Wo bleiben die Frischlinge?

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Ich bin bei H.PB s These: Jahre mit enormer Nahrungsverfügbarkeit durch Waldmast sind gut fürs Wild und schlecht für den Jäger.

Effekt: Wild ists stets satt; überall liegt Nahrung, Wild bewegt sich wenig, Kirrungen überflüssig.
Wer dann keine Jagdplätze in passenden Althölzern hat, ist der Mops.
Wenn dann noch Drückjagden nicht klappen, ist die Beziehung von Populationsanstieg und Jagdstrecken gestört und (mal wieder) der Schluß von Strecke auf Bestand unsicher...
 
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Was hier bejammert wird, könnte auch bedeuten, dass wir allen Kritikern zum Trotz Recht haben, im Bezug auf die Populationsdynamik von Schwarzwild.
1.) Mastjahre bestimmen maßgeblich den Zuwachs und nicht eine uns unterstellte falsche Bejagung.
2.) Jagd ist in der Lage Wildbestände zu regulieren.

Ich finde, dass ist eine enorm wichtige Erkenntnis für die politische Debatte.
3.) (mögliche Erkenntniss)
Kirren hat keine nennenswerte Auswirkungen auf die Population

Ich halte diese drei Vermutungen für zutreffend.

Vielleicht vom wissenschaftlichen Standard her eher überschaubar:

Wir hatten für ein ganz kleines Projekt mal die Abschusszahlen in (geeigneten) Bundesländern nach Mastjahren beleuchtet. Die Strecken im Jahr nach den Mastjahren waren deutlich erhört, was ja eigentlich für einen deutlichen Populationsanstieg sprechen würde,
In einem Fall hatten wir jedoch die tatsächliche Streckenaufschlüsselung dieses erhöhten Abschuss und hier war wirklich interessant, dass die Anteile der einzelnen Altersklassen identisch geblieben sind. Bei einem tatsächlichen Populationsanstieg hätte die Frischlingsklasse ja entsprechend ansteigen müssen und sich dies im Abschuss widerspiegeln müssen. Unter der Annahme: erhöhte Nahrungsverfügbarkeit sorgt bei uns in Mitteleuropa eher für gesteigerten Zuwachs, nicht eine Verminderte Mortalität in höheren Altersklassen, welche wir ja sicher nur in sehr, sehr überschaubaren Ausmaß haben dürften.
In Summe bleibt die Frage: Hat die Mast einen so großen Einfluss auf die Population oder ist sein Einfluss nicht vielleicht viel höher auf den Bejagungserfolg.
Letztendlich haben wir ja keine Ahnung von der Populationshöhe, sondern nur den erlegten Sauen.
Das setzt voraus, dass Streckenlisten entsprechend richtig ausgefüllt wurden. Dabei hege ich allerdings noch Zweifel.
Bejagung in Mastjahren teilweise sicher schwieriger. Kirrungen schlecht angenommen - weniger Bewegung, da ausreichend Fraß im Umfeld vorhanden ist (Ausnahme Eiweißaufnahme in Wiesen) - Konzentration auf entsprechende Waldflächen, wodurch viele Reviere schlechtere Strecken bei Bewegungsjagden erzielen, welche durch den Rest nicht aufgefangen wird.

wipi
 
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Vielleicht vom wissenschaftlichen Standard her eher überschaubar:

Wir hatten für ein ganz kleines Projekt mal die Abschusszahlen in (geeigneten) Bundesländern nach Mastjahren beleuchtet. Die Strecken im Jahr nach den Mastjahren waren deutlich erhört, was ja eigentlich für einen deutlichen Populationsanstieg sprechen würde,
In einem Fall hatten wir jedoch die tatsächliche Streckenaufschlüsselung dieses erhöhten Abschuss und hier war wirklich interessant, dass die Anteile der einzelnen Altersklassen identisch geblieben sind. Bei einem tatsächlichen Populationsanstieg hätte die Frischlingsklasse ja entsprechend ansteigen müssen und sich dies im Abschuss widerspiegeln müssen. Unter der Annahme: erhöhte Nahrungsverfügbarkeit sorgt bei uns in Mitteleuropa eher für gesteigerten Zuwachs, nicht eine Verminderte Mortalität in höheren Altersklassen, welche wir ja sicher nur in sehr, sehr überschaubaren Ausmaß haben dürften.
In Summe bleibt die Frage: Hat die Mast einen so großen Einfluss auf die Population oder ist sein Einfluss nicht vielleicht viel höher auf den Bejagungserfolg.
Letztendlich haben wir ja keine Ahnung von der Populationshöhe, sondern nur den erlegten Sauen.

Ok, interessant.
Ich hätte das Gegenteil vermutet: „Eine Mast reduziert die Annahme der Kirrung, und damit den Jagderfolg.“
Deine Ergebnisse widersprechen meiner These ja deutlich.
Beides ist richtig, Ihr redet nur an einander vorbei!
IM Mastjahr - also solange die Baummast verfügbar ist - entziehen sich die Sauen der üblichen Bejagung an der Kirrung und an den Schadflächen im Feld. NACH dem Mastjahr gehen die Streckenzahlen i.d.R. nach oben, da nun eine erhöhte Population (gesteigerte Reproduktion und verminderte Erlegungsrate in den Vormonaten) zu gesteigertem Jagderfolg führt.

Ob die Altersklassen und Geschlechterverteilung in der Population konstant bleibt, weiß ich nicht. die Bereitschaft, in die reproduktionsklasse einzugreifen steigt nach meiner Einschätzung aber mit der Schwarzwilddichte, Sprich, aus einer großen Rotte wird eher eine Bache rausgezwickt als aus der üblichen Bache-mit-Frischlingen-Rotte.
 
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3.) (mögliche Erkenntniss)
Kirren hat keine nennenswerte Auswirkungen auf die Population

Ich halte diese drei Vermutungen für zutreffend.
Ich nicht. wie man aktuell und in diesem Faden im Besonderen sieht, bringen eben ausbleibende Mastjahre eine deutliche Populationsreduktion beim Schwarzwild. Wenn Land auf, landab gekirrt wird, verpufft dieser Effekt. Die Wilddichte geht dann nurnoch in eine Richtung - nach oben!
Dazu kommt, dass es mit der Kirrerei ja teilweise in ein Wettrüsten zwischen den Revieren ausartet. Alles schon dagewesen und alles schon gesehen...

Die Nachtzieltechnik kann m.E. der Gamechanger in diesem Spiel sein, aber ich würde es befürworten, wenn die Kirrung stattdessen verboten würde.

Wer Schäden im Feld hat, soll gefälligst dort jagen, wer die Sauen im Wald hat, braucht sie nicht anzukirren. Man kann im Wald auch Sauen ohne Kirrung bejagen.
 
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das habe ich eben nochmal aus den Tiefen des Laptops geangelt, alles natürlich ohne Gewähr. Hatten uns damals einfach die offiziellen Streckenergebnisse des entsprechenden Bundesländer rausgesucht. Wahl fiel auf diese drei Bundesländer, da sie, laut damals aktueller BWI, die höchsten Eichenanteile haben.
Wann jetzt Mastjahre sind ist ja doch regional auch sehr unterschiedlich, ich meine wir hatten damals 2009, 2011 und 2016 benannt. Hierzu aber gerne mal Bezug nehmen. In den drei Jahren passt es jedoch immer, dass im Mastjahr selbst die Strecke abnimmt und im Jagdjahr drauf ansteigt.
Aber ob dies nun der Populationshöhe oder der effektiven bzw. uneffektiven Bejagung zu zurechnen ist, dafür gibt es ja dann dieses Forum zur Klärung :-D
 
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das habe ich eben nochmal aus den Tiefen des Laptops geangelt, alles natürlich ohne Gewähr. Hatten uns damals einfach die offiziellen Streckenergebnisse des entsprechenden Bundesländer rausgesucht. Wahl fiel auf diese drei Bundesländer, da sie, laut damals aktueller BWI, die höchsten Eichenanteile haben.
Wann jetzt Mastjahre sind ist ja doch regional auch sehr unterschiedlich, ich meine wir hatten damals 2009, 2011 und 2016 benannt. Hierzu aber gerne mal Bezug nehmen. In den drei Jahren passt es jedoch immer, dass im Mastjahr selbst die Strecke abnimmt und im Jagdjahr drauf ansteigt.
Aber ob dies nun der Populationshöhe oder der effektiven bzw. uneffektiven Bejagung zu zurechnen ist, dafür gibt es ja dann dieses Forum zur Klärung :-D
Ich meine mich zu erinnern, dass es 2009/2010 und 2010/2011 sehr starke, bzw. späte Winter gab, die bis kurz vor Ostern mit Frost und Schnee den Frischlingen den Garaus machten (zumindest in NRW). Solche Dinge spielen wohl lokal eine größere Rolle.

wipi
 
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Ich nicht. wie man aktuell und in diesem Faden im Besonderen sieht, bringen eben ausbleibende Mastjahre eine deutliche Populationsreduktion beim Schwarzwild. Wenn Land auf, landab gekirrt wird, verpufft dieser Effekt. Die Wilddichte geht dann nurnoch in eine Richtung - nach oben!
Ich lese daraus, dass Kirren so geringen Anteil an der Nahrungsgrundlage hat, dass es sich nicht auswirkt. Lokal ausufernder Missbrauch ist natürlich kontraproduktiv, hat mit kirren nichts zu tun und ist meist gegen das Gesetz.
Die Nachtzieltechnik kann m.E. der Gamechanger in diesem Spiel sein, aber ich würde es befürworten, wenn die Kirrung stattdessen verboten würde.
Wer Schäden im Feld hat, soll gefälligst dort jagen, wer die Sauen im Wald hat, braucht sie nicht anzukirren. Man kann im Wald auch Sauen ohne Kirrung bejagen.
Wenn Du Gamechanger lediglich auf die Populationshöhe beziehst könnte dies so sein. Ich habe aber den Eindruck, dass bereits ein wenig "Umdenken" eingesetzt hat. Nur schnell rausgehen wenn die Kamera klingelt oder unabhängig von Mondphasen den Schwarzen nachstellen wirkt sich aus. Entweder durch Wechsel in andere Gefilde oder andere Strategien der Sauen. Kurzfristige Erfolge müssten sich dann noch etablieren. Da bin ich noch nicht von überzeugt.
Gesetzkonforme Kirrungen können m.E. sehr wohl helfen bei der Bejagung. Pirschen im Wald halte ich für wenig sinnvoll und es gibt nicht überall die Mastbäume, welche man alternativ als Ansitz nutzen kann ("Kiefernwüste" Brandenburg nenne ich mal beispielhaft). Missbrauch der Kirrungen o.ä. lehne auch ich ab.

wipi
 
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Eben,
Kirren macht nur Sinn, wenn es nicht zum Füttern verkommt.
Ganz ohne Kirren ginge bei uns in der Gegend aber nix, dafür sind die hier zu unstet.
Ich denke auch, dass Technik in Verbindung mit geänderter Jagdstrategie viel gebracht hat. Man kann halt nicht immer an jede Schadstelle sofort nen Sitz stellen. Mit Technik anpirschen geht aber meistens schon.
Seitdem sie in der Frucht nicht mehr sicher sind, gehen sie auch wieder besser an die Kirrung, habe ich den Eindruck.
 
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Bei uns leider nicht..
Kirrungssau seit Jahren nicht mehr geschossen...ok 2020 wohl. Aber das war mal gut 2stellige vorher
 
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Sicher reißen Wölfe den einen oder anderen Frischling, aber ich glaube nicht dass sie einen nenenswerten Einfluss haben, solange andere Beute vorhanden ist. Alle Wolfsgebiete die ich kenne haben immer noch Schwarzwild, während die Wiederkäuer auf den Wolf vom Bestand her reagieren.
 
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Wir hatten im Lkr. wohl schon zu Anfang die höchste Dichte an Vorsatztechnik im Einsatz. In Verbindung mit der Prämie hat es ein gewaltiges Loch in den Bestand gerissen. Die Strecke ist jetzt in Folge von zwei Jahren schon eingebrochen.
 
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Also wir haben kam noch Kälber beim rotwild. Dass ist rel eindeutig dem neuen beutegreifer zuzuordnen. Beim schwarzwild ist es ähnlich. Grossrotten ja, einzelne bachen - grad ül modell- selten.
 
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Nun mal eine kurze aber angenehme Ergänzung. Heute Nacht waren wie ersten Frischlinge, die ich dieses Jahr bestätigen konnte, auf der Wildkamera. 2 Bachen mit ca. 8 bis 10 Frilis. Gerade dem Kessel entsprungen toben sie wie die Hummeln herum. Schöne Bilder
 
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Mir kam in dieser Woche morgens ein einzelnes Stück Schwarzwild im Hellen 9,30h, Überläufergröße, Routineblick durchs 10x - freie Bewuchsstelle, ah dicke Milchleiste - ob sie zum Wurfkessel zog oder die Stelle dafür erst suchte, kann ich nicht sagen...:)
 
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Ja, das ist derzeitig eine heisse Kiste. Deshalb wird es nur bei unter etwa 30 kg spannend und Bedingung 2, wenn es so eine kleinere „Junggesellentruppe“ ist.
Gruss, DKDK.
 

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