Kannst Du mir das inhaltlich mal erklären? Ihr sprecht für mich in Rätseln
Grosso
Moin Grosso,
Mohawk liegt falsch, der Unterschied zwischen Forsteinrichter und Standortkartierer ist mir durchaus geläufig. Er hat meinen zugegeben etwas hinterhältigen Beitrag nicht verstanden.
Das aber nur am Rand.
Zumindest bei uns läuft der Standortkartierer mit Bagger und Bohrstock über die Fläche und stellt fest, welche Standortfaktoren gegeben sind (Nährstoffe, Wasser, Lagerungsdichte usw.)
Daraus entwickelt er eine Empfehlung, welche Baumarten man auf den Standort bringen kann.
Der Einrichter läuft ebenfalls über die Fläche. Er ermittelt, wie sich der Wald in den letzten 10 Jahren entwickelt hat und wie der Förster weiter machen soll. Das stellt er dann textlich und in einer Karte dar.
Es wird dir am ehesten klar, wenn du dir mal zwei Karten suchst, nämlich eine Standortkarte und eine Forstbetriebskarte.
Zu Standortwahl und Umtriebszeit.
Wie alt wir einen Baum oder einen ganzen Bestand werden lassen, ist Ergebnis einer subjektiven Einschätzung. Höhen - und Dickenwachstum unserer Waldbäume verläuft nicht linear, es steigt zunächst steil an, um dann je nach Baumart im Alter 40 bis 60, deutlich abzuflachen.
Rein zinswirtschaftlich betrachtet müsste man also Bäume zum Zeitpunkt ihres sog. Kulminationszeitpunktes abhacken, weil ab dann ihre Verzinsung sinkt.
Bezieht man in diese Betrachtung die Preisgestaltung unterschiedlicher Holzsortimente ein (Papier, Spanplatte, OSB, Palette, Sägeabschnitte, Stammholz), dann verschiebt sich der Zeitpunkt der wirtschaftlich sinnvollen Ernte nach oben, die nachlassende Vezinsung wird durch die Preisdifferenz der Sortimente mehr als ausgeglichen. Dieser so ermittelte Zeitpunkt ist dann die wirtschaftlich sinnvolle Umtriebszeit, die der Forsteinrichter zu Grunde legt, wenn er die 10 - Jahresplanung macht. Bisher!!!
Zukünftig soll er das anders machen. Zukünftig soll die Umtriebszeit nicht mehr die wirtschaftlich sinnvolle sein, sondern die "CO2-Speicherbezogene Umtriebszeit". Das bedeutet, Bäume sollen zukünftig erst dann abgehackt werden, wenn ihre Fähigkeit, CO2 zu speichern, signifikant abnimmt.
Kommen wir zu Forsteinrichtung und Standortkartierung. Da gehen Mohawk und ich vom gleichen Ergebnis aus, nennen aber unterschiedliche Ursachen.
Stelle dir vor, du wärst Waldbesitzer. Deine einzige Tochter heiratet demnächst und dummerweise ist der Dachstuhl deines Hauses gerade abgebrannt. Du brauchst also dringend eine kräftige Finanzspritze und deshalb hast du mich angerufen und wir haben gemeinsam einen langen Saum deines 100 Jahre alten Fichten - Bestandes runter genommen.
Jetzt stehen wir auf der abgeräumten Fläche und du fragst mich: Wat nu?
Der Standortkartierer rammt seinen Bohrstock in den Boden und sagt: Vor 30 Jahren haben wir diesen Standort mal als mäßig frisch und mäßig nähstoffreich eingestuft. Das stimmt aber jetzt durch den Klimawandel und die Grundwasserabsenkung nicht mehr, jetzt ist der Standort trocken. Früher hätten wir hier jetzt Douglasie/Buche oder Buche /Douglasie gepflanzt, aber da wir klimaresistentere Baumarten wollen und der Naturschutz sagt, Douglasie sei Ihh, bah, pfui, , nehmen wir die nicht. Wir nehmen Eiche/Buche.
( Bei Mohawk würde der Forsteinrichter sagen, was da hin kommt und nur, wenn er Zweifel an der richtigen Ansprache vor 30 Jahren hätte, würde er den Standort überprüfen lassen)
Jetzt unterstellen wir mal, dass unser Standortkartierer und unser Forsteinrichter den aktuellen Urschrei nach Klimaschutz zwar gehört haben, aber übereinstimmend der Meinung sind, das man doch bitte die wirtschaftlichen Aspekte nicht aus den Augen verlieren sollte. Dann bewerten sie den veränderten Standort als nicht so ausschlaggebend und empfehlen eine Baumart, die für den Standort fast, aber eben nur fast richtig ist. Die lässt dann früher als "geplant" in ihrer Leistung als CO2 Speicher nach und man darf sie ohne schlechtes Gewissen zu einem Zeitpunkt abhacken, der näher an der wirtschaftlichen Umtriebszeit liegt.