Quelle:
www.nordkurier.de
Artikel vom 16.09.2011
Bleifrei zum Schutz der Adler
Tierschutz. Jeder zweite tote Seeadler erlag einer Bleivergiftung. Umweltschützer fordern deshalb die Verwendung bleifreier Munition bei der Jagd.
Von Andreas Frost
Schwerin. Im Kampf um den Schutz der Seeadler sind Natur- und Umweltschützer in Mecklenburg-Vorpommern einen großen Schritt vorangekommen. In den Nationalparks und den landeseigenen Wäldern dürfen die Jäger demnächst wieder bleifreie Munition benutzen. Umweltminister Till Backhaus (SPD) hatte sie vor einigen Jahren verboten. Sie stand im Verdacht, für Jäger und Jagdhelfer gefährlicher zu sein als die traditionelle bleihaltige Munition. Der Verdacht sei durch ein Gutachten widerlegt, sagte eine Sprecherin des Ministers gegenüber dieser Zeitung.
Tierschützer fordern allerdings uneingeschränkten Vorrang für bleifreie Munition und das Verbot von bleihaltigen Kugeln. Bleisplitter verteilen sich in angeschossenen Tieren. Wenn deren Aas im Winter von Seeadlern gefressen wird, löst sich das Blei im Magen auf und gelangt ins Blut. Oft verenden die seltenen und geschützten Vögel qualvoll. Sie sind die prominentesten Opfer der Bleirückstände. Manchen anderen Aasfressern ergeht es nicht besser.
Backhaus will jedoch ein weiteres Gutachten abwarten, bevor er über ein Totalverbot von Blei-Munition nachdenkt. Es soll klären, ob mit bleifreien Kugeln großes Wild aus großer Entfernung sicher und schnell getötet werden kann. "Vorerst ist es den Jägern freigestellt, welche Munitionsart sie benutzen", sagte Backhaus? Sprecherin.Laut Volker Spicher vom Müritz-Nationalpark ist die Frage für die durchschnittliche Jagd längst geklärt. "Das haben über 6000 untersuchte Abschüsse gezeigt", so Spicher. Dennoch begrüßte er die Entscheidung des Ministers: "Wir holen die bleifreie Munition wieder aus dem Tresor und können ein Stück sorgenfreier jagen". Spicher will für eine Selbstverpflichtung der Jäger werben, in den landeseigenen Wäldern nur noch bleifrei zu jagen. Im Müritz-Nationalpark finden jeden Herbst rund 20 große Bewegungsjagden statt. Hinzu kommen zahlreiche Einzeljagden. Dabei wurden jährlich bis zu 2000 Stück Wild erlegt. Daran lässt sich erahnen, wie viel bleihaltige Kugeln durch die Wälder flogen. Allein im Müritz-Nationalpark sind in den vergangenen Jahren 60 Prozent der tot aufgefundenen Seeadler an einer Bleivergiftung gestorben. 16 von 26 der imposanten Vögel waren qualvoll verendet. Sie hatten offenbar den so genannten Aufbruch gefressen, den Jäger von erlegtem Wild zurückgelassen hatten. Oder sie machten sich im Winter über das Aas her, wenn angeschossene Tiere flüchteten und verendeten, ohne dass der Schütze es finden konnte. Von der Magensäure aufgelöst, verteilen sich tödliche Bleipartikel aus dem Schusskanal im Körper der Seeadler.Arndt Müller vom Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) freut sich aus Sicht der Verbraucher über das Anti-Blei-Signal des Ministers. Wer viel Wildfleisch esse, laufe immer wieder Gefahr Bleireste aufzunehmen. Das könne vor allem bei Schwangeren und bei Kleinkindern zu schweren Gesundheitsschäden führen. Langfristig, so Müller, würden auch bislang Bleifrei-Skeptiker unter den Jägern überzeugt werden können, auf Bleikugeln zu verzichten.
www.nordkurier.de
Artikel vom 16.09.2011
Bleifrei zum Schutz der Adler
Tierschutz. Jeder zweite tote Seeadler erlag einer Bleivergiftung. Umweltschützer fordern deshalb die Verwendung bleifreier Munition bei der Jagd.
Von Andreas Frost
Schwerin. Im Kampf um den Schutz der Seeadler sind Natur- und Umweltschützer in Mecklenburg-Vorpommern einen großen Schritt vorangekommen. In den Nationalparks und den landeseigenen Wäldern dürfen die Jäger demnächst wieder bleifreie Munition benutzen. Umweltminister Till Backhaus (SPD) hatte sie vor einigen Jahren verboten. Sie stand im Verdacht, für Jäger und Jagdhelfer gefährlicher zu sein als die traditionelle bleihaltige Munition. Der Verdacht sei durch ein Gutachten widerlegt, sagte eine Sprecherin des Ministers gegenüber dieser Zeitung.
Tierschützer fordern allerdings uneingeschränkten Vorrang für bleifreie Munition und das Verbot von bleihaltigen Kugeln. Bleisplitter verteilen sich in angeschossenen Tieren. Wenn deren Aas im Winter von Seeadlern gefressen wird, löst sich das Blei im Magen auf und gelangt ins Blut. Oft verenden die seltenen und geschützten Vögel qualvoll. Sie sind die prominentesten Opfer der Bleirückstände. Manchen anderen Aasfressern ergeht es nicht besser.
Backhaus will jedoch ein weiteres Gutachten abwarten, bevor er über ein Totalverbot von Blei-Munition nachdenkt. Es soll klären, ob mit bleifreien Kugeln großes Wild aus großer Entfernung sicher und schnell getötet werden kann. "Vorerst ist es den Jägern freigestellt, welche Munitionsart sie benutzen", sagte Backhaus? Sprecherin.Laut Volker Spicher vom Müritz-Nationalpark ist die Frage für die durchschnittliche Jagd längst geklärt. "Das haben über 6000 untersuchte Abschüsse gezeigt", so Spicher. Dennoch begrüßte er die Entscheidung des Ministers: "Wir holen die bleifreie Munition wieder aus dem Tresor und können ein Stück sorgenfreier jagen". Spicher will für eine Selbstverpflichtung der Jäger werben, in den landeseigenen Wäldern nur noch bleifrei zu jagen. Im Müritz-Nationalpark finden jeden Herbst rund 20 große Bewegungsjagden statt. Hinzu kommen zahlreiche Einzeljagden. Dabei wurden jährlich bis zu 2000 Stück Wild erlegt. Daran lässt sich erahnen, wie viel bleihaltige Kugeln durch die Wälder flogen. Allein im Müritz-Nationalpark sind in den vergangenen Jahren 60 Prozent der tot aufgefundenen Seeadler an einer Bleivergiftung gestorben. 16 von 26 der imposanten Vögel waren qualvoll verendet. Sie hatten offenbar den so genannten Aufbruch gefressen, den Jäger von erlegtem Wild zurückgelassen hatten. Oder sie machten sich im Winter über das Aas her, wenn angeschossene Tiere flüchteten und verendeten, ohne dass der Schütze es finden konnte. Von der Magensäure aufgelöst, verteilen sich tödliche Bleipartikel aus dem Schusskanal im Körper der Seeadler.Arndt Müller vom Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) freut sich aus Sicht der Verbraucher über das Anti-Blei-Signal des Ministers. Wer viel Wildfleisch esse, laufe immer wieder Gefahr Bleireste aufzunehmen. Das könne vor allem bei Schwangeren und bei Kleinkindern zu schweren Gesundheitsschäden führen. Langfristig, so Müller, würden auch bislang Bleifrei-Skeptiker unter den Jägern überzeugt werden können, auf Bleikugeln zu verzichten.