Wildschweinstreit in Bayern

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Einen Aspekt hat Rotmilan vergessen: die Fütterungsexzesse in den 80er und 90er Jahren, in Teilen auch noch länger. Sowie das muntere Kirren, ohne dann aber konsequent zu jagen. Die Jäger haben ohne Zweifel Anteil am heutigen Zustand. Aber sie sind nicht die Alleinschuldigen, neben klimatischen Aspekten zählt vor allem die Veränderung der Landwirtschaft hin zu einer Industrie mit Riesenmaisschlägen (Raps etc.).
Unsere Jagdgenossenschaft brauchte auch ein paar Jahre, bis sie verstanden hatte, dass der Maiswahnsinn einen Preis hat, den sie selber bezahlen müssen, weil das Forstamt seine Eigenjagden nicht zur großzügigen Abdeckung der Schweineschäden bereitstellt...

Was die Landwirtschaft auf die Felder bringt, lässt die exzessivsten Maiskirrpäpste unter den Jägern wie kleine Lausbuben aussehen.
Schau Dir mal die Maisanpflanzungskurve an und die Sauenkurve. Kann natürlich alles Zufall sein ;-)
 
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Was die Landwirtschaft auf die Felder bringt, lässt die exzessivsten Maiskirrpäpste unter den Jägern wie kleine Lausbuben aussehen.
Schau Dir mal die Maisanpflanzungskurve an und die Sauenkurve. Kann natürlich alles Zufall sein ;-)

So ist es!
Hier im Osten hatte kaum ein Jäger größere Mengen Getreide und anderes Kirrgut. Der rasante Anstieg der Sauenbestände(Mitte der 80iger) fiel aber mit dem großflächigen Maisanbau zusammen.
 
A

anonym

Guest
... genau so ist es. Hier noch Kirrungen als Schuld für die Bestandszunahme anzuführen ist im Vergleich dazu lächerlich, so gering ist im Verhältnis die Mitschuld der Jäger.

@ Rotmilan: Sehr gut und treffend geschrieben!! Auch ich sehe diese Punkte kritisch und das Ergebnis als bis dato nicht begründet.

@ Oberförster VS: Könntest Du mir bitte diesen Satz erklären: weil das Forstamt seine Eigenjagden nicht zur großzügigen Abdeckung der Schweineschäden bereitstellt...

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Ich bin auch nicht immer pro-Vocke, doch hier hat er meines Erachtens recht. Vor allem, weil es ein Miteinander sein muß und kein selbst auferlegtes mea culpa. Im Falle der zunehmenden Sauenpopulatin in unserer Region sehe ich ganz klar eine deutliche Verbindung zum exorbitant gestiegenen Maisanbau. Sonst hat sich ja nichts verändert, na ja, außer vielleicht, dass in staatlichen Forsten Schweine lange Jahre aus Auflockerer des Waldbodens willkommen waren und wenig bis nicht bejagt wurden. Hat mir vor gut 20 Jahren in der Jagdausbildung noch Förster M.W. so gelehrt.
 
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Moin!

Gab es seitdem für das SW positive Änderungen in der Jagdausübung? Nein.

Es besteht also per se kein "Verschulden" der Jägerschaft. Trotzdem wird als Problem auf Seite 17 hauptsächlich die Jägerschaft dargestellt. Das halte ich für ungerechtfertigt und falsch.


Es gab aber auch nicht unbedingt negative Änderungen. :roll: Also: Schuldig des "Tuns durch Unterlassen".

Wenn ich alleine an die Fragen denke, wie man Reviere attraktiv für Sauen macht. Und natürlich ist jeder zusätzliche Nahrungsinput zu hinterfragen. "Schuld" ist da nicht unbedingt die richtige Kategorie, aber so wie der 30., der eine Frau vergewaltigt sicherlich auch schuldig ist und nicht nur die ersten 29 ist auch der, der exzessiv kirrt ohne adäquat abzuschöpfen ebenso schuldig an der Sauenschwemme.

Und was OVS meint: Wenn der Waldbesitz seine EJB nicht in die GJB einbringt kann man die Waldflächen nicht mit verpachten und damit die Schäden im Feld relativieren.

Viele Grüße

Joe
 
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Und natürlich ist jeder zusätzliche Nahrungsinput zu hinterfragen.
Besonders derjenige, der in den sonst "armen" Monaten, also Winter und Frühjahr, eingebracht wird. Der Zentner Körnermais neben dem 50h-Schlag wird ja meist noch nicht mal angenommen.

basti
 

Fex

Moderator
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Ja, die Sauenschwemme durch Kirrungen :lol:.

Ich bin im übrigen dafür, dass Kirrungen komplett verboten werden. Und in ein oder zwei Jahren schauen wir, wie sich das Schwarzwild - vorausgesetzt, die ASP schlägt nicht zu - entwickelt hat. Die müssten ja aufgrund der umgehend einsetzenden Nahrungsknappheit nahezu aussterben.
 
A

anonym

Guest
:lol: dann fehlt dem Forst ein Argument gegen die Jäger.
 
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....Ich bin im übrigen dafür, dass Kirrungen komplett verboten werden. Und in ein oder zwei Jahren schauen wir, wie sich das Schwarzwild - vorausgesetzt, die ASP schlägt nicht zu - entwickelt hat....

Ja, dafür bin ich auch!

Mal 5 Jahre ohne jede Kirrung oder sonstige Fütterung auskommen und schauen, wie sich der Schwarzwildbestand entwickelt. Dann kann man neu entscheiden.

Auf diese Weise wären die Jäger, wenn sie Sauen erlegen wollen, zu mehr Drückjagden und Ansitz/Pirsch an Schadflächen gezwungen, was der Verringerung von Wildschäden enorm nützen würde. Ganz sicher könnte das auch besser zur Bestandesbegrenzung beitragen, als die bisherige (desolate) Situation.
 
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Ja, dafür bin ich auch!

Mal 5 Jahre ohne jede Kirrung oder sonstige Fütterung auskommen und schauen, wie sich der Schwarzwildbestand entwickelt. Dann kann man neu entscheiden.

Auf diese Weise wären die Jäger, wenn sie Sauen erlegen wollen, zu mehr Drückjagden und Ansitz/Pirsch an Schadflächen gezwungen, was der Verringerung von Wildschäden enorm nützen würde. Ganz sicher könnte das auch besser zur Bestandesbegrenzung beitragen, als die bisherige (desolate) Situation.

Erstaunlich, wie genau Du schon weißt, was bei so einem Feldversuch herauskommen würde.

Ich halte es allerdings für wesentlich wahrscheinlicher, dass das Gegenteil von dem herauskäme, was Du hier prophezeist. Die vernünftig betriebene Jagd an der Kirrung ist nicht weniger effektiv als vernünftig organisierte Drückjagden.

Wenn die "Sauenproblematik" überhaupt in den Griff zu bekommen ist, dann bestimmt nicht unter Verzicht auf eine der effektivsten Jagdmethoden.
 
A

anonym

Guest
:thumbup:

Na ja, da hat er wohl den Fex nicht ganz verstanden. ;-)

Ich seh`s wesentlich pragmatischer und mach` mir lieber meine eigenen Gedanken: Jfgpm hat es treffend geschrieben Maisanbaukurve zu Sauenkurve, sehe, was sich vor Ort tut - exzessiver Maisanbau, zunehmende Schwarzwildbestände. Und weil den Kirrungsgegner nichts mehr einfällt, kommt dann ein Bild einer nicht zulässigen Kirrung, das sinnbildlich für alle Kirrungen herhalten muß. Zudem darf ich erinnern, dass wir ja das Thema "Hessen Forst kontrolliert Kirrungen" hatten - also nichts mit Kirrungsexzess. Wer mir hier noch weismachen möchte, Kirrungen seien grundsätzlich Schuld an der Sauenexplosion, dem müßte ich eigentlich mit der Hand an die Stirn fassen, prüfen, ob er die Augen geschlossen und starkes Fieber hat. :lol:
 
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...
Übrigens interessant dass in den Projektgeieten die Zusammenarbeit mit Hahn größtenteils ganz gut läuft, es also wieder sehr theoretisch diskutiert wird.


Was hört man denn von dort ? Bisher ziemlich wenig. Am Rummaulgrad wird Hahn sich am Ende nicht messen lassen müssen, sondern an den Tatsachen, die er dort Schaft.
 
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Hallo Leute,
bisher habe ich hier im Forum immer nur mitgelesen. Ich wollte die Stimmung der Jäger im Lande und die Meinungen von Euch zu bestimmten Themen hören.
Dieser Thread aber bringt mich jetzt doch dazu meinen ersten Beitrag zu posten.
Ich habe als Hegegemeinschaftsleiter in den letzten fast vier Jahren am hier angesprochenen Projekt "Brennpunkt Schwarzwild" mitgearbeitet. Vollständig heißt das Projekt "Brennpunkt Schwarzwild - Projekt zur Entwicklung innovativer regionaler Konzepte" Und so haben wir es auch verstanden. Für die Bestandskontrolle beim Schwarzwild, und das wisst ihr alle, gibt es eben nicht das eine, allgemeingültige und überall anwendbare Patentrezept.
In meiner Hegegemeinschaft zum Beispiel bringen aufgrund der kleinteiligen Landwirtschaft Schussschneisen nichts. Die Äcker bei uns sind selten größer als ein/zwei Hektar. Also haben wir dieses Thema für uns ausgeklammert. In anderen Projektgebieten hingegen mag das wieder anders sein.
Niels Hahn im Übrigen hat in den Projektsitzungen nur als Moderator fungiert. Er hat Beispiele aus anderen Regionen gebracht und Meinungen hinterfragt. Ansonsten kamen alle Vorschläge aus den Reihen der Projektteilnehmer. Diese kamen aus der Landwirtschaft, aus dem Staatsforst, aus den Behörden und Ämtern und eben aus der aktiven Jägerschaft. Alle Jäger bei uns im Projekt sind Mitglieder des BJV.
Und jetzt läuft seit einigen Wochen und Monaten ein regelrechter Feldzug gegen dieses vom Bayerischen Bauernverband eingebrachte Schwarzwildprojekt. Der BJV und an dessen Spitze der Präsident Prof. Dr. Vocke wiederholen stakkato mäßig, dass hier Jagdabgabemittel zweckentfremdet worden seien und der BJV doch schon genügend Aktivitäten gegen das Schwarzwild unternehmen würde. Für mich verhält er sich wie ein Kleinkind, das man sein Spielzeug weggenommen hat und das nur bockig reagiert anstatt nachzudenken, weshalb ihm seine Eltern das Spielzeug weggenommen haben. Bei Vocke ist das so, er wurde im Obersten Jagdbeirat überstimmt und man hat gegen seinen Willen dieses Schwarzwildprojekt beauftragt. Und jetzt ist er beleidigt. Anstatt hier mit seinen BJV Mitgliedern in den Projektgruppen zu sprechen trägt er alles an die Öffentlichkeit und wundert sich darüber, dass er damit seine Position gegen andere Verbände nur schwächt.
Wir Jäger im Projekt haben uns nie als Konkurrenz zu den BJV Schwarzwildexperten gesehen, sondern haben aus freien Stücken unsere Erfahrungen eingebracht und haben in den Regionen durch zahlreiche Veranstaltungen der Öffentlichkeit bewiesen, wie wir Jäger aktiv das Schwarzwildproblem angehen. Bei den Jagdgenossenschaften hat es dazu geführt, dass nahezu in der kompletten Hegegemeinschaft die Pachtpreise runter gegangen sind, vernünftige Wildschadensregelungen (Deckelung oder hälftige Beteiligung) in die Verträge aufgenommen worden sind und nur noch einheimische Jäger Pächter sind.
Wir organisieren jährlich eine revierübergreifende Drückjagd, erfolgreich zusammen mit den Bayerischen Staatsforsten. Durch die offene Zusammenarbeit ist es für uns hier kein Thema, wenn der Staat dabei auch Rehe mit bejagen läßt. Das tun im Übrigen auch einige private Reviere bei dieser DJ. Und wir legen gemeinsam Strecke, auch die Rehe kommen auf den Streckenplatz. Es waren bei der letzten Jagd übrigens drei Rehe, die Diskussion ist zumindest bei uns also lächerlich. Und als ein Ergebnis aus dem Projekt wird bei uns die gesamte Schwarzwildstrecke zu gleichen Anteilen auf alle an der DJ teilnehmenden Revieren verteilt. Egal ob in einzelnen Revieren überhaupt Schwarzwild erlegt worden ist oder nicht.
Wir haben den BJV mehrfach gebeten auch über unsere Projektergebnisse in der Jagd-in-Bayern berichten zu dürfen. Das will Vocke nicht. Er befürchtet wohl, dass dann seine Mitglieder erkennen, dass die Jagdabgabemittel doch nicht sinnlos ausgegeben worden sind und die Stimmung in Bayern kippen könnte.
 
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- ...Wir organisieren jährlich eine revierübergreifende Drückjagd, erfolgreich zusammen mit den Bayerischen Staatsforsten. Durch die offene Zusammenarbeit ist es für uns hier kein Thema, wenn der Staat dabei auch Rehe mit bejagen läßt. Das tun im Übrigen auch einige private Reviere bei dieser DJ...

- ...Und als ein Ergebnis aus dem Projekt wird bei uns die gesamte Schwarzwildstrecke zu gleichen Anteilen auf alle an der DJ teilnehmenden Revieren verteilt. Egal ob in einzelnen Revieren überhaupt Schwarzwild erlegt worden ist oder nicht...

- ...Das will Vocke nicht. Er befürchtet wohl, dass dann seine Mitglieder erkennen, dass die Jagdabgabemittel doch nicht sinnlos ausgegeben worden sind und die Stimmung in Bayern kippen könnte.

:thumbup:
 

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