Windräder im Reinhardswald contra massive Aufforstung als CO2 Filter

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Der "Kurswechsel" ist wahrscheinlich schlichtweg durch die Dürre und die Borkenkäfer letztes Jahr erzwungen worden ...

Nebenbei: mit einem nicht-angepassten Wald verdient man in Zukunft auch kein Geld mehr (und bekommt Probleme, die nicht monetarisierten Gemeinwohlleistungen des Waldes zu lefern).

Reiner Aktivismus auf Grund einer sauber verwandelten Steilvorlage durch die LFW,

Machen wir uns doch nix vor: Die Umwandlung der Landesforst in eine Anstalt (nein, liebe Leser, nicht SO eine) und die Vorgabe jährlicher Kostendeckung hat den Förstern nie gefallen.
Nun macht man Klimawald, was natürlich NICHT kostendeckend geht.

Im Übrigen kann man die VO zur Umsetzung der neuen Vorgaben auf einen Bierdeckel schreiben:
Zielstärken rauf, Zielalter rauf, feddisch.
Nur die armen Standortkartierer, die sind jetzt richtig gearxxxt: Welches Schweinderl möchtens denn? (damits auch stehen bleibt?)
 
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Du meinst die Forsteinrichter. Den Standortkkartierern ist egal, was drauf kommt. Zumindest in den Bundesländern, die ich kenne.

Und das Nicht-Stehenbleiben ist doch eingepreist ... ;) Durch entsprechende Standortwahl drückt man so die Umtriebszeit dann wieder runter. :p
 
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Der "Kurswechsel" ist wahrscheinlich schlichtweg durch die Dürre und die Borkenkäfer letztes Jahr erzwungen worden ...

Nebenbei: mit einem nicht-angepassten Wald verdient man in Zukunft auch kein Geld mehr (und bekommt Probleme, die nicht monetarisierten Gemeinwohlleistungen des Waldes zu lefern).

Ist das tatsächlich so, dass der 'Kurswechsel' dem Borkenkäfer und der Dürre geschuldet ist oder nutzt man schlicht eine Opportunität, die Landespolitik und ihre Verwaltung/ Administration aus ökonomischen Zwängen zu befreien, die sie eh nicht nachhaltig leisten können/ könnten?

Was ist denn in einer klimatischen Kurzzeitbetrachtung (und so sehe ich den aktuellen Klima-Hype) ein angepasster Wald und könnte der überhaupt noch mit ökonomischen Betriebszielen harmonieren?

Wenn ich richtig zugehört habe, als Förster mir etwas zu ihrer aktuelle Misere erzählt haben, wird es die Fichte - als im Flachland eigentlich nicht standortkonformer Baum - weiträumig und flächig erledigen (Käfer). Da das eingeschlagene Holz aktuell keine angemessenen Preise erzielt steht auch nur bedingt Geld für eine Aufforstung mit z.B. Eiche (wo sinnvoll) zur Verfügung. Da hat dann die aktuelle Forst-Doktrin versagt. Richtig?

Die Douglasie sei politisch nicht oder nur bedingt gewollt, habe ich mir erzählen lassen, weil sie eigentlich keine heimische Baumart sei. Ist das so richtig?

Was ist grundsätzlich mit der Eiche und der Buche (soweit standortkonform), wenn man die ökonomische Brille mal abgesetzt hat? Haben die auch irgendein Problem und sind sie Teile eines angepassten Waldes. Haut man Förster zukünftig konsequent und immer auf die Finger, wenn er Buchen ringelt, weil man dann einen CO2 Speicher verliert und die Buche ein klimaresistenter Baum (soweit überhaupt von Relevanz) ist?

Soweit ich es richtig verstanden habe, hat die Esche aufgrund des Eschen-Sterbens auch keine wirkliche Zukunft. Welche ökonomische Rolle sie spielt/ gespielt hat, kann ich nicht beurteilen.

Was ist mit der Tanne, der Kiefer, dem Ahorn etc. haben die auch ein Problem ... und was bleibt, nach Einschätzung der Klima-Hype-Opportunisten (sorry), denn noch übrig um einen angepassten Wald zu schaffen, der zumindest für den Privatforst dann doch auch noch Geld abwerfen soll?


Grosso
 
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Du meinst die Forsteinrichter. Den Standortkkartierern ist egal, was drauf kommt. Zumindest in den Bundesländern, die ich kenne.

Und das Nicht-Stehenbleiben ist doch eingepreist ... ;) Durch entsprechende Standortwahl drückt man so die Umtriebszeit dann wieder runter. :p

Kannst Du mir das inhaltlich mal erklären? Ihr sprecht für mich in Rätseln :cautious:


Grosso
 
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Kannst Du mir das inhaltlich mal erklären? Ihr sprecht für mich in Rätseln :cautious:


Grosso

Moin Grosso,
Mohawk liegt falsch, der Unterschied zwischen Forsteinrichter und Standortkartierer ist mir durchaus geläufig. Er hat meinen zugegeben etwas hinterhältigen Beitrag nicht verstanden.
Das aber nur am Rand.
Zumindest bei uns läuft der Standortkartierer mit Bagger und Bohrstock über die Fläche und stellt fest, welche Standortfaktoren gegeben sind (Nährstoffe, Wasser, Lagerungsdichte usw.)
Daraus entwickelt er eine Empfehlung, welche Baumarten man auf den Standort bringen kann.

Der Einrichter läuft ebenfalls über die Fläche. Er ermittelt, wie sich der Wald in den letzten 10 Jahren entwickelt hat und wie der Förster weiter machen soll. Das stellt er dann textlich und in einer Karte dar.

Es wird dir am ehesten klar, wenn du dir mal zwei Karten suchst, nämlich eine Standortkarte und eine Forstbetriebskarte.

Zu Standortwahl und Umtriebszeit.
Wie alt wir einen Baum oder einen ganzen Bestand werden lassen, ist Ergebnis einer subjektiven Einschätzung. Höhen - und Dickenwachstum unserer Waldbäume verläuft nicht linear, es steigt zunächst steil an, um dann je nach Baumart im Alter 40 bis 60, deutlich abzuflachen.
Rein zinswirtschaftlich betrachtet müsste man also Bäume zum Zeitpunkt ihres sog. Kulminationszeitpunktes abhacken, weil ab dann ihre Verzinsung sinkt.
Bezieht man in diese Betrachtung die Preisgestaltung unterschiedlicher Holzsortimente ein (Papier, Spanplatte, OSB, Palette, Sägeabschnitte, Stammholz), dann verschiebt sich der Zeitpunkt der wirtschaftlich sinnvollen Ernte nach oben, die nachlassende Vezinsung wird durch die Preisdifferenz der Sortimente mehr als ausgeglichen. Dieser so ermittelte Zeitpunkt ist dann die wirtschaftlich sinnvolle Umtriebszeit, die der Forsteinrichter zu Grunde legt, wenn er die 10 - Jahresplanung macht. Bisher!!!
Zukünftig soll er das anders machen. Zukünftig soll die Umtriebszeit nicht mehr die wirtschaftlich sinnvolle sein, sondern die "CO2-Speicherbezogene Umtriebszeit". Das bedeutet, Bäume sollen zukünftig erst dann abgehackt werden, wenn ihre Fähigkeit, CO2 zu speichern, signifikant abnimmt.

Kommen wir zu Forsteinrichtung und Standortkartierung. Da gehen Mohawk und ich vom gleichen Ergebnis aus, nennen aber unterschiedliche Ursachen.

Stelle dir vor, du wärst Waldbesitzer. Deine einzige Tochter heiratet demnächst und dummerweise ist der Dachstuhl deines Hauses gerade abgebrannt. Du brauchst also dringend eine kräftige Finanzspritze und deshalb hast du mich angerufen und wir haben gemeinsam einen langen Saum deines 100 Jahre alten Fichten - Bestandes runter genommen.
Jetzt stehen wir auf der abgeräumten Fläche und du fragst mich: Wat nu?

Der Standortkartierer rammt seinen Bohrstock in den Boden und sagt: Vor 30 Jahren haben wir diesen Standort mal als mäßig frisch und mäßig nähstoffreich eingestuft. Das stimmt aber jetzt durch den Klimawandel und die Grundwasserabsenkung nicht mehr, jetzt ist der Standort trocken. Früher hätten wir hier jetzt Douglasie/Buche oder Buche /Douglasie gepflanzt, aber da wir klimaresistentere Baumarten wollen und der Naturschutz sagt, Douglasie sei Ihh, bah, pfui, , nehmen wir die nicht. Wir nehmen Eiche/Buche.
( Bei Mohawk würde der Forsteinrichter sagen, was da hin kommt und nur, wenn er Zweifel an der richtigen Ansprache vor 30 Jahren hätte, würde er den Standort überprüfen lassen)

Jetzt unterstellen wir mal, dass unser Standortkartierer und unser Forsteinrichter den aktuellen Urschrei nach Klimaschutz zwar gehört haben, aber übereinstimmend der Meinung sind, das man doch bitte die wirtschaftlichen Aspekte nicht aus den Augen verlieren sollte. Dann bewerten sie den veränderten Standort als nicht so ausschlaggebend und empfehlen eine Baumart, die für den Standort fast, aber eben nur fast richtig ist. Die lässt dann früher als "geplant" in ihrer Leistung als CO2 Speicher nach und man darf sie ohne schlechtes Gewissen zu einem Zeitpunkt abhacken, der näher an der wirtschaftlichen Umtriebszeit liegt.
 
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@ pudlich,

ganz herzlichen Dank für deine umfangreichen und verständlichen Erläuterungen.


Grosso
 
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Falsch!
Für den Irrsinn ist alles möglich, Hauptsache es fühlt sich erst mal gut an.

Was erwartest Du?

"Bauern zu Ölscheichs" war auch en grüner Slogan, jetzt nutzen wir Ackerfläche, um Diesel und Methan herzustellen.

Trotzdem werden die Grünen noch gewählt. Von Leuten, die sich für Umweltbewusste halten.

Mbogo
 
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Ist das tatsächlich so, dass der 'Kurswechsel' dem Borkenkäfer und der Dürre geschuldet ist oder nutzt man schlicht eine Opportunität, die Landespolitik und ihre Verwaltung/ Administration aus ökonomischen Zwängen zu befreien, die sie eh nicht nachhaltig leisten können/ könnten?

Ich vermute stark, letzteres ist richtig.

Was ist denn in einer klimatischen Kurzzeitbetrachtung (und so sehe ich den aktuellen Klima-Hype) ein angepasster Wald und könnte der überhaupt noch mit ökonomischen Betriebszielen harmonieren?

Alle reden von Nachhaltigkeit, keiner kapiert sie.
Ökonomisch sinnvoll kann, auf lange Sicht betrachtet, nur das sein, was auch ökologisch sinnvoll ist. Sonst fliegts dir nämlich irgendwann um die Ohren und es wird richtig teuer. Unser Problem ist, dass uns niemand sagen kann, wo die Reise hin geht.. Wir wissen aktuell noch nicht, wie ein ökonomisch UND ökologisch sinnvoller Wald in 100 Jahren aussehen sollte


Wenn ich richtig zugehört habe, als Förster mir etwas zu ihrer aktuelle Misere erzählt haben, wird es die Fichte - als im Flachland eigentlich nicht standortkonformer Baum - weiträumig und flächig erledigen (Käfer). Da das eingeschlagene Holz aktuell keine angemessenen Preise erzielt steht auch nur bedingt Geld für eine Aufforstung mit z.B. Eiche (wo sinnvoll) zur Verfügung. Da hat dann die aktuelle Forst-Doktrin versagt. Richtig?

Das halte ich für falsch. Unter den vom Käfer erledigten Altbeständen (zumindest bei uns) kommt die Fichten - Naturverjüngung jetzt schon wie Haare auf dem Hund und so, wie sich dieser Sommer bisher darstellt, wird sie auch in grossen Teilen überleben. Schädlings - Gradationen wie die des Borkenkäfers hat es immer gegeben und wird es immer geben. Die Frage ist, wann sie zusammenbricht. Die Fichten, die sich im vergangenen und in diesem Jahr angesamt haben, werden damit nichts zu tun haben, die passen erst in einem halben Jahrhundertt ins Beuteschema.

Die Douglasie sei politisch nicht oder nur bedingt gewollt, habe ich mir erzählen lassen, weil sie eigentlich keine heimische Baumart sei. Ist das so richtig?

Zunächst einmal: Die Douglasie, bzw. geneologisch verwandte Arten, waren bis zur letzten Eiszeit hier heimisch. Da die Eiszeit Klima und Standorte bei uns massivst verändert hat, wären auch diese Arten allerdings heute nicht mehr hier.
Eigentlich ist es aber egal, ob eine Baumart heimisch ist oder nicht, entscheidend sollte sein, ob sie in der Lage ist, das Ökosystem nachhaltig zu verändern/zu schädigen, ob sie invasiv ist.
Das BfN bejaht das, beschränkt die Invasivität der Douglasie auf wenige, relativ seltene Standorte. Forstpartie und BfN sind sich diesbezüglich weitestgehend einig.


Dummerweise ignorieren die NGO`s diese Erkenntnis weitestgehend und da die Grünen existentiell am Tropf der Umweltverbände hängen und die Unteren Naturschutzbehörden weitestgehend mit NGO - Getreuen besetzt sind, wird die Douglasie verteufelt.

Hierzu eine persönliche Wertung
Die Münchener Standortkartierung hat bereits vor Jahrzehnten nachgewiesen, daß Douglasien - Reinbestände auf lange Sicht die Nährstoffbilanz des Bodens negativer beeinflussen als andere Baumarten. Das bedeutet letztendlich, dass der Anbau von Doglasien grundsätzlich schon auf Grund ihrer Leistung wirtschaftlich sinnvoll it, man die dem Boden entzogenen Nährstoffe irgendwie wieder einbringen muss. Dies kann entweder durch Düngung - die forstlich nicht gewollt ist - oder durch einen Wechsel der führenden Baumart nach einer Generation Douglasie erfolgen, was aber zur Folge hätte, daß die nachkommende Baumart u.U. eine wenig ansprechende Leistung zeigt. Sprich - nach Douglasie sollte der Boden saniert werden.



Was ist grundsätzlich mit der Eiche und der Buche (soweit standortkonform), wenn man die ökonomische Brille mal abgesetzt hat? Haben die auch irgendein Problem und sind sie Teile eines angepassten Waldes. Haut man Förster zukünftig konsequent und immer auf die Finger, wenn er Buchen ringelt, weil man dann einen CO2 Speicher verliert und die Buche ein klimaresistenter Baum (soweit überhaupt von Relevanz) ist?

Wir lernen gerade, das die Buche bei weitem nicht so klimaresistent ist wie wir gehofft haben, denn aktuell ist zumindest bei uns die Buche massiv abgängig. Wahrscheinlich ist sie durch die letztjährige Dürre viel mehr vorgeschädigt als wir vermutet haben.

Soweit ich es richtig verstanden habe, hat die Esche aufgrund des Eschen-Sterbens auch keine wirkliche Zukunft. Welche ökonomische Rolle sie spielt/ gespielt hat, kann ich nicht beurteilen.

Was ist mit der Tanne, der Kiefer, dem Ahorn etc. haben die auch ein Problem ... und was bleibt, nach Einschätzung der Klima-Hype-Opportunisten (sorry), denn noch übrig um einen angepassten Wald zu schaffen, der zumindest für den Privatforst dann doch auch noch Geld abwerfen soll?

Grundsätzlich - wenn du drei Förster fragst, bekommst du vier Meinungen.

Zu den von dir genannten Baumarten: Kiefer, Aspe und Birke z.B. sind Pionierbaumarten, d.h., wenn sich Böden aus einer Strauchschicht erstmals zu Wald entwickeln, sind sie die ersten, die sich ansiedeln. Daher kann man z.B. der Kiefer mit Sicherheit eine Zukunft prognostizieren. Insgesamt betrachtet vermute ich, dass die Baumarten mit hohen Standortansprüchen wie das gesamte Edellaubholz es zukünftig schwerer haben werden.

Der ganze Klima - Hype ist überflüssig wie ein Kropf und füllt nur wenigen den Säckel, sei es in Bar oder in Wählerstimmen.
Entscheidende Frage muß sein: Wie verändert sich in den nächsten Jahren der Standort? In Bezug auf die vorhandenen Nährstoffe wird das mehr als marginal sein, in Bezug auf das Wasserangebot vermutlich sehr massiv.
Für uns Förster stellt sich damit bei der Baumartenwahl zukünftig die Frage: Wie pessimistisch sind wir denn? Aktuell gehen wir davon aus, dass man nicht falsch liegt, wenn man bei der aus den Standortkartierungen abgeleiteten Baumarten eine Stufe nach unten geht, was deren Ansprüche angeht.
Vereinfacht: War vor 10 Jahren die Esche eine Baumart der Hartholzaue, die sich auf frischen bis vorratsfrischen Standorten wohlfühlt, müsste man sie heute da anpflanzen, wo man früher auf Grund der Wasserversorgung Erle gebracht hätte.


Stichwort Privatwald:
Der Privatwald wird massiver Ertragsverluste hinnehmen müssen für eine weltweite Entwicklung.
Ich gehe deshalb davon aus, daß die bayr. Waldbesitzer Herrn Söder noch in die Zange nehmen werden bzgl. der CO2 - Steuer.
Denn eines ist hoffentlich allen klar: Wenn es eine solche Steuer gibt, dann muss sie dahin fließen, wo am stärksten gegen die Klimaveränderung gearbeitet wird, in den Wald.


Abschließend:
Klimawandel bedeutet in erster Linie Wassermangel.
In Deutschland verteilt sich der Wasserverbrauch 2017 wie folgt:
14 % Gewerbe und Industrie, ohne Energiegewinnung
39 % dito, für Energiegewinnung
34 % Landwirtschaft
12 % private Haushalte, ohne Speisen und Getränke (fast vollständig für Körperpflege und Toilettenspülung)
1 % dito, für Speisen und Getränke


Gleichzeitig ist die Neuproduktion von Trinkwasser massiv gefährdet, unsere Waldböden zeigen pH - Werte, die sich dramatisch der Aluminium-Pufferung nähern.

Gruß
P.


Grosso

Bitte Grosso`s Text vergrössern, ich hab rein geschrieben.....
 
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Zukünftig soll er das anders machen. Zukünftig soll die Umtriebszeit nicht mehr die wirtschaftlich sinnvolle sein, sondern die "CO2-Speicherbezogene Umtriebszeit". Das bedeutet, Bäume sollen zukünftig erst dann abgehackt werden, wenn ihre Fähigkeit, CO2 zu speichern, signifikant abnimmt.

Das wäre Blödsinn, denn die CO2-Bilanz eines Baumes kann man nicht ohne die Holzverwendung betrachten, ohne große Fehler zu machen. Nur auf die CO2-Neueinspeicherung schaut z.B. Greenpeace in den "Waldvsiionen" und das ist aus Klimaschutzsicht kontraproduktiv.

Nachtrag zur Standortkartierung:
Ich kenne das System so, dass der "gültige" Vorschlag zur Baumartenwahl von der Einrichtung kommt, weil die Standortkartierung zum Teil nicht von Förstern gemacht wird.

Viele Grüße

Joe
 

z/7

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Zukünftig soll er das anders machen. Zukünftig soll die Umtriebszeit nicht mehr die wirtschaftlich sinnvolle sein, sondern die "CO2-Speicherbezogene Umtriebszeit". Das bedeutet, Bäume sollen zukünftig erst dann abgehackt werden, wenn ihre Fähigkeit, CO2 zu speichern, signifikant abnimmt.
Bei diesem Szenario wird völlig übersehen, daß die Kohlenstoffspeicherung eines genutzen Baumes, der nicht verbrannt wird, langsfristig mehr bringt, als ihn stehen zu lassen. Prinzipiell sollte in dieser Hinsicht nie der Einzelbaum betrachtet werden, sondern immer der Gesamtbestand. Die Speicherfähigkeit des verbleibenden Bestandes steigt ja nach der Durchforstung mit dem Zuwachs an, Sinn und Zweck der Veranstaltung, schon immer. Gleichzeitig wird das entnommene Holz verbaut (CO2 festgelegt) oder thermisch verwertet, optimalerweise anstelle fossiler Energieträger als regenerative Energie. Also 2 Fliegen mit einer Klappe.

Mit der Endnutzung zu warten, bis die Speicherfähigkeit sinkt, kann auch nicht zielführend sein, da das Holz dann unter Umständen gar nicht mehr langsfristig verwertbar ist, weil z.B. die Infrastruktur in Form von Starkholzgattern fehlt oder die Qualität nicht mehr für diese Verwendung genügt, z.B. Rotkern.
 
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z/7

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Ich kenne das System so, dass der "gültige" Vorschlag zur Baumartenwahl von der Einrichtung kommt, weil die Standortkartierung zum Teil nicht von Förstern gemacht wird.
Kommt aufs Bundesland an. In Hessen beispielweise gehört die Standortansprache zur Forsteinrichung, in Bayern liegen Standortkarten auf Betriebsebene vor, und sollen bei der Planung der Bestockungsziele berücksichtigt werden.
 

z/7

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Kiefer, Aspe und Birke z.B. sind Pionierbaumarten, d.h., wenn sich Böden aus einer Strauchschicht erstmals zu Wald entwickeln, sind sie die ersten, die sich ansiedeln. Daher kann man z.B. der Kiefer mit Sicherheit eine Zukunft prognostizieren. Insgesamt betrachtet vermute ich, dass die Baumarten mit hohen Standortansprüchen wie das gesamte Edellaubholz es zukünftig schwerer haben werden.

Die Kiefer hat jetzt schon ein Problem mit den hohen Temperaturen, Wasser ist hier nicht das Thema.

Generell werden alle Baumarten ein Problem mit den zunehmenden Extremen haben, da ein über Jahrzehnte gewachsenes Wurzelwerk nicht von jetzt auf gleich veränderten Wasserständen angepaßt werden kann, siehe die aktuellen Probleme der Buche. Langanhaltende Trockenheit war in der Klimahülle nicht vorgesehen.

Wir werden Durchforstungstechnisch vermutlich noch sehr viel radikaler werden, um Einzelbaumstabilität nicht nur gegenüber Sturm und Schnee, sondern auch in Bezug auf Wasserknappheit zu erzielen.
 
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Ist Wasserknappheit denn tatsächlich ein grundsätzliches Problem oder nur eines, das wir in 2018 und teilweise in 2019 erlebt haben? Ich habe diese Tabelle (Quelle: Umweltbundesamt)

1562867264950.png

gefunden und die zeigt über die letzten ≈140 Jahre einen ansteigenden linearen Trend der mittleren jährlichen Niederschlagsmengen. Übersehe ich da etwas?


Grosso
 
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Oh ja, da übersiehst du etwas ganz Wesentliches.
Du setzt Niederschlag gleich mit Trinkwasser, das sind aber Äppel und Birnen.

Aktuell trinken wir entweder aufbereitetes Oberflächenwasser, das aus den Mittelgebirgsquellen oder den Alpen stammt oder wir fördern (im Flachland) aus eiszeitlichen Aquiferen.
Bis Oberflächenwasser aus dem Flächland soweit gefiltert ist, dass wir es als Trinkwasser verwenden können, legt es eine Strecke von einigen Hundert Metern zurück, für die es ca.
3 bis 6 Jahre benötigt. Die Verlustquote dabei beträgt ca.80 %, also nur etwa ein Fünfrtel der Niederschlagsmenge kommt überhaupt im Grundwasser an.
Nun ist Grundwasser auch nicht gleich Trinkwasser, entweder muss es ebenfalls, aber mit kleinerem Aufwand aufbereitet werden oder es durchläuft natürliche Reinigungsprozesse, die mehrere Hundert Jahre dauern können.

Was du ebenfalls übersiehst:
Durch Flächenversiegelung hat Regenwasser überhaupt keine Chance mehr, ins Grundwasser abzusickern. Enweder verdunstet es oder es wird oberflächennah in Flüsse und später Meere eingeleitet, womit es für die Trinkwassergewinnung verloren ist.
 

z/7

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Ist Wasserknappheit denn tatsächlich ein grundsätzliches Problem oder nur eines, das wir in 2018 und teilweise in 2019 erlebt haben? Ich habe diese Tabelle (Quelle: Umweltbundesamt)

Anhang anzeigen 84244

gefunden und die zeigt über die letzten ≈140 Jahre einen ansteigenden linearen Trend der mittleren jährlichen Niederschlagsmengen. Übersehe ich da etwas?


Grosso
Jahresmittelwerte sind nett für langfristige oder regionale Vergleiche, aber für die Auswirkungen auf die Vegetation sagen sie wenig. Speziell im Forst sind Niederschläge und Temperaturen während der Vegetationszeit (Mai bis September) entscheidend, und noch entscheidender ist die Verteilung innerhalb dieses Zeitraums.

Böden haben eine begrenzte Speicherkapazität für Niederschlagswasser, und wenn das aufgebraucht ist, ist Schluß. Als Anhaltswert gilt, daß ein durchschnittlicher Fichtenbestand 4mm pro Tag verbraucht.

Der Grundwasserspiegel spielt nur in wenigen Gegenden eine direkte Rolle, überwiegend ist er ein nachlaufender Indikator für die Gesamtlage.

Selbst an Deiner Mittelwertgrafik ist aber schon erkennbar, was das Problem ist: die Amplitude der Schwankungen ist in den letzten Jahrzehnten zunehmend größer geworden. Da nützt auch die problemimmanente Zunahme der Niederschläge nix, wenn zwischendrin Jahre wie 2018 dafür sorgen, daß die Schmerzgrenze in vielen Gegenden überschritten wird. Aber auch in Jahren mit normalen Mittelwerten ist es leider schon seit längerem so, daß vor allem im Frühjahr viel zu wenig Regen fällt.
 
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