Allen hier ein kräftiges Waidmannsheil!
Jetzt möchte ich auch noch mein Erlebnis zum ersten Bock schildern.
Für mich sind im Moment Knopfer und Jährlingsspießer frei. Nach einem Tipp meines Jagdherrn, wo er einen Knopfer ausgemacht hatte, saß ich am 14. Mai abends dort an. Eine Leiter an einem Waldeck, angrenzend nach links, rechts und vorne rund 140 Meter Weizen. 2 Stunden lang konnte ich auf der Wiese dahinter ein paar Geißen beim Äßen beobachten. Plötzlich trat dort ein anderes Reh auf die Bühne, welches von einem Bock in meine Richtung getrieben wurde. Beide liefen in der Spritzgasse im Weizen spitz auf mich zu.
Mein Puls schlug auf einmal höher und ich begann vor Aufregung zu zittern, als ich durch das Glas feststellte, dass der Getriebene der gesuchte Knopfer war! Fernglas weg, Peltor auf, Waffe in Anschlag. Jetzt läßt der Ältere ab und der Knopfer biegt nach links ab hinter eine Bodenwelle. Er sichert zu mir rüber und ich kann ihn definitiv als das Objekt der Begierde ansprechen. Leider ist nur das Haupt, der Träger und die Rückenlinie sichtbar. Für mich als Jungjäger und als erstes Stück kommt ein Schuß auf den Träger überhaupt nicht in Frage. Der Bock zieht alsbald hinter mir durch den Wald und kommt auf der rechten Seite wieder heraus. Hier zieht er bis zum Ende des Büchsenlichtes mit dem Spiegel zum mir äsend am Waldrand entlang.
Neuer Abend, neues Glück denk ich mir und setze mich am Freitag, den 15. Mai wieder auf die gleiche Leiter. Nach und nach wieder nur Geißen in der Wiese gegenüber. Immer mal wieder schaue ich nach rechts hinten, wo gestern der Knopfer verschwunden war. Irgendwann, gegen 20:45 Uhr, stand am rechten Feldrand eine Geiß. Prima, dachte ich noch, jetzt kann ich nach links vorne und rechts hinten abwechselnd abglasen. Der Rücken schmerzt eh schon. Es dauert aber nicht lange, da steht auf 2 Uhr plötzlich wieder mein Freund, aber im Feldeck auf rund 160 Meter. Also schon mal wieder den Peltor auf und Waffe hergerichtet. Er zieht am oberen Feldrand den Feldweg entlang, bis auf einmal auf 12 Uhr der Platzbock auftaucht und den Kerl durch den Weizen auf halben Weg zu mir langsam Richtung Wald treibt. Immer mal wieder 10-15 Meter. Es sieht fast so aus, als ob sie sich gegenseitig immer necken.
Lange Rede kurzer Sinn, auf ca. 80 Meter bleibt er wieder mal breit stehen und fällt auf den Knall der .222 Ferlacher einfach um. Im Schußknall denk ich mir noch „Scheixe! das war zu weit hinten, hoffentlich bin ich noch in der Kammer!“. Sofort nachgeladen, falls er nochmal versucht aufzustehen. Aber nichts passiert mehr. Der ältere Bock geht sogar hin und beschnuffelt seinen „Spielkameraden“. Jetzt bloß schnell merken, wo er liegt: 1, 2, ah oberhalb der dritten Spritzgasse. Also irgendwann abgebaumt, nur BBF mitgenommen und die Spritzgassen abgezählt, langsam wurde es auch schon finster. Trotzdem mir der Weizen schon bis zum Zwickl reicht, ist der Bock dann schnell gefunden. Er liegt auf der Ausschuss-Seite,-- aber wo ist dieser: Oh shit, soweit hinten?! Überall war brauner Schweiß, also definitiv Leber erwischt. Als ich das Stück umdrehte, war der Einschuss genau da wo ich abgekommen bin. Allerdings ist dann entweder das Geschoß an der Rippe abgelenkt worden, oder er stand doch nicht 100% breit. Also mieser Schuss, der sehr an meinem Ego kratzt. Waren es in der Prüfung ja 3x 10.
Aufgebrochen wird in der Wildkammer, also den Bock erstmal zur Leiter gezogen und schnell noch einen Schnappschuss gemacht. Zeug zusammen geräumt, die Läufe zusammen gebunden und über die Schulter gehängt, zum Auto geht’s noch 200 Meter durch den Wald. Mensch, warum wird die vom Tau nasse Hose denn jetzt so warm? Am Auto bemerkte ich, dass der ganze Schweiß am Lodenmantel runter, schön über den rechten Oberschenkel nach unten lief. Außenstehende müssen gedacht haben, ich hätte mir ins Bein geschossen. Erstmal kurz heim (5 Minuten Fahrzeit), andere Hose angezogen und dann ab in die Wildkammer.
Dort stellt sich raus, 1 Lungenflugel getroffen und dann ab nach hinten, Leber zerfetzt, Pansen halb zerfetzt und dann wieder raus. :no:
Fazit: Es war aufregend und natürlich was Besonderes. Aber der nächste Schuss muss besser sitzen, der nervt mich heute noch.
WMH
Flo
BBF Franz Sodia Ferlach .222 Sako, ca. 80 Meter