. Im nächsten Jahr wird diese dann entweder mit Einzelsaaten ergänzt oder der Acker umgebrochen und eine mehrjährige Mischung neu gesät. Mal sehen.
Da allzu viele Experimente und selbst zusammenstellen auch nach hinten losgehen können, haben wir uns für die empfohlene Mischung der Landesjägerschaft Niedersachen entschieden. Apropos Jägerschaft: bevor die Entscheidung fiel, den Acker anzulegen, wurde die örtliche Jägerschaft in Form des Hegeringsvorsitzenden befragt, ob das auch in deren Sinne wäre. "Klar, gute Sache!", hieß es, "ich komme auch gern vorbei!". Gut, bis heute war noch niemand da, aber vielleicht kommt ja noch jemand gucken ;)


Es folgt eine Fotostory, schließlich ist es am schönsten, anderen bei der Arbeit zuzugucken!


Auf diesem Stück sollte der Wildacker entstehen...
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Ein örtlicher Partner sorgte für die nötige Bodenbearbeitung, da das Stück vorher jahrzehntelang nur Grünland war. Mulchen, Fräsen und mehrfaches Pflügen waren angesagt.

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Am 11. Juni, direkt nach dem Pflügen, wurde dann das Saatgut in den noch feuchten Boden ausgebracht. Mitte Juni ist natürlich sehr spät, aber lieber spät etwas tun, als nur über den optimalen Zeitpunkt zu philosophieren.
In unserem Fall, da es nur um 800qm ging, haben wir per Hand gesät und geharkt. Wie man später sieht, mit deutlich zu viel Saatgut, aber im ersten Versuch lernt man ja immer am meisten. Das Erdreich ist ein Mix aus Sand- und Kleiboden.

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Tja. Und dann hieß es warten und Wetterbericht verfolgen. Wir stammen beide nicht aus der Landwirtschaft, aber jetzt wissen wir, wie sich Landwirte fühlen, wenn es um das Wetter und die warnte geht. Tatsächlich war es ja lange sehr trocken und nach mehreren Wochen durchgehender Trockenheit wollten wir die Arbeit nicht durch Vertocknen riskieren - darum haben wir dann bewässert.

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Man bewundere die junge Dame mit schickem Strohhut beim Ausbringen des kühlen Nasses.

Wir konnten erfreut feststellen, dass es unseren Pflänzchen ziemlich gut ging. Am 2. Juli sah es so aus:

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Wir haben uns also diebisch gefreut, zumindest nicht alles falsch gemacht zu haben, denn irgendwas wuchs ja.

So sieht das Ganze um den 23. Juli herum aus:
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Der Brachstreifen ist natürlich wieder freigemacht und geharkt worden. Nach dem Tipp von @Meetschloot haben wir noch Dachziegel ausgelegt, unter denen sich hoffentlich Insekten sammeln, die den Federträgern schmecken.


Da man leider nur 10 Dateien anhängen kann, geht es im nächsten Post weiter... also dranbleiben und weiter geht es nach der nächsten Maus.
 
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...mittlerweile haben wir auch eine Wildkamera aufgestellt, die zumindest Fasane, Tauben, Bachstelzen und ein paar weitere Tiere festgehalten hat. Fuchslosung war auch zu finden, also ist da zumindest etwas los.

Überrascht waren wir davon, dass gerade die Insekten wie Wildbienen, Hummeln und Falter sich zahlreich einfinden.
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Wir bleiben gespannt, wie der Wildacker angenommen wird.
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Zu sagen bleibt noch, dass wir nicht vor Ort wohnen, sondern jeweils etwa 200 km fahren müssen. Das Grundstück liegt an einem Ferienhaus. Darum war das ganze etwas komplizierter, als wenn man vor Ort wohnt, aber solange es den Tieren hilft, ist es die Arbeit allemal wert. Bisher hatten wir jedenfalls schon Freude daran!
 
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Top Arbeit!
Bei all der Energie, die ihr reinsteckt, sollte doch zumindest eine Jagdmöglichkeit vor Ort drin liegen.
Oder ist der Pächter dort einfach froh, dass er sowas ins REvier bekommt, und behält den Nutzen für sich?
 
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Tja, dass niemand aktiv mit einer Einladung oder gar Begehungsschein um sich wirft, ist klar. Aber dass trotz mehrfacher Nachfrage gar keine Reaktion kommt, ist nicht die feine englische. Sich aufregen bringt aber auch nichts. Wir versuchen, besser mit der Jägerschaft in Kontakt zu kommen und werden sehen.
Da wir das Ding aber den Tieren und unserem Erfahrungsschatz zuliebe angelegt haben und nicht, um eine Jagdgelegenheit zu ergattern, sind wir da eher entspannt. Danke für das Lob!
 
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Daumen hoch für dieses Engagement!
Aber:
Ich kenne die Regelungen für Dein Bundesland nicht - könnte aber ein Grünlandumbruch sein, wenn ich die Bilder betrachte. Das könnte wenn es dumm läuft auch massiv Ärger geben...

Ich hatte im Revier mal eine ähnliche Konstellation - praktisch ungenutzte Wiese unmittelbar am Waldrand. Wollte in Absprache mit dem Eigentümer eine o. zwei Arbeitsbreiten Wildacker einsäen. Auf Rücksprache mit der Landwirtschaftsverwaltung habe ich dann darauf verzichtet...

Ein Hoch auf den deutschen Bürokratenstaat!
 
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Was bin ich froh, dass ich hier mittlerweile 3 Landwirte habe, die einfach Lust drauf haben und den kurzen Weg gehen. Ich hab letztes Jahr Wildwiesenmischung Mehrjährig organisiert, die Landwirte haben 3 und 2 mal 1 Arbeitsbreite plus Randstreifen umgebrochen, eingesät und sich drum gekümmert. Ich jage zwar nicht in den Revieren, aber seit diesem Jahr bekomme ich regelmässig Fotos per Whatsapp von den Landwirten, sobald sie einen Hasen oder ein Rebhuhn sehen. Die sind total angefixt.
Ich finds toll!
 
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@wernerzwo Danke für den Hinweis - die Fläche unterliegt aber nicht dem Grünlandumbruchsverbot, weil es sich nicht um landwirtschaftlich oder betrieblich genutzte Fläche gehandelt hat. Die "Greening"-Maßgaben sind hier nicht wirksam.
Trotzdem ein guter Tipp für andere, denn die allermeisten Flächen werden davon wohl betroffen sein!
 
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Nachdem sich nach der Jägerprüfung ja doch viele flott dem ersten Schuss aufs Wild hingeben, haben sich meine bessere Hälfte und ich (zugegebenermaßen auch mangels Jagdgelegenheit ;) schon mal an das Anlegen eines Wildackers im Ostfriesischen gemacht. Örtliches Wild sind Fasan, Taube, Krähe, Hase, Reh und diverses Raubwild sowie Greife aller Formen und Farben.

Ein Grundstück stand zur Verfügung und dann sollte es auch schon losgehen...

Im April begonnen die Überlegungen, wie groß das Stück werden sollte und welches Saatgut zum Einsatz kommen kann. Ende April... eher spät. Aber besser spät, als nie, oder?
Einjährige oder mehrjährige Mischung? Da es unser erster Versuch werden sollte, haben wir uns für die günstigere einjährige Mischung entschieden. Im nächsten Jahr wird diese dann entweder mit Einzelsaaten ergänzt oder der Acker umgebrochen und eine mehrjährige Mischung neu gesät. Mal sehen.
Da allzu viele Experimente und selbst zusammenstellen auch nach hinten losgehen können, haben wir uns für die empfohlene Mischung der Landesjägerschaft Niedersachen entschieden. Apropos Jägerschaft: bevor die Entscheidung fiel, den Acker anzulegen, wurde die örtliche Jägerschaft in Form des Hegeringsvorsitzenden befragt, ob das auch in deren Sinne wäre. "Klar, gute Sache!", hieß es, "ich komme auch gern vorbei!". Gut, bis heute war noch niemand da, aber vielleicht kommt ja noch jemand gucken ;)


Es folgt eine Fotostory, schließlich ist es am schönsten, anderen bei der Arbeit zuzugucken!


Auf diesem Stück sollte der Wildacker entstehen...
Anhang anzeigen 86625

Ein örtlicher Partner sorgte für die nötige Bodenbearbeitung, da das Stück vorher jahrzehntelang nur Grünland war. Mulchen, Fräsen und mehrfaches Pflügen waren angesagt.

Anhang anzeigen 86626Anhang anzeigen 86632

Am 11. Juni, direkt nach dem Pflügen, wurde dann das Saatgut in den noch feuchten Boden ausgebracht. Mitte Juni ist natürlich sehr spät, aber lieber spät etwas tun, als nur über den optimalen Zeitpunkt zu philosophieren.
In unserem Fall, da es nur um 800qm ging, haben wir per Hand gesät und geharkt. Wie man später sieht, mit deutlich zu viel Saatgut, aber im ersten Versuch lernt man ja immer am meisten. Das Erdreich ist ein Mix aus Sand- und Kleiboden.

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Tja. Und dann hieß es warten und Wetterbericht verfolgen. Wir stammen beide nicht aus der Landwirtschaft, aber jetzt wissen wir, wie sich Landwirte fühlen, wenn es um das Wetter und die warnte geht. Tatsächlich war es ja lange sehr trocken und nach mehreren Wochen durchgehender Trockenheit wollten wir die Arbeit nicht durch Vertocknen riskieren - darum haben wir dann bewässert.

Anhang anzeigen 86633
Man bewundere die junge Dame mit schickem Strohhut beim Ausbringen des kühlen Nasses.

Wir konnten erfreut feststellen, dass es unseren Pflänzchen ziemlich gut ging. Am 2. Juli sah es so aus:

Anhang anzeigen 86634
Wir haben uns also diebisch gefreut, zumindest nicht alles falsch gemacht zu haben, denn irgendwas wuchs ja.

So sieht das Ganze um den 23. Juli herum aus:
Anhang anzeigen 86636Anhang anzeigen 86635
Der Brachstreifen ist natürlich wieder freigemacht und geharkt worden. Nach dem Tipp von @Meetschloot haben wir noch Dachziegel ausgelegt, unter denen sich hoffentlich Insekten sammeln, die den Federträgern schmecken.


Da man leider nur 10 Dateien anhängen kann, geht es im nächsten Post weiter... also dranbleiben und weiter geht es nach der nächsten Maus.


Finde ich super von euch!!!
 
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@wernerzwo Danke für den Hinweis - die Fläche unterliegt aber nicht dem Grünlandumbruchsverbot, weil es sich nicht um landwirtschaftlich oder betrieblich genutzte Fläche gehandelt hat. Die "Greening"-Maßgaben sind hier nicht wirksam.
Trotzdem ein guter Tipp für andere, denn die allermeisten Flächen werden davon wohl betroffen sein!
.... manchmal ist es besser keine schlafende Hunde zu wecken....
hoppel61
 
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Wenn bei uns mal ein Jungjäger mit Maschinenpark aufwarten kann, hat er bei den meisten Revierinhabern schon einen großen Stein im Brett. Hoffentlich findet Ihr einen Pächter, der solches Engagement zu schätzen weiß.
 
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Hier noch einmal deutlich: vorn ist schon ein paar Tage brach, hinten bewachsen. Seit Wochen kein Regen. Der Bewuchs sorgt dafür, dass es im Boden feucht bleibt. Der Brachstreifen ist bis in die Tiefe sehr trocken und erwärmt sich schnell - toll für Jungvögel, die sich aufwärmen! Wenn hier kein Kleiboden wäre, könnten sich die Vögel vielleicht sogar hudern ;)
 
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Moin

Locker den Boden doch einfach noch etwas auf, bei der Trockenheit hier ginge dann auch hudern.
Und ein paar Eimer Sand kann ich dir auch noch überlassen.

Waidmannsheil

Meetschloot
 

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