Dreistangenbock

Registriert
19 Mrz 2002
Beiträge
135
Ich kann mal ein Erlebnis vor 10 Jahren beisteuern, dass jetzt bei den Gehörnen im Wohnzimmer ganz oben hängt.
Als Jungjäger wollte ich abends im Sommer in einem bevorzugten Gemarkungsteil mal wieder nach den Füchsen sehen. Wo ich so rumfahre, sehe ich, dass jede interessante Ecke von den Mitjägern besetzt ist. Aus einer Laune heraus fahre ich dann zu einem nahegelegenen Lagereibetrieb am Kanal, wo man zwar an der Grenze ist, aber Fuchs und Dachs sind dort auch möglich. Mit der Heym BBF 16/222 Rem. als damalige Dauerleihe klettere ich schließlich auf eine ca.10 mtr hohe Leiter an einer Lagerhalle hoch, wo von oben mehr über die Grenze als noch der eigene Jagdbezirk zu überblicken ist. Einen Bock hatte ich in dem Jahr nicht frei, den Rest muss man sehen.

Nach einer ganzen Weile sehe ich in etwa 250 mtr. Entfernung auf der Grenze mal hüben wie drüben ein Stück Rehwild, im Glas war es dann ein Bock, war im Moment aber egal.

Der Bock zieht näher, und näher, ich gucke dreimal und traue meinen Augen nicht. Da sehe ich einen starken Spiesser mit drei Stangen über Lauscher hoch. Das glaubt mir keiner, dachte ich. Wenn der Ärger noch so gross wird, wenn er rüber kommt, nimmste den mit, beschloss ich für mich. Aber erst mal haben. Wenig Erfahrung mit Rehwild, kleinstes Kaliber und an der Grenze, somit schlechte Voraussetzung für mich. Seitlich und vorderlich der Halle ist Mutterboden aufgeschoben und mit Buschwerk bewachsen. Von meinen luftigen Platz oben kann man alles einsehen, der Bock hat zwar schon längst eine günstige Entfernung, jedoch immer beim Nachbarn. Nach viel hin und her geht er endlich auf den Erdwall 15 mtr. seitlich vor mir.
Noch nie habe ich einen Schuss aus diesen Winkel von oben abgegeben, aber es sind ohne Zweifel drei Stangen. Die erste Überlegung war, "schiesst du hoch oder runter..." habe ich verworfen. Als er endlich richtungsmäßig abgängig der Grenze stand am äsen und fegen war, nahm ich meinen ganzen Jungjägermut zusammen, mit dem Zielstachel von oben auf den Widerrist angehalten und die 222. fliegen gelassen. Im Schuss sah ich unter dem Bock den Ausschuss wie von einer Gieskanne, und der Bock sprang mit mehreren Fluchten seitlich hinter der Halle ab. Weg war er, beim sofortigen Nachladen stellte ich fest, dass die Reservepatronen noch im Auto lagen, dann gleich auf Schrot umgestellt wartete ich, ob er es zurück noch schaffen würde.

Zigarette an, der Herz schlug zum Hals, nach und nach immer mehr Gewissheit, der Bock liegt irgendwo auf eigenen Gebiet. Absoluten Überblick hatte ich ja und zurück war er nicht gekommen.

Dann endlich runter, im Anschuss Schweis wie aus der Gieskanne, weiter auf der roten Spur über den Wall hinweg lag nach vielleicht 20 Fluchten der Bock mausetot. Tatsächlich drei Stangen, bei 2 Rosen also "nur" ein unechter Dreistangenbock. Das war aber in diesem Fall ganz egal. Der Einschuss war sehr hoch aufs Blatt, der grosse Ausschuß lag am Brustbein.

An Ort und Stelle aufgebrochen und den ca. 17 kg schweren Bock ins Auto gebracht. Nun musste ich erstmal zu den jagdlichen Chefs und berichten (beichten). Bei meinem Onkel war keiner zu hause, der andere war noch auf Ansitz, dann wieder zurück zum Ersteren, sie waren jetzt da.

Ich muss aufs genaueste erklären (wegen der Grenze), wo geschossen, wo gelegen, dann ein Blick aufs Gehörn gab folgenden Komentar auf platt:

Härste dene niche schoten, härste Hiebe häbben möst!

Dieser (Lebens-)Bock wurde einige Tage später noch entsprechend "tot getrunken", er hat ein geschätztes Alter von etwa 6 - 7 Jahren.

Mittlerweile habe ich die Erfahrung gemacht, wenn man auf Füchse ansitzt, kommt einen immer Rehwild vor.

WMH Niederwildjäger
 
Registriert
23 Feb 2001
Beiträge
1.828
Nachträglich herzliches WMH zu dem "Dreistangenbock". So einen hatte ich letztes Jahr auch vor mir und auch frei !

Weil der Kerl direkt hinter meiner offenen (und ziemlich alten) Kanzel stand, hatte ich mich umgedreht, auf dem Boden kniend auf der Rückenlehne aufgelegt und den Bock anvisiert. In dem Moment brach laut krachend der aus Rundhölzern bestehende Boden durch und ich war ziemlich damit beschäftigt oben zu bleiben.
Den Bock habe ich danach nicht mehr wiedergesehen. Erst dieses JJ. Ich bin mir ziemlich sicher, dass es derselbe war. Der Nachbar hatte ihn erlegt.
 

Neueste Beiträge

Online-Statistiken

Zurzeit aktive Mitglieder
124
Zurzeit aktive Gäste
624
Besucher gesamt
748
Oben