Nein, anstelle dessen werden ellenlange Aufnahmezeiten, teilweise Bürgen usw verlangt?
Und für was? Nur damit der Standesdünkel um die hochheiligen Hunde so nebulös wie möglich zu halten?
Andere Zuchtvereine haben auch gute, erbgesunde Hunde, die erfolgreich Prüfungen ablegen und jagen.
Auf den ersten Blick, erscheint das für viele sicher richtig. Aber ist das wirklich so, dass VH oder KBGS ein closed circle sind ?
Ich selber habe viele Jahre und gewissermaßen auf stetig wachsenden Zuruf der örtlichen und dann auch überregionalen Jägerschaft Nachsuchen mit meinem KLM angeboten. Das ging, da der Rüde von seinem ganzen Interessensspektrum eher mehr "Wachtel" den "Vorsteher" war, ziemlich gut und langsam bekam ich in der Region einen gewissen Namen als einen "den man anrufen kann, wenn die Sache schwierig" wird.
Mit dem 10. Feld bemerkte ich einen deutlichen Leistungsabfall und das erste mal, seit ich mich erinnern konnte, verlor mein treuer Eddi zwei Stücke nach dem Schnallen am letzten Wundbett.
Auch fiel ihm das Arbeiten in dichtem Brombeerverhau und in den vielen durch die Wetterphänomene der letzten Jahre verwilderten Forstbereichen der Region zunehmend schwer.
Bei den Gedanken um einen Nachfolger - Eddi steht jetzt im 12. Feld - kam mir verschiedene Rassen in den Sinn. Ein KLM, sicher ein Herzenshund, war eine Überlegung, die ich mir schnell aus dem Kopf schlug um einen Nachfolger nicht immer mit meinem Eddi vergleichen zu müssen.
Meine Frau hat eine DK Hündin, die, was die Niederwildjagd im Revier betrifft, keinerlei Wünsche offen lässt.
Also Wachtel oder Schweisshund ?
Gleichzeitig kam eine Nachfrage vom Forstamtsleiter meiner Region, ob denn Eddi nicht wieder fit wäre. Es gäbe so viel Arbeit für ihn, zumal ein Förster von ihm seinen HS altersbeding verloren hätte und nun "nur" noch mit Wachteln weiter mache.
Doch wie komme ich nun an einen Schweisshund ? Und was soll es für einer sein ? Alpenländische Dachsbracke, BGS, HS oder sollte ich eine Brandl o.ä. auf Schweiss spezialisieren? Aus meiner Kindheit in der Lüneburger Heide erinnerte ich einen alten, ostpreussischen Förster, der meinen Vater hin und wieder mit seinem Trumm von HS besuchte. Ein für Kinderaugen gewaltiger und mir gegenüber sehr reservierter Hund, der mir zwar großen Respekt abnötigte, mich aber durch seine unglaubliche Ruhe sehr faszinierte.
Da es gilt, hier auch Damwild zu stellen und schweres Schwarzwild, schied auch die Dachsbracke in meinen Überlegungen aus. Auch bei den BGS hatte ich eher zarte und sehr leichte Hunde erlebt mit wenig ausgeprägter Wildschärfe, wie ich sie mir perfekt auf schmalem Grat in den Bergen vorstellen kann...aber in der märkischen Heide...da passte in meinen Augen doch ein HS am besten hin.
Ich fuhr Ende Januar zur Jagdmesse nach Dortmund und stellte mich dort beim Verein Hirschmann vor. Wurde gleich freundlich beraten und mit Broschüren, dem Hirschmann Brief 2017 (der grade frisch gedruckt am Stand zu kaufen war) und dem Rat, mich in der Region bei VH Mitgliedern zu melden und Kontakt aufzubauen, versorgt.
Genau das habe ich gemacht, meine Bürgen kennen gelernt, mich dort vorgestellt und die Unterstützung für meinen Aufnahmeantrag bekommen.
Im Sommer wurden meine Frau und ich dann anläßlich der Hauptversammlung in Oberhof in den VH aufgenommen. Ohne hier in Details zu gehe - wir sind auch im KLM, DK und regionalem JGHV aktiv - der VH ist, was das kompromisslose persönliche Engagement, die Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft und auch den Zusammenhalt betrifft, eher eine Familie denn ein Verein. Wir sind mit doch einer ganzen Anzahl von Telefonnummern von der Hauptversammlung in Oberhof nachhause gefahren und daraus haben sich Freundschaften entwickelt, die bis auf den heutigen Tag intensiv gelebt werden. Hätte mir das vor einem Jahr jemand erzählt...ich hätte nur zweifelnd meine Stirn gerunzelt.
Am 2. Oktober holten wir unsere HS Hündin "Biene" ab. Sie ist eine bemerkenswerte Hündin...und hat trotz ihrer jugendlichen Lebensfreude schon so viel Ruhe und Ausdauer beim Ausarbeiten von Wechseln... bin sehr fasziniert und die ersten kleinen Arbeiten machen meiner Frau und mir sehr viel Spaß und Freude.
Wenn Du solch einen Hund führen und arbeiten möchtest,
@Jäger, bekommst Du vom Verein oder Klub den Weg gezeigt, werden sich Rüdemänner und Frauen als Bürgen und Mentoren für Deine Ausbildung und die des Hundes sehr viel Zeit nehmen und komplett uneigennützig dafür alles unternehmen, dass Du auf ihrem Kenntnisstand aufbauen und das Beste in Sachen Schweißhundearbeit herausholen kannst.
Anderes als bei unseren Vorstehern, die wir jeweils auch mit und im Verein sowie im JGHV ausgebildet haben, ist die Schweißhundeausbildung doch noch mal ne Nuance komplexer und erfordert viel mehr 1:1 Ausbildung auch des Hundeführers durch einen sehr erfahrenen Schweisshundeführer! Das geht m.E. in einer JGHV Gruppe nicht so einfach. Und genau dafür braucht es Bürgen die eigentlich eher als Mentoren zu verstehen sind.
Zusammen gefasst: Es dauert weder lange (bei mir unter einem Jahr) noch ist es für Menschen, die etwas Vorarbeit in dem Bereich geleistet haben, übermäßig herausfordernd in den VH oder KBGS zu kommen oder dann einen Hund zugeteilt zu bekommen.
Ich verstehe gut, dass nicht jedes VH Mitglied permanent einen Schweißhundeführer in der Ausbildung haben kann und mag.
Ja, eine breitere Zuchtbasis würden sich wohl auch der VH und, trotz doppelt so vielen Würfen/Jahr wohl auch der KBGS wünschen. Aber dann nicht zulasten einer hoch qualitativen Führung und Ausbildung.
Im Endeffekt: Einen HS oder BGS zu bekommen ist nicht das Problem. Gibt genug kommerzielle Vermehrungszüchter und der Farbdrucker liefert dann auch bunte Stammbäume und beeindruckende Qualitätssiegel dazu.
Entscheidet man sich für KBGS oder, in meinem Fall, den VH, dann bekommt man auch "nur" einen mehr oder minder roten Hund mit langen Behängen, großen Pfoten und faltiger Stirn. Und sicher ist die Zucht im VH und KBGS deutlich schwerer, weil die Hunde nicht nur in "ständigem jagdlichen Einsatz" stehen müssen, sondern man diese in unzähligen Berichten auch protokollieren und nachweisen muss und der Zuchtwart auf objektive Leistungsnachweise wie exzellente Prüfungsergebnisse in VP und HP angewiesen ist.
Aber es geht eben nicht nur um den Schweißhund für jeden ! Wie hieß es doch vor einiger Zeit mal bei einer großen Autovermietung - "Du bekommst viel mehr als ein Auto".
Und genau das ist es: Das Projekt HS oder BGS ist mit dem Erwerb des sicherlich in nahezu beliebiger Anzahl zu "produzierenden" Hundewelpen nicht getan. Es geht auch und grade um die aufwändige und jahrelange Ausbildung zu einem Spezialisten auf der roten Fährte, der dann noch die Fährte voran treibt, wenn andere aufgeben mussten. Das ist der Zweite Aufgabenbereich des Vereins und das gehört wie Yin und Yang aufs engste zu diesen Hunderassen dazu.
Und zu guter letzte finde ich es richtig, Hunde nicht auf "Halde" zu produzieren. Diesen Sommer standen auf der DK-Welpenseite so viele wunderschöne Welpen aus besten Linien...teilweise schon 12-15 Wochen alt. Bolli beklagte, der er seine DD Rüdewelpen nicht los wurde. Das ist doch traurig...
Ist es nicht besser, wenn man nur die Welpen "produziert" die auch wirklich in gute jagdliche Hände wandern ? Und sucht nicht auch ein versierter Züchter die Welpenkäufer genau aus, weist (vermeintlich) untaugliche Interessenten ab und engagiert sich dann umso mehr für die Welpenkäufer, die einen seiner Schützlinge bekommen haben, damit Ausbildung und Führung aufs Beste gelingen ? So hat das damals mein KLM Züchter gemacht und erstrecht der DK Züchter, aus dem einer unser engen jagdlichen Freunde geworden ist.
"Sie bekommen viel mehr als nur einen Hund" könnte also das Motto des VH oder KBGS sein, so wie ich es bisher kennen lernen durfte.
Auf der Basis meiner Erfahrungen kann ich also nur sagen: Wenn Ihr Zeit, Lust und nachhaltige Motivation sowie die räumlichen und persönlichen Voraussetzungen habt, dann klopft bei den Vereinen an - die Tür steht offen !