... keine Geduld und Muse freihändig mit Bankschleifsteinen rum zu hantieren.
... möchte meine Freizeit im Revier verbringen und nicht beim Messerschleifen, da ich Jäger und kein Messersammler bin.
Exemplarisch herausgefischte weil oft bemühte Schutzbehauptungen, die der jagdlichen Realität nicht standhaltend. Stumpfe Jagdmesser sind mittels zwei sachgerecht gewählter Banksteine (universell sind insbesondere DMT Diasharp 8x3 Fine und Spyderco Bench Stone Fine) binnen ein bis zwei Minuten haarscharf. Also schneller, als ein Lansky-Schärfsystem montiert und einsatzbereit ist. Work Sharp, Tormek und Konsorten dagegen sind jagdlich nicht vollumfänglich tauglich (fremde Reviere/Wildkammern, Drückjagden, Jagdhütte, Jagdurlaub), mit Restriktionen und Marotten behaftet, wegen möglicher Wärmeeinwirkung auf die bei Jagdmessern gerade mal 0,5 bis 2 mü dicke Schneidkante nicht unproblematisch und wegen des rabiaten Materialabtrags sowie der alles andere als optimierten Schnitthaltigkeit unterm Strich ein teurer Spaß.
Die jagdliche Realität vermittels dreier fiktiver Beispiele anhand eines Waidmanns (Pragmatiker durch und durch, von gerade mal durchschnittlicher Begabung), der namentlich nicht genannt werden möchte:
Erstens: Er hat mit seinem Jagdmesser an einem recht erfolgreichen Jagdtag ein paar Stücke Wild (Rehwild fordert ein Jagdmesser kaum, gehen wir daher von Schwarz- und Rotwild aus) versorgt. Er kommt nach Hause, reinigt mit Bürste/Spülmittel/lauwarmen Wasser, inspiziert die Schneide im Gegenlicht und mit Daumennagelabrieb. Je nach Zustand geht er zuerst auf Spyderco Bench Stone Medium oder sofort auf Fine (falls völlig stumpf/schartig fängt er mit DMT Diasharp Fine an und könnte dann den Medium auslassen; seinen DMT Coarse braucht er nur alle Jubeljahre für völlig stumpf gearbeitete PM-Jagdmesser gewisser Jagdfreunde, die seine vermeintlichen „Mühen“ immerhin mit Essenseinladungen, guten Rotweinen und Jagdeinladungen lohnen). Auf dem bzw. den Steinen streicht er je nach Zustand fünf bis zwanzig, im Extremfall dreißig Mal (über dreißig wäre Terrain für DMT Coarse) hin und her, sucht mit Finger/Daumennagelabrieb/Gegenlicht den aufgestellten Grat. Bricht diesen mit zwei, drei Strichen, schiebt beide Schneidenseiten nochmals mit ganz sanftem Druck über den Fine und hat dann ein haarscharfes Messer in der Hand, dessen Schneide bereits spiegelt und sämtlichen jagdlichen Anforderungen bei maximierter Standzeit (leicht konvex, ohne Wärmeentwicklung, mittels AC geschlossene Matrix) gerecht wird. Dauer: Eine Minute, vielleicht zwei, nie mehr als drei.
Wohlgemerkt ganz ohne den rabiaten Materialabtrag von Work Sharp, Tormek, Vulkanus et cetera, ohne Schleifbandwechsel und Säuberung der Umlenkrollen (die vom Work Sharp zerlegt es relativ schnell, erst der WS KO ist tatsächlich praxisgerecht, sexy ist selbst der WS KO erst mit Blade Grinding Attachment), ohne Wässern und Abrichten, ohne Klingen in Klingenhaltern zu verkratzen, ohne die Klingenspitze auf dem schmalen WS-Band zu runden usw.
Zweitens: In der Wildkammer ersetzt ihm ein richtig eingesetzter, qualitativ hochwertiger Alumina Ceramic-Stab (genau genommen hat er den schon vor Jahren durch einen Spyderco Bench Stone Fine ersetzt, weil sich damit der Klingenansatz erst gar nicht höhlt und die Spitze präzise definiert bleibt) die Aufgaben sowohl von Abziehstahl (Aufrichten) als auch Vulkanus und Konsorten (Abtragen) fast vollumfänglich (selten korrigiert er mal mit DMT Fine oder Spyderco Medium) und drittelt (!) damit die andernorts fürs Abziehen und Schärfen insgesamt benötigte Zeit. Problemlos desinfizierbar ist AC obendrein (im Gegensatz zu Ölsteinen, Natursteinen, Japanern, Schleifbändern, Filzscheiben).
Drittens: Jemand aus der Reihe der üblichen Verdächtigen rückt zur Jagd mit einem stumpfen Messer (egal ob 12C27 bei Mora, Niolox bei Schanz, S35VN bei CR Nyala oder S90V bei Müller MSP) an und klagt laut vernehmbar sein Leid. Unser Protagonist erträgt die Jammerei nicht, kramt seinen DMT Diafold F/EF aus dem Rucksack, streicht das vermaledeite Messer je zehn bis zwanzig Mal (mehr als dreißig und er hätte besser einen DMT Diafold Coarse mitgeschleppt) auf jeder Klingenseite und Körnung hin und her, sucht den Grat wegen Dämmerlicht mit Fingerspitzen und Daumennagelabrieb, streift ihn ab, streicht jede Schneidenseite noch ein paar Mal mit ganz wenig Druck über die EF-Seite und hat eine für Zugschnitt quasi ideale Gebrauchsschärfe. Wiederum eine Minute, vielleicht zwei, keinesfalls mehr als drei. Eine gute Flasche Rotwein und eine Jagdeinladung auf Rotwild irgendwo in der Eifel folgen wenige Tage später. So gesehen hat sich dieser wegen Plastik und Löchern beim ersten Anblick für Amischrott gehaltene DMT Diafold für erschreckend unverhältnismäßig erscheinende vierzig Euro schon zigfach amortisiert.
Fazit:
So lange der Heilige Hubertus die Jägerschaft in Sachen Jagdmesserschärfen dumm hält, gehen unserem Protagonisten Rotwein und Jagdeinladungen sowie die eine oder andere Gelegenheit zu Amüsement nicht aus.
Und um abschließend eine nur auf den ersten Blick vermessen scheinende These zu formulieren:
Wer einen Lansky zusammenbauen und mit ihm schleifen kann, ein Messer im richtigen Winkel über ein Band von Worksharp oder den Stein einer Tormek ziehen, gar ein Messer eine gefühlte Ewigkeit an den Stäbchen eines Sharpmakers herunterstreichen kann, der verfügt allzu offensichtlich über alle Fingerfertigkeit und Koordination, die es für Banksteine benötigt.