Felix Saltens Bambi

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Die meisten von uns werden von Felix Salten nur seine berühmte Josephine Mutzenbacher (ganz hinten) im Bücherschrank haben, so auch ich.
Spätestens als ich als Bambimörder bezeichnet wurde, wollte ich tatsächlich Bambi lesen und fand es als Sammelband (4 Geschichten) auf einem Wühltisch.
Ich habe es (fast) ganz gelesen: Das Buch ist für nicht zu kleine Kinder durchaus zu empfehlen, wenn sie mit der z.T. düsteren Atmosphäre von Überlebenskampf und Tod zurechtkommen.
Felix Salten war immerhin selbst ein passionierter Jäger und so wird der Jäger im ersten Band zwar als unbegreiflicher Herr über Leben und Tod (der aber auch selber sterben kann) geschildert.
Im zweiten Band schießt der Jäger z.B. aber auch einen Fuchs, der ein Kitz bedroht und eine wildernde Katze aus dem Baum.
Bambi gehört zwar nicht zur hohen Literatur und ist stellenweise sehr rührselig, Wer es aber gelesen hat, kann zumindest die Bezeichnung Bambimörder gut parieren.

Und es ist wieder mal zu sehen, auf welchen Holzweg uns Disney mit seinem völlig verfälschten Film geschickt hat.
Der sog. Bambieffekt beruht nur auf dem Jagdgegner Disney und keineswegs auf dem Jäger Salten.
 
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Nachstehend die Einleitung eines Artikels, den keine der Jagdzeitschriften zu übernehmen bereit war.

Das Bambi-Syndrom
von Sir Henry
Kein anderes Phänomen ist so geeignet, die jagdlichen Aktivitäten des Menschen zu diskreditieren, wie Bambi, das als treuherzig dreinblickendes Rehkitz die Herzen der von der Natur entfremdeten und zu übertriebener Sentimentalität neigenden zivilisierten Welt erobert hat. Wie schon häufig in unserer modernen Welt, haben es Leute auf subtile Weise verstanden, zur Verfolgung eigener Ziele eine mehr oder weniger große Gefolgschaft um sich zu scharen. Was solche Gurus anzurichten im Stande sind, mussten wir nicht erst in neuester Zeit erfahren.
Hinsichtlich der durch die Jagd genutzten Wildarten verhalten sich gerade solche Kulturkreise äußerst zwiespältig, die sich selbst für aufgeklärt erachten. Paradebeispiel hierfür ist der amerikanische Zeichentrickfilm „Bambi“, der mehr noch als in den USA, in Deutschland zu einem idealisierten Verhältnis zur Natur beigetragen hat, das fern jeder Realität ist.
Der deutsche Tierfreund hat so völlig unkritisch das amerikanische Klischee auf das ihm bekannte Reh übertragen, wodurch das putzige Bambi zum Rehkitz avancierte, obwohl im Film von Geburt eigentlich ein Kalb des amerikanischen Weißwedelhirsches. Reh und Hirsch unterscheiden sich nicht nur in der Größe, sondern auch insofern, dass Rehwild keinen Schwanz (jägerisch „Wedel“) hat, auf dem sich in einer Szene ein Schmetterling niederlässt. Besonders typisch warb ein deutscher Filmstar für Bambi, weil dort gezeigt würde, „wie aus einem niedlichen Rehkitz ein stattlicher Hirsch“ wird. Rehe sind aber nur in Europa und Asien heimisch. Die Paarungszeit der Rehe ist im Hochsommer, die der Hirsche im Spätherbst, schon dieser Umstand macht die seltsame Verwandlung unmöglich. So viel, bzw. so wenig an Biologie vorab.

Felix Salten war als Siegmund Salzmann Ungar, der seinen Namen "eindeutschte". Seine halbwegs realistische Story wurde von Disney romantisch verklärt und verkindlicht.
Heutige Tierfilme laufen da ganz anders und Kinder tragen keinen Schock davon, wenn einTier ein anderes frisst.
Wenn heute Burger, Nuggets oder sonstiges Fast- und Finger-Food geknabbert wird, denkt niemand daran, dass Teile niedlicher Hühnchen, Schweinchen oder Kälbchen verspeist werden.
Nur beim Hasen- Reh- und Hirschbraten kommen Skrupel hoch.
Verlogen wie die ganze Gesellschft.

Schönes Wochenende wünscht allen Jägern und Freunden des Wildbrets
Sir Henry
 
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Thersites schrieb:
Die meisten von uns werden von Felix Salten nur seine berühmte Josephine Mutzenbacher (ganz hinten) im Bücherschrank haben, so auch ich.
Spätestens als ich als Bambimörder bezeichnet wurde, wollte ich tatsächlich Bambi lesen und fand es als Sammelband (4 Geschichten) auf einem Wühltisch.
Ich habe es (fast) ganz gelesen: Das Buch ist für nicht zu kleine Kinder durchaus zu empfehlen, wenn sie mit der z.T. düsteren Atmosphäre von Überlebenskampf und Tod zurechtkommen.
Felix Salten war immerhin selbst ein passionierter Jäger und so wird der Jäger im ersten Band zwar als unbegreiflicher Herr über Leben und Tod (der aber auch selber sterben kann) geschildert.
Im zweiten Band schießt der Jäger z.B. aber auch einen Fuchs, der ein Kitz bedroht und eine wildernde Katze aus dem Baum.
Bambi gehört zwar nicht zur hohen Literatur und ist stellenweise sehr rührselig, Wer es aber gelesen hat, kann zumindest die Bezeichnung Bambimörder gut parieren.

Und es ist wieder mal zu sehen, auf welchen Holzweg uns Disney mit seinem völlig verfälschten Film geschickt hat.
Der sog. Bambieffekt beruht nur auf dem Jagdgegner Disney und keineswegs auf dem Jäger Salten.

seltsam, aber auch Jäger nutzen den "Bambieffekt" um anderen, ihnen missliebigen Jägern ans Bein zu pinkeln.
 
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@ djuke25
Auch für mich erschließt sich nicht der Sinn deiner Worte :roll:
Wer hat denn nun Bambi wenigstens z.Teil gelesen?
Früher hätte ich gesagt: ab 13 J. mit Unterstützung der Eltern.
Heute habe ich den Eindruck, dass es zwischen Kindheit und (Pseudo-)Erwachsenen - da schon sexuell erfahren- keine Lücke mehr gibt.
Natürlich hätte ich damals auch schon gern mit 14....
Ich weiß nicht ob Bambi heute die Lücke zwischen kindlicher Unschuld und jugendlichem Wissensdurst finden kann.
Ist wahrscheinlich nur für solche romantischen alten Säcke wie mich.
 
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Aus mehrfach Erlebtem, ich will es nicht Erfahrung nennen:

1. Man kauft MIR (vielleicht seid Ihr rhetorisch besser besohlt) nicht ab, dass ich jagen gehe nur um Fleisch zu gewinnen, den Wald zu retten, Großprädatoren zu ersetzen oder was wir auch sonst für Lügen (so trifft das auf mich jedenfalls zu) auf Lager haben.

2.
Sir Henry schrieb:
Wenn heute Burger, Nuggets oder sonstiges Fast- und Finger-Food geknabbert wird, denkt niemand daran, dass Teile niedlicher Hühnchen, Schweinchen oder Kälbchen verspeist werden.
Nur beim Hasen- Reh- und Hirschbraten kommen Skrupel hoch.
Verlogen wie die ganze Gesellschft.
Dieses Argument lässt einen fleischkonsumierenden Jagdgegner kurz zeichnen, denn er erkennt die Lücke in seiner Argumentation. Zumindest, wenn es ein Intelligenter ist. Aber...

...3. folgt sogleich "ICH könnte sowas niemals tun, ein Tier umzubringen!"
Und Zack, hast Du trotzdem wieder das Bonbon namens "Lustmörder" am Hemd kleben.

Ich klemme mir solche Diskussionen mittlerweile, wo es geht.
Verschweige aber nie, dass ich Jäger bin. Sollen sie in Stille drüber nachgrübeln "Das ist ja eigentlich ein nettes Kerlchen. Wieso geht so einer zur Jagd?".
 
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@frodo:
Wieso geht so einer zur Jagd?".

Weil der zum Fleischkonsum steht und gerne das isst, was er selbst erlegt (getötet) hat.
Er weiß wie das Stück in vertrauter Umgebung vom Tod überrascht wurde, ohne den stressigen Leidensweg der Schlachttiere über hunderte KM vom Stall in den Schlachthof.
 
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Das stimmt natürlich. Aber es ist nicht die (meine) Primärmotivation.

Ich könnte Bio-Fleisch beim Bauern holen, um Natur zu erleben könnte ich mich mit einer Kamera raussetzen oder mit dem NABU seltene Vögel beim Brüten stören.
What it all boils down to: es ist der Thrill, Beute zu machen! Insofern stimmt "Lustmörder" sogar ein bisschen. :?

Das gilt für mich. Wenn andere aus ökotrophologischen Erwägungen Jäger sind, ist es auch recht und ich bin vielleicht eine Ausnahme.
 
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frodo schrieb:
...3. folgt sogleich "ICH könnte sowas niemals tun, ein Tier umzubringen!"
Und Zack, hast Du trotzdem wieder das Bonbon namens "Lustmörder" am Hemd kleben.

Wieso? Ich antworte dann - in jeweils angepasstem, manchmal, wenn es mir nötig erscheint, auch entsprechend hartem Tonfall: "Ich mache meine Drecksarbeit eben selber und delegiere das nicht an die Mitarbeiter im Schlachthof. Ausserdem ... ("glückliches Reh auf grüner Wiese" ... etc. pp.)".

Klappt ganz gut. ;)

Viele Grüße,

Joe
 
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@mohawk

+1

@Frodo

-1

Habe noch niemand gesehen, der seltene Vögel (vor allem wenn essbar ) totfotografiert hätte. :?
 

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