Gemeinsame Erklärung: "Unsere Wälder brauchen eine waldorientierte Jagd"

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Gelöschtes Mitglied 26188

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Sagen wir mal so: nicht identisch für all diejenigen, die für ihren "Wirtschaftswald" jetzt Milliardenschäden kassieren. Oder anders gesagt: alle, die nicht dumm genug waren, so zu differenzieren, wie man es hinter deinen Zeilen vermuten könnte, die stehen heute besser da.
Noch einfacher: Der klimastabile Wald ist der wirtschaftlichere.

... "dumm", weil es für diese Erkenntnis keine Klimakatastrophe braucht: das lernt man aus den vielen Kalamitäten, die regelmäßig ihre Duftmarke absetzen.


Mit dem Wissen von heute hat man die Hosen voll und kann gut stinken. Als die Fehler gemacht wurden (vor vielen vielen Jahrzehnten) stellte sich die Situation für einige Akteure aber anders dar. An extreme Stürme, Trockenheit und Borkenkäfer dachten die Alten wohl damals net, sonst hätten sie anders gepflanzt. Langfristig ist der klimastabile Wald klar der wirtschaftlichere. ABER was ist ein klimastabiler Wald???? Welche Bäume auf welche Böden in welche Regionen? Auf diese Fragen gibt es noch keine eindeutigen Antworten, da keiner seine Hand dafür ins Feuer legen will, dass der klimastabile Wald überall mit unseren bekannten, heimischen Arten hergestellt werden kann.
 
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....ABER was ist ein klimastabiler Wald???? Welche Bäume auf welche Böden in welche Regionen? Auf diese Fragen gibt es noch keine eindeutigen Antworten,.....

Das stimmt, dafür fehlt uns allen die berühmte Glaskugel.
WAS man aber jetzt schon sagen kann, ist der Titel dieses Threads: "unsere Wälder brauchen eine waldorientierte Jagd", jetzt mehr denn je, damit zukünftig nicht nur Fichte und Buche vom Rehwildäser übrig bleibt!
 
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Gelöschtes Mitglied 26188

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Ich denke nicht, dass es in Edelmannsberg nach der Erfüllung des 3-Jahres-Plans bereits im ersten Jahr, einen Aufschrei gegeben hätte (hat es auch nicht!), weil niemand wirklich kontrollieren kann bzw. könnte, wie weiter gejagd wurde. Aber das muss man net debattieren, denn das ist eh alles Bullshit. Außerdem interessiert es mich nicht, weil der FBL aus Edelmannsberg net meine Interessen berührt.

Allerdings glaube ich Dir aufs Wort, dass Ihr mit Strecken, gleich ob Drück- ode Einzeljagd net in Bedrängnis kommt. Höchstens Eure privaten Nachbarn. :cool:

Du schreibst u. a.:

"..... Bei gleichbleibend hohen Reproduktionsraten und Bejagungsintensitäten reduziert sich auf lange Sicht gesehen die Bestandszahl (und die Strecke) nur bis zu einem bestimmten Wert und pendelt sich dort ein, denn ab einer gewissen Bestandsdichte schafft man es nicht mehr, den Zuwachs abzuschöpfen. "

Der Punkt ist nur, dass die "Reproduktionsraten" nicht gleich bleiben. Wenn ich vernünftig jage, setze ich doch gerade an diesem Punkt an. Wer ein ganz schlimmer FInger ist (Anwesende natürlich immer ausgeschlossen :cool:) der setzt erst recht und besonders intensiv an der Stelle an. Im Übrigen verändert sich so schnell in den allermeisten Revieren die Vegetation nicht.

Wenn Du im Durchschnitt für einen Abschuß nur zwei Ansitze benötigst, lebst Du im Paradies. Kannst mich gern einladen. Dann nehm ich Dir ein paar Rehe ab. :love:
Das ist aber eher die Ausnahme und nicht die Realität in Oberbayern. Springen dann noch ein paar Frischling raus, sag ich gern Grüß Gott bei Dir im Wald. :cool:

Für welchen Pächter Deine "Rendite" akzetabel ist, weis ich nicht. Die Gründe zu jagen und zu zahlen, sind vielschichtig. Ich würd auf alle Fälle als Pacht blos zahlen, was das WIldbret einbringt oder in den Osten jagen fahren.

Was ich mir für die Pacht erkaufe, ist Sache zwischen mir und meinem Businesspartner Jagdgenossenschaft. Wir beide lieben die gleichen Gesetze, nur haben Du und ich jeweils ein anderes "Lieblingswort". Du magst die Kombi "muss möglichst" und ich steh eher auf "ordnungsgemäße Forstwirtschaft". Das hau ich nämlich einem großen Teil der privaten Jagdgenossen erstmal um die Ohren, bevor wir über sündige Strecken sprechen. Ansonsten bieten diese Gesetze genug Interpretationsspielraum und deshalb lässt man sie am besten außen vor und kommt zu einer einvernehmlichen privaten Lösung oder trennt sich wieder.

Dass Naturverjüngung im Wesentlichen ohne Schutzmaßnahmen durchkommen soll, braucht man nicht zu diskutieren. Viel spannender ist die Frage, wie mit Pflanzungen umzugehen ist. :)

Zum Rest Deiner Ausführungen lässt sich sagen, dass es nicht um "Dorffrieden" geht und deshalb derselbe Depp wieder die Jagd bekommt. Ich habe es schon einmal gesagt. Unser Jagdsystem ist ein kapitalistisches System, indem es völlig legitim ist, für sein gutes Geld gute Ware einzufordern.

Nehmen wir mal an, in Oberbayern bezahlt ein Jäger 10 TEUR Pacht p.a. Dann muss er sich dafür locker 20 TEUR brutto erarbeiten. Dann kommen noch die Nebengeräusche dazu (Versicherung, jährliches Bauernstopfen, Material, Treibstoff, etc.). Seien wir mal geizig und sagen 5 TEUR, d. h. er muss sich 10 TEUR erarbeiten. Insgesamt also 30 TEUR p.a. und da sind Wildschäden noch nicht drin. Sag mir einen VERNÜNFTIGEN Grund, warum so ein Leistungsträger als Jagdpächter nicht auch legitime Ansprüche in jagdlicher Hinsicht an die Geschäftspartner zu stellen hätte!!!

Du bist (bestimmt) Förster, verdienst im Leben net die Marie und redest da von Deppen, die sich nicht alles zusammenschießen wollen. Versuchs doch einfach mal von der anderen Seite her zu denken und zu VERSTEHEN. Am End ist Jagd in vielen Gegenden Deutschlands genau betrachtet immer ein Geschäft, auch wenn mans für die Freizeit abschließt.

Ich vermute, das sieht ein großer Teil der Grundeigentümer ähnlich. Eine gute Pachteinnahme und komfortable SE-Regelungen gem. Rosenheimer Modell zuzügl. evtl. Erlöse der entschädigten Pflanzen durch zB Hackschnitzel, Brennholz
(kommt ja nicht auf den Kompost) lassen die Mehrheit der JG´s dann doch wieder zur Pachtverlängerung optieren oder an eine gute Klientel verpachten. Zudem scheitert daran gewiss nicht der Klimaschutz.
 
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Gelöschtes Mitglied 26188

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Das stimmt, dafür fehlt uns allen die berühmte Glaskugel.
WAS man aber jetzt schon sagen kann, ist der Titel dieses Threads: "unsere Wälder brauchen eine waldorientierte Jagd", jetzt mehr denn je, damit zukünftig nicht nur Fichte und Buche vom Rehwildäser übrig bleibt!

Dagegen sag ich ja auch nix. Nur muss die Jagd als kostenlose Dienstleistung im Rahmen eines Hobbys attrakiv bleiben, da ich nicht glaube, dass die Mehrheit der privaten Waldeigentümer in Deutschland eines Tages für die Jagd bezahlen will.
 
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Klingt erstmal nett, scheitert aber am Ende am Geld. Das dafür erforderliche Personal wird keiner zahlen, denn es liefe darauf hinaus, je nach Flächengröße und -struktur pro 2-4 Reviere einen Berufsjäger zu unterhalten, der im Prinzip nix anderes macht als der Revierleiter jetzt schon nebenher: Wildeingangsbuch, Pirschbezirkler betreuen (Einweisung, Nachsuchen, Ansitzeinrichtungen, Kirrmaterial etc.), evtl. ne Bewegungsjagd organisieren. Der Vorteil des Försters liegt im Synergieeffekt der Ortskenntnis und des Vor-Ort-seins, was aber heut gern durch EDV ersetzt wird. Mehr oder weniger erfolgreich.

Der Gedanke hat seinen Charme, das muß ich zugeben, denn nicht jeder Förster ist ein guter Jäger oder hat ein Talent, sein Wissen weiterzugeben, oder gar ein Händchen für Menschenführung. Die von @Granite angemahnte Unterstützung beim jagdlichen Wissenserwerb und Anleitung zur Zusammenarbeit fehlt leider in den meisten Regiejagdrevieren.

Ich habe das seltene Glück, unter einem Revierleiter zu jagen, der genau das macht, und könnte mir daher vorstellen, daß es tatsächlich die jagdliche Wirksamkeit befördern und den Frust so manches Jagderlaubnisnehmers mindern würde, wenn mehr Jäger in den Genuß derartiger Zuwendung kämen.

Zu Deiner Frage bezüglich der Berufsjäger der BaySF. Ca. 50 hab ich im Hinterkopf. Die sind in Rotwildgebieten installiert aus 2 Gründen: Zum einen Führen sie auf Trophäenträger, und zum andern machen sie das oben angesprochene, Einzelne Pirschbezirkler vor sich hinwerkeln lassen geht in Rotwildgebieten nicht, da muß eine Führung vorhanden sein, die das ganze strukturiert. Und ja, es gibt welche, die nicht nur Trophäen im Kopf haben, aber das ist (noch) eine Minderheit.




Zurück von der erfolglosen Schweinepirsch:
Grundsätzlich erst mal Respekt und Danke für deine sachliche und informative Antwort!
Auch mein Gedächtnis spuckt etwas von ca. 50 Berufsjägern im Dienst der BaySfF aus ; exaktere und genaue Zahlen habe ich aber auch nicht zur Verfügung und der User #Hohlweglauerer verweigert sich sich ja persistent und liefert keine Zahlen!
Zum Thema "scheitert aber am Ende am Geld";
wenn nicht jetzt, wann denn sonst kann oder sollte man denn einen solchen Versuch bezüglich der Bejagung in größeren Regiejagdgebieten starten?
Die Problematik und Notwendigkeit eines Waldumbaus ist in aller Munde, die Gesellschaft und die Politik ist bereit mal zusätzlich Geld in die Hand zu nehmen, mit denen mal unter anderem mal genau diese befristete Planstellen für Berufsjäger schaffen könnte!
Welche gesellschaftspolitische Konstellation wäre denn günstiger und erfolgsversprechender als die jetzige, eine Überprüfung der aktuellen Praxis der Regiejagd in einigen Regionen durch ein anderes Model (natürlich auch gegen die üblichen Widerstände der alten Protagonisten, sprich Förster! Kennen wir ja auch nicht anders von den klassischen "Jägern") zu hinterfragen?
Diese Frage muss doch einfach gestellt werden dürfen, ohne das z. B. ein aktuell praktiziertes Modell in einigen Regionen der BaySF (wertfrei) ohne jegliche Fakten und Daten einfach mit pauschaler Polemik wie folgend diskreditiert wird.
(Zitat Hohlweglauerer: "Wenn heute alle Berufsjäger der BAYSF auf einen Schlag entlassen würden, würde dem Staatswald kein Schaden entstehen.
Berufsjäger blockieren allein durch ihre Existenz zigtausende Hektar, die unzähligen ehrlichen Prischbezirksnehmern zur Jagdausübung dienen könnten.
Mir ist in den letzten 40 Jahren noch nicht ein einziger Berufsjäger begegnet der auch nur eine Sekunde lang einen Gedanken daran verschwendet hätte,... aus eigenem Wollen heraus.... den Wildbestand zu reduzieren.")
Und bei der Beurteilung der Qualität der Arbeit der Revierjäger bei den BaySF; da bist du sicher besser informiert als ich!
Da masse ich mir kein Urteil an, das sollen andere fällen.

Gruß

Prinzengesicht
 
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Gelöschtes Mitglied 23774

Guest
Wir halten fest: Man ist im Forst nicht abgeneigt Berufsjäger einzustellen um 100 Rehe mehr zu schießen, aber man ist nicht gewillt einen zu bezahlen, der mit einem Kübel Trico, Cervacol etc. durch den Wald marschiert und gezielt Pflanzen fördert.
Wenn man daran denkt welche Fläche man damit in einem Tag bearbeiten kann muss man das als Armutszeugnis nehmen.
 
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Wir halten fest: Man ist im Forst nicht abgeneigt Berufsjäger einzustellen um 100 Rehe mehr zu schießen, aber man ist nicht gewillt einen zu bezahlen, der mit einem Kübel Trico, Cervacol etc. durch den Wald marschiert und gezielt Pflanzen fördert.
Wenn man daran denkt welche Fläche man damit in einem Tag bearbeiten kann muss man das als Armutszeugnis nehmen.
Nix für ungut Martl: Verbissschutz kann nur einen Teil zur Lösung des Problemes beitragen. Wenn flächig die gewünschten Mischbaumarten aufgund des Verbisses keine Chance haben, dann muss ich den Hebel woanders ansetzen. Steht glaub ich in jedem Jagdgesetz und sehen sogar sie meisten Jagdverbände auch so.
 
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Gelöschtes Mitglied 23774

Guest
Nix für ungut Martl: Verbissschutz kann nur einen Teil zur Lösung des Problemes beitragen. Wenn flächig die gewünschten Mischbaumarten aufgund des Verbisses keine Chance haben, dann muss ich den Hebel woanders ansetzen. Steht glaub ich in jedem Jagdgesetz und sehen sogar sie meisten Jagdverbände auch so.
Das ist schon richtig aber dieser „Teil“ wird mehr und mehr vernachlässigt. Ich betreue nur meine paar Hektar Privatwald aber der Zeitaufwand ist derart gering eine mehr als ausreichende Stammzahl die schlussendlich durchwachsen soll zu schützen und jedes andere daneben Dem Wild zum verbeißen zu gönnen und selbst von denen kommen immer wieder einige durch nur halt langsamer.
 
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Wir halten fest: Man ist im Forst nicht abgeneigt Berufsjäger einzustellen um 100 Rehe mehr zu schießen, aber man ist nicht gewillt einen zu bezahlen, der mit einem Kübel Trico, Cervacol etc. durch den Wald marschiert und gezielt Pflanzen fördert.
Wenn man daran denkt welche Fläche man damit in einem Tag bearbeiten kann muss man das als Armutszeugnis nehmen.

Dein Schluss greift zu kurz. Die Frage war, warum einen Berufsjäger anstellen. Und das würde ich nicht machen, damit dieser streicht, spritzt und zäunt. Das können Forstwirte und Begeher machen.
 
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Du schreibst u. a.:

"..... Bei gleichbleibend hohen Reproduktionsraten und Bejagungsintensitäten reduziert sich auf lange Sicht gesehen die Bestandszahl (und die Strecke) nur bis zu einem bestimmten Wert und pendelt sich dort ein, denn ab einer gewissen Bestandsdichte schafft man es nicht mehr, den Zuwachs abzuschöpfen. "

Der Punkt ist nur, dass die "Reproduktionsraten" nicht gleich bleiben. Wenn ich vernünftig jage, setze ich doch gerade an diesem Punkt an. Wer ein ganz schlimmer FInger ist (Anwesende natürlich immer ausgeschlossen :cool:) der setzt erst recht und besonders intensiv an der Stelle an. Im Übrigen verändert sich so schnell in den allermeisten Revieren die Vegetation nicht.
Oh, du würdest dich wundern, was da bei angepassten Wildbeständen geht...
Ach ja, die Reproduktionsrate ist übrigens eine prozentuale Größe, die mit der Bestandshöhe nichts zu tun hat. (Wobei sie auch von der Kondition des Individuums abhängt und damit indirekt doch ein bisschen damit korrelliert - allerdings etwas anders als du vermutlich denkst).

Wenn Du im Durchschnitt für einen Abschuß nur zwei Ansitze benötigst, lebst Du im Paradies. Kannst mich gern einladen. Dann nehm ich Dir ein paar Rehe ab. :love:
Das ist aber eher die Ausnahme und nicht die Realität in Oberbayern. Springen dann noch ein paar Frischling raus, sag ich gern Grüß Gott bei Dir im Wald. :cool:
Tut mir leid, jemanden wie dich können wir nicht brauchen.

Dass Naturverjüngung im Wesentlichen ohne Schutzmaßnahmen durchkommen soll, braucht man nicht zu diskutieren. Viel spannender ist die Frage, wie mit Pflanzungen umzugehen ist. :)
Und zwar genau deswegen.

Zum Rest Deiner Ausführungen lässt sich sagen, dass es nicht um "Dorffrieden" geht und deshalb derselbe Depp wieder die Jagd bekommt. Ich habe es schon einmal gesagt. Unser Jagdsystem ist ein kapitalistisches System, indem es völlig legitim ist, für sein gutes Geld gute Ware einzufordern.

Nehmen wir mal an, in Oberbayern bezahlt ein Jäger 10 TEUR Pacht p.a. Dann muss er sich dafür locker 20 TEUR brutto erarbeiten. Dann kommen noch die Nebengeräusche dazu (Versicherung, jährliches Bauernstopfen, Material, Treibstoff, etc.). Seien wir mal geizig und sagen 5 TEUR, d. h. er muss sich 10 TEUR erarbeiten. Insgesamt also 30 TEUR p.a. und da sind Wildschäden noch nicht drin. Sag mir einen VERNÜNFTIGEN Grund, warum so ein Leistungsträger als Jagdpächter nicht auch legitime Ansprüche in jagdlicher Hinsicht an die Geschäftspartner zu stellen hätte!!!
Wenn ich dir eine Wohnung vermiete, gebe ich dir ja auch das Recht, da zu wohnen. Aber ich gebe dir nicht das Recht, sie in Schutt und Asche zu legen, egal wie viel Geld du dafür zahlst.

Du bist (bestimmt) Förster, verdienst im Leben net die Marie und redest da von Deppen, die sich nicht alles zusammenschießen wollen. Versuchs doch einfach mal von der anderen Seite her zu denken und zu VERSTEHEN. Am End ist Jagd in vielen Gegenden Deutschlands genau betrachtet immer ein Geschäft, auch wenn mans für die Freizeit abschließt.

Ich vermute, das sieht ein großer Teil der Grundeigentümer ähnlich. Eine gute Pachteinnahme und komfortable SE-Regelungen gem. Rosenheimer Modell zuzügl. evtl. Erlöse der entschädigten Pflanzen durch zB Hackschnitzel, Brennholz
(kommt ja nicht auf den Kompost) lassen die Mehrheit der JG´s dann doch wieder zur Pachtverlängerung optieren oder an eine gute Klientel verpachten.
Soweit ich weiß, deckt das Rosenheimer Modell aber nur tatsächliche Schäden an Bäumen ab, nicht aber die notwendigen Schutzmaßnahmen, um diese zu verhindern. Das ganze funktioniert also nur, wenn der WB bereit ist, seine Verjüngung schutzlos dem Verbiss auszuliefern und eben etwas Schadensersatz dafür zu kassieren. Will er aber einen zukunftsfähigen Wald an seine Nachkommen hinterlassen, oder (wie von dir beschrieben) wirtschaftliche Gewinne daraus ziehen, ist er gezwungen, Schutzmaßnahmen zu ergreifen, die dann nicht mehr vom Rosenheimer Modell gedeckt werden und wohl auch nicht mehr von der Jagdpacht zu bezahlen sind. Mal abgesehen davon, dass auch du dich an Art.1 Abs.2 Nr. 3 Des BayJG halten musst, bin ich überzeugt, dass die Eigenbewirtschaftung für die allermeisten Waldbesitzer das bessere Geschäft wäre. Zum Glück gibt es in letzter Zeit immer mehr, die das einsehen. Warum es nicht noch mehr sind, ist wohl Politik.
Ich bin übrigens kein Förster, nur um das mal klar zustellen.
 
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......Nur muss die Jagd als kostenlose Dienstleistung im Rahmen eines Hobbys attrakiv bleiben, ......

So wie sich die Rehwildbestände in einigen Revieren präsentieren, ist dort die Jagd eben KEINE Dienstleistung, manchmal sogar ganz das Gegenteil.

....da ich nicht glaube, dass die Mehrheit der privaten Waldeigentümer in Deutschland eines Tages für die Jagd bezahlen will.

Das müssen sie auch nicht, die Jagd ist immer eine Einnahmequelle, entweder als Verpachtung oder in Eigenregie mit Wildpretgewinnung.
Wer tatsächlich einen guten Jagdpächter findet, der sowohl eine angemessene Pacht zahlt, als auch das Eigentum des Verpächters ordentlich schützt und pflegt, der hat mit der Verpachtung das große Los gezogen, muss sich um nichts kümmern, nichts teuer schützen und bekommt regelmäßig seine Pachteinnahmen.
Wer so einen loyalen Pächter nicht findet, sollte besser über Jagd in Eigenregie nachdenken. Dann muss er sich zwar selbst um seine Jagd kümmern, hat aber den nötigen Einfluss auf die Wilddichte und erzielt auch Einnahmen aus dem Wildpretverkauf. Das ist am Ende oft besser als die Bilanz aus höheren Pachteinnahmen, dafür aber Pflanzkosten, Schutzkosten und Wildschäden.
 
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....wenn nicht jetzt, wann denn sonst kann oder sollte man denn einen solchen Versuch bezüglich der Bejagung in größeren Regiejagdgebieten starten?.....

Weil man an verantwortlicher Stelle weiß, das es nichts bringen würde, in der gegenwärtigen Situation.
In Bundesländern, die noch einen Rehwildabschussplan haben, wird die waldbauliche Unterstützung duch die Jagd nicht davon begrenzt, dass die in der Regiejagd eingesetzten Jäger ihren Abschuss nicht erfüllt bekämen und ihnen deshalb ein Berufsjäger helfen könnte, sondern durch die begrenzende Wirkung des Abschussplans. Allein letzte Saison wurden aus meinem Hundeführer-Terminkalender drei Bewegungsjagden nur deshalb abgesagt, weil man zu frühzeitig den Rehwildabschussplan plus 30% erfüllt hatte und die geplante Bewegungsjagd mangels Freigabemöglichkeiten von Rehwild nicht mehr verantworten konnte. Und dieses Jahr weiß ich aus einigen Revieren, dass sie die Einzeljagd auf Rehe eben deshalb vorzeitig abgebrochen haben, um bei der geplanten Bewegungsjagd nicht in Konflikt mit der Höhe der restlichen Freigabe zu kommen. Das stünde ein Berufsjäger nur 10 Monate im Wege.

Niemand würde zusätzliches Personal einstellen, das regelmäßig bezahlt werden müsste, ohne eine sinnvolle Beschäftigung zu haben. Auch eine Aufgabenumverteilung der Jagd von Förstern auf Berufsjäger macht nur da Sinn, wo der Umfang der Jagd in großen geschlossenen Staatswaldforstämtern den einzelnen Förster vielleicht überlastet. Dort können Berufsjäger dann z. B. im ganzen Forstamt die Bewegungsjagden planen, organisieren, nachbereiten, Nachsuchen durchführen und Jagdeinrichtungen instand halten. Im Mai und September, den beiden wichtigen Jagdintervallen, können sie auch bei der Abschusserfüllung helfen, falls nicht schon alle Flächen durch Jagderlaubnisscheininhaber blockiert sind. In den übrigen 10 Monaten weitgehender Jagdruhe müsten sie aber auch ohne Büchse in der Hand sinnvolle Beschäftigung haben.
 
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Weil man an verantwortlicher Stelle weiß, das es nichts bringen würde, in der gegenwärtigen Situation.
In Bundesländern, die noch einen Rehwildabschussplan haben, wird die waldbauliche Unterstützung duch die Jagd nicht davon begrenzt, dass die in der Regiejagd eingesetzten Jäger ihren Abschuss nicht erfüllt bekämen und ihnen deshalb ein Berufsjäger helfen könnte, sondern durch die begrenzende Wirkung des Abschussplans. Allein letzte Saison wurden aus meinem Hundeführer-Terminkalender drei Bewegungsjagden nur deshalb abgesagt, weil man zu frühzeitig den Rehwildabschussplan plus 30% erfüllt hatte und die geplante Bewegungsjagd mangels Freigabemöglichkeiten von Rehwild nicht mehr verantworten konnte. Und dieses Jahr weiß ich aus einigen Revieren, dass sie die Einzeljagd auf Rehe eben deshalb vorzeitig abgebrochen haben, um bei der geplanten Bewegungsjagd nicht in Konflikt mit der Höhe der restlichen Freigabe zu kommen. Das stünde ein Berufsjäger nur 10 Monate im Wege.

Niemand würde zusätzliches Personal einstellen, das regelmäßig bezahlt werden müsste, ohne eine sinnvolle Beschäftigung zu haben. Auch eine Aufgabenumverteilung der Jagd von Förstern auf Berufsjäger macht nur da Sinn, wo der Umfang der Jagd in großen geschlossenen Staatswaldforstämtern den einzelnen Förster vielleicht überlastet. Dort können Berufsjäger dann z. B. im ganzen Forstamt die Bewegungsjagden planen, organisieren, nachbereiten, Nachsuchen durchführen und Jagdeinrichtungen instand halten. Im Mai und September, den beiden wichtigen Jagdintervallen, können sie auch bei der Abschusserfüllung helfen, falls nicht schon alle Flächen durch Jagderlaubnisscheininhaber blockiert sind. In den übrigen 10 Monaten weitgehender Jagdruhe müsten sie aber auch ohne Büchse in der Hand sinnvolle Beschäftigung haben.



Deine Argumentation erscheint mir in vielen Punkten schlüssig.
Natürlich würden Berufsjäger nur in großen in großen geschlossenen Staatswaldforstämten Sinn machen, aber insgesamt muss ich mich dann, deiner Argumentation folgend, doch fragen warum z. B. in Hessen in den letzten Jahren in einigen Forstämtern mit hohem Staatswaldflächen die Organisation der Bewegungsjagden bereits für viel Geld ausgelagert wurden an "professionelle Jagddienstleiser" und ein Forstamt einen jungen Berufsjäger eingestellt hat, dessen Hauptaufgabe laut FoA-Leiter es sein soll, durch die Organisation und Effizienz-Steigerung von Bewegungsjagden, Optimierung und Weiterentwicklung der Jagdkonzepte entsprechend die Revierleiter zu entlasten.
Ich unterstelle mal: Gäbe es da keine Notwendigkeit, hätte man dieses Geld sicher nicht in die Hand genommen.
Für mich eine weitere entscheidende Frage:
Steht z. B. in Hessen nicht 2025 die nächste Forstreform mit noch einmal größer werdenden Revieren und dementsprechend noch höheren Belastungen für die bereits jetzt sehr häufig am Limit arbeitenden Revierleiter auf der Agenda?
Von den Zusatzbelastungen durch z.B. entsprechend zunehmenden Dokumentationsaufgaben ganz zu schweigen?
Mit den absehbar größer werdenden Revieren und damit verbundenen höheren Belastungen wird die zeitliche Diskrepanz zwischen der ureigensten und wichtigsten Aufgabe, dem aktuell anstehenden Waldumbau, und der Jagd insbesondere auf der Ebene der Revierleiter immer größer, und das schaffen sicherlich irgendwann nur noch die wenigsten.
Burn Out ist im Bereich Forst ja nun auch kein Fremdwort mehr und für meinen, sicherlich kleinen und beschränkten Erfahrungshorizont und für mein persönliches Empfinden ändert sich auch (vielleicht GsD) die Bereitschaft der nachwachsenden Förstergeneration immer mehr, solche extremen Belastungen dauerhaft zu schultern.
Und genau dahin zielt mein in frage stellen der bisherigen Praxis und die These, das Berufsjäger ein Teilstück einer Entschärfung der Problemstellung sein könnten.
Aber das kannst du möglicherweise besser beurteilen, mich interessiert jedenfalls deine Sichtweise auf die Problemstellung der überbordenden Arbeitsbelastungen insbesondere bei den Revierleitern.

Prinzengesicht

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Ihr zwei, PG und SJ, das finde ich gut, dass Ihr konstruktiv diskutiert, Ihr habt’s aus meiner Sicht beide drauf!

Es ist sicher in manchen Forstrevieren so weit, dass die Aufgaben nicht mehr in ausreichender Qualität innerhalb der Arbeitszeit erledigt werden können. Ein Teil arbeitet eben unbezahlt mehr, ein Teil wird krank und ein Teil denkt „leckt mich“.

Mich würde interessieren, auf welche Schalenwildarten der Forst dort mit Bewegungsjagden schwerpunktmäßig bejagt.
Wir haben unsere Bewegungsjagden völlig eingestellt, zum Einen wegen guter Begeher, die strategisch eingesetzt werden und nicht durch Bewegungsjagden frustriert werden sollen, zum anderen, weil wir so viel Naturverjüngung haben, dass man weder Schussfelder hat noch Rehe oder Sauen aus den großflächigen Verjüngungskomplexen herausbringt.
Würde ich einen Berufsjäger einstellen, würde dieser im Winter schwerpunktmäßig Rehwild an der Kirrung bejagen müssen.
 

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