Fang-Wiederfang, Distance Sampling, Kohortenanalyse und co. - Bestimmung des Wildbestands in der Praxis

Registriert
22 Aug 2023
Beiträge
20
Als jemand der vor dem Jagdschein steht und aktuell versucht erste wirklich praxisnahe Einblicke in die Jagd zu bekommen, werfen sich mir Fragen auf, wie recht grundlegendes, was einem häufiger im Bezug auf die Jagd entgegnet, eigentlich von statten geht.

Eben da setzt auch die Bestimmung des Wildbestandes in der Praxis an.

Wir kennen sie alle, die Altersdiagramme zu bestimmten Wildarten welche ihre jeweiligen Bestände in den Altersklassen aufzeigen. Darin wird gerne über die jeweilige Entnahmemenge eines Jahrgangs theoretisiert. Wie aber, wenn man ein Revier zu bewirtschaften hat, kommt man in der Praxis zu einem solchen Altersdiagramm?

Die im Titel genannten Möglichkeiten sind ja nur ein Teil dessen, wie man seinen Bestand monitoren kann. Jedoch sind sie alle, ggfs. meiner Unwissenheit geschuldet, entweder extrem aufwändig, ungenau oder bieten viel mehr nur einen Blick in die Vergangenheit als ein aktuelles Abbild der Realität im Revier. Dass man jetzt nicht jedes einzelne Tier von der Hummel bis zum Keiler im Revier einzeln durchzählt und einen Personalausweis mit Namen, Anschrift und Geburtsdatum aushändigt ist mir schon bewusst...

Trotzdem würde mich von euch interessieren: Wie handhabt ihr die Bestimmung des Wildbestandes in eurem Revier? Was sind konkrete Methoden und Tools die dabei genutzt werden? Wie wichtig ist es eigentlich, ein (sehr) genaues Bild der Altersstruktur der Wildarten in seinem Revier zu haben?

Ich bin gespannt von euren Erfahrungen zu hören, danke!
 
Registriert
4 Dez 2013
Beiträge
3.655
Wie wichtig ist es eigentlich, ein (sehr) genaues Bild der Altersstruktur der Wildarten in seinem Revier zu haben?
Abhängig von der Wildart sollte man schon eine grobe Idee der Altersstruktur haben. Jäger sind jedoch keine Wildbiologen und veranstalten nicht aus wissenschaftlichem Interesse regelmäßig o.g. Maßnahmen im Revier. Für den Jäger ist nachhaltige Nutzung des Wildbestandes ein mögliches Interesse, ein anderes kann bspw. auch Reduktion (um den Lebensraum insgesamt zu verbessern) oder auch gezielte Förderung einer Wildart sein. Unter anderem nach diesen Zielsetzungen richtet sich auch die Entnahme in den Altersklassen. Reproduktionsraten unter bestimmten Lebensraumbedingungen sind (dank Wildbiologie) i.d.R. bekannt, so daß meist die Betrachtung des Ist-Zustandes des Lebensraums sowie die Entnahme (Strckenliste) ausreichend sind, um einen genügenden Überblick zu erhalten.
 
Zuletzt bearbeitet:
Registriert
8 Aug 2017
Beiträge
37
Wir kennen sie alle, die Altersdiagramme zu bestimmten Wildarten welche ihre jeweiligen Bestände in den Altersklassen aufzeigen.
Scheint an mir vorbeigegangen zu sein. Wild ist ganz überwiegend heimlich und mag sich nicht zählen lassen, das sollte klar sein. Wir Jäger betreiben auch keine Zucht. Außer für wissenschaftliche Zwecke ist Altersklassenmonitoring auch nicht möglich bzw. erforderlich.

Wichtiger ist, anhand von Beobachtungen für die Wildbestände im eigenen Revier eine Aussage treffen, ob diese (zu) hoch oder (zu) niedrig sind. Danach richten sich idealerweise Hegemaßnahmen und Abschuss(-planung).

Beispiel: In unserem reinen Feldrevier zählen wir 1x jährlich im Februar mit der WBK das sichtbare Rehwild. Die erhobene Anzahl x 0,5 (rechnerischer Zuwachs) versuchen wir als Mindeststrecke zu realisieren.
 
Registriert
7 Feb 2002
Beiträge
3.668
Theorie und Praxis. Ob Norddeutschland Österreich oder Harz. Ob Hase oder Hirsch. Wenn wir 300 Hasen mit Scheinwerfer zählen gehen wir zur Jagd , der Österreicher wird sagen erst mal 10 Jahre schönen. Wir bejahen 30 Hähne im Jahr, haben dann noch 30 Hennen und 15 Hähne. Wer erlegen 70 Graugänse und 10 Kanadagänse. Wer haben den ganzen Herbst bis jetzt 1500 Graugänse im Revier, 100 Kanadagänse. Aber auch 2500 Blässgänse und 2500 Nonnengänse und dürfen keine davon erlegen. Alles fragwürdig.
 
Registriert
22 Aug 2023
Beiträge
20
Abhängig von der Wildart sollte man schon eine grobe Idee der Altersstruktur haben. Jäger sind jedoch keine Wildbiologen und veranstalten nicht aus wissenschaftlichem Interesse regelmäßig o.g. Maßnahmen im Revier. Für den Jäger ist nachhaltige Nutzung des Wildbestandes ein mögliches Interesse, ein anderes kann bspw. auch Reduktion (um den Lebensraum insgesamt zu verbessern) oder auch gezielte Förderung einer Wildart sein. Unter anderem nach diesen Zielsetzungen richtet sich auch die Entnahme in den Altersklassen. Reproduktionsraten unter bestimmten Lebensraumbedingungen sind (dank Wildbiologie) i.d.R. bekannt, so daß meist die Betrachtung des Ist-Zustandes des Lebensraums sowie die Entnahme (Strckenliste) ausreichend sind, um einen genügenden Überblick zu erhalten.
Sehr spannend, danke vielmals!
 
Registriert
21 Jan 2002
Beiträge
75.676
"Mein" Revier ist jetzt seit 1977 beim gleichen JAB, ich verfolge das ungefähr seit 1987, da sollte man dann langsam sehen wie der Wildbestand über die Jahrzehnte sich so entwickelt. Ganz unwissenschaftlich.
 

Online-Statistiken

Zurzeit aktive Mitglieder
80
Zurzeit aktive Gäste
539
Besucher gesamt
619
Oben