Alterschätzung beim Rotwild ist natürlich mit dem Blick auf den Zahnabschliff relativ ungenau, das heißt nach dem Wechsel zum Dauergebiss im Alter von etwa 30 Monaten, bewegen wir uns nur noch in einer Genauigkeit von etwa 3-4 Jahren. Also der 12-jährig geschätzte Hirsch kann auch tatsächlich nur 9 Jahre alt gewesen sein. Die Ungenauigkeit nimmt mit dem Alter zu!
Altersbestimmung ist etwas Anderes. Bei der Bestimmung nach dem Zementzonenverfahren wird der M I oder M II senkrecht durchgesägt und die Schnittstelle mit sehr feinem Schleifpapier (Körnung 400) superglatt geschliffen. Danach kann man mit einer Lupe die einzelnen Zementzonen ähnlich den Jahresringen eines Baumes abzählen. Das Verfahren ergibt bei 100 Proben nur bei zweien eine Abweichung >1Jahr!
Es gibt noch eine andere relativ genaue Methode. Dabei werden mit einem Meßschieber die Zahnhöhen aller Backenzähne einer Unterkieferseite gemessen und addiert. Danach wird die Summe mit Zahlen aus einer Tabelle verglichen und das tatsächliche Alter abgelesen. Auch hier ist die Ungenauigkeit weniger als 5%!
Sichere Zeichen die auch bei erlegtem Wild auf ein hohes Alter schließen lassen sind die Schlossnaht, sie ist bei alten Tieren von innen her schon porös verknöchert. Solche Sachen sieht allerdings auch nur der, der den selbst erlegten Hirsch auch selber zerwirkt.
Außerdem das Verhältnis von Rosenstockdurchmesser zu Rosenstocklänge. Wirklich alte Hirsche (Alter 12+) haben keinen, von außen sichtbaren, Rosenstock mehr. Die Rose sitzt, auf jeden Fall auf der Rückseite, schon satt auf dem Schädelknochen auf.
Genau sind diese beiden Hinweise für sich allein nicht, aber wenn ein Hirsch so alt geschätzt wird dann machen sie die Schätzung wahrscheinlicher!
Waidmannsheil,
Leo