Winterversorgung - was Oma noch machte...

Registriert
15 Okt 2017
Beiträge
5.621
Ich kann das ganze Endzeitgeschwafel nicht mehr hören, deshalb mache ich hier einen ganz banalen Faden zur Winterversorgung auf - einfach deshalb, weil diese Art der Vorsorge eine ganz normale Realität bildete, bevor Supermärkte und Handelsabkommen alles zu jeder Jahreszeit verfügbar machten.

Es soll hier ganz ohne Krisenhintergrund um Themen wie Lebensmittelaufbewahrung, -haltbarmachung, -anbau auf größeren und kleineren Gartenflächen und Kleintierhaltung gehen. Das alles sind Dinge, die zur Entschleunigung beitragen und auf ganz unterer Ebene Bewusstmachungsprozesse zu Lebensmitteln und dem Aufwand ihrer Gewinnung bieten.

Ich fang mal an:

Das Grundprinzip der Lebensmittelufbewahrung, bzw. -haltbarmachung, ist in unseren Breiten jahreszeitenbedingt. Bei Wintern, die zum Teil zwischen 4 und 6 Monaten andauerten und somit keine Möglichkeit zur Ernte in dieser Zeit gegeben war, musste die Versorgung mit Nahrung und Vitaminen durch ein Überdauern der Ernte des Sommers und Herbstes gesichert werden.
Es gibt unterschiedliche Methoden der Konservierung für Fleisch, Gemüse und Obst. Grundsätzlich unterscheidet man zwischen Vollkonserven und Halbkonserven - es ist dabei nicht wichtig, ob das Lebensmittel in der Dose oder im Glas eingelagert werden.
Vollkonserven werden entweder auf über 120 °C erhitzt oder als Sauerkonserve pasteurisiert (Erhitzung auf 90, bzw. 95 °C). Vollkonserven sind ohne Kühlung unbegrenzt haltbar, wobei sie über die Jahre Farbe und Geschmack verändern, bzw. verlieren können.
Halbkonserven oder Präserven werden lediglich einfach oder doppelt pasteurisiert und sind daher lange, aber nicht unbegrenzt haltbar.
Einmachen, Einkochen, Einwecken bezeichnen das Heißkonservieren von Lebensmitteln. Einlegen bezeichnet das Konservieren in Flüssigkeiten, wie z.B. Öl.
Eingekochte Konserven sollte man täglich kontrollieren. Da durch das Erhitzen ein Unterdruck entsteht, sieht man durch einen ausgewölbten Deckel bei Twist-Off-Gläsern oder durch einen sich lösenden Deckel bei Weckgläsern, dass Luft ins Glas gekommen ist. Bemerkt man das rechtzeitig, kann man den Inhalt noch problemlos verzehren. Kommt es dagegen im Glas zu Blasenbildung oder zu Ausbeulungen an einer Dose, sollte die Dose im Ganzen entsorgt und das Glas unter freiem Himmel geöffnet und geleert werden.

Einkochrezepte und Anleitungen zur Vorbehandlung von Gläsern finden sich z.B. im Weck-Einkochbuch oder in ähnlichen Werken.
Ein Einkochautomat ist praktisch. Man braucht zwar nicht zwingend einen, es geht auch im Backofen, aber der Automat hält die Temperatur über die Zeit einfach besser. Nichts desto trotz, lassen sich mit den gängigen Einkochautomaten Lebensmittel lediglich pasteurisieren. Möchte man die 120 °C erreichen, muss man entweder auf den Backofen ausweichen oder sich einen sogenannten Pressure-Canner zulegen.

Einkochen kann man grundsätzlich alles.

Andere Möglichkeiten der Haltbarmachung sind:

Fleisch: Pökeln, Räuchern, Einfrieren, Trocknen, Vakuumieren (werdet ihr ja wohl kennen, also nur der Vollständigkeit halber... ;) ), Einkochen (typischerweise in Dosen)

Gemüse: Einkochen, Einlegen, Trocknen, Einfrieren, milchsauer Vergären

Wer jetzt irgendwas sinnvolles hierzu beitragen kann, sei es Anbau, Lagerung, Konservierung, meinetwegen auch Tante Ernas ultimatives Wurstrezept, der fühle sich bemüßigt, einen vernünftigen Beitrag zu schreiben.
Es sollte ersichtlich werden, wer was wann mit welchen Materialien tun muss, um zum gewünschten Ergebnis zu kommen.
Beim Gärtnern: Was muss man beachten?
Beim Viechzeug: Wie halten? Was beachten? etc.
 
Zuletzt bearbeitet:
Registriert
27 Nov 2016
Beiträge
16.943
Wir haben einen Altbau mit dicken Wänden und einen entsprechend kalten Keller. Wurzelgemüse wie Karotte, Sellerie, Rote Bete hält sich monatelang in Sandgefüllten Kisten, Sand-Möhren-Sand-Möhren, letzte Schicht Sand und wichtig! Gemüse vorher nicht waschen!!! Weißkohl kann man einfach auf Papier ins Regal legen.
Einen Teil des geernteten Obstes unbedingt mit Zucker und 54% Rum in Verbindung bringen. Rumtopf hält bis ins späte Frühjahr.
Schmalz nicht zu vergessen, mit Äpfeln und Zwiebeln ein leckerer Brotaufstrich und in Gläsern lange haltbar.
 
Zuletzt bearbeitet:
Registriert
15 Okt 2017
Beiträge
5.621
Man kann auch komplette Gerichte - ich bevorzuge da Eintöpfe - einkochen.
Hier meine Lieblingsrezepte zu Erbsen- und Linseneintopf.



Zum Einkochen wird der Eintopf abgefüllt (wenn zu viel Flüssigkeit rausgekocht ist, einfach mit Gemüsebrühe so weit füllen, dass oben Flüssigkeit steht) und bei 95 °C oder Volllast des Einkochtopfes für 90 Minuten gekocht - die Kochzeit wird erst gestartet, wenn die Temperatur erreicht ist.
Nach 48 Stunden wird das Glas wie es ist noch einmal bei 95 °C oder Volllast des Einkochtopfes für 90 Minuten gekocht, weil Speck, bzw. Wurst drin ist. Wenn man den Eintopf ohne kocht (geh ich jetzt in einem Jagdforum mal nicht von aus... ;) ), reicht ein Mal einkochen. Dann wird beschriftet (Was ist es, wann wurde eingekocht).

Nicht wundern, wenn es am oberen Rand des Einkochgutes zu Farbveränderungen kommt. Dort lagert sich beim Erkalten das Fett ab und bewirkt Kontraste.

Tipp:
Beim Einkochen bildet sich ein Kalkschleier auf dem Glas, der sich unangenehm anfasst. Diesen kann man entweder nach dem Einkochen mit Essigwasser abwaschen oder aber man gibt 2 EL Zitronensäurepulver vor dem Kochen in das Einkochwasser.
 
Zuletzt bearbeitet:
Registriert
9 Jul 2019
Beiträge
3.000
Meine Oma machte den Weltbesten Apfelstrudel und die ebenso weltbesten Krapfen. Letztere konnte man einfrieren. Das Wissen ging leider verloren.
 
Registriert
13 Aug 2013
Beiträge
269
Hab mir grünen Speck gekauft,gesalzen und dazu Paprika Knoblauch.Einvakumiert, und der wird noch geräuchert. Soll eine Delikatesse sein.
Bin gespannt,gebrauchen kann man den ansonsten immer für irgendwas. Einzige Problem ist die Temperatur für das Kalträuchern im Moment. Werde das Nachts machen😉
 
Registriert
15 Okt 2017
Beiträge
5.621
Ich hab ne Streuwiese hintern Hof. Ich lass saften vergäre und dann kommt das ganze durch son Merkwürdigen beheizbaren Apparat aus Kessel, Refraktor, und Kühlung das Ergebniss hält ewig. Und löst Lack.

Muss man in einem kühlen Raum vergären oder ist das wurscht?
Bei mir hinterm Haus ist nämlich auch ne Streuobstwiese, die der Allgemeinheit gehört. Da ich aber der erste bin, der sieht, was wann reif ist... :devilish: :evil:
Wenn ich das im Schuppen vergären könnte, würd ich auch Most ansetzen. Wenn ich das im Keller mache, erschlägt mich meine Frau, fürchte ich...
 
P

Parabuteo

Guest
Ich machs im Keller. So um die 14 Grad ist nich verkehrt. Ist ähnlich wie Hefeteig. Nur Flüssig.
 
Registriert
5 Aug 2013
Beiträge
10.297
Meine Oma (1930-2007) väterlicherseits hatte auch immer Obst (Zwetschgen, Birnen, Kirschen, Mirabellen, Reineclauden, Apfelmuß, Rharbarber) und Gemüse (Möhren, Bohnen, Erbsen, Essiggurken) eingeweckt. Wir waren zu viert (Opa, Oma, mein Vater und ich) und brauchten deshalb einen rel. großen Garten (ca. 150m²) und eine große Streuobstweise.
Der alte Gewölbekeller von 1887 garantierte das ganze Jahr hindurch eine stehte Temperatur von 7-8°C, so daß sich die Kartoffeln (jedes Jahr ca. 3Ztr. aus 12,5kg Setzkartoffeln der Sorte "Granola") keimfrei von Mitte Oktober bis Anfang Mai gehalten haben. Zwiebeln ebenso, Äpfel durchweg 2-4Monate (je nach Sorte: Biesterfelder, Geheimrat Oldenburg, Prinz Friedrich Albert, Boskopp, Winterrambur, Paraguay - in der Reihenfolge).
Da das alte Haus 2003 abbrannte und (bis auf Keller und Garage, dem ehem. Stall) wieder aufgebaut wurde, wollte mein Vater und der Großvater unbedingt weg von der Flüssiggasheizung zu einer Ölheizung. Die Garage neben dem Keller wurde als Heizungsraum eingerichtet und dieser hebt nun die Temperatur im Gewölbekeller so an, daß eingelagerte Kartoffeln, Zwiebeln und Äpfel schon nach wenigen Wochen zu keimen oder zu faulen beginnen.:(
Deshalb hatten wir seit 2005 auch den Garten nicht mehr gemacht.
 

Online-Statistiken

Zurzeit aktive Mitglieder
142
Zurzeit aktive Gäste
659
Besucher gesamt
801
Oben