Du bist wahrscheinlich auch so ein heldenhafter Vaterlandsverteidiger. Zu meiner Zeit wussten die nicht wohin mit den Rekruten, die Schulkollegen, die damals aus Bequemlichkeitsgründen, Kriegsdienstverweiger machten länger und mussten eine mündliche Verhandlung über sich ergehen lassen, erzählten übereinstimmend alle vom ewigen Gammeldienst, egal bei welchem Truppenteil. Für alle waren die 15 Monate nur ein Hindernis um zeitnah eine Ausbildung zu beginnen die ihnen und unserer Gesellschaft zu dem Zeitpunkt mehr geholfen hätten.
Genau, denn ich dachte unsere Freiheit wird am Hindukusch verteidigt?
Die Verteidigung der Bundesrepublik Deutschland ist das, was Aufgabe der Bundeswehr ist und jeder Soldat beim Gelöbnis gelobt. Er soll es tapfer tun und die Grenze zu heldenhaft ist sicher fließend.
Was ist so schlimm daran? Ich vermute, Du bist mit Habeck einer Meinung, aber dass Du diese haben darfst, verdankst Du auch zu einem gewissen Teil denen, die bereit sind, uns zu verteidigen.
Mir war es persönlich immer egal, ob jemand Wehr-, oder Ersatzdienst geleistet hat. Auch beim Zivildienst gab es Tätigkeiten, die weit entfernt waren vom „Ärsche putzen“. Auch die Mähr, dass der Zivildienst länger dauert und das dadurch ungerecht ist, stimmt nur teilweise.
Wenn man aber weder das eine- noch das andere getan hat und hier von der Bundeswehr schwadroniert wie eine Nonne vom Kinderkriegen, stößt mir das sehr sauer auf.
Die 15 Monate „Hindernis“ waren aber ja hinlänglich bekannt, kamen nicht überraschend und mussten in die Lebensplanung mit einbezogen werden, na und? Das ging ja allen jungen Männern so und ich denke auch damals wussten noch nicht alle, was sie nach dem Abitur machen wollten und waren froh, noch etwas Zeit zu haben um drüber nachzudenken.
Es war bis zum Ende des kalten Krieges sicher so, dass es viel Dientsposten/Verwendungen gab, die nur im Verteidigungsfall was zu tun gehabt hätten. Trotzdem mussten diese vorhanden sein, auch wenn das für die entsprechenden Wehrpflichtigen sicher nicht die große Erfüllung war. Aus Kostengründen konnte man auch nicht ständig Übungen durchführen, bei der dann jeder mal gefordert wurde.
Letztendlich kann man aber auch hier die Zeit sinnvoll nutzen. Der Historiker Sönke Neitzel berichtete, dass er während seiner Wehrpflicht an einer Tankstelle saß, auch nicht viel zu tun hatte, aber die Zeit zum Latein lernen nutze, was ihm bei seinem späteren Studium hilfreich war. Mein Vater hat in der Gemeinde wo er stationiert war mit Jagdhornblasen begonnen, hat dort jemand aus dem Ort kennengelernt, mit dem er bis heute freundschaftlich verbunden ist und der ihn immer noch zu Jagd einlädt. Es liegt also an jedem selbst, was man draus macht und auch das kann zur Persönlichkeitsbildung beitragen.
Meine Dienstzeit war sehr gefüllt mit Ausbildung und Übungsplatzaufenthalten, so dass die Rekruten immer froh waren, wenn mal „normaler Truppendienst“ anlag. Dadurch, dass die Dauer der Wehrpflicht immer verkürzt wurde, musste die Zeit intensiv genutzt werden, wobei es natürlich auch weiterhin Einheiten gab, die eine ruhige Kugel geschoben haben.
Jetzt vom Hörensagen Rückschlüsse zu ziehen, bzw. Behauptungen aufzustellen, ist genau das Niveau wie: „Jäger haben alle einen Dackel, sind ständig besoffen und knallen alles ab“.
Es war für Dich und die Bundeswehr aber sicher auch besser, dass Du nicht dort gewesen bist. Das wäre sicher eine Mischung aus Café Viereck und Code Red geworden (ohne dass ich so etwas gutheißen möchte).