@wipi
In diesem Fall waren das weniger "Seitenhiebe", aber Du stelltest die ökologische/akademische Vernunft des ÖJV infrage, woraufhin ich Dir aufgrund der jüngsten JiB-Ausgabe zu vermitteln versuchte, dass die "konservative" Jagd hier besser die Klappe halten sollte.
Ich bin noch keine 30 Jahre ein jagdpolitisch denkender und engagierter Mensch, aber ich habe extrem viel gelesen und recherchiert. Ich habe dabei nicht den Eindruck gewonnen, dass sich die "Ökonomie auf der Jagd nach Maximalrenditen" durchgesetzt hat. Vielmehr bin ich mittlerweile zu der Überzeugung gelangt, dass man einer völlig übersättigten und im Wohlstand ersaufenden Gesellschaft wieder erklären muss, dass die gebratenen Tauben nicht vom Himmel fallen und das gilt leider leider leider in Zeiten der "Wohllebens" auch für das Thema Wald. Nix mit "Maximalrenditen". Wenn die Kosten gedeckt sind, machen Manche schon ein Kreuzzeichen.
Das ist die eine Seite. Die andere Seite ist, dass es in diesem Verband eben auch eine hohe Konzentration an Fachleuten gibt, die ganz einfach Waldpraktiker sind und von der hohen Politik so weit entfernt, wie Du und ich von der Milchstraße. Will damit sagen, dass die nicht deshalb in den Verein kamen, um politisch korrekt ihr Fähnchen in den Wind zu hängen. Die sehen, was los ist und machen sich Sorgen. Idealisten gibts da genug.
Hier kann ich Dir nicht folgen. Was meinst Du damit?
In Zeiten, in denen sich diese Leute wie die Wildsauen zu vermehren scheinen und TV-Beiträge wie über den Starnberger Oberschlauberger mit Einzelverbiss-Schutz-Spendier-Hosen samt zustimmend nickendem Grundeigentümer werde ich mir das "Bashing" garantiert nicht sparen.
Schon gleich gar nicht, wenn dieser realitätsfremde, volksverblödende Romantik-Krampf in hobbyjagdlichen Kreisen so große Zustimmung findet.
Was ist aber nun der typische "Hobbyjäger" customed by BJV/DJV:
Leicht erklärt und tausenfach zu sichten:
Das ist der jagdlich romantisierte und verklärte Waidmann bzw. die - marketingtechnisch optimiert - hübsche Waidfrau, der/die bei gutem Wetter in stylischem Outfit mit feinster Ausstattung das Bild vom lauschigen Ansitzplätzchen auf gepflegter Kanzel in der Natur zeichnet und die Hege vordergründig behandelt, sodass die jagdliche (harte, oft auch stressige wie zeitraubende) Realität der Schalenwildreduktion zur Erfüllung übergeordneter Ziele völlig in den Hintergrund gerät und infolge dieser Verklärung immer wieder neue Kasköpf mutiviert, den JS zu machen, für die es obendrein zunehmend keine Jagdgelegenheiten mehr gibt, zumindest keine solchen, bei der sie durch aktive Jagd und Übernahme von Verantwortung zum Profi herangebildet werden und somit zwangsläufig Kaskopf bleiben aber fürchterlich gescheit von Waidgerechtigkeit labern und am End doch nicht viel mehr bewirken, als Hutnadeln zu sammeln, um dann irgendwie überglücklich beim Staatsforst im Herbst einen DJ-Bock zu ergattern.
Natürlich sind so nicht alle. Es gibt beim BJV/DJV hervorragende Jäger, die ihrer Verantwortung wohl nachkommen, aber die unterscheiden sich vielleicht maximal in der Methodik, weniger jedoch im Ergebnis.
GEEENAU so ist das und zwar auch beim BJV/DJV!!!!
Der Unterschied:
Wer sich mit den akademischen Niveaus etwas genauer beschäftigt, könnte verflucht schnell zu der Erkenntnis gelangen, dass so mancher vom ÖJV zitierter akademischer Würdenträger in der wissenschaftlichen Welt weitaus mehr zitiert wird, als die ollen "Standardwaffen" im Kampf gegen die vermeintliche Ausrottung des Schalenwildes, die der BJV immer wieder ins Feld schickt. Welche Rückschlüsse daraus auf die akademische / wissenschaftliche Reputation zu ziehen sind, muss ich Dir nicht wirklich erklären oder?
Was natürlich beim BJV hochrespektabel ist, sind Dinge wie die Wildlandstiftung oder die Förderung der naturkundlichen Bildung. Das ist echt Klasse.
Wenn 50.000 BJV´ler, die sich noch vermehren, d. h. wenn das mit der Massenproduktion so weiter geht, halbwegs jagen wollen, müssen wir ganz Bayern in ein Wildedelpuff verwandeln oder wie stellst Du Dir das vor?
Ist der BJV in 20 oder 30 Jahren die Stimme von 100.000, die zwar alle Hallali blasen und Waidgerechtigkeit singen können, aber mehrheitlich von der Jagd nur noch theoretisch Ahnung haben, weil der Großteil als Gast froh sein muss, wenn er nen Jahrling und fünfzig Fuchsn frei hat?
Ich meine, angesichts solche Verhältnisse muss man sich doch nicht wundern, wenn die bereits jetzt anfangen, uns zu erklären, dass der Gams bereits gestern ausgestorben wurde. Eine Vielzahl von Jägern mit hoher Kaufkraft braucht auch attraktive Reviere im Gamsgebirg.
Verstehst Du jetzt, warum ich von "Hobbyjagd" spreche? Wenn ich das in die Zukunft denke und sich am End der BJV auch noch mit Wohllebens Erben verbündet, dann importieren wir in 20 oder 30 Jahren 100 % unseres Nutzholzes aus Ländern, wo der Raubbau Kultur hat, aber unsere Jäger singen das Lied von der Hege und küssen mit Wohlleben die Bäume, bevorzugt Pappeln, Birken und Weiden nach Schrederart. Hauptsache, wir haben in D wieder mal das gute Gewissen.
Natürlich überzeichne ich bewusst, aber projeziere diese Entwicklungen mal in die Zukunft. Für mich ist das verantwortungslos, zumal unser Jagdsystem noch die idealen Voraussetzungen bietet, sich künftig für Geld auch weiterhin ein schönes Hobby einzukaufen. Man muss nur ein gutes Gebot abgeben, wo ein großer Teil der Erben keine Ahnung vom Waldbau mehr haben wird und genau darauf spekuliert auch der BJV. Wo waldbauliche Kompetenz ausstirbt, hat der Jäger Narrenfreiheit.
Über den Methodenstreit (Weg zum Ziel) brauchen wir nicht zu debattieren. Hier ist dem ÖJV insbesondere den modernen, hoch effizienten wie wildbiologisch sinnvollen Jagdkonzepten nach Urban etc. vollstens zuzustimmen. Herbstliche DJ´en wiederhum sind auch in der konservativen Jägerschaft etabliert. Über praktische Details wie Freigaben, ... na ja, lassen wir das, wenn zumindest ordentlich Fuchsn liegen.
In der Zielsetzung unterscheiden sich beide Verbände sehrwohl.
Ich denke, der ÖJV steht für eine Jagd als moderne Dienstleistung in einer sich verändernden gesellschaftlichen Haltung zu Jagd und Natur, wobei sich diese Dienstleistung an den übegeordneten Zielen in einer naturnahen Kulturlandschaft unter Berücksichtigung ökologischer, waldwirtschaftlich-ökonomischer und gesellschaftspolitischer Aspekte auszurichten hat. Die persönlichen Interessen und Motivlagen des einzelnen Jägers werden respektiert und toleriert, treten jedoch in den Hintergrund. Der ÖJV kommuniziert insgesamt ehrlicher und im Kern sachlicher. Er vergreift sich weitaus seltener im Ton, wie der BJV.
Die konservativen Interessensvertreter BJV / DJV stellen die Hege, Habitatpflege, Naturschutz vordergründig an die erste Stelle, damit hintergründig ausreichend Wildbestände für eine wachsende Zahl von Mitgliedern anwachsen können, in der Hoffnung, dass diese - pöse formuliert - "Puffs" durch ausgleichende Habitatpflege, mehr Wildruhezonen, Sonderkulturen (Deckung, Äsung außerhalb forstlicher Kulturen) von der Übernutzung der Waldverjüngung abgehalten werden und auf diese Weise viel jagdbares Wild mit klimastabilen Wäldern eine Art "Symbiose" eingeht. Gute Beziehungen zum bayrischen Vertreter Christi auf Erden über die CSU oder die Gebirgsschützen (Bürgerallianz) sind ja immerhin auch noch vorhanden nichtwahr. So ist man in Feldkirchen stets guter Dinge, dass es schon irgendwie funzen werde.
Ein weiterer Aspekt ist natürlich auch, dass ein Jagdverband mit steigenden Mitgliederzahlen keinesfalls Interesse daran haben kann, dass immer mehr Mitglieder keine Jagdgelegenheit haben, aber Waffen führen, denn es besteht halt in politisch für den BJV / DJV gefährlichen Zeiten nun einmal die latente Gefahr, dass Jägern ohne Jagdgelegenheit durch ein strengeres Waffenrecht infolge politischer Veränderungen das Bedürfnis nicht mehr zuerkannt wird. Solche Entwicklungen können natürlich auch spürbaren Mitgliederverlust (und damit geringere Mitgliedsbeiträge) nach sich ziehen.
Wie man es also auch dreht und wendet. Es muss mehr Wild her, wenn die Zahl der Jägerinnen und Jäger steigt. Völlig logisch. Sowas kann man der Öffentlichkeit aber nicht verkaufen.
Deshalb eben die werblich-mediale Positionierung als geschmeidige Heger, Naturschützer und romantische Ansitzer als Anwalt / Wächter des Wildes, bei dem mehr oder weniger versehentlich das süße Bambi oder der niedliche Frischling tot umfällt. Aber eigentlich wollte man das gar nicht. Man hegt ja lieber an die Kulturlandschaft mit steigender Jägerzahl angepasste Wildbstände.
Das ist zumindest die Wahrnehmung, die ich von dem Bild des Hobbyjägers habe, welches die konservativen Jagdverbände chic vermitteln.