Nachtrag aus Niedersachsen aus der Walsroder Zeitung:
Vier tote Tiere bei einem Hobbyhalter in Nordkampen: Alles deutet auf einen Wolf hin
Vier Stück Damwild in einem Gehege gerissen
Werner Heggemann und Dr. Gerd-Wilhelm Neddenriep dokumentieren den Vorfall.Fotos: Rolf Hillmann
NORDKAMPEN - 18. Februar 2021 - 13:14 UHR - VON
ROLF HILLMANN
Tote Tiere liegen auf der Weide, die Bäuche sind aufgerissen. Ein fürchterliches Bild. Der Wolfsberater sichert Spuren und kommt zu einem vorsichtigen Verdacht: Das könnte ein Wolf gewesen sein. Mit Festlegungen hält er sich zurück. Die Nachbarn in Nordkampen sind beunruhigt: So dicht ist der Wolf - wenn er es denn war - noch nicht ans Dorf herangekommen.
Mit großer Wahrscheinlichkeit haben ein oder mehrere Wölfe am Ortsrand von Nordkampen in der Nacht zu Donnerstag in einem privaten Wildgehege vier Stück Damwild - einen Hirsch, ein Kalb und zwei Alttiere - getötet. Wolfsberater Werner Heggemann und der ehemalige Vorsitzende der Jägerschaft Fallingbostel, Dr. Gerd-Wilhelm Neddenriep, waren vor Ort, um sich ein Bild von dem Vorfall zu machen und Spuren zu sichern. Aufgrund der gut sichtbaren Abdrücke im Schnee ging Heggemann tatsächlich von mindestens einem Wolf aus, der in der Nacht in das Gehege eingedrungen sein musste.
Am Abend vorher waren die Tiere noch kerngesund
Am Ortstrand von Nordkampen haben Ingrid und Frido Sprengel einen kleinen Resthof. Dahinter, in Richtung Vethemer Mühle, befindet sich ein Damwildgehege, in dem bis Mittwochabend noch fünf Stück Damwild liefen. Die Tiere wurden jeden Abend von Frido Sprengel gefüttert, “und am Mittwochabend waren sie noch alle da”, lebend selbstverständlich. Eine Nacht später, am Donnerstagmorgen, bot sich dem Tierhalter ein grausiges Bild. Vier seiner fünf Tiere lagen weit voneinander entfernt tot auf der Erde. Die Bäuche waren aufgerissen, Eingeweide quollen aus der Körperhöhle.
Ingrid und Frido Sprengel ist die Betroffenheit deutlich anzumerken. Sie hatten sich schon länger gefragt, ob Wölfe, die immer mal wieder in Dorfnähe gesehen worden waren, irgendwann auch zu ihnen kommen würden. Die Antwort kennen sie jetzt. Der Tod der vier Tiere bedeutet für die Sprengels wohl auch das Ende der Haltung von Gehege-Damwild. Der Aufwand wäre riesig, den sie in Zukunft betreiben müssten, um Gatterwild zu halten. Und ob der ausreichen würde, um Wölfe abzuhalten, wäre dann auch noch fraglich.
Ideeller größer als der materielle Schaden
Eingezäunt war das Gehege mit einem rund zwei Meter hohen Maschendrahtzaun, den man sicherlich nicht als “wolfssicher” bezeichnen kann. Ob der oder die Wölfe den Zaun untergraben haben oder darüber gesprungen sind, konnte Wolfsberater Heggemann zu diesem frühen Zeitpunkt noch nicht sagen. Er sicherte Haarspuren und fotografierte die Pfotenabdrücke sowie die toten Tiere. Der materielle Schaden wird nicht zu hoch anzusetzen sein, der ideelle Schaden dafür umso höher. Das Ehepaar Sprengel hing an seinen Tieren, die zutraulich waren und am Ortsrand in einem großen Gehege mit Unterstand ein gutes Leben hatten. Was aus dem Jungtier wird, das der oder die Wölfe leben ließen, ist noch nicht klar.