Wehret den Anfängen
Werter Waidgenosse Yumitori,
bei der heute geringen Wolfsdichte in Bayern, gehe ich auch nicht davon aus, daß unmittelbar bevorsteht, "dass der Wolf ... kleine Kinder frisst". Vor mir aufgeschlagen liegt die Geschichte der Jagd in Bayern, der "Wildanger", verfasst durch Franz von Kobell im November 1858 in München. Der "Wildanger", vor einem Jahrhundert die "Bibel der bayerischen Jäger" genannt, ist eine Fundgrube, sowohl für den Jäger, als auch für den Kulturhistoriker und sicher auch für all jene, die sich heute um die Wiedereinbürgerung des Wolfes bemühen. Auf den Seiten 226 mit 239 hat von Kobell etliche Vorkommnisse und die Geschichte des Wolfes in Bayern, ja darüber hinaus, zusammengetragen. Es kommt ja nicht von ungefähr, daß der Wolf hierzulande scharf bejagt worden ist. Wenns dem Bär zu gut geht, geht er auf´s Eis tanzen. Deswegen:
Wehret den Anfängen.
Mahlzeit,
ich gehe nicht so weit, dass der Wolf gerne kleine Kinder frisst ...
... ich lasse nur mal den advocatus diaboli los... .
Von Kobell berichtet zum Beispiel:
"In Bayern trieben sie wie anderwärts ihr Unwesen und eine Menge von Verordnungen jener Zeit betreffen ihre Vertilgung. Ueberall wurden Jagden auf sie angestellt und große Aufgebote gemacht, denen sich niemand entziehen durfte... "
In einem einzigen Forstdistrikt - in Franken - sind 890 Wölfe erlegt worden.
"Der Markgraf Albrecht V.that was möglich war zur Vertilgung dieser Würger, die öfters rudelweis in die Ortschaften eindrangen, bei Tag wie bei Nacht, und Menschen und Vieh zerrissen und fortschleppten. Es wurden Wolfsgruben angelegt, Fallen gerichtet und Luderplätze, für welche man eine Menge alter Pferde kaufen und stechen ließ".
Die Wölfe ... "haben in dem harten Winter ... gräulich in Franken gehaust und in wenig Tagen um Würzburg bei 30 Menschen zerrissen".
"Diese gräuliche Plage dauerte bis gegen Ende des 17. Jahrhunderts, wo unter andern noch die Zahl der Wölfe im Würzburgischen zu 80 Stück angeschlagen wurde".
Wehret den Anfängen.
Von Kobell verabschiedet sich auf Seite 471 - wie ich jetzt auch von den Wolfs-Liebhabern - und fügt an:
"Um aber auch von den Jagdgegnern friedlich zu scheiden, will ich noch einige Verse ..." :
"Und wenn es nichts um´s Jagen wär´,
als frei im Holz zu streifen,
zu lauschen wie der Guguck ruft
Und wie die Finken pfeifen,
zu athmen frischen Tannenduft ...
... und fern vom Stadtgewimmel,
den Schwätzern aus dem Weg zu geh´n
und keine Narren mehr zu sehn,
Es wär genug der Lust dabei
Zum Lob der Jägerei".