Im Angesicht der Schweinepest......

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Ich stelle hier einmal ein paar Daten vor. Gültigkeit haben sie allerdings nur für die hiesige Gegend.
Wir gehen von 1000 Hektar bejagbarer Fläche aus. Im Kreisgebiet ist das Wald/Feld Verhältnis ca. 60/40.
Also 600 Hektar Wald und 400 Hektar Feld.
Der Wald besteht zu 20% aus reinem Laubwald, 7% Nadelwald, 69% Mischwald (eher laubbaumlastig), der Rest sonstige waldähnliche Struckturen.
Somit bestehen die 600 Hektar Wald aus: 120 Hektar Laubwald, 42 Hektar Nadelwald, gut 400 Hektar Mischwald und dem Rest verbuschten Brachen mit Hasel und Hainbuche z.b.
Beim Ackerbau dominiert hier eine 4jährige Fruchtfolge Wintergerste, Sommergerste, Raps und Weizen.
Man hat also von allen vier jeweils 100 Hektar im Jahr.

Die 100 Hektar Weizen bringen 700 Tonnen Weizen, der dem Wild von Juni bis Anfang August zur Verfügung steht. Bei der Ernte gehen 5% (35 t)verloren, die danach immernoch auf den Stoppelfeldern zur Verfügung stehen. Ein Quadratmeter Raps enthält eine Blattmasse von 1-2 kg, nehmen wir 1,5. Das sind 15000 kg pro Hektar bzw. 1500 Tonnen Grünäsung auf den 100 Hektar, die dem Wild den ganzen Winter zur Verfügung stehen, auch bei Schnee und Frost.
Der Laubwald bringt bei Eichen zwischen 250 kg und 3000 kg Mast pro Hektar. Bei Buchen 100 kg bis 2000 kg
Rechnen wir im Schnitt mit 500 kg bei Eichen und 250 bei Buche. Macht bei 50/50
30 Tonnen Eichelmast und 15 Tonnen Buchenmast
Für den Mischwald ganz vorsichtige 100kg pro Hektar, macht insgesamt noch einmal 40 Tonnen
ergibt eine Waldmast von 85 Tonnen und 1500 Tonnen Grünäsung durch den Raps.
An frostfreien Tagen ist die im Boden befindliche Nahrung jederzeit zugänglich. Was kraucht da so pro Quadratmeter bis 20cm Tiefe? 100 Gramm an Würmern, Engerlingen, Schnecken usw. sind es wohl sicher. im Wald...auf den Feldern vielleicht etwas weniger also 50 Gramm. Das macht im Wald pro Hektar 1 Tonne also 600 Tonnen auf den Feldern 200 Tonnen.
Zusammengefasst:
Baummast: 85000 kg
Aus oberer Bodenschicht Kleintiere, Wurzeln etc.:800.000 kg
Grünäsung: 1.500.000 kg

Den relevanten Zeitraum fassen wir großzügig von September bis einschlieslich März, also 210 Tage
Auf diese Zeit verteilt bleibt:
Baummast: 85000/210= 405 kg
Aus oberer Bodenschicht Kleintiere, Wurzeln etc.: 800.000/210= 3810 kg
Grünäsung: 1.500.000/210=7143 kg
Vor allem am Raps bedient sich natürlich auch das Rot- und Rehwild.....ziehen wir die Hälfte ab und sagen ca. 3500kg.
An den Eicheln bedienen sich auch noch andere und es bleiben eventuell nur 250 kg pro Tag.
Wieviele Sauen leben auf diesen 1000 Hektar? Nehmen wir an es werden jedes Jahr 120 erlegt und es kommen 120 zur Welt. Dann werden es Feb. noch ca. 130 sein....im Sommer zeitweise über 200.
Wir sind ja fleissig und erlegen schon April, Mai, Juni 50 und im August nochmal 20.
Rechnen wir im September mit 180 und im Februar noch 130 also durchschnittlich 150.
Was braucht eine Sau am Tag? Sagen wir 3kg um vollversorgt zu sein, es reichen aber auch 2 kg also rechnen wir mit 2,5 kg. 150 Sauen brauchen pro Tag 375kg Nahrung. Zur Verfügung stehen: Baummast 250kg, Aus der oberen Erdschicht 3810kg und 3500kg Raps.
Diese täglich zur Verfügung stehenden Nahrungsmengen von ca. 8000 kg, würden sogar 10x sovielen Sauen zum Überleben ausreichen (nicht zur Idealversorgung aber ganz easy zum Überleben).

In Vollmastjahren Eiche steigt die Menge bei der Baummast schon auf 300.000 kg oder noch viel mehr...das sind für jeden Tag von September bis Ende März 1429 kg und genügt bei 3kg pro Tag und Sau für 476 Sauen.
Bei Halbmast (sowas ist ja mittlerweile eher die Regel) genügt allein diese um die 150 Sauen ideal zu versorgen.

Wer jetzt daran denkt, dass im Winter ja oft der Boden gefroren ist und somit diese Menge wegfällt, kann ja mal beim Deutschen Wetterdienst nachschauen wieviele Frosttage es in den letzten 20 Jahren hier noch gab...man kann für jeden getrost 3 Kreuze im Kalender machen. Und selbst wenn es mal ein paar Wochen gefroren ist, der Raps bleibt erreichbar und die Baummast auch. Ganz zu schweigen davon, dass Schwarzwild auch in der Lage ist mal 2 Wochen ohne Nahrung zu chillen.

Und jetzt kommts....auf den 1000 Hektar werden 10 Kirrungen betrieben. Im Schnitt 9 Monate im Jahr (Sep. Okt. und Nov. bringen oft nichts wegen der Baummast). Aber 250 Tage werden die Kirrungen beschickt und weil private Jäger ja grundsätzlich böse sind sogar mit 2kg. Das macht 5000 kg insgesamt...die Hälfte davon wird durch männliches Schwarzwild aufgenommen (tendenziell sogar etwas mehr) und ist damit für die Populationsdynamik nicht relevant. Bleiben immernoch 2500 kg....nun wird im Juni und Juli natürlich fleißig gekirrt als Ablenkung von den Feldern (was sehr gut funktioniert, zumindest ein Teil der Sauen geht wenig oder garnicht zu Schaden), da dort zu dieser Zeit aber das Nahrungsangebot kein mg weniger als unendlich ist, sind auch die dann ausgebrachten Mengen für die Populationsdynamik irrelevant....bleiben 1900kg.
Von den 120 Sauen werden 75 durch Kirrung, 30 durch DJ und 15 im oder am Weizen oder durch sonstige Einzeljagd erlegt. Von den 75 Kirrungssauen sind 35 weiblich....zu errechnen wieviel der 1900 kg diese 35 erlegten Stücke im Jahresverlauf bekommen haben ist schwer zu errechnen, jedenfalls muss diese Menge ebenfalls von den 1900kg abgezogen werden. Und auch die anderen erlegten Sauen von DJ usw. werden durchaus die Kirrungen besucht haben. Aber gut 1000kg bleiben schon übrig für einen Zeitraum von 7 Monaten (12 minus 3 wegen Baummast und 2 bei Getreidereife). Das sind 4,7 kg am Tag für ca. 90 weibliche Sauen mit Tagesbedarf von ca 250 kg....das sind 1,88% des Nahrungsbedarf der weiblichen Tiere.
Der Anteil am Gesamtnahrungsangebot lässt sich auch errechnen. Die Baummast fällt weg weil sie zuerst aufgenommen wird. Bleiben 3500kg Raps und 3810 kg aus der oberen Bodenschicht pro Tag....Runden wir das nach unten auf 7000kg und den Mais den die weiblichen Sauen pro Tag nehmen auf 5kg auf. Damit stellt das, von einigen (scheinbar ernsthaft) für die Populationsentwicklung des Schwarzwilds verantwortlich gemachte Kirrgut 0,071% des Gesamtnahrungsangebotes dar.
Dass untersuchte Sauen oft beträchtliche Mengen Kirrmais im Magen haben zeigt die Effektivität, denn Mais wird trotz dem zur Verfügung stehenden Raps und Bodennahrung bevorzugt. Nur Baummast ist noch beliebter...
 
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Vorweg: Ich hab mir nicht den ganzen Faden durchgelesen.

Auch ich wurde von unserer UJB (in NRW) angeschrieben.
Sinngemäß soll der Sauenbestand im Falle des ASP-Ausbruch weitestgehend "getilgt" werden. In meinem Falle kein Kunststück - Wir haben keine Sauen im Revier...

Nun bin ich ich schon wesentlich länger Schädlingsbekämpfer von Beruf, als ich Jäger bin.

Daher sei mir der Vergleich mit der Wanderratte gestattet. Diese werden als kulturfolgende Gesundheits- und Vorratsschädlinge seit Jahrhunderten aktiv bekämpft. Seit dem Ausbruch der Pest im Mittelalter (als Hauptwirt des Rattenflohs) mit dem konsequenten Ziel der vollständigen Tilgung.

Die Kanalisationen sitzen voll, trotz kontinuierlicher zweimaliger, flächendeckender, hochpotenter Giftköderauslage in einer Größenordung von vielen hundert Tonnen pro Jahr!!!

Tilgung? Reduktion? Fehlanzeige!!!

Und da sollen jetzt "ein paar Jäger mit dem Schießgewehr" mal eben auf Zuruf der Behörde, kurzfristig den Bestand um 90% reduzieren?

Was haben wir gelacht...


Meine Kristallkugel* flüstert mir da was ganz anderes:
Die ASP wird übers Land ziehen. Ähnlich, wie die KSP vor ca. 12? Jahren. Sollte es grössere Ausmaße annehmen, werden die Medien das nächste Sommerloch damit zu stopfen wissen.
Ähnlich, wie mit der letzten Geflügelpest, werden "Experten" von Nabu, BUND u. Co. es wieder "besser" wissen, während die Behörden mal wieder sinnlos um sich keulen.

Nur diesmal werden wir Jäger den geballten Shitstorm abbekommen. Sind ja schließlich "unsere" Schweine, die die Seuche "eingeschleppt" haben...

Wenn unsere Verbandsspitzen hier schlafen, statt rigoros, deutlich und offen auf die eklatanten Mängel und Versäumnisse der Politik, hinsichtlich Jagd-, Naturschutz- und Waffenrecht, hinzuweisen und anzuprangern, könnte es ein ernstes Problem für die Jagd im Gesamten geben.

Logische Zusammenhänge, wie "zweiterfruehling" sie hier ausführlich und sehr gut beschrieben hat, zählen dann nicht mehr.
Politiker und Umweltvereine gehen damit, mediengestützt, in einen gewaltigen Stimmen- und Spendenfang - gegen die Jagd!!!


*Ich habe meine Kristallkugel schon vorsorglich in die Reparatur gebracht. Ich hoffe für uns, das sie einfach nur falsch kalibriert ist...:biggrin:
 

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