„Es kann doch nicht sein, dass der Naturschutz Existenzen gefährdet.“
Solange sogar die Betroffenen noch diesem Irrtum unterliegen... Es handelt sich nicht um Naturschutz, sondern um Artenschutz. Das ist ein kleiner, aber entscheidender Unterschied. Und ja, es kann sein, daß der Schutz der Natur oder einzelner Arten Existenzen gefährdet. Ein Frage der Güterabwägung. (Darum gibt es ja auch Entschädigung. Oder sollte es geben. Daß das so schlecht funktioniert liegt m.E. weniger am Willen des Gesetzgebers, als daran, daß viel Entschädigung bedeuten würde, daß klar wird, wieviel Schaden die tatsächlich anrichten, und das ist gewissen Kreisen peinlich.)
Mit dem Wolf ist es wohl eher so, daß der Schutz einer Art den Schutz anderer Arten gefährdet. Incl. der Unversehrtheit des h.sapiens.
Zum Dreigestirn der Schäfer, Landwirte und Jäger sollten sich noch einige andere Interessengruppen gesellen. Schließlich stellt die Anwesenheit des Wolfes die komplette kleinbäuerliche/nebenerwerbliche Landnutzungsform in Frage, einschließlich des Tourismus, der allein auf durch diese Bewirtschaftung geprägten Landschaften beruht. Soviel Wölfe, daß man mittels Safari-Modell Geschäfte damit machen könnte, sind schlicht nicht möglich. Es wundert mich schon lang, daß die Leut bei euch nicht schon viel früher auf die Barrikaden gegangen sind.
Der Schutzstatus des Wolfes bei uns ist im übrigen keine heilige Kuh, sondern durchaus veränderbar. Man muß nur wollen. Wenn's drum geht, unsere Autohersteller zu retten, ist uns die EU und ihre Vorschriften ja auch egal.
Und als Förster muß ich sagen, ich eß die Reh lieber selber. Der Wald ließe sich auch ohne Wölfe gut verjüngen, wenn alle das Wild als nachhaltig nutzbare Ressource betrachteten, und dementsprechend wirtschaftlich behandelten. Das unterscheidet nebenbei den Wolf von unseren Schalenwildarten. Weil manche das gern in einen Topf werfen, und behaupten, wer das eine will, muß auch das andere wollen. Nein, muß man nicht. Wir leben in einer Kulturlandschaft - falsch, wir leben VON einer Kulturlandschaft, und sind daher darauf angewiesen, die im Rahmen des ökologisch vertretbaren und notwendigen so zu bewirtschaften, daß wir ausreichende Erträge erhalten. Das sollte über jedem Discounter-Eingang in großen Lettern stehen. Die Milch wächst nicht in der Kühltheke.