Zucker für Ameisen

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Rebhuhn- und Fasanenküken nehmen auch Ameisen als Nahrung auf. Besonders die Puppen und Larven

in den Wegameisennestern sind eine wertvolle Nahrung.
Ameisen können eine hohe Siedlungsdichte auf manchen Flächen erreichen.

„ ...die maximalen Biomassen der dominanten Arten können auf einem Hektar Wiese mit 110 bis 150 kg mehr als das Dreifache der Werte aus Optimallebensräumen der auffälligeren und sehr volkreichen Waldameisen aus der Formica rufa -Gruppe ( ca. 40 kg / ha ) erreichen.

( Quelle : Ameisen als Schlüsseltiere in einem Grasland/ Christian Platner, Universitätsverlag Göttingen , S. 23.)

In Wiesen und Randsäumen können bspw. alle 2-3 Meter Ameisennester vorkommen, besonders von der roten Gartenameise und der gemeinen Rasenameise. Die Kolonien können jahrzehnte alt werden, wenn der Boden nicht ständig bearbeitet wird.



Als Nahrung nehmen Ameisen Zucker und tierisches Eiweiß auf. Den Zucker erhalten sie in erster Linie vom Honigtau von Blattläusen. Der Zucker ist die Grundenergiequelle. Sind die Ameisen damit gut versorgt, können die Arbeiterinnen auch fleißig Kleintiere jagen, um die Larven zu füttern.
„ Das zusätzliche Angebot an Zucker hat zu einer signifikant erhöhten Überlebensrate der Ameisen geführt.(.....) Zucker stellt für Ameisen die Hauptenergiequelle dar. ( Carrol u. Janzen 1973), die letztlich auch für den Beutefang benötigt wird. , weshalb eine bessere Versorgung mit Honigtau oft zu einer verstärkten Prädation führt, die sowohl andere Blattläuse als auch die Honigtaulieferanten selbst betreffen kann....Das angeborene Verhalten der Ameisen führt primär zu einer Sicherstellung der Energieversorgung der Kolonie und erlaubt es erst dann einer größeren Zahl an Arbeiterinnen , gezielt Jagd auf Beutetiere zur Versorgung der Larven zu machen."

( Quelle : siehe oben, S. 97 f. )

Zitat: " ...im Laborversuch hatte Zuckerzufütterung die deutlichsten positiven Auswirkungen auf die Ameisen."

( Quelle: siehe oben, S. 145. )



Das brachte mich auf die Idee Wegameisen gezielt im Frühjahr zu unterstützen. Die Frage war, wie kann ich ihnen flüssige Nahrung anbieten, die auch noch längere Zeit vorhält ? Ameisen können keinen harten Zucker aufnehmen. Zuckerwasser verdirbt nach 2-3 Tagen.



Die Lösung war einfacher Kandiszucker, den man unter ein dünnes Holzbrettchen legt. Legt man 1-2 Stücke drunter, halten sie ca. 14 Tage. Von oben hat der Zucker Regenschutz, durch aufsteigende Feuchtigkeit von unten wird die Oberfläche nacheinander dosiert verflüssigt. Ich habe das jetzt schon 2015 und 2016 getestet.





Anfang bis Mitte März kann man anfangen Wegameisen mit Energie zu unterstützen. Wer die Muße hat, bis in den Herbst hinein. Die gut mit Energie versorgten Ameisen können so kräftige Kolonien anlegen , mit vielen Puppen und Larven , und auch bei nasskaltem Wetter ausreichend Zucker finden. Auch nach einem Raubzug durch ein paar Küken können sich die Kolonien sicher besser erholen.




Sollten mal Rebhühner oder Fasane die Brettchen auf Seite schieben, finden die Gesperre auch direkt ein paar Ameisen.


Natürlich wird kein Revierheger sein ganzes Revier mit Zucker und Brettchen ausstatten.

Aber der Streuobswiesenbesitzer legt vielleicht einige Brettchen für den dort vorkommenden Wendehals aus. Der Wendehals ist ein kleiner Spechtvogel, der auf Ameisen spezialisiert ist. Oder der Revierinhaber legt ein paar Brettchen an ein paar Niederwild- Hotspots im Revier aus, z.B. bei Futterautomaten.

Die Brettchen sollten dünn geschnitten sein, und nicht in Mähwiesen liegen. Sonst kommt der Kreiselmäher rein.

Aus Frankreich kommt die Methode, dass man Zucker unter Steinplatten streut. Das soll Ameisen anlocken. Hier geht es primär um das Stärken der Kolonien in der Fläche. Das Auffinden von Ameisen an den Brettchen ist ein Nebeneffekt. Streuzucker löst sich auch zu schnell auf, so meine Erfahrung. Er verklebt dann die Ameisen und ist zu schnell weg geschwemmt.

Viel Erfolg. :cheers:


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Moin,

nicht zwangsläufig nur bei Sand. Ich kenne Ecken mit Lehmboden , wo alle 2 Meter eine Kolonie der roten Gartenameise vorkommt. Auch auf Lössboden Habe ich schon hohe Siedlungsdichten gesehen. Weg- und Rasenameisenarten lieben offenere , sonnenexponierte Ecken. Wegsäume und magere Wiesen im Offenland haben teils hohe Siedlungsdichten. Dort dringt Wärme bis ( fast ) an Bodennähe. Für den Rest bauen sie dann die Erdhügel, und nutzen dafür auch Pflanzenstängel. Durch die Hügelform wird das Nest mit den Puppen und Larven drin gut von der Sonne erwärmt. ( Mikroklima). Fasane und Rebhühner Können die dann gut aufscharren. Das Herz der Kolonie liegt im Boden. Verluste durch Fressfeinde werden in der Regel verkraftet, so dass die Kolonien viele Jahre beständig Nahrung liefern. Ihren Zucker holen sich Rasenameisenarten nicht nur von oberirdischen Läusen, sondern einige Arten auch von Wurzelläusen , bspw. an Gräsern.( oder von Nektardrüsen mancher Pflanzen ) ..Steht ihnen genug Zucker zur Verfügung fressen sie auch die Läuse ( siehe oben ) . Bodenruhe , sonnenexposition sind wichtig. Die Ameisen siedeln sich schon selber an.
 
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[SUP]Ich werde das mal probieren, wir haben im Revier ein Sandgebiet.
früher viel für Spargelanbau genutzt,heute wenig mit wilden Äckern und einigen Schrebergärten.

Hier hatt es auch vereinzelt Rebhühner,leider ist der Prädatoren und militante Hundespatziergänger Druck sehr groß.

auf den verwilderten Stücken sollte die Auslage der Zuckerbretter funktionieren.


Was mir so nebenbei aufgefallen ist,Rebhühner scheinen Spargelfelder zu mögen,jedenfalls sitzen sie oft zwischen den Gräben in den Furchen....

[/SUP]
 
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Spargel: Im Frühjahr liegt die Folie auf den Dämmen, dazwischen können Wildkräuter auflaufen. Werden die Folien nach der Ernte dann abgenommen, sprießt erstmal viel Wildkraut, die Vegetation ist lückig und die Dämme erwärmen sich zusätzlich schnell. Was will das Rebhuhn mehr ? :cheers:


Hier mal eine Stelle mit lehmigem Boden. Unter dem "reifen" Boden unter dem Weidezaun fanden sich ca. alle 2 Meter Ameisennester.

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Und hier auf einem Grasweg im Rheinland auf Lössboden.

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Ein gesundes Bodenleben ist auch gut. Auf dem Bild sieht man Springschwänze . Das sind kleine Tiere, die totes Pflanzenmaterial zu Humus verarbeiten. Diese kleinen Tiere sind auch wichtige Eiweißnahrung für Ameisen und einige Bodenspinnenarten. Bodenspinnen können auch in hohen Stückzahlen pro Quadratmeter vorkommen. Ein Boden braucht Ruhe und muss reifen wie ein guter ein Rotwein.
Graswege, Käferbänke , Wegsäume Heuwiesen, Trockenrasen sind da wertvoll. In Intensivackerbaugebieten fehlen Flächen mit Bodenruhe. (Aber da streiten wir uns immer wieder drüber)

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Ich nehme ürbigens diesen dickeren Kluntjes Kandis mit ca. 2 cm Kantenlänge. Der ist nicht zu klein, und hält länger. Es gibt den Kandiszucker nämlich auch in kleineren Stücken.

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War eben in der Mittagspause nochmal im Garten. Dort habe ich auch einige Brettchen liegen. Für Grünspechte, Garten- und Hausrotschwänze und andere Singvögel möchte ich die Ameisen etwas fördern. Starke Kolonien bringen auch viele Schwarmköniginnen und Männchen hervor , und können das umliegende Offenland neu besiedeln. Besonders für Schwalben, Hausrotschwänze und Bachstelzen sind die fliegenden Schwarmameisen ein Leckerbissen. Die gut genährten Königinnen am Boden auf der Suche nach Neststandorten werden dann auch gerne von Vögeln gefressen.

Das Bild ist von heute. Unter einem Brett waren die roten Rasenameisen am Zucker. Sie deponieren auch schon die ersten Larven nach der Winterruhe unter das Brett. Kein Wunder, bei Sonne wärmen sich die Brettchen ja auch gut auf, ähnlich wie Steinplatten, wo auch gerne Ameisen drunter sind.

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Rasen- und Wegameisenkolonien schwärmen von ca. Juni bis September , je nach Art, alle paar Wochen. Sie bringen mehrere hundert Königinnen und Männchen hervor. Nach der Paarung suchen die fetten , gut genährten Königinnen nach neuen Neststandorten. Viele werden gefressen, auch von anderen Ameisen . Ist aber eine Kolonie erstmal gegründet, kann sie alt werden. Im Labor wurde bspw. eine Königin der schwarzen Wegameise ca. 29 Jahre alt. Andere Arten haben mehrere Königinnen, können sich theoretisch unendlich lange als Kolonie halten.

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Bei uns gibt es in einigen Gebieten so reichlich Ameisen das ich meine komplette Rebhuhnkükenaufzucht letztes Jahr damit durchführen konnte (ganze Nester füttern).
 
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Servus!

Wäre vielleicht auch eine Idee diese Zuckerstückchen unter die Steinplatten von Futterautomaten zu legen...?


Gibt ja viele die unter die Automatenöffnung Steinplatten oder Betonplatten legen...


Gruß und WMH

Michi
 
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Hunter_1: Das wird schon seit einigen Jahren mit Zucker in Frankreich und auch von Hegern in Deutschland praktiziert. Um die Ameisen unter den Automaten zu locken. Trotzdem Danke für den Hinweis. :cheers:
 
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Habe heute - Ende März- in der Mittagspause nochmal unter ein anderes Brettchen im Garten geschaut. Darunter ging schon die Post ab. Eine starke mehrjährige Kolonie hatte sich darunter breit gemacht. Auch diese hatte schon die ersten Larven in diesem Jahr unter das Brett deponiert. Zu einem sonnenwarmen Brettchen und reichlich Zucker als Kraftnahrung sagen sie nicht "nein". Jetzt lasse ich sie erstmal in Ruhe, bis ich in ein paar Tagen erst neuen Zucker drunter schiebe.

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Neben dem Grünspecht freut sich auch der Wendehals über reichlich Ameisen in Streuobstbeständen. Er ist ein Zugvogel aus der Familie der Spechte. Beide Vogelarten fressen fast ausschließlich Ameisen.


[video=youtube;F6QCJGJBF7w]https://www.youtube.com/watch?v=F6QCJGJBF7w[/video]


[video=youtube;5lFbXf7GI60]https://www.youtube.com/watch?v=5lFbXf7GI60[/video]
 
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Hast Du schon Fondantzucker ausprobiert? Gibts im Imkereibedarf in 15 kg Blöcken...

Im Schädlingsbekämpfungsgroßhandel gibt es Leerköderdosen für Ameisen aus Kunststoff.
Die mit Fondantzucker gefüllt unter Brettchen gelegt, sollten auch lange halten.

Der Fondantzucker kann leichter aufgenommen werden, als ungelöster Kristallzucker.
 
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Moin, ja, mein Bruder und mein Vater sind Hobbyimker. Ich kenne den Zuckerteig. Ich habe mich lange mit Ameisen beschäftigt und 3 Jahre an der Fütterung experimentiert. Der Futterteig führt zu Folgendem: bei Hitze oder Feuchtigkeit (die er auch so zieht) verläuft er sehr schnell an den Außenseiten. Darin verkleben massig Ameisen. Die Ameisen will ich aber nicht töten. Sie sollen rumkrabbeln und sich auch weiter um die Brut kümmern. Der dicke Kandiszucker hält lange, und wird immer nur an der Oberfläche leicht flüssig. Dadurch kann er von den Ameisen dosiert , nach und nach , aufgenommen werden.
 

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