Ökologische Jagd

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Sind wir doch mal ehrlich, das Wort ökologisch wird doch in Jagdscheininhaberkreisen gerne als moralisches Feigenblatt gebraucht, um eine höhere, moralisch überlegende Rechtfertigung für das Jagen zu haben. Man kann ja nicht einfach sagen, hey ich gehe gerne jagen.Nein, stattdessen braucht man eine höhere, moralische Rechtfertigung und macht die "nur aus ehrlicher Passion" jagenden Jäger schlecht.

Ich denke, man muss das differenziert betrachten. Handelt es sich um gesellschaftliche Strömungen gegen die Jagd im Allgemeinen, wird die Passion quasi mit der Lust am Töten erklärt und jegliches Töten von Tieren wird verteufelt. Das ist aber nicht unser Problem und schon gleich gar nicht innerhalb der Jagd. Radikale Jagdgegner sind in der absoluten Minderheit und ich glaube auch nicht, dass von dieser Gruppe eine echte Gefahr ausgeht.

Interessanter wird es, wenn man das Selbstverständnis der Jäger betrachtet und wie die Jagd von Jägern gesehen wird.

Die passionierte Jagd als Selbstzweck zur Befriedigung von Leidenschaft und Jagdtrieb ist keine hinreichende Rechtfertigung für die gesellschaftliche Akezptanz in der Zukunft. Gesellschaftspolitisch hat das Tier einen immer höheren, ethischen Stellenwert mit Verfassungsrang.

Je mehr sich in Zukunft dieses gesellschaftliche Meinungsbild verstärkt desto weniger Verständnis wird für die Freizeitjagd um des Jagens Willen von der Gesellschaft zu erwarten sein.

Wird die Jagd hingegen als Dienstleistung begriffen, die klar übergeordneten Zielen dient, dann wird niemand den Jäger verteufeln, der das mit Passion tut.

Der Schutz unserer natürlichen Lebensgrundlagen hat eine klare Rangordnung. Erst die Pflanze und dann das Tier. Eine ökologische Binsenweisheit.
 
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Geht es jedoch um die Frage, was mit Jagd zu bezwecken ist, hat es keine Rolle zu spielen, ob das der Stöbi, Du, ich, der verte Colchicus, Oberförster oder auch nur ein Haubentaucher ist, bei dem es einfach nur krachen muss. Am Ende brauchen wir auf einem Hektar Waldboden immer so viele schnurgerade wachsende Bäume als CO2-Speicher und Rohstoff-Lieferanten, wie auf der Fläche nach försterlicher Kunst tatsächlich wachsen können,

Du übersiehst die Multifunktionalität des Waldes. Eine Optimierung auf den Holzertrag ist keine försterliche Leistung, dafür braucht es nur "Rohholzingenieure".

Und "erst die Pflanze, dann das Tier" ist keine ökologische Binsenweisheit, sondern ökologisch längst überholt, da es eine Irrlehre ist.
 
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Ich denke, man muss das differenziert betrachten. Handelt es sich um gesellschaftliche Strömungen gegen die Jagd im Allgemeinen, wird die Passion quasi mit der Lust am Töten erklärt und jegliches Töten von Tieren wird verteufelt. Das ist aber nicht unser Problem und schon gleich gar nicht innerhalb der Jagd. Radikale Jagdgegner sind in der absoluten Minderheit und ich glaube auch nicht, dass von dieser Gruppe eine echte Gefahr ausgeht.

Interessanter wird es, wenn man das Selbstverständnis der Jäger betrachtet und wie die Jagd von Jägern gesehen wird.

Die passionierte Jagd als Selbstzweck zur Befriedigung von Leidenschaft und Jagdtrieb ist keine hinreichende Rechtfertigung für die gesellschaftliche Akezptanz in der Zukunft. Gesellschaftspolitisch hat das Tier einen immer höheren, ethischen Stellenwert mit Verfassungsrang.

Je mehr sich in Zukunft dieses gesellschaftliche Meinungsbild verstärkt desto weniger Verständnis wird für die Freizeitjagd um des Jagens Willen von der Gesellschaft zu erwarten sein.

Wird die Jagd hingegen als Dienstleistung begriffen, die klar übergeordneten Zielen dient, dann wird niemand den Jäger verteufeln, der das mit Passion tut.

Der Schutz unserer natürlichen Lebensgrundlagen hat eine klare Rangordnung. Erst die Pflanze und dann das Tier. Eine ökologische Binsenweisheit.
Du solltest vielleicht einmal darüber nachdenken! "Was ist Jagd?"!
 
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Eigentlich ist es eine Beleidigung, wenn sich ein Verband in Abgrenzung zum DJV "ökologischer Jagdverband" nennt. Das ist in etwa so, als wenn sich ein neuer "nicht-pädophiler Kirchenverband" gründen würde, oder eine "Antirassistische Polizeigewerkschaft". Denn das bedeutet ja immer im Umkehrschluss, dass man dem anderen Verband "un-ökologisches Jagen", "Pädophilie" oder "Rassismus" vorwirft. Man gründet sich also schon im Streit. Das ist nicht gut, auch wenn Vielfalt den Markt belebt.
 
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@wipi

In diesem Fall waren das weniger "Seitenhiebe", aber Du stelltest die ökologische/akademische Vernunft des ÖJV infrage, woraufhin ich Dir aufgrund der jüngsten JiB-Ausgabe zu vermitteln versuchte, dass die "konservative" Jagd hier besser die Klappe halten sollte.

Gab es denn im Lauf der Zeit einen Sinneswandel oder haben sich die Ökonomen im ÖJV entsprechend durchgesetzt? Das ist eine wirklich ernst gemeinte Frage, da ich über die Ursprünge des ÖJV nichts weiß.

Ich bin noch keine 30 Jahre ein jagdpolitisch denkender und engagierter Mensch, aber ich habe extrem viel gelesen und recherchiert. Ich habe dabei nicht den Eindruck gewonnen, dass sich die "Ökonomie auf der Jagd nach Maximalrenditen" durchgesetzt hat. Vielmehr bin ich mittlerweile zu der Überzeugung gelangt, dass man einer völlig übersättigten und im Wohlstand ersaufenden Gesellschaft wieder erklären muss, dass die gebratenen Tauben nicht vom Himmel fallen und das gilt leider leider leider in Zeiten der "Wohllebens" auch für das Thema Wald. Nix mit "Maximalrenditen". Wenn die Kosten gedeckt sind, machen Manche schon ein Kreuzzeichen.

Das ist die eine Seite. Die andere Seite ist, dass es in diesem Verband eben auch eine hohe Konzentration an Fachleuten gibt, die ganz einfach Waldpraktiker sind und von der hohen Politik so weit entfernt, wie Du und ich von der Milchstraße. Will damit sagen, dass die nicht deshalb in den Verein kamen, um politisch korrekt ihr Fähnchen in den Wind zu hängen. Die sehen, was los ist und machen sich Sorgen. Idealisten gibts da genug.

Dabei stimme ich Dir zu, sehe aber einige Bereiche genauso kritisch wie in der Landwirtschaft. Beide Bereiche sollten sich m.E. auf die veränderten Bedingungen rechtzeitig einstellen und nicht, wie es leider passiert ein totes Pferd reiten und dabei staatliche Hilfen hinterherrufen.

Hier kann ich Dir nicht folgen. Was meinst Du damit?

Bitte spare Dir doch das bashing der "hobbyjagd" und erkläre mir bitte, was Du darunter überhaupt verstehst. Eine pauschalere Betrachtung als in diesem Satz ist wohl kaum noch möglich und somit wirklich so nicht zu gebrauchen oder gar zu verstehen.


In Zeiten, in denen sich diese Leute wie die Wildsauen zu vermehren scheinen und TV-Beiträge wie über den Starnberger Oberschlauberger mit Einzelverbiss-Schutz-Spendier-Hosen samt zustimmend nickendem Grundeigentümer werde ich mir das "Bashing" garantiert nicht sparen.

Schon gleich gar nicht, wenn dieser realitätsfremde, volksverblödende Romantik-Krampf in hobbyjagdlichen Kreisen so große Zustimmung findet.

Was ist aber nun der typische "Hobbyjäger" customed by BJV/DJV:

Leicht erklärt und tausenfach zu sichten:

Das ist der jagdlich romantisierte und verklärte Waidmann bzw. die - marketingtechnisch optimiert - hübsche Waidfrau, der/die bei gutem Wetter in stylischem Outfit mit feinster Ausstattung das Bild vom lauschigen Ansitzplätzchen auf gepflegter Kanzel in der Natur zeichnet und die Hege vordergründig behandelt, sodass die jagdliche (harte, oft auch stressige wie zeitraubende) Realität der Schalenwildreduktion zur Erfüllung übergeordneter Ziele völlig in den Hintergrund gerät und infolge dieser Verklärung immer wieder neue Kasköpf mutiviert, den JS zu machen, für die es obendrein zunehmend keine Jagdgelegenheiten mehr gibt, zumindest keine solchen, bei der sie durch aktive Jagd und Übernahme von Verantwortung zum Profi herangebildet werden und somit zwangsläufig Kaskopf bleiben aber fürchterlich gescheit von Waidgerechtigkeit labern und am End doch nicht viel mehr bewirken, als Hutnadeln zu sammeln, um dann irgendwie überglücklich beim Staatsforst im Herbst einen DJ-Bock zu ergattern.

Natürlich sind so nicht alle. Es gibt beim BJV/DJV hervorragende Jäger, die ihrer Verantwortung wohl nachkommen, aber die unterscheiden sich vielleicht maximal in der Methodik, weniger jedoch im Ergebnis.

Wissenschaftliche Ansprüche sind nichts grundsätzlich Schlechtes, allerdings sollte der Leser bei den Beiträgen immer den Auftraggeber und dessen Intuition im Hinterkopf behalten.

GEEENAU so ist das und zwar auch beim BJV/DJV!!!!

Der Unterschied:

Wer sich mit den akademischen Niveaus etwas genauer beschäftigt, könnte verflucht schnell zu der Erkenntnis gelangen, dass so mancher vom ÖJV zitierter akademischer Würdenträger in der wissenschaftlichen Welt weitaus mehr zitiert wird, als die ollen "Standardwaffen" im Kampf gegen die vermeintliche Ausrottung des Schalenwildes, die der BJV immer wieder ins Feld schickt. Welche Rückschlüsse daraus auf die akademische / wissenschaftliche Reputation zu ziehen sind, muss ich Dir nicht wirklich erklären oder?

Was natürlich beim BJV hochrespektabel ist, sind Dinge wie die Wildlandstiftung oder die Förderung der naturkundlichen Bildung. Das ist echt Klasse.

Wenn 50.000 BJV´ler, die sich noch vermehren, d. h. wenn das mit der Massenproduktion so weiter geht, halbwegs jagen wollen, müssen wir ganz Bayern in ein Wildedelpuff verwandeln oder wie stellst Du Dir das vor?

Ist der BJV in 20 oder 30 Jahren die Stimme von 100.000, die zwar alle Hallali blasen und Waidgerechtigkeit singen können, aber mehrheitlich von der Jagd nur noch theoretisch Ahnung haben, weil der Großteil als Gast froh sein muss, wenn er nen Jahrling und fünfzig Fuchsn frei hat?

Ich meine, angesichts solche Verhältnisse muss man sich doch nicht wundern, wenn die bereits jetzt anfangen, uns zu erklären, dass der Gams bereits gestern ausgestorben wurde. Eine Vielzahl von Jägern mit hoher Kaufkraft braucht auch attraktive Reviere im Gamsgebirg.

Verstehst Du jetzt, warum ich von "Hobbyjagd" spreche? Wenn ich das in die Zukunft denke und sich am End der BJV auch noch mit Wohllebens Erben verbündet, dann importieren wir in 20 oder 30 Jahren 100 % unseres Nutzholzes aus Ländern, wo der Raubbau Kultur hat, aber unsere Jäger singen das Lied von der Hege und küssen mit Wohlleben die Bäume, bevorzugt Pappeln, Birken und Weiden nach Schrederart. Hauptsache, wir haben in D wieder mal das gute Gewissen.

Natürlich überzeichne ich bewusst, aber projeziere diese Entwicklungen mal in die Zukunft. Für mich ist das verantwortungslos, zumal unser Jagdsystem noch die idealen Voraussetzungen bietet, sich künftig für Geld auch weiterhin ein schönes Hobby einzukaufen. Man muss nur ein gutes Gebot abgeben, wo ein großer Teil der Erben keine Ahnung vom Waldbau mehr haben wird und genau darauf spekuliert auch der BJV. Wo waldbauliche Kompetenz ausstirbt, hat der Jäger Narrenfreiheit.

Sind die Interessen des ÖJV tatsächlich so stark anders gelagert oder unterscheiden sich die Verbände eher auf dem Weg zum gleichen Ziel?

Über den Methodenstreit (Weg zum Ziel) brauchen wir nicht zu debattieren. Hier ist dem ÖJV insbesondere den modernen, hoch effizienten wie wildbiologisch sinnvollen Jagdkonzepten nach Urban etc. vollstens zuzustimmen. Herbstliche DJ´en wiederhum sind auch in der konservativen Jägerschaft etabliert. Über praktische Details wie Freigaben, ... na ja, lassen wir das, wenn zumindest ordentlich Fuchsn liegen.

In der Zielsetzung unterscheiden sich beide Verbände sehrwohl.

Ich denke, der ÖJV steht für eine Jagd als moderne Dienstleistung in einer sich verändernden gesellschaftlichen Haltung zu Jagd und Natur, wobei sich diese Dienstleistung an den übegeordneten Zielen in einer naturnahen Kulturlandschaft unter Berücksichtigung ökologischer, waldwirtschaftlich-ökonomischer und gesellschaftspolitischer Aspekte auszurichten hat. Die persönlichen Interessen und Motivlagen des einzelnen Jägers werden respektiert und toleriert, treten jedoch in den Hintergrund. Der ÖJV kommuniziert insgesamt ehrlicher und im Kern sachlicher. Er vergreift sich weitaus seltener im Ton, wie der BJV.

Die konservativen Interessensvertreter BJV / DJV stellen die Hege, Habitatpflege, Naturschutz vordergründig an die erste Stelle, damit hintergründig ausreichend Wildbestände für eine wachsende Zahl von Mitgliedern anwachsen können, in der Hoffnung, dass diese - pöse formuliert - "Puffs" durch ausgleichende Habitatpflege, mehr Wildruhezonen, Sonderkulturen (Deckung, Äsung außerhalb forstlicher Kulturen) von der Übernutzung der Waldverjüngung abgehalten werden und auf diese Weise viel jagdbares Wild mit klimastabilen Wäldern eine Art "Symbiose" eingeht. Gute Beziehungen zum bayrischen Vertreter Christi auf Erden über die CSU oder die Gebirgsschützen (Bürgerallianz) sind ja immerhin auch noch vorhanden nichtwahr. So ist man in Feldkirchen stets guter Dinge, dass es schon irgendwie funzen werde.

Ein weiterer Aspekt ist natürlich auch, dass ein Jagdverband mit steigenden Mitgliederzahlen keinesfalls Interesse daran haben kann, dass immer mehr Mitglieder keine Jagdgelegenheit haben, aber Waffen führen, denn es besteht halt in politisch für den BJV / DJV gefährlichen Zeiten nun einmal die latente Gefahr, dass Jägern ohne Jagdgelegenheit durch ein strengeres Waffenrecht infolge politischer Veränderungen das Bedürfnis nicht mehr zuerkannt wird. Solche Entwicklungen können natürlich auch spürbaren Mitgliederverlust (und damit geringere Mitgliedsbeiträge) nach sich ziehen.

Wie man es also auch dreht und wendet. Es muss mehr Wild her, wenn die Zahl der Jägerinnen und Jäger steigt. Völlig logisch. Sowas kann man der Öffentlichkeit aber nicht verkaufen.

Deshalb eben die werblich-mediale Positionierung als geschmeidige Heger, Naturschützer und romantische Ansitzer als Anwalt / Wächter des Wildes, bei dem mehr oder weniger versehentlich das süße Bambi oder der niedliche Frischling tot umfällt. Aber eigentlich wollte man das gar nicht. Man hegt ja lieber an die Kulturlandschaft mit steigender Jägerzahl angepasste Wildbstände.

Das ist zumindest die Wahrnehmung, die ich von dem Bild des Hobbyjägers habe, welches die konservativen Jagdverbände chic vermitteln.[/QUOTE]
 
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Du übersiehst die Multifunktionalität des Waldes. Eine Optimierung auf den Holzertrag ist keine försterliche Leistung, dafür braucht es nur "Rohholzingenieure".

Und "erst die Pflanze, dann das Tier" ist keine ökologische Binsenweisheit, sondern ökologisch längst überholt, da es eine Irrlehre ist.

Die Multifunktionalität des Waldes wird durch das Zitat aber nicht in Abrede gestellt. Ich habe gesagt, dass auf einer Fläche X auch die Bäume hoch kommen sollen, die nach fachlicher Expertise darauf auch sinnvoll hochkommen können.

Wer hat festgestellt, dass das eine Irrlehre ist?
 
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Kann man denn im Bereich riesiger Maisschläge oder im reinen Fichten-Wirtschaftswald überhaupt ökologisch im eigentliche Sinne jagen? Stehen die vorrangigen wirtschaftlichen Interessen dem nicht im Wege?
Muss eine ökologische Jagd nicht "umfänglich" sein, dass heißt alle Auswirkungen auf alle Arten berücksichtigen?

wipi


Welche Auswirkungen auf andere Arten sollte es denn haben, wenn du die jagdbaren Schalenwildarten stark reduzierst? Es gibt vielleicht weniger Wölfe. :cool: Probleme sehe ich eher hinsichtlich der eigenen Art, aber auch nur bei Rotwild, Gamswild, wenn der genetische Austausch nicht mehr funktioniert und es folglich zu Krankheiten bedingt durch Inzest kommt.
Beim Rehwild ist das schwer vorstellbar. Da gibts immer genug. Es ist sogar so, dass in so manchem Öko-Revier Rehwildbestände wieder massiv anwachsen, nachdem einige Jahre streng gejagd wurde und flächige Naturverjüngung traumhafte Wohnungen bietet.
 
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@wipi

In diesem Fall waren das weniger "Seitenhiebe", aber Du stelltest die ökologische/akademische Vernunft des ÖJV infrage, woraufhin ich Dir aufgrund der jüngsten JiB-Ausgabe zu vermitteln versuchte, dass die "konservative" Jagd hier besser die Klappe halten sollte.



Ich bin noch keine 30 Jahre ein jagdpolitisch denkender und engagierter Mensch, aber ich habe extrem viel gelesen und recherchiert. Ich habe dabei nicht den Eindruck gewonnen, dass sich die "Ökonomie auf der Jagd nach Maximalrenditen" durchgesetzt hat. Vielmehr bin ich mittlerweile zu der Überzeugung gelangt, dass man einer völlig übersättigten und im Wohlstand ersaufenden Gesellschaft wieder erklären muss, dass die gebratenen Tauben nicht vom Himmel fallen und das gilt leider leider leider in Zeiten der "Wohllebens" auch für das Thema Wald. Nix mit "Maximalrenditen". Wenn die Kosten gedeckt sind, machen Manche schon ein Kreuzzeichen.

Das ist die eine Seite. Die andere Seite ist, dass es in diesem Verband eben auch eine hohe Konzentration an Fachleuten gibt, die ganz einfach Waldpraktiker sind und von der hohen Politik so weit entfernt, wie Du und ich von der Milchstraße. Will damit sagen, dass die nicht deshalb in den Verein kamen, um politisch korrekt ihr Fähnchen in den Wind zu hängen. Die sehen, was los ist und machen sich Sorgen. Idealisten gibts da genug.



Hier kann ich Dir nicht folgen. Was meinst Du damit?




In Zeiten, in denen sich diese Leute wie die Wildsauen zu vermehren scheinen und TV-Beiträge wie über den Starnberger Oberschlauberger mit Einzelverbiss-Schutz-Spendier-Hosen samt zustimmend nickendem Grundeigentümer werde ich mir das "Bashing" garantiert nicht sparen.

Schon gleich gar nicht, wenn dieser realitätsfremde, volksverblödende Romantik-Krampf in hobbyjagdlichen Kreisen so große Zustimmung findet.

Was ist aber nun der typische "Hobbyjäger" customed by BJV/DJV:

Leicht erklärt und tausenfach zu sichten:

Das ist der jagdlich romantisierte und verklärte Waidmann bzw. die - marketingtechnisch optimiert - hübsche Waidfrau, der/die bei gutem Wetter in stylischem Outfit mit feinster Ausstattung das Bild vom lauschigen Ansitzplätzchen auf gepflegter Kanzel in der Natur zeichnet und die Hege vordergründig behandelt, sodass die jagdliche (harte, oft auch stressige wie zeitraubende) Realität der Schalenwildreduktion zur Erfüllung übergeordneter Ziele völlig in den Hintergrund gerät und infolge dieser Verklärung immer wieder neue Kasköpf mutiviert, den JS zu machen, für die es obendrein zunehmend keine Jagdgelegenheiten mehr gibt, zumindest keine solchen, bei der sie durch aktive Jagd und Übernahme von Verantwortung zum Profi herangebildet werden und somit zwangsläufig Kaskopf bleiben aber fürchterlich gescheit von Waidgerechtigkeit labern und am End doch nicht viel mehr bewirken, als Hutnadeln zu sammeln, um dann irgendwie überglücklich beim Staatsforst im Herbst einen DJ-Bock zu ergattern.

Natürlich sind so nicht alle. Es gibt beim BJV/DJV hervorragende Jäger, die ihrer Verantwortung wohl nachkommen, aber die unterscheiden sich vielleicht maximal in der Methodik, weniger jedoch im Ergebnis.



GEEENAU so ist das und zwar auch beim BJV/DJV!!!!

Der Unterschied:

Wer sich mit den akademischen Niveaus etwas genauer beschäftigt, könnte verflucht schnell zu der Erkenntnis gelangen, dass so mancher vom ÖJV zitierter akademischer Würdenträger in der wissenschaftlichen Welt weitaus mehr zitiert wird, als die ollen "Standardwaffen" im Kampf gegen die vermeintliche Ausrottung des Schalenwildes, die der BJV immer wieder ins Feld schickt. Welche Rückschlüsse daraus auf die akademische / wissenschaftliche Reputation zu ziehen sind, muss ich Dir nicht wirklich erklären oder?

Was natürlich beim BJV hochrespektabel ist, sind Dinge wie die Wildlandstiftung oder die Förderung der naturkundlichen Bildung. Das ist echt Klasse.

Wenn 50.000 BJV´ler, die sich noch vermehren, d. h. wenn das mit der Massenproduktion so weiter geht, halbwegs jagen wollen, müssen wir ganz Bayern in ein Wildedelpuff verwandeln oder wie stellst Du Dir das vor?

Ist der BJV in 20 oder 30 Jahren die Stimme von 100.000, die zwar alle Hallali blasen und Waidgerechtigkeit singen können, aber mehrheitlich von der Jagd nur noch theoretisch Ahnung haben, weil der Großteil als Gast froh sein muss, wenn er nen Jahrling und fünfzig Fuchsn frei hat?

Ich meine, angesichts solche Verhältnisse muss man sich doch nicht wundern, wenn die bereits jetzt anfangen, uns zu erklären, dass der Gams bereits gestern ausgestorben wurde. Eine Vielzahl von Jägern mit hoher Kaufkraft braucht auch attraktive Reviere im Gamsgebirg.

Verstehst Du jetzt, warum ich von "Hobbyjagd" spreche? Wenn ich das in die Zukunft denke und sich am End der BJV auch noch mit Wohllebens Erben verbündet, dann importieren wir in 20 oder 30 Jahren 100 % unseres Nutzholzes aus Ländern, wo der Raubbau Kultur hat, aber unsere Jäger singen das Lied von der Hege und küssen mit Wohlleben die Bäume, bevorzugt Pappeln, Birken und Weiden nach Schrederart. Hauptsache, wir haben in D wieder mal das gute Gewissen.

Natürlich überzeichne ich bewusst, aber projeziere diese Entwicklungen mal in die Zukunft. Für mich ist das verantwortungslos, zumal unser Jagdsystem noch die idealen Voraussetzungen bietet, sich künftig für Geld auch weiterhin ein schönes Hobby einzukaufen. Man muss nur ein gutes Gebot abgeben, wo ein großer Teil der Erben keine Ahnung vom Waldbau mehr haben wird und genau darauf spekuliert auch der BJV. Wo waldbauliche Kompetenz ausstirbt, hat der Jäger Narrenfreiheit.



Über den Methodenstreit (Weg zum Ziel) brauchen wir nicht zu debattieren. Hier ist dem ÖJV insbesondere den modernen, hoch effizienten wie wildbiologisch sinnvollen Jagdkonzepten nach Urban etc. vollstens zuzustimmen. Herbstliche DJ´en wiederhum sind auch in der konservativen Jägerschaft etabliert. Über praktische Details wie Freigaben, ... na ja, lassen wir das, wenn zumindest ordentlich Fuchsn liegen.

In der Zielsetzung unterscheiden sich beide Verbände sehrwohl.

Ich denke, der ÖJV steht für eine Jagd als moderne Dienstleistung in einer sich verändernden gesellschaftlichen Haltung zu Jagd und Natur, wobei sich diese Dienstleistung an den übegeordneten Zielen in einer naturnahen Kulturlandschaft unter Berücksichtigung ökologischer, waldwirtschaftlich-ökonomischer und gesellschaftspolitischer Aspekte auszurichten hat. Die persönlichen Interessen und Motivlagen des einzelnen Jägers werden respektiert und toleriert, treten jedoch in den Hintergrund. Der ÖJV kommuniziert insgesamt ehrlicher und im Kern sachlicher. Er vergreift sich weitaus seltener im Ton, wie der BJV.

Die konservativen Interessensvertreter BJV / DJV stellen die Hege, Habitatpflege, Naturschutz vordergründig an die erste Stelle, damit hintergründig ausreichend Wildbestände für eine wachsende Zahl von Mitgliedern anwachsen können, in der Hoffnung, dass diese - pöse formuliert - "Puffs" durch ausgleichende Habitatpflege, mehr Wildruhezonen, Sonderkulturen (Deckung, Äsung außerhalb forstlicher Kulturen) von der Übernutzung der Waldverjüngung abgehalten werden und auf diese Weise viel jagdbares Wild mit klimastabilen Wäldern eine Art "Symbiose" eingeht. Gute Beziehungen zum bayrischen Vertreter Christi auf Erden über die CSU oder die Gebirgsschützen (Bürgerallianz) sind ja immerhin auch noch vorhanden nichtwahr. So ist man in Feldkirchen stets guter Dinge, dass es schon irgendwie funzen werde.

Ein weiterer Aspekt ist natürlich auch, dass ein Jagdverband mit steigenden Mitgliederzahlen keinesfalls Interesse daran haben kann, dass immer mehr Mitglieder keine Jagdgelegenheit haben, aber Waffen führen, denn es besteht halt in politisch für den BJV / DJV gefährlichen Zeiten nun einmal die latente Gefahr, dass Jägern ohne Jagdgelegenheit durch ein strengeres Waffenrecht infolge politischer Veränderungen das Bedürfnis nicht mehr zuerkannt wird. Solche Entwicklungen können natürlich auch spürbaren Mitgliederverlust (und damit geringere Mitgliedsbeiträge) nach sich ziehen.

Wie man es also auch dreht und wendet. Es muss mehr Wild her, wenn die Zahl der Jägerinnen und Jäger steigt. Völlig logisch. Sowas kann man der Öffentlichkeit aber nicht verkaufen.

Deshalb eben die werblich-mediale Positionierung als geschmeidige Heger, Naturschützer und romantische Ansitzer als Anwalt / Wächter des Wildes, bei dem mehr oder weniger versehentlich das süße Bambi oder der niedliche Frischling tot umfällt. Aber eigentlich wollte man das gar nicht. Man hegt ja lieber an die Kulturlandschaft mit steigender Jägerzahl angepasste Wildbstände.

Das ist zumindest die Wahrnehmung, die ich von dem Bild des Hobbyjägers habe, welches die konservativen Jagdverbände chic vermitteln.
Aufs kurze runtergebrochen: Die Ökos sind die Guten alle anderen Kasköpfige Labberer.
Das ist keine Grundlage für eine fruchtbare Diskussion.
 
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Aufs kurze runtergebrochen: Die Ökos sind die Guten alle anderen Kasköpfige Labberer.
Das ist keine Grundlage für eine fruchtbare Diskussion.

Kurz herunter gebrochen habe ich auf @wipi geantwortet, dass derlei Kritik aktuell belegbar in die andere Richtung genauso funktioniert. Und wenn Du die Beiträge nacheinander komplett liest, dann ist das sehrwohl fruchtbar, weil ich äußerst ausführlich schildere, warum weshalb wieso ich den und den Eindruck habe. Ob Dir das gefällt, steht auf nem anderen Blatt. ;)
 
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.....Und wie würdest du jagdlich mit ihnen umgehen? Abschuss um ihren Einfluss zu begrenzen oder Durchlassen weil man ohnehin auf verlorenem Posten steht?

Wie mit allen anderen freilebenden höheren Wirbeltieren auch: wo sie ein spürbares (nicht nur grundsätzliches) Problem darstellen, werden sie bejagt. Am besten in einer Weise, die das Ziel, die Probleme (mittelfristig) in den Griff zu bekommen, auch erreichbar erscheinen lässt.

Wenn sie sinnvoll verwertet werden, kann man sie auch bei passender Gelegenheit erlegen.

Konkret: wenn mir bei der Jagd ein Waschbär begegnet, schieße ich nicht auf ihn, weil ich ihn nicht essen möchte, kein Interesse an Waschbärfellen habe, im Wald keine unzumutbaren Wildschäden durch Waschbären abwenden muss und mit diesem einen Abschuss NULL Wirkung zur Bestandskontrolle von Waschbären in unserer Gegend erreiche. Es fehlt aus meiner Sicht also der "vernünftige Grund", den das Tierschutzrecht zum Töten eines Wirbeltiers fordert und da spielt es für mich keine Rolle, ob die Erlegung rein jagdrechtlich als "vernünftiger Grund" durchginge, nur weil der Waschbär gerade Jagdzeit hat.
 
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Gelöschtes Mitglied 16028

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Konkret: wenn mir bei der Jagd ein Waschbär begegnet, schieße ich nicht auf ihn, weil ich ihn nicht essen möchte, kein Interesse an Waschbärfellen habe, im Wald keine unzumutbaren Wildschäden durch Waschbären abwenden muss und mit diesem einen Abschuss NULL Wirkung zur Bestandskontrolle von Waschbären in unserer Gegend erreiche. Es fehlt aus meiner Sicht also der "vernünftige Grund", den das Tierschutzrecht zum Töten eines Wirbeltiers fordert und da spielt es für mich keine Rolle, ob die Erlegung rein jagdrechtlich als "vernünftiger Grund" durchginge, nur weil der Waschbär gerade Jagdzeit hat.
Konkret: wenn mir bei der Jagd ein Rehbock begegnet, schieße ich nicht auf ihn, weil ich ihn nicht essen möchte, kein Interesse an Rehbock Gehörn habe, in Holzplantagen keine unzumutbaren Wildschäden durch Rehböcke abwenden muss und mit diesem einen Abschuss NULL Wirkung zur Bestandskontrolle von Rehböcken in unserer Gegend erreiche. Es fehlt aus meiner Sicht also der "vernünftige Grund", den das Tierschutzrecht zum Töten eines Wirbeltiers fordert und da spielt es für mich keine Rolle, ob die Erlegung rein jagdrechtlich als "vernünftiger Grund" durchginge, nur weil der Rehböcke gerade Jagdzeit hat.;)
 
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....meine Annahme, des moralisch überlegenen Ökojägers prompt bestätigt.

Wenn Du das annimmst, ist das Deine ganz persönliche Sicht und schon mal ein guter Schritt voran auf der Skala der Einsicht, denn so sehen das die meisten Bürger und Medienvertreter offenbar auch! :)

Da ich selbst kein "erklärter Ökojäger" bin (jedenfalls kein ÖJV-Vereinsmitglied), kann ich nicht beurteilen, ob sich ein "Ökojäger" selbst auch "moralisch überlegen" fühlt.

Offensichtlich und unübersehbar ist allerdings, dass sich ein Ökojäger zumindest bemüht, überlegter (nicht überlegener) zu jagen, also zielorientiert auf das Sinnvolle und Nötige unter Vermeidung überflüssigen Tötens, das eher der Befriedigung der Jagdlust dient. Dass finde ich moralisch anerkennenswert.
 

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