Wisente werden in NRW ausgewildert

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Siegen/Bad Berleburg (dpa). Sie ist Deutschlands einzige frei lebende Wisent-Herde, doch die Chancen für eine Fortführung des einst europaweit beachteten Artenschutzprojektes stehen schlecht. Nach langem lähmendem Streit und einer Lösungssuche an einem Runden Tisch zuletzt im vergangenen Herbst zeichnet sich auch weiterhin keine Perspektive ab, die Voraussetzungen für eine Rettung haben sich noch verschlechtert.

Die 40 Tiere der Herde befänden sich aktuell „in einem neu errichteten, rund 25 Hektar großen Managementgatter auf dem Gebiet der Stadt Bad Berleburg, sodass die Freisetzungsphase zurzeit beendet ist“, sagte ein Sprecher des Kreises Siegen-Wittgenstein. Nach langem Patt hatten die früheren Umweltminister Ursula Heinen-Esser (CDU) und Johannes Remmel (Grüne) am Runden Tisch empfohlen, die herumziehende Herde schnellstmöglich einzufangen und auf 20 bis 25 Tiere zu verkleinern sowie die übrigen Tiere an andere Orte in Europa zu transportieren.

Damit sei bisher nicht begonnen worden, da eine sehr aufwendige Vorbereitung nötig sei, hieß es bei der Kreisverwaltung. „Derzeit läuft auch noch die Abstimmung mit interessierten anderen Projekten im In- und Ausland.“ Mit den dortigen Projektträgern sei vereinbart, „mögliche Zielprojekte noch nicht konkret öffentlich“ zu benennen. Klar ist aber zumindest: „Die Tiere weisen alle eine sehr gute körperliche Konstitution auf.“

Die Kolosse sind europaweit geschützt. Die Umweltschutzorganisation WWF war im Herbst 2023 von einem Bestand von europaweit rund 7200 frei lebenden Wisenten in Europa ausgegangen. Eine zunächst achtköpfige Herde war im Rahmen des Artenschutzprojektes vor mehr als zehn Jahren im Wittgensteiner Land im Rothaargebirge freigesetzt worden, auf Grundlage eines Vertrags zwischen dem Trägerverein Wisent-Welt-Wittgenstein, dem Kreis Siegen-Wittgenstein und der Bezirksregierung Arnsberg von 2013. Die Herde wanderte jedoch und verursachte große Schäden an Bäumen. Streitigkeiten wurden teilweise auch vor Gericht ausgefochten. Im Herbst 2022 erklärte der Trägerverein die Tiere für „herrenlos“ – und sich selbst damit für nicht mehr zuständig. Der Verein meldete auch Insolvenz an, weil Waldbauern ihm gegenüber Forderungen von 250 000 Euro jährlich angekündigt hatten.

Inzwischen kommt erschwerend hinzu: Die Wittgenstein-Berleburg’sche Rentkammer als Eigentümerin der Grundstücke, über die sich das bisherige Projektgebiet im Kreis Siegen-Wittgenstein erstrecken sollte, hat nun dem Kreissprecher zufolge mitgeteilt, dass ihre Eigentumsflächen für eine Fortführung des Projekts nicht mehr zur Verfügung stehen. Den Vertrag habe die Grundstückseigentümerin rechtmäßig gekündigt – und das bedeute, „dass das Projekt innerhalb von sechs Monaten – oder in einem anderen, einvernehmlich von den Vertragsparteien zu definierenden Zeitraum – abzuwickeln, also zu beenden ist.“

Siegen/Bad Berleburg (dpa). Der Kreis Siegen-Wittgenstein will sich nach eigenen Angaben weiter bemühen, einen neuen Projektträger zu finden, es zeichne sich aber nicht ab, dass man Partner gewinnen könne. Es sei bisher auch niemand in Aussicht, der sich an einer vom Runden Tisch angedachten Stiftung finanziell beteiligen wolle. „Somit konnte bislang auch die zukünftige Finanzierung des Freisetzungsprojekts mit einem Finanzbedarf von mindestens 500 000 Euro jährlich nicht sichergestellt werden“, berichtete der Kreissprecher.

Der Kreis und das Land NRW hatten sich von dem Rückzug des Trägervereins verärgert gezeigt. Schon damals drohte das Aus, dann wurde der Runde Tisch ins Leben gerufen. Nach dieser Runde hatte das NRW-Umweltministerium betont, es werde die Suche nach einer rechtssicheren und artenschutzfachlich basierten Lösung unterstützen. Jetzt hieß es auf dpa-Anfrage lediglich, bei dem Wisent-Projekt handele es sich um ein „von einem privaten Verein initiiertes und getragenes Projekt“. Von den beteiligten Akteuren würden aktuell „die offenen rechtlichen, finanziellen und artenschutzfachlichen Fragen geklärt“.

Nach Angaben des Waldbauernvereins NRW sind die von der Herde verursachten Schäden längst nicht alle beglichen worden. So habe man etwa das konkrete Beispiel eines Waldbauern mit einem gutachterlich bestätigten Schaden in Höhe von 38 000 Euro benannt und die Daten an Johannes Remmel geschickt. Dieser habe im Vorfeld zugesagt, sich um den Fall zu kümmern, tatsächlich habe es aber über die vergangenen Monate hinweg keinerlei Reaktion gegeben, kritisierte Vorstandsmitglied Theo-Josef Nagel.
 
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Kann man den ehemaligen Vostand des Trägervereins noch irgendwie persönlich packen? Nen Haufen Wisentsch. hinzulegen und darin nen Knaller anzuzünden und dann weglaufen ist ja nicht die feine Englische.
 

z/7

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Der Eindruck verfestigt sich, daß denen in NRW jemand was ins Trinkwasser getan haben muß. Die Lage am unteren Rhein tut denen nicht gut.
 
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Kann man den ehemaligen Vostand des Trägervereins noch irgendwie persönlich packen? Nen Haufen Wisentsch. hinzulegen und darin nen Knaller anzuzünden und dann weglaufen ist ja nicht die feine Englische.
Das trifft die falschen.

Die wahren "Schuldigen" sind m.E. diejenigen, die der Auswilderung blauäugig zugestimmt haben.
 

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