Wissenschaftliche Quellen - Auswirkungen der ASP auf den Schwarzwildbestand

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Ich habe zu diesem Thema in letzter Zeit sehr unterschiedliche Meinungen gehört. Genauer die Standpunkte:
- dass die ASP ein lokales Phänomen bleiben wird und entsprechend keinen großflächigen Bestandseinbruch herbeiführen wird. Hier wurde auf die wenig geordnete Verbreitung mit mehreren hundert km Sprüngen verwiesen
- dass der SW Bestand flächendeckend und dauerhaft zusammenbrechen wird. Hier wurden Vergleiche zum Kaninchen gezogen wg. extremer Mortalität.

Beide Argumente klingen erstmal stichhaltig, also habe ich mal Google Scholar angeschmissen und Papers gesucht. Allerdings ist mir nur eines über den Weg gelaufen:
Morelle, K et al 2020; Disease-Induced Mortality Outweighs Hunting in Causing Wild Boar Population Crash After African Swine Fever Outbreak
https://www.frontiersin.org/articles/10.3389/fvets.2020.00378/full?report=reader

Abstract: Bialystok Nationalpark in Polen, zusammenhängender Wald, 700km², Bestand zusammengebrochen, egal ob mit Jagd oder ohne.
Wild boar [photo] trapping rates in the managed and unmanaged areas followed the same pattern during the 2012–2017 survey period [...]. In both areas, the trapping rate decreased dramatically from 2015 onward and remained at a low level.

Nun zwei Fragen, da ich nicht vom Fach bin:
- ist das Paper methodisch solide?
- hat jemand weitere Quellen zur Eingangfrage? Die Autoren oben behaupten, das Feld sei recht unbespielt.

Danke und Waidmannsheil
 
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BMEL:
Ein Eintrag des ASP-Virus nach Sardinien im Jahre 1978 hat bis heute dort zu immer wiederkehrenden Ausbrüchen bei Haus- und Wildschweinen geführt. Das Seuchengeschehen konnte aber bisher auf die Insel begrenzt werden.
 
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Ich bin hier nur Mitleser und jage noch nicht. Zu Sardinien kann ich aber was sagen, da ich hier Lebe...

Im Jahr 2019 gab es in Sardinien 23 bestätigte ASP Fälle.
Auf unserem Land sind quasi alle Weideflächen umgebrochen worden. Jetzt am Ende der Jagdsaison hats ein bisschen gebessert. Ich würde aber immer noch von einer extrem hohen Wildschweindichte sprechen. Die Eicheln sind wohl der Grund. Hier gibts kein Mais weit und breit.

Ich kenne jedoch keinen Jäger der Proben nimmt, somit sind die offiziellen ASP Zahlen wohl nicht aussagekräftig. Jedenfalls scheint das Wildschwein gut mit der Krankheit leben zu können...
 
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BMEL:
Ein Eintrag des ASP-Virus nach Sardinien im Jahre 1978 hat bis heute dort zu immer wiederkehrenden Ausbrüchen bei Haus- und Wildschweinen geführt. Das Seuchengeschehen konnte aber bisher auf die Insel begrenzt werden.
Und trotz der kleinen Inselfläche und des seit über 40 Jahren bestehenden Infektionsgeschehens gibt es reichlich Schwarzwild auf Sardinien.
Salami und Schinken kann man ohne Begrenzung erlaubt mitbringen.
So what.
Mal wieder Sturm im Wasserglas.
 
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Mmh, das was auf Sardinien mit der ASP passiert zu sein scheint, ist klassisch für Viruskrankheiten. Da es nicht vorteilhaft für den Virus ist, seinen Wirt zu töten, haben milde Verlaufsformen einen evolutionären Vorteil. Das selektiert nach vierzig Jahren eine Virusform mit der der Bestand leben kann.
Ich hätte gerne Zahlen des Verlaufes am Anfang der Infektion der sardischen Wildschweinbestände im Vergleich zu heute.
Ich habe noch nichts gefunden.
Man kann vermutlich ein Inselgeschehen auch nur schwer mit der Verbreitung auf dem Festland vergleichen. Auf der Insel gibt es nur Hop oder Top. Entweder milder Verlauf oder alle Sauen tot. In den weiten des Festlandes können auch aggressive Formen in Wellen über das Land wandern ohne den Wirt zu verlieren.
 

z/7

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Weil es verschiedene Wirte hat mit unterschiedlichen Verläufen?
 
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Schweinefleisch darf offiziell nicht von der Insel nach Italien exportiert werden. Haltet sich einfach niemand daran und kontrolliert werden kann das nicht...
 
G

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Guest
https://forum.wildundhund.de/threads/asp-ende-der-aera-der-grosskaliber.130093/page-2#post-4433708

Der Serotyp auf Sardinien ist wesentlich weniger aggressiv als das, was aus dem Osten kommt. Ob sich das herausgemendelt hat oder ob der eingetragene Virus schon schlapper war, das wäre spannend. Das FLI sollte es wissen.

Hat sich mW nicht "herausgemendelt", in Afrika sind verschiedene Typen bekannt. Und nach S. wurde ein ,,zahmer" Typ eingeschleppt. Die Wirkungen des Typs hier in NO-Europa sind beschrieben.


CdB
 
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Ok, also klammern wir Sardinien mal aus. In Osteuropa gibt es die ASP stellenweise ja schon eine ganze weile. Wie sehen denn da die Bestände aus?

Was man von dort bis dato so gehört hat, war das ja auch eher ein "Leben mit der ASP" und weniger das der Bestand wirklich runter gen 0 ging. @colchicus hatte da doch vor kurzem auch noch darüber berichtet.
 
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Ich bin hier nur Mitleser und jage noch nicht. Zu Sardinien kann ich aber was sagen, da ich hier Lebe...

Im Jahr 2019 gab es in Sardinien 23 bestätigte ASP Fälle.
Auf unserem Land sind quasi alle Weideflächen umgebrochen worden. Jetzt am Ende der Jagdsaison hats ein bisschen gebessert. Ich würde aber immer noch von einer extrem hohen Wildschweindichte sprechen. Die Eicheln sind wohl der Grund. Hier gibts kein Mais weit und breit.

Ich kenne jedoch keinen Jäger der Proben nimmt, somit sind die offiziellen ASP Zahlen wohl nicht aussagekräftig. Jedenfalls scheint das Wildschwein gut mit der Krankheit leben zu können...
Danke für Deinen Lagebericht, der sich gut zu einem Bild zusammen fügt. Das Internet ist voll mit Angebote von sardiscen Schinken und Salami.
Und wir freuen uns über Deine Postings über die Situation vor Ort.
 
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Im "Osten" gibt / gab es unterschiedliche Heransgehensweisen mit unterschiedlichen Auswirkungen. Dies ist vielleicht auch der Zeit geschuldet, da man im Laufe der Jahre halt dazu gelernt hat.
In den baltischen Staaten konnte sich das Virus ausbreiten und großflächig festsetzen. Teilweise wurde mit Prämien massiv bejagt, was zu einem erheblichen Rückgang der Bestände geführt hat. Bejagbare Bestände sind großflächig nicht mehr vorhanden.
In Polen gibt es Insellagen mit unkontrollierbarer Ausbreitung. Hier spielt m.E. einerseits die gesellschaftliche und kulturelle Situation eine entscheindende Rolle.
In Tschechien wurde massiv im Ausbruchsgebiet gegen die ASP vorgegangen. Ebenso in Belgien. In beiden Fällen konnte die Seuche lokal begrenzt und letztlich wohl bewältigt werden (Belgien steht noch aus, wird aber wohl bald wieder als seuchenfrei gelten). Ob selbiges in Deutschland gelingt hängt von den örtlichen Maßnahmen in den nächsten Monaten ab. Dazu muss aber, im Gegensatz zu Tschechien und Belgien ein weiterer Zulauf von Polen wirkunsgvoll und nachhaltig unterbunden werden.
Es ist nicht davon auszugehen, dass sich die Seuche "von Tier zu Tier" nennenswert verbreiten wird. Es ist jedoch durchaus möglich, dass es neue Infektionsgeschehen in anderen Landesteilen geben wird, welche durch den Menschen verursacht wurden. Hier muss dann entsprechend rigoros lokal vorgegangen werden.

wipi
 

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