Miscanthus im Hochwild Revier

WWQ

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Werte Gemeinde,
eignet sich Miscanthus für Rotwild als gelegentlichen Einstand oder ist es zu dicht / "scharfkantig" oder ähnliches? Danke
 
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Wird bei uns "nur" von Reh und Schwarzwild genutzt. Allerdings wurde es in den letzten zwei trockenen Jahren auf dem brandenburgischen Sand auch nicht sehr hoch (170cm).
Das Schilfgras ist normalem Schilf recht ähnlich und das hat ja auch "scharfe" Blätter. Und in Schilfgebieten tummelt sich das Rotwild bei uns gerne. Deshalb, mechanische Gründe würde ich ausschließen.

Aber Miscanthus ist nichts, was in unsere Flora gehört. Ist ein Neophyt, der keinerlei ökologischen Nutzen hat. Wird von nix und niemandem gefressen, breitet sich mit Rizomen aus und beschattet den Boden sehr zuverlässig.

Ich würde von einer Pflanzung dringend abraten und ist vielerorts auch verboten. Es gibt genügend heimische Alternativen für ein solches Vorhaben auf der Freifläche.
 
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WWQ

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Ok, danke. Das leuchtet natürlich auch ein. Welche Alternativen gibts es mit ähnlichen Attributen? Sudangras?
 
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Also bevor wir mal wieder auf der Neophytenschiene herumreiten: Wir reden von einer Kulturpflanze wie Mais oder Kartoffel, nur das diese vom anderen Ende der Welt kommt. Der Hybrid M. gigantheus samt sich bei uns nicht aus, verwildert auch nicht. Die Stöcke werden zwar vom Durchmessser her größer aber es kommt keiner Ausbreitung. Miscanthus sacchariflorus dagegen breitet sich aus. Pflanzmaterial gibt es aber nur im Staudenhandel (Baumarkt und damit zu teuer). Wird also praktisch nicht angebaut.

Auch die Wildform Miscanthus sinensis gibt es auch nur im Gartenfachhandel. Wo ist das Pflanzen von Miscanthus verboten? Im Verbotsstaat Deutschland? Miscanthus, egal welchen kann man nicht einfach irgendwo in die Botanik setzen, der braucht sein sauberes Feld wie Mais und keinesfalls feucht. Stimmt, Äsung bietet er keinen, dann müssen die Sauen wenigstens mal raus aus der Deckung.
Die Unterart Ph. colchicus torquatus erreicht in den Dschungeln die höchste Siedlungsdichte aller Fasane, auch bei uns sind sie leidenschaftlich gerne drin.

Sudangras oder andere Hirsearten müssen jedes Jahr erneut angebaut werden. Im Offenland sind Miscanthusinseln ein Segen und bieten auch Nistplätze für Rohrsänger.

Wer nach einem Jahr schon Deckung haben will: Sudangras mit jährlichem Umbruch und Neueinsaat.
Dauerstruktur ab dem 3. Jahr Deckung: Miscanthus.

Was für den Fuchs der Kunstbau ist für die Sau der Miscanthus, ca. 0,5 h groß im Offenland. Da stecken sie. Die Rotten werden sofort gesprengt, da es schwer ist die Verbindung zu halten. Dann muss man nur noch treffen übers freie Feld

Das normale Schilf (Phragmites communis ) bietet auch eine Äsung, also regt Euch nicht auf. Wenn Rotwild oder Damwild vorkommt, ist dieses mit Sicherheit auch da drin. Es ist kein flächiger Filz wie beim normalen Schilf. Zwischen den Stöcken kommt man schon durch.

IMG_4593.JPG
Bei dieser Jagd wurden von 13 Sauen 9 erlegt, in einem anderen Fall von 37 Sauen die rausgebracht wurden 32. Also eine hocheffektive Methode der Saujagd.

 
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Du hast auf jeden Fall mehr Ahnung bzw. Erfahrung als ich mit dieser Pflanze. Dein Erfahrungsbericht ist sehr interessant.
Meine beruht auch nur auf dem Anbau bei uns seit 4 Jahren zum Zweck der Energiepfanzen-Gewinnung (im März)
Uns hat die UNB den Anbau "im Wald" weitestgehend untersagt. Was auf Akkerflächen erlaubt ist, weiß ich nicht.

Persönlich halte ich von diesem "Kunstprodukt" nichts.
Ja, es stimmt, man kommt gut durch die Flächen durch. Das liegt aber auch daran, dass es, zumindest bei uns, quasi keine Begleitvegetation gibt. Ökologisch verödet eine solche Grasfläche vermutlich deutlich gegenüber einer echten Heckenanpflanzung.
 
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Also wer meint, Miscanthus irgenwo in die Landschaft pflanzen zu müssen.....das regelt die Natur selbst. In der Jugend ist er gegen Konkurrenz sehr empfindlich. Braucht in der Regel Pflanzenschutz und der ist dann schon mal das K.O.-Kriterium. Der Vorteil: Der Ackerstatus bleibt erhalten und damit der Wert des Grundstückes. Eine Hecke wäre sicherlich vorteilhafter, aber die hat Ewigkeitsschutz auf der Fläche.

Wie hat das bei Euch im Wald(?) funktioniert? Er braucht Sonne.
Warum macht mann da nicht gleich einen Pappelenergiewald?

Man könnte M. auch aufwerten, indem man einzelne Pflanzen der Virginamalve mit pflanzt
https://de.wikipedia.org/wiki/Sida_hermaphrodita
Die dürren Stängel lassen sich dann auch mit ernten. Durchwachsene Silphie bringt nix, die ist bis zum Frühjahr nur Brei. Da gibt es aber auch inzwischen Hinweise, dass sie von der Fläche "abhaut".

Wichtiger wäre es, wenn man erst mal den geliebten Topinambur aus den Köpfen der Jäger entfernt, der macht inzwischen oft Probleme. Auf einem Wildacker in der Kiefernwüste kann er sicher nix anrichten, aber außerhalb.

Wird der M. genutzt, stellen sich oft auch trotzdem Gehölze ein. Hartriegel durch Vogelkot, oder die Hundsrose. Wird dann eben mit genutzt. Aber in meinen M.-Inseln mache ich die Sträucher immer raus..

Miscanthus Hildenbühl (8).jpg
Miscanthus_sinesis_Go.JPG

Ich kombiniere meine M.-Inseln immer mit LR I. Da geht dann was...:)
 
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Richtig. Für mich im Feld einfach d i e Wildpflanzenmischung. Wenn es um Winterdeckung geht ist die Biogas von Saaten Zeller aber auch gut.
Heißt nicht dass der LR I nicht auch auf einer Waldlichtung wächst aber da ist es je nach Standort schnell vorbei mit der Bejagung, außer man macht Schneisen.
 
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Er ist ein Neophyt mit agressiver Ausbreitungstendenz. Entlang von Flüssen - die Knollen werden leicht bei Hochwasser verbreitet - verdrängt er die autochthone Vegetation.
Auszug Wiki:
Einordnung als Neophyt
Die Pflanze wuchert,[6] und die enorme Wuchskraft bedingt, dass schon Bruchstücke der Rhizomknollen reichen, um neu auszutreiben[2] und auch noch in Folgekulturen als „Durchwuchs“ aufzutreten.[10]
In Mitteleuropa verwildert Topinambur häufig und kann – wie andere Neobiota beziehungsweise Neophyten – Probleme verursachen, da sie heimische Pflanzen verdrängt, selber aber außer Wühlmäusen[11] und Wildschweinen[12] nur wenige Fressfeinde hat. Im Juli und August bildet die Pflanze an den unterirdischen Ausläufern (Erdkriechsprossen, Rhizomen) länglich-spindelförmige Knollen aus, die als Kohlenhydratespeicher dienen. Aus ihnen treiben im nächsten Frühjahr neue Sprosse. Die Pflanze ist daher in der Lage, in eine bestehende Pflanzengesellschaft einzudringen und diese aufgrund ihres raschen Höhenwachstums im Frühjahr, bei dem die anderen Pflanzen sehr stark beschattet werden, zu verdrängen. Die Wuchskraft ist jedoch sehr vom Standort abhängig. Im eigenen Garten sollten Wurzelsperren (Rhizomsperren) verwendet werden, um die Verwilderung von Topinambur zu vermeiden.[13] Sie kommt in Mitteleuropa in Gesellschaften der Ordnung Convolvuletalia vor, dringt aber auch in Artemisietea-Gesellschaften ein.[9]
Zitat Ende
Daher: Wenn in der Streusandbüchse in Nordostdeutschland irgendwo eine Fläche im Steckerlwald angelegt wird, dann passiert da normal noch nichts. Außerdem ist der Nutzen fürs Wild sehr begrenzt. Sauen nehmen den T. nicht immer und oft erst nach Jahren. Die haarigen Blätter werden wenig verbissen. Im Winter wird der Stängel schnell Matsch, sprich so gut wie keine Winterdeckung. Wenn man erreichen will, dass z.B. das Rehwild die Knollen intensiv nutzen kann:
Im Spätherbst abmulchen und grubbern. Die abgeregneten Knollen werden dann geäst. Also zwei Arbeitsdurchgänge um einen Wildacker genießbar zu machen.
Ich kenne noch drei Sorten:
Die Sorte Bianka mit den weißen Knollen
Küpper's rote Zonenkugel mit großen roten Knollen und sehr hohen Stängeln
Waldspindel für schlechtere Standorte, kleine Knollen, geringeres Stängelwachstum
Sicher gibt es da inzwischen Neuzüchtungen, gibt ja alle möglichen Produkte aus Topinambur. Schmeckt auch nicht schlecht.
 
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Bei uns wurde M. unter Stromtrassen im Wald auf sehr armen und sehr trockenen Standorten gepflanzt, ohne Schutz. Pappel, Weide und co. haben dort nicht funktioniert und M. ist eine Alternative für den Häcksler ohne Umbau. Die Biomasse sollte in ein BMK. Aber so ganz ohne Dünger auf unseren 20er Böden wird das nicht groß was werden
 
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Er ist ein Neophyt mit agressiver Ausbreitungstendenz. Entlang von Flüssen - die Knollen werden leicht bei Hochwasser verbreitet - verdrängt er die autochthone Vegetation.
Auszug Wiki:
Einordnung als Neophyt
Die Pflanze wuchert,[6] und die enorme Wuchskraft bedingt, dass schon Bruchstücke der Rhizomknollen reichen, um neu auszutreiben[2] und auch noch in Folgekulturen als „Durchwuchs“ aufzutreten.[10]
In Mitteleuropa verwildert Topinambur häufig und kann – wie andere Neobiota beziehungsweise Neophyten – Probleme verursachen, da sie heimische Pflanzen verdrängt, selber aber außer Wühlmäusen[11] und Wildschweinen[12] nur wenige Fressfeinde hat. Im Juli und August bildet die Pflanze an den unterirdischen Ausläufern (Erdkriechsprossen, Rhizomen) länglich-spindelförmige Knollen aus, die als Kohlenhydratespeicher dienen. Aus ihnen treiben im nächsten Frühjahr neue Sprosse. Die Pflanze ist daher in der Lage, in eine bestehende Pflanzengesellschaft einzudringen und diese aufgrund ihres raschen Höhenwachstums im Frühjahr, bei dem die anderen Pflanzen sehr stark beschattet werden, zu verdrängen. Die Wuchskraft ist jedoch sehr vom Standort abhängig. Im eigenen Garten sollten Wurzelsperren (Rhizomsperren) verwendet werden, um die Verwilderung von Topinambur zu vermeiden.[13] Sie kommt in Mitteleuropa in Gesellschaften der Ordnung Convolvuletalia vor, dringt aber auch in Artemisietea-Gesellschaften ein.[9]
Zitat Ende
Daher: Wenn in der Streusandbüchse in Nordostdeutschland irgendwo eine Fläche im Steckerlwald angelegt wird, dann passiert da normal noch nichts. Außerdem ist der Nutzen fürs Wild sehr begrenzt. Sauen nehmen den T. nicht immer und oft erst nach Jahren. Die haarigen Blätter werden wenig verbissen. Im Winter wird der Stängel schnell Matsch, sprich so gut wie keine Winterdeckung. Wenn man erreichen will, dass z.B. das Rehwild die Knollen intensiv nutzen kann:
Im Spätherbst abmulchen und grubbern. Die abgeregneten Knollen werden dann geäst. Also zwei Arbeitsdurchgänge um einen Wildacker genießbar zu machen.
Ich kenne noch drei Sorten:
Die Sorte Bianka mit den weißen Knollen
Küpper's rote Zonenkugel mit großen roten Knollen und sehr hohen Stängeln
Waldspindel für schlechtere Standorte, kleine Knollen, geringeres Stängelwachstum
Sicher gibt es da inzwischen Neuzüchtungen, gibt ja alle möglichen Produkte aus Topinambur. Schmeckt auch nicht schlecht.
Hier muss ich teilweise wiedersprechen.
Klar ist das T nichts in Graben oder Flussböschungen zu suchen hat.

Bei uns wird T gerne von allem Schalenwild angenommen. Besonders die jungen Pflanzen bis Hüfthöhe. Es werden richtig Löcher von mehrere m2 rein Geäst. Besonders vom Rehwild. Im Winter wird teils das Mark aus den Stengel Geäst.

Deckung ist hervorragend und Einstand für alles Wild.

Knollen werden von den Sauen gerodet. Alles andere wild labt sich an den Resten.

Alle 5 bis 10 Jahre müssen die Flächen neue angelegt werden weil der Bestand zu dünn wird. Standort Moor. Also sehr wüchsig.

Man muss aber dazu sagen, das bei uns seit 25 Jahren T auch in der Landwirtschaft angebaut wird. Daher für das Wild eine normale Kultur.
 
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Ist klar, je weniger eine Landschaft dem Wild an Äsung bietet, umso mehr werden auch andere Pflanzen angenommen. In einem Moorgebiet wurde die Forststraßenränder mit Bitterlupine eingesät. Diese wurde vom Rotwild dort begierig geäst.
Wenn das Wild diese Pflanze kennt, dann ist das schon die halbe Miete. Wir hatten in einem großen Waldgebiet einen T.-Acker. Der wurde so gut wie nicht angenommen, nebenan waren Wiesen. In einem anderen Revier wurde der Acker von den Sauen nach 11!! Jahren angenommen.
Wenn ich über Deckung nachdenke, dann meine ich immer den Winter, im Sommer ist Deckung ja kein Thema.
Bei niederwüchsigen Beständen war es mit <10 cm Schnee schnell vorbei mit der Deckung, da sah man jede Maus laufen. Wenn es um die Beurteilung der Deckung geht, dann schaut im Sommer, Herbst und von der Seite auch im Winter alles auf den ersten Blick gut aus. Ich empfehle jeden, mal bei Schnee entweder mit einer Drohne - oder ich lass mich immer mit Motorsegler rumfliegen - das Revier von oben anschauen. Schnell wird dann klar, dass man eigentlich überhaupt keine Deckung im Revier hat und man braucht sich über nichts zu wundern.
Ich habe vielleicht den Vorteil, dass ich in meinem ganzen Jägerleben so ziemlich alles ausprobieren konnte. Trotzdem darf man nicht vergessen: Keine Reviersituation ist wie die andere.
 

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