Jaja, die Jagdethik

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Gelöschtes Mitglied 15848

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Was jedoch "bei uns" anders ist als bei Anderen, ist die Tatsache, dass uns das Bundesjagdgesetz zwar wie folgt verpflichtet - "Bei der Ausübung der Jagd sind die allgemein anerkannten Grundsätze deutscher Weidgerechtigkeit zu beachten." - aber diese "allgemein anerkannten Grundsätze" eben nicht definiert sind.

In Sachen BJG darf man sich fragen ob die Henne vor dem Ei kam oder umgekehrt. Das deutsche BJG hat doch eigentlich nur den Zeitgeist und die heeren Vorstellungen der Zeit und Gesellschaft in Paragrafen gemeiselt. Einfache Mehrheit im Bundestag und es ist inhaltlich in kürzester Zeit geändert. Gewisse Unklarheiten sind übrigend bei Gesetzen durchaus gern gesehen, weil sie Interpretationsspielraum bieten ohne dass man sich die Mühe einer Gesetzesveränderung machen muss.

Eines ist jedenfalls sicher. Der Kopf folgt immer dem Bauch oder dem Geldbeutel. Wenn sich das angebliche Sauenproblem auswächst, wird der Gesetzgeber dem schneller folgen als der einfache Jägersmann. Ohnehin sind die Grundsätze deutscher Weidgerechtigkeit einem zunehmenden Jägerkreis nicht mehr ganz so geläufig bzw. werden sie aus anderen Gründen nach hinten gestellt.

Früher gehörte es ja bekanntlich auch mal zu diesen Grundsätzen kein Rehwild durch den Schnee bei tiefen Temperaturen zu hetzen...
 
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Würde ich niemals unterstellen.

Was jedoch "bei uns" anders ist als bei Anderen, ist die Tatsache, dass uns das Bundesjagdgesetz zwar wie folgt verpflichtet - "Bei der Ausübung der Jagd sind die allgemein anerkannten Grundsätze deutscher Weidgerechtigkeit zu beachten." - aber diese "allgemein anerkannten Grundsätze" eben nicht definiert sind.

Entweder machen wir uns also auf den Weg, uns darauf zu einigen, oder wir können auf diesen Satz im Gesetzestext verzichten.

Lieber Skogman, man braucht nicht Alles und Jedes in Gesetzen festschreiben. Es ist schlimm genug, dass man heute Ethikkommissionen benötigt, um Politikern zu sagen, wo die Hand aufgehalten werden darf und wo nicht.
Sollte man eine einigermassen Erziehung genossen haben, die etwas gefruchtet hat, benötigt man so etwas nicht und dann ist da auch noch Menschenverstand, sicherlich mal mehr und mal weniger ausgeprägt.
Lass Dir nach vielen Jahren Jagd gesagt sein, dass sich Menschen, die sich auch im wahren Leben wie Schwarzwild benehmen, es bei der Jagd nicht anders halten...

Horrido
 
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Gelöschtes Mitglied 15848

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Ob die Ethik das auch für finanzielle Auswirkungen einer Freizeitbeschäftigung so vorsieht?

Freilich, da kommt die Ethik des ehrlichen Jagdreiseveranstalters oder des Waldbesitzers zum Tragen. Und wenn die zur Jagd blasen holt man die Ethik des ehrlichen Schützens raus, die ja hier auch oft beschworen wird. Ich bin "eingeladen" also MUSS ich Strecke machen.
 
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...es mag hier und dort eine erhöhte "Unfallquote" geben aber das liegt nach meinem Empfinden oft mehr am Charakter der handelnden Personen ....

Das dachte ich auch und es mag verschärfend hinzukommen, aber das Grundübel der m. E. "reduzierten" Ethik bei der Schwarzwildbejagung sehe ich im (bigotten) System. Es ist zwar sehr beliebt, die ganzjährige (nächtliche) Bejagung der Sauen im Gegensatz zu den Wiederkäuern seiner art-typischen hohen Vermehrungsrate zuzuschreiben, aber das halte ich für vorgeschoben, weil am Ende gar kein weit verbreitetes Interesse an wirklicher Reduktion der Sauen zu erkennen ist und die ganzjährige Jagdzeit in erster Linie eine willkommene Chance darstellt, sich nicht mit einer Schonzeit disziplinieren zu müssen. Da kenne ich manche "passionierten Schwarzwildjäger", die glatt an jagdlichen Entzugserscheinungen dahinscheiden würden, müssten sie volle 3 Monate (wie bei den Wiederkäuern) zuhause bleiben.

Tatsache ist, wie OVS schrieb, dass das "Schwarzwildproblem" kein neues ist und bisherige Ganzjahresjagd auf Sauen, mit abertausenden Kirrungen in D, nicht die geringsten Reduktionserfolge verzeichnen konnte. Wie haben das die Waidmänner nach dem Krieg nur hinbekommen, mit wesentlich schlechterer Waffentechnik und Optik, die Sauen binnen weniger Jahre auf ein bedeutungsloses Niveau runter zu schießen?
Antwort: weil sie es wirklich wollten, weil sie es mussten, um die knappe Nahrung für die ausgehungerten Menschen zu haben und nicht dem Wild zum Fraß vorzuwerfen. Da wäre niemand auf die Idee gekommen, täglich Futter an mehrere Kirrungen zu schleppen, um die Sauen in sein Revier zu locken oder dort zu binden, um dann nach effektiveren Abschussmöglichkeiten zu rufen, weil es ja "so schrecklich viele" Sauen gibt.
 
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... man braucht nicht Alles und Jedes in Gesetzen festschreiben ... Sollte man eine einigermassen Erziehung genossen haben, die etwas gefruchtet hat, benötigt man so etwas nicht und dann ist da auch noch Menschenverstand ...
Ich wünschte mir die Welt, in welcher die von Dir beschriebenen Bedingungen für ein gedeihliches Miteinander ausreichen. ;-)
 
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Skogman hat gut den Unterschied zwischen allgemeingültiger Ethik und persönlicher Moral herausgearbeitet.....
Das sehe ich noch etwas anders: Ich meine, ethische Grundsätze sind zuerst mal ein abstraktes Ding und als solches durchaus festgeschrieben - so muss man das sehen und da gebe ich Skogman recht.
Wenn sich ein Jäger darauf berufen KANN, dann nur weil diese Grundsätze auch seinen Moralvorstellungen / seinem Gewissen entsprechen. Es ist egal, ob dem die eigene Prägung schon längst entspricht und das Kind nur einen weiteren Namen bekommt - zum Beispiel "Waidgerechtigkeit" - oder ob man erst noch lernen musste, solche Grundsätze zu internalisieren. Worauf es ankommt: Was tut man jetzt damit?
Den Jägern, die hier selten in einen Konflikt geraten, denen sei es gegönnt. Den Jägern, die hier häufig an ihre Grenzen kommen, denen gilt meine Bewunderung!
 
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In Sachen BJG darf man sich fragen ob die Henne vor dem Ei kam oder umgekehrt. Das deutsche BJG hat doch eigentlich nur den Zeitgeist und die heeren Vorstellungen der Zeit und Gesellschaft in Paragrafen gemeiselt. Einfache Mehrheit im Bundestag und es ist inhaltlich in kürzester Zeit geändert. Gewisse Unklarheiten sind übrigend bei Gesetzen durchaus gern gesehen, weil sie Interpretationsspielraum bieten ohne dass man sich die Mühe einer Gesetzesveränderung machen muss.

Eines ist jedenfalls sicher. Der Kopf folgt immer dem Bauch oder dem Geldbeutel. Wenn sich das angebliche Sauenproblem auswächst, wird der Gesetzgeber dem schneller folgen als der einfache Jägersmann. Ohnehin sind die Grundsätze deutscher Weidgerechtigkeit einem zunehmenden Jägerkreis nicht mehr ganz so geläufig bzw. werden sie aus anderen Gründen nach hinten gestellt.

Früher gehörte es ja bekanntlich auch mal zu diesen Grundsätzen kein Rehwild durch den Schnee bei tiefen Temperaturen zu hetzen...


Die Hetzjagd ist doch nach wie vor verboten. § 19 BJagdG.

Guillermo
 
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Außer dem Landesjagdverband wollte niemand die "ungeschriebenen Regelen der deutschen Weidgerechtigkeit" im JWMG in BW haben. Definieren, was das sei, konnten das die Protagonisten allerdings auch nicht, es sei ungeschrieben, weil unbeschreibbar. Nun denn, dann steht das halt drin, bedeutungsfrei und ohne rechtlichen Belang. Man hätte auch zusätzlich aufnehmen können, dass die Sonne im Osten aufgeht und im Westen untergeht. Oder umgekehrt.
 
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Das dachte ich auch und es mag verschärfend hinzukommen, aber das Grundübel der m. E. "reduzierten" Ethik bei der Schwarzwildbejagung sehe ich im (bigotten) System. Es ist zwar sehr beliebt, die ganzjährige (nächtliche)! Unterstellung, wir jagen nachts nur bei gutem Mond, oder Schnee und ohne Technik, von guten Ferngläsern und Zielfernrohren abgesehen. Bejagung der Sauen im Gegensatz zu den Wiederkäuern seiner art-typischen hohen Vermehrungsrate zuzuschreiben, aber das halte ich für vorgeschoben,Blödsinn, dann ist Rehverbiss auch vorgeschoben. weil am Ende gar kein weit verbreitetes Interesse an wirklicher Reduktion der Sauen zu erkennen ist Ja, da wird es einige Vollpfosten geben. und die ganzjährige Jagdzeit in erster Linie eine willkommene Chance darstellt, sich nicht mit einer Schonzeit disziplinieren zu müssen. Es gibt Wochen im Jahr, da freue ich mich über jedes Angebot, wenn jemand anderes für mich raus geht. Da kenne ich manche "passionierten Schwarzwildjäger", die glatt an jagdlichen Entzugserscheinungen dahinscheiden würden, müssten sie volle 3 Monate (wie bei den Wiederkäuern) zuhause bleiben.

Tatsache ist, wie OVS schrieb, dass das "Schwarzwildproblem" kein neues ist und bisherige Ganzjahresjagd auf Sauen, mit abertausenden KirrungenHaben wir nicht, lehne ich mit Vehemenz ab! in D, nicht die geringsten Reduktionserfolge verzeichnen konnte. Wie haben das die Waidmänner nach dem Krieg nur hinbekommenDas zeugt von Deiner geringen Kenntnis, das Schwarzwild betreffend! Wenn Du weiter denken würdest, als von den Ökologischen vorgesehen und Dich mal mit Praktikern zusammen setzen würdest, dann wüsstest Du, was allein dieser Schxx Biogaswahn in vielen Revieren angerichtet hat, dazu weitere Veränderungen im , dem Markt geschuldeten, Anbauverhalten der Landwirtschaft, z.B. 00-Raps, Mais, usw. mit Deckung und Äsung fast rund um das Jahr im Feld, vollkommen unabhängig von Masten im Wald., mit wesentlich schlechterer Waffentechnik und Optik, die Sauen binnen weniger Jahre auf ein bedeutungsloses Niveau runter zu schießen?
Antwort: weil sie es wirklich wollten, weil sie es mussten, um die knappe Nahrung für die ausgehungerten Menschen zu haben und nicht dem Wild zum Fraß vorzuwerfen .. Da wäre niemand auf die Idee gekommen, täglich Futter an mehrere Kirrungen zu schleppen, Da hast Du Recht, würde ich komplett verbieten!!!um die Sauen in sein Revier zu locken oder dort zu binden, um dann nach effektiveren Abschussmöglichkeiten zu rufen, weil es ja "so schrecklich viele" Sauen gibt
Sorry Stöbi, dass ich reingeschrieben habe, aber konnte mir nicht alles merken.
Waidmannsheil zu Deinen Böcken!

Horrido

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WMD!

Meine Ausführungen waren zwar im Anhalt an Deinen Beitrag verfasst, aber keinesfalls auf Dich oder Deine Verhältnisse bezogen, sondern allgemein zu verstehen. Dass solche Verallgemeinerungen im Einzelfall unzutreffend sind, ist ja keine Frage. Zum groben Charakterisieren der Situation finde ich es aber treffend.
 
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WMD!
Meine Ausführungen waren zwar im Anhalt an Deinen Beitrag verfasst, aber keinesfalls auf Dich oder Deine Verhältnisse bezogen, sondern allgemein zu verstehen. Dass solche Verallgemeinerungen im Einzelfall unzutreffend sind, ist ja keine Frage. Zum groben Charakterisieren der Situation finde ich es aber treffend.



Ich glaube ich habe es bereits schon mal erwähnt, aber dein jagdliches Umfeld scheint ja fast ausschließlich von sehr "problematische Zeitgenossen" bevölkert zu sein!


Gruß

Prinzengesicht
 
A

anonym

Guest
Außer dem Landesjagdverband wollte niemand die "ungeschriebenen Regelen der deutschen Weidgerechtigkeit" im JWMG in BW haben. Definieren, was das sei, konnten das die Protagonisten allerdings auch nicht, es sei ungeschrieben, weil unbeschreibbar. Nun denn, dann steht das halt drin, bedeutungsfrei und ohne rechtlichen Belang. Man hätte auch zusätzlich aufnehmen können, dass die Sonne im Osten aufgeht und im Westen untergeht. Oder umgekehrt.

Weidgerechtigkeit deckt die Lücke ab, die der Gesetzgeber nicht schließen kann oder will, weil man nicht alle Eventualitäten abdecken kann.Weidgerechtigkeit ist bspw der Schrotschuss auf verletztes Wild, wenn es keine besseren Mittel in der Situation vorhanden sind.

Weidgerechtigkeit umfasst einfach gesagt die Regeln des Anstand gegenüber Wild, Hunden, Mitjägern, Umwelt usw.

In der konkreten Ausprägung ist das freilich oft diskutabel und sollte keineswegs zum Lodenjockeltum irgendwelcher Verbandsfuzzis verkommen.

Weidgerechtigkeit hat etwas von sportsmanship.

Es gibt sportliche Verlierer und unsportliche Gewinner. Sportlich bleiben :)
 
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Guest
Du versuchst gerade einem Beamten etwas zu erläutern, wofür es keine genaue Vor- und/oder Niederschrift gibt. Genauso gut könntest du einem Ochsen ins Horn kneifen....

Was ich viel erschreckender finde ist das die Herrn Wissenschaftler in so einer Art und Weise mit Begriffen um sich schmeißen , ohne vorher sich kundig zu machen .

Wie in der Bildzeitung

Tut mir leid :thumbdown:

Und Geld gegen das Leben von höheren Säugetieren aufrechnen ist absurd .

Ob Pflichtethik , Utilitarismus , Regelutilitarismus oder Lebensethik nee

Es gibt eine Sichtweise mit Jägerbrille und eine Ohne .

Mit Jägerbrille oder mehr Realismus ergibt sich das es sich praktisch nicht vermeiden lässt tragende Bachen zu schießen .

Ohne Jägerbrille

Müsste man den Abschuss von weiblichem Schwarzwild eigentlich ablehnen , weil man es nicht ausschließen kann .

Zwei Betrachtung möchte ich noch einwerfen :

- Verpächter suchen die solventesten Pächter .
Diese Pächter haben in der Regel weniger Zeit .
Der Zeitdruck und die finanziellen Unannehmlichkeiten führen dann zu Bachen Abschüssen .

= Wäre es nicht um das Glück aller Beteiligten zu mehren besser, den weniger Solventen mit Herzblut und Zeit zu nehmen .

- Land bzw. Forstwirtschaft hat einen Kern oder Alleinstellungsmerkmal
Sie erringen ihr Einkommen im Spiel mit der Natur .
Das ist der Kern .
Eine intakte Natur hat als Charakteristikum Tiere in irgendeiner Form .

= Wenn ich die Tiere in dieser belebt Umwelt wegnehme , geht der Kern der Forst bzw. Landwirtschaft flöten .
Demnach dann eine Freiluft - Fabrik , mehr nicht .
 

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